Agni Yoga

 

1929

 

 

Zeichen des Agni Yoga

 

 

Zweite, [überarbeitete] Auflage 1937.

 

Copyright

Alle Rechte einschließlich des

Übersetzungsrechtes beim Autor

 

„AGNI YOGAS“ Verlag

Riga, Elizabetesstr. 21a, W. 7

 

 

 

      Der verehrungswürdige Mahatma, der die Bücher „Der Ruf“, „Erleuchtung“ und „Gemeinschaft“ gab, übermittelte viele Ratschläge und Zeichen des Agni Yoga. Diese zweckmäßigen Weisungen sind von uns zum Nutzen jener gesammelt worden, die nach Wissen suchen.

      Sanskrit und Senzar[1] verleihen der Darstellung einen besonderen Anstrich und finden in anderen Sprachen nicht immer ein Äquivalent. Nichtsdestoweniger ist die Bedeutung der Aussprüche genau bewahrt worden, und jene, die am gegenwärtigen Leben teilnehmen, werden diese weise Lehre, die aus den Erfahrungen von Jahrhunderten hervorging, aufmerksam lesen.

 

 

Vorwort

 

      Yoga, diese höchste Verbindung mit den kosmischen Errungenschaften, bestand zu allen Zeiten. Jede Lehre umfasst ihren eigenen, der jeweiligen Evolutionsstufe angepassten Yoga. Die Yogalehren verneinen einander nicht. Wie die Zweige eines einzigen Baumes spenden sie Schatten und erfrischen den von der Hitze erschöpften Wanderer.

      Voller neuer Kräfte setzt der Wanderer seinen Weg fort. Er nahm nichts, was ihm nicht zustand, und wandte sich nicht von seinem Streben ab; er gewährte dem Segen des Raumes Zutritt, gab den ihm bestimmten Kräften die Freiheit und bemächtigte sich seines einzigen Besitzes.

      Weicht den Kräften des Yoga nicht aus, sondern tragt sie wie Licht in die Dämmerung einer unerkannten Arbeit.

      Für die Zukunft erheben wir uns aus dem Schlaf. Für die Zukunft erneuern wir unsere Gewänder. Für die Zukunft ernähren wir uns. Für die Zukunft streben wir in unserem Denken. Für die Zukunft sammeln wir Kräfte.

      Zuerst werden wir die Ratschläge des Lebens anwenden, und dann werden wir den Namen des Yoga der nahenden Zeit aussprechen. Wir hören die Schritte des Elementes Feuer, aber wir werden schon bereitet sein, die Wogen der Flamme zu lenken.

      Deshalb begrüßen wir den alten Raja Yoga[2] und bejahen den zukünftigen Agni Yoga.

 

*****

 

      1. Man wird fragen: „Kann die Zeit Maitreyas* eine Epoche bilden?“ Antwortet: „Wenn die Kreuzzüge eine ganze Epoche gebildet haben, dann ist die Epoche Maitreyas natürlich tausendmal bedeutender.“ In einem solchen Bewusstsein sollte man sie durchschreiten.

      (…)[3]

 

      2. Die Menschen verstehen nicht, was Gott und Bodhisattwa* bedeutet. Wie Blinde fragen sie: „Was ist das Licht?“ Doch den Menschen fehlen sogar die Worte, um die Eigenschaften des Lichts zu beschreiben, obwohl sie es täglich wahrnehmen.

      So sehr fürchten sich die Menschen vor dem Ungewöhnlichen, dass sie die Grenzen von Licht und Finsternis verwischt haben. Am leichtesten fällt es ihnen, sich vorzustellen, dass sich der Palast Gottes auf dem größten Stern befindet. Andernfalls würde ihr Gott ohne Wohnstätte bleiben. Ihre mangelnde Angemessenheit* nötigt sie, Bestehendes herabzusetzen.

      (…)

 

      3. Oft wundert ihr euch, warum Ich auf eine Frage keine Antwort gebe.

      Man muss wissen, dass die Gedankenpfeile oft das Objekt der Antwort streifen. Stellt euch einen Wanderer vor, der auf einem Seil über einen Abgrund geht. Wäre es weise zu beginnen, ihn anzurufen? Ein Anruf kann sein Gleichgewicht stören.

      Deshalb sollten Namen ohne dringende Notwendigkeit seltener ausgesprochen werden. Die Fähigkeit, individuelle Namen zu nutzen, ist notwendig. Die Fähigkeit, Namen auszusprechen, sollte wie der Schlag eines Hammers im Raum sein.

 

      4. Betreffend einfache Worte für einfache Leute sollte man sich daran erinnern, dass einfache Leute kleine Dosen Medizin benötigen. Dasselbe Gesetz gilt wie oben, so unten. Deshalb sind einfache Leute die besten Verbreiter.

 

      5. (…)  

      Die Erweiterung der Gefäße ist typisch für das Wachstum des Bewusstseins, und dies muss durch technische Mittel vor dem Druck der Sonne auf das Sonnengeflecht geschützt werden.

      Vergessen wir nicht, wie die Priesterinnen des Altertums sich vor der Sonne schützten. Sie trugen einen Brustschild aus Lithium, überzogen mit Wachs, dessen Schmelzen die unzulässige Temperatur anzeigte.

      Außer dem Eintauchen der Hände in Wasser ist das Eintauchen der Füße erlaubt. Ein kaltes Bad kann ebenso schädlich sein wie Strahlen[4].

 

      6. (…)

      Im Mentalkörper kann man verschiedene Planeten besuchen. So zeichnet sich die künftige Etappe ab, bei der das Bewusstsein nicht mehr an einen einzigen Planeten gebunden sein muss. Wie man jetzt die Erde von einem Teil zum anderen durchqueren kann, so kann das gleiche Prinzip interplanetar gelten.

      Der Lehrer schlägt vor, euch über jede geistige Errungenschaft zu freuen. Der Weg zwischen Planeten ist nicht komplizierter als die Erkenntnis der Grenze zwischen dem physischen und dem astralen Körper, und nicht komplizierter als die Erkenntnis des Gedankens und das Streben zu den Sternen. Nur beim Streben zum Interplanetaren kann man mit einer Evolution der Menschheit rechnen. (…)

      (…)

 

      7. (…) Die Verdichtung des Astralkörpers* ist allein für sich genommen unbedeutend, verglichen mit der bewussten Arbeit des Mentalkörpers. Für seine Aufgaben auf diesem Planeten muss der Mentalkörper nicht aus seinem verborgenen Zustand herausgeführt werden, doch interplanetare Tätigkeit bedarf des höchsten Körpers.

      Die Verwirklichung neuer Strahlen wird es ermöglichen, das Bewusstsein in verschiedenen Schichten zu bewahren. Früher ermöglichten nur einige Schichten der Atmosphäre die Bewahrung des Bewusstseins. Doch Unterbrechungen durch gasförmige Ströme waren möglich. Die neuen Strahlen können diese Hindernisse durchdringen, indem sie gleichsam Lufttunnel bilden und so die bewusste Aktivität erweitern.

      (…)

 

      8. Man kann darauf hinweisen, warum die Lehrer des Wissens beim Verlassen der Erde gelitten haben. Dieses Leid war natürlich bewusst und freiwillig. Wie der Gastgeber den Kelch bis zum Rand füllt, so will der Lehrer das letzte Zeichen des Testamentes besiegeln.

      (…)

      Die Verleumdungen der alten Welt sind ohne Bedeutung, jede wahre Heldentat ist für den Kosmos notwendig. Die schöpferische Kraft einer Heldentat ist ähnlich wie bei jedem Schöpfungsprozess. Indem wir die Form vertiefen, schaffen wir einen zeitlosen Kristall. Das Gefühl der Vervollkommnung erhebt den Geist der schöpferischen Erscheinungen. (…)

      Man kann darauf hinweisen, dass sich die Heldentat in zwei Aspekte aufteilt: die überirdische und die irdische Heldentat. Als ein Beispiel überirdischen Strebens kann man das gelassene Hinscheiden des Großen P.[5] ansehen.

      Lasst uns die Heldentaten nicht abwiegen, denn das Verstehen der Evolution ist individuell und beruht auf Freiwilligkeit.

      (…)

 

      9. Jeder, der menschliche Auren beobachten kann, kann ein lebendiges Spiel leuchtender Ausstrahlungen sehen. Auf dem Prinzip dieses kosmischen Stromes beruht die Struktur einer vernünftigen Tätigkeit. Jede Leblosigkeit gehört zu den Erzeugnissen der Finsternis. Wo es Lichtwellen, wo es einen Austausch lebendiger Funken gibt, dort ist Unser Strahl.

      Meine Lehre vermag die Wellen des erforschten Akascha* zu enthüllen. Heißt die Freude der Funken willkommen! Das ist keine Unbeständigkeit, sondern eine Vertiefung der Aufgabe. Nur indem ihr Unseren Willen offenbart, könnt ihr euch annähern. Mein Wunsch ist es, die Schönheit des Geistes zu bewahren.

      Jede Bewegung kann in einen Erfolg des Geistes verwandelt werden.

      (…)

 

      10. Nur wenn er einsam ist, nur wenn er keiner Dinge bedarf, wenn er nicht jammert und wenn er nicht ungeduldig ist, frohlockt der Kühne. So wollen Wir mit der Übersetzung Unseres alten Buches über die Kühnheit beginnen.

      Wenn ein Kind mit einem jungen Kätzchen spielt, ist die Mutter gerührt über seinen Mut und will nicht wahrhaben, dass das Kätzchen noch blind ist. Treibt ein Junge mit der Seele eines Altersgenossen seinen Spaß, staunen die Zuschauer über seine Kühnheit, ohne die Gehemmtheit der armen Seele zu bemerken. Wenn ein Mann gegen einen Gerichtshof losdonnert, sind die Zeugen entzückt von seinem Mut, ohne zu bemerken, dass das Wagnis seiner Drohung mit klingendem Gold erkauft wurde. Wenn ein Greis sich selbst tröstet, indem er über den Tod spottet, sind seine Freunde gerührt und bemerken nicht, dass Furcht die Grimasse des Spottes formte.

      Kühnheit wird von den Menschen gewöhnlich nicht bemerkt, weil sie ihrer Natur nach ungewöhnlich ist. Ungewöhnliches bedeutet einen Krampf für das Herz.

      Wo bist du, der du überwunden hast? Wo bist du, der du den Krampf in einen Sprung zum Licht verwandelt hast? Höre, Kühner!

      In der Tiefe der Nacht werde Ich Mich nähern, um deine Schuhe zu segnen und dein Kopfkissen mit Lichtfunken zu bestreuen; denn der Schlaf des Kühnen ist wie das Verklingen einer Laute, wenn alle sieben Saiten voller Geheimnis sind und wenn der Schlaf des Kühnen dem Verstummen vor dem Wirbelwind gleicht, vor dem selbst die feinsten Halme unbewegt verharren.

      Erschüttert das Brüllen eines Löwen etwa die Welten? Nein, damit ist die Kühnheit erwacht und der königliche Lotus des Geistes hat sich entfaltet.

      Brüder, sammeln wir uns in der Halle der Freude, die Blume ist erblüht und das große Rad ist aufgerichtet. Unsere Freude steigt hinab in die unterirdischen Welten und schwingt sich empor zu den Überirdischen Brüdern.

      Wir singen der Kühnheit das beste Lied.

 

      11. Der Pfiff eines Vogels unterbrach den Augenblick der Rast. Warum spannen sich die Vögel zu so früher Stunde an? Sie wurden kühn, als sie das Lob der Kühnheit hörten. Doch niemand sagte ihnen, dass ihr gewöhnliches Pfeifen ihre Kühnheit nicht vergrößert. Betäubt durch Alltäglichkeit schreit die Finsternis. Finsternis erträgt die Kühnheit des Lichtes nicht.

      Wenn die Waage des Herrschers gespannt ist, werden wir früh erwachen, um auszuwiegen, wie wir den gestrigen Tag verbracht haben. Wir wollen das Kühnste wählen, damit diese Samenkörner die Waagschale beschweren. Geben wir die Trübsal der alten Welt hinzu, denn ihre Last ist uns von Nutzen. Fügen wir die Spötteleien der Unwissenheit dazu, jede von ihnen beschwert die Waagschale der Wahrheit. Wenn wir Drohungen und Anschläge finden, vergessen wir nicht, sie der gefüllten Schale beizufügen.

      Was aber veranlasst die Waage auszuschlagen? Womit ist die Schale der Anschuldigung angefüllt? Welch jämmerliche düstere Lumpen füllten die Schale des Gerichts? Wie verwelkte, schmutzige Blätter des vergangenen Winters häuften sich die alltäglichen Flüche auf, der Abfall von gestern.

      Triumphiert, kühne Taten, denn das mächtig Beschwingte hat die Verurteilung überwunden.

      Herrscher, erlaube mir, die trügerischen Lumpen des Gewöhnlichen dem Feuer zu übergeben. Ich irre nicht in der Erkenntnis, dass beschwingte Kühnheit Deinen Segen hat. In der heiligen Esse schmiede ich die Flügel des Alaya*. Ich kenne keine Klagen, Verbitterung und alles, was meine neuen Flügel niederdrücken könnte. Neu wird mein Gesang sein!

 

      12. Das Lob der Kühnheit hat sich weit verbreitet. Die geringsten der Schüler wandten sich dem Pfad des Suchens zu und traten an Uns heran zur Beurteilung ihres Strebens.

      Jeder brachte seine Träume mit: Ich werde alle irdischen Tempel zerstören, denn die Wahrheit bedarf keiner Mauern; ich werde alle Wüsten bewässern; ich werde alle Gefängnisse öffnen; ich werde alle Schwerter vernichten; ich werde alle Wege anlegen; ich werde alle Tränen trocknen; ich werde alle Länder durchwandern; ich werde das Buch der Menschheit schreiben.

      Doch der Geringste von ihnen blickte zu den leuchtenden Sternen und sprach: „Seid gegrüßt, Brüder“, und in diesem kühnen Gruß schwand sein Ich dahin. Mit diesem kühnen Gruß wird der Pfad des Universums verwirklicht.

 

      13. Das Buch des Thomas von Kempis[6] „Die Nachfolge Christi“ wurde seit langem im Osten gewürdigt, nicht nur wegen seines Inhalts, sondern auch wegen der Bedeutung seines Titels. Inmitten der mittelalterlichen Vergötterung Christi erhob sich die Stimme Thomas’ zum Protest. Aus den Mauern eines katholischen Klosters heraus ertönte eine Stimme, um das Bildnis des Großen Lehrers zu beleuchten.

      In dem Wort „Nachfolge“ selbst ist lebendige Tätigkeit enthalten. Die Formel „Nachfolge Christi“ offenbart eine Heldentat der Kühnheit, die einem bewussten Geist eigen ist, der die ganze Verantwortung der Schöpfung auf sich nimmt. Der bewusste Schüler wagt es nämlich, sich dem Lehrer in der Nachfolge zu nähern. Ein solches Beispiel brachte Licht in die modrige Finsternis und bewirkte hinter den Mauern der Abgeschiedenheit Streben nach tätiger Kühnheit.

      Im Einklang mit dem unterwürfigen Bewusstsein des Mittelalters wäre es passend gewesen, von „Verehrung Christi“ zu sprechen, doch der aufsteigende Geist wagte es, zur Nachfolge aufzurufen. Jeder Schritt der gesegneten Kühnheit muss wie ein Meilenstein des Fortschritts der Menschheit bewahrt werden.

      Einigen klösterlichen Aussprüchen schenken Wir keine Beachtung. Thomas brauchte nicht auf den Scheiterhaufen zu steigen, seine Aufgabe war es, nicht die verbietende, sondern die rufende Formel zu geben.

      Es gibt zwei Arten von Wahrheit. Die eine erfordert die Zugabe der Flamme des Scheiterhaufens, die andere benötigt eine straflose Verbreitung. Es ist schwer zu sagen, welche Methode für den Autor schmerzlicher ist. Manchmal ist es leichter, die Wirkung des Scheiterhaufens zu betäuben, als der Entstellung des verbreiteten Verständnisses zuzusehen.

      In jedem Fall ist die Kühnheit gesegnet, welche die Finsternis durchdringt.

      (…)

 

      14. Auf Erden ging das Glück verloren, denn Glück liegt im Geist. Jene, die sich vom Geist abwandten, müssen Unglück erdulden, denn wie sonst könnten sie zur Umkehr gelangen? Darin besteht der Sinn der großen Ereignisse.

      Glück wird durch Lügen und Mord gesucht! Man kann sich freuen, dass Entstellungen die Evolution beschleunigen. Verbrechen geben der erlöschenden Welt Feuer.

 

      15. Imperil* nennt man das Gift, das durch Gereiztheit entsteht und Gefahr hervorruft. Dies ist ein vollkommen konkretes Gift, das sich an den Wänden der Nervenkanäle ablagert und auf diese Weise im ganzen Organismus verbreitet.

      Wenn die moderne Wissenschaft versuchen würde, die Nervenkanäle unvoreingenommen zu untersuchen, indem sie astralen Strömen Beachtung schenkt, würde sie auf eine sonderbare Zersetzung der astralen Substanz beim Durchlaufen der Nervenkanäle stoßen – dies ist eine Reaktion des Imperils.

      Nur Ruhe kann dem Nervensystem helfen, mit dem gefährlichen Feind fertig zu werden, der die verschiedensten Arten von Gereiztheit und qualvolle Kontraktionen des Organismus hervorrufen kann. Wer unter Imperil leidet, möge wiederholen: „Wie schön ist alles!“ Und er wird Recht haben, denn die Evolution verläuft gesetzmäßig, anders gesagt, schön.

      Je höher das Nervensystem entwickelt ist, desto qualvoller ist die Ablagerung von Imperil. Dasselbe Gift kann durch eine einzige (…) Ingredienz zur Zersetzung von Materie beitragen.

 

      16. Wer eine Schwalbe nicht von einem Geier unterscheiden kann, ist nicht viel wert. Doch was verdienen jene, die meinen, dass sie durch das Rupfen eines Adlers aus ihm eine lahme Ente machen können?

      Hütet euch vor Heuchlern, besonders vor (…) den eigennützigen Schlauköpfen, die ein Sammelsurium des Geistes zubereiten. Die Unverletzlichkeit der Weltgesetze funkelt wie ein Schwert, deshalb gibt es für einen Heuchler keine Stelle, wo er den Kopf hinlegen könnte.

      So gleicht ein Lehrer, der die Vermächtnisse der Lehre nicht zu Ende gelesen hat, einem Esel unter der Last des Korns. Ebenso gleicht ein Fischer, der seine Körbe für ungefangene Fische vorbereitet, einem Fuchs neben dem Hühnerstall.

 

      17. (…)

      Eine Verletzung der Lehre wirkt wie ein Bumerang und trifft den Verletzer. Doch die Luft ist voller Pfeile. Wischt den Schweiß der feindlichen Angriffe ab. In der Stunde des Angriffs möchte Ich von den ewigen Dingen sprechen.

      Freuen wir uns, denn die Möglichkeiten mehren sich. Ich merke, wie jedes feindliche Herz ein nützliches Samenkorn wachsen lässt.

 

      18. Die Astrochemie erlaubt es, die besten Einwirkungen auf bestimmte Organismen festzustellen. Astrologie ist nichts anderes als eine Formel der Astrochemie. Ein Mensch, der ein mit Nikotin angefülltes Haus betritt, nimmt giftige Ablagerungen mit sich. Genau so wird ein Mensch, der die Wirkung astrochemischer Strahlen einmal unmittelbar an sich erfahren hat, immer (…) auf diese eine Konstellation erklingen. Man kann leicht feststellen, wann man sich einer erwünschten Person nähern soll.

      Ebenso verstärken die berüchtigten Sonnenflecken die chemischen Einwirkungen. Die Menschen sprechen immer wieder von der Verwirrung der Welt in einer Periode von Sonnenflecken. Selbst eine schwache Vorstellung stößt auf die richtige Überlegung.

      Wenn wir uns aber an erstaunliche chemische Reaktionen erinnern, ist es nicht schwer zu begreifen, dass der Raum von den wirksamsten Zusammensetzungen oxydierter Metalloide gesättigt ist. Kann man leichtfertig die evolutionäre Macht der Materie verneinen, wenn sich aus dem Unerschöpflichen Reservoir Strahlen von unbeschreiblicher Spannung über unsere Häupter ergießen?

      Besonders feinfühlige Organismen können bezeugen, dass in einer Periode der Kulmination der Sonnenflecken die Strahlen der Gestirne wegen ihrer Qualität für sie unerträglich sind.

      Auch beim Niedergehen großer Meteore kann man ein Erbeben des Nervensystems fühlen. Bisher vermochten die Menschen ihre Stellung in diesem gigantischen Laboratorium nicht zu erkennen. Allein diese einzige Erkenntnis würde den menschlichen Organismus wappnen und, statt beunruhigter Beobachtungen des Ausschlagens des Seismographen, die Suche auf die Unbegrenzte Höhe lenken, die so materiell wie das Mahl des morgigen Tages und so majestätisch wie die Zahl der Sterne ist.

 

      19. Von allen schöpferischen Energien bleibt als höchste der Gedanke. Was mag der Kristall dieser Energie sein? Manche denken, genaues Wissen sei die Krone des Gedankens, doch noch richtiger ist es zu sagen, dass die Legende den Gedanken krönt.

      In einer Legende gestaltet sich der Sinn der schöpferischen Energie, und in einer kurzen Formel werden die Erwartung und die Erfüllung ausgedrückt. Es ist ein Irrtum zu glauben, die Legende gehöre einer gespenstischen Vorzeit an. Der vorurteilslose Verstand erkennt die Legende, die zu allen Zeiten des Universums schuf. Jede Errungenschaft der Völker, jeder Führer, jede Entdeckung, jedes Unglück, jede Heldentat wird in eine geflügelte Legende gekleidet.

      Lasst uns daher die Legenden der Wahrheit nicht geringschätzen, sondern sehen wir scharf hin und seien wir besorgt um die Worte der Wirklichkeit. In der Legende drückt sich der Wille des Volkes aus, und wir können keine einzige falsche Legende anführen. Das geistige Streben eines mächtigen Kollektivs prägt ein Bild von wahrer Bedeutung und die Hülle des Symbols bezeichnet ein Weltzeichen, das wie eine Weltsprache für die Evolution unumgänglich ist.

      Recht haben die Sucher nach einer gemeinsamen Sprache. Recht haben die Schöpfer der Weltlegende. Dreimal Recht haben die Träger der Heldentat!

 

      20. Das Neue muss als das unaufschiebbar Nützliche begriffen werden. Für unanwendbare Abstraktion gibt es keinen Platz. Der Luftschlösser sind wir überdrüssig. Selbst die fernen Welten müssen in den Bereich des Konkreten eingeführt werden. Die Beherrschung eines Eisstückes oder des Chemismus der Sonne muss in das Bewusstsein genauso eingehen wie die Bedeutung der geringsten materiellen Produkte.

      Die Verzögerung der geistigen Erkenntnis ist durch ein Stumpfwerden der Aufmerksamkeit gegenüber den Erscheinungen der Natur zu erklären. Indem er verlernt zu beobachten, verliert der Mensch die Fähigkeit der Synthese.

      Die Abschaffung des Geldes wird die Menschheit von den Schraubstöcken befreien, welche die Sicht verengen. Es gibt Augenblicke der Evolution, in denen die Mauern stören, die für das Sammeln herkömmlicher Zeichen errichtet wurden. Die Zeit für die Befreiung des Wissens zur Nutzung auf persönliche Verantwortung ist gekommen.

      Ein freier Geist hat das Recht, in ungewöhnlichen Konstellationen neue Muster zu suchen. Diese unerwarteten Fäden führen ihn in höhere Schichten der Materie. Wenn man auf das zaghafte, beschränkte Spiel schaut, kann man nur zum Mischen der Zeichen zwecks besserer Konstellationen raten.

      Erfreut euch des Großen Spiels der Mutter der Welt*!

 

      21. Die Überlegungen über die Verleumdung in der Geschichte sind richtig. Verleumdung ist ein Brennstoff für das Freudenfeuer der Heldentat. Verleumdung ist nur für das herkömmliche Tun der Gegenwart unangenehm, doch aus der Perspektive der Geschichte ist die Flamme der Verleumdung höchst vielfarbig, und ohne Verleumdung hätte die dankbare Menschheit die glänzendsten Erscheinungen beerdigt.

      Tactica adversa* sieht vor, dass die menschlichen Glocken nicht verstummen. Die Sphärenmusik benötigt Begleitung, doch die wahnsinnigen Neider nehmen an, dass ihr Geheul die Atmosphäre verdichtet, so dass die Symphonien der Ewigkeit die Erde nicht erreichen. Doch ein guter Hausherr findet für alle Abfälle Verwendung. So mögen die Fackeln der Verleumdung den Pfad der unerschütterlichen Heldentat beleuchten.

      Indem sie Unsere Boten Scharlatane nennen, bezeugen die Leute deren Ungewöhnlichkeit. Die Liebkosungen niederer Tiere sind ja sehr grob. Und die Grobheit der letzten Vertreter der scheidenden Rasse hat selbst die des Mittelalters übertroffen! Nicht so sehr Niederträchtigkeit als Grobheit der Aufnahmefähigkeit macht die Masse der Menschen zu ungeeignetem Material. Aus Grobheit entsteht nämlich Leichtsinn und aus diesem Verrat.

      Lasst uns deshalb Verleumdung als die Fackeln von Wilden bezeichnen, doch beim Durchschreiten der Nacht ist jedes Feuer von Nutzen.

 

      22. Es gibt kein ungerechteres Urteil als jenes, das auf einer augenscheinlichen Tat beruht. Indem sie auf die scheinbare Wirkung schauen, verlieren die Menschen den Faden der Wirklichkeit. Eine Lehre, die zur Quelle der Wirklichkeit führt, nennen die Menschen gewöhnlich Träumerei.

      Das Leben enthält keine Anzeichen des Entstehens, sondern zeigt deutliche Zersetzung. Auf diese Weise kann man in Zersetzung versinken und leicht am Wert des Entstehens vorübergehen. Der Entstehungsprozess wird bewusst verborgen gehalten, sonst würden die Elemente die Samenkörner der Möglichkeit vernichten.

      Trägheit ist eine Grundeigenschaft der Elemente, und um ihnen evolutionäre Energie zu übermitteln, ist der Schlag eines solchen Geistes nötig, der einen Gedanke aufnehmen kann. So offenbart sich der Gedanke als Korrespondent mit den Elementen.

      Wenn man von der Notwendigkeit der Verstärkung des Gedankenapparates spricht, wird damit auf einen zügellosen Ansturm der Elemente hingewiesen. Bestimmte Perioden der planetarischen Existenz sind dem Ansturm der Elemente ausgesetzt. Man kann ihnen nur das beharrliche Streben der Völker nach Erneuerung des Lebens entgegensetzen; und diese Sättigung des Gedankens ermöglicht es, sich auf die Lehre zu konzentrieren und gleich einem niederschmetternden Schwert die Wolken des sinnlosen Chaos zu spalten.

      Der Gedanke stellt sich den Elementen entgegen, andernfalls würde das Gleichgewicht so schwer gestört, dass kosmische Manifestationen zu erwarten sind. Sind ein Hungerjahr, Dürre und Krankheit nicht die Folgen des Verfalls des Gedankens? Die Gedanken eines einzelnen Menschen können den Elementen nicht standhalten. Ein Umschwung des Bewusstseins kann noch keinen bewussten Gedanken formen. Nur Erkenntnis und Verantwortlichkeit können dem Gedanken Potential verleihen. Sonst wird es nur eine unbewusste Anspannung geben, gleich Segeln im Wirbel eines Orkans.

      Wir beobachten eine große Anspannung, sowohl der magnetischen Wellen als auch der chemischen Strahlen. Der menschliche Gedanke hat sich gebogen wie eine ungehärtete Klinge, und in den Tiefen des Bewusstseins brodelt das Chaos.

      Kann man so existieren? Die Idee Unseres Leuchtturms beginnt in den Verstand einzudringen, denn in den Wolken des Chaos bleibt schließlich nichts anderes übrig. Wie schwer für einen feinfühligen Geist! Wie sehr achten Wir auf die Wogen unerhörter Finsternis!

      Das Herz kann nur eine begrenzte Menge dieses elementaren Giftes aufnehmen.

 

      23. Was hat die Gifte zur irdischen Feste[7] getrieben? Die Erregung der Elemente lässt ein starkes giftiges Gas entstehen. Gewöhnlich wird dieses Gas im Raum leicht aufgesogen, doch die chemischen Strahlen der Sonne treiben die Gaswellen in Schichten, die dem Planeten nahe sind; so entsteht eine gefährliche Situation, aber die Vorgewarnten können das Gift überwinden. Gereiztheit und ihr Sprössling — Imperil — verbinden sich leicht mit dem Gift des Raumes, das „Aeroperil“ genannt wird. Die Gesetze sind überall gleich.

      Der Lehrer trägt manchmal eine Maske gegen das Gas. Natürlich ist die Wirkung des Gases nicht immer dieselbe, aber feine Apparate sprechen darauf an. Die kalte Jahreszeit verringert die Wirkung der Gase beträchtlich.

 

      24. Es gibt den Fall, dass jemand nicht einverstanden ist, eine Prophezeiung anzunehmen, und sagt: „Ich kann alles annehmen, ausgenommen Prophezeiungen.“ Antwortet: „Vergessen wir dieses Wort. Bedeutungsvoller werden für euch die Erlasse der Unsichtbaren Regierung sein.“

      Euer modernes Herz bevorzugt moderne Ausdrücke. Wir klammern uns nicht an Benennungen; für Uns ist wesentlicher, dass ihr an euch selbst die Wirkung eines Erlasses erfahrt und euer Gehirn sich merkt, dass die Unsichtbare Internationale Regierung existiert.

      In euren Wörterbüchern hat das Wort Prophezeiung einen zu unwissenschaftlichen Klang, doch knechtische Gewohnheit hilft euch, den bestimmten Begriff „Erlass“ zu klassifizieren, und das Schlupfloch des Verschwörers nimmt die Tatsache der Unsichtbaren Regierung wahr. Außerdem wird die Gegenüberstellung von Tatsache und Wirkung euren Respekt auf den rechten Platz stellen.

      Wir jagen nicht hinter dem Buchstaben her, sondern bringen eine nützliche Tat zum Abschluss. Es ist Zeit, biblische Ausdrücke durch genaue Begriffe zu ersetzen. Ein Amulett in der Tasche ist für die Regierung von wenig Wert. Nötig ist durch bewusste Tat erprobte Hingabe.

      Ihr dachtet, Uns auf dem Gebiet der Fachausdrücke zu bezwingen, doch ihr rieft einen Erlass ins Leben, dessen Folgen Wir euch zu überdenken bitten. Seid vorsichtig mit euren Worten und Gedanken! Wir schätzen leuchtenden Wagemut, doch ein Winkelzug der Nichtigkeit hat keinen Platz in der Regierung.

 

      25. Bei jedem chemischen Experiment gibt es eine glückliche Reaktion, nach der die Zersetzung der Substanz beginnt: Dies ist der Augenblick des schöpferischen Erfolges. So sollte man aus dem Niedergang Roms nicht den Schluss ziehen, dass Numa Pompilius[8] nicht erfolgreich war. Die Substanz hatte einfach ihre Elektronen verbraucht. So wird es mit allen evolutionären Taten immer sein. Die Menschen verstehen gewöhnlich den Augenblick des Erfolges nicht, es scheint ihnen, dass der Aufbau ungeachtet aller Aufbaugesetze ohne Ende weiter in die Höhe gehen sollte.

      Es ist unrichtig zu denken, dass der vergangene Versuch Meines Freundes erfolglos gewesen sei.[9]  (…) Die Stufen eines neuen Bewusstseins wurden dauerhaft gelegt! Ebenso war auch der von Uns jetzt beobachtete Pfad erfolgreich. (…) Dort, wo die Menge nur Scharlatane wahrnimmt, nähert euch mit Aufmerksamkeit. (…)

 

      26. Oft stellt ihr die Frage, wie die gebotene Freude mit der freudlosen Berührung mit Menschen zu vereinbaren ist. Jeder Lehrer erfreut sich natürlich der unbegrenzten Schönheit der fernen Welten und leidet unter dem kümmerlichen Stumpfsinn der inkarnierten Zweibeiner. Kann man ihnen etwa den Schlüssel zu den fernen Welten anvertrauen?

      Nach der steinernen Last von Stumpfsinn werden sie auch den giftigen Schleim des Zweifels und den Schrecken des Eigendünkels durchleben müssen. Dann wird ein Holzbalken auf ihren Hinterkopf niedergehen, und wenn sie die Stufenleiter hinabstürzen, werden diese Schnecken davon träumen, sich wenigstens an die unterste Stufe zu klammern.

      Aus diesem rollenden menschlichen Geist könnte man lehrreiches Kinderspielzeug basteln. Wahrlich, die Schnecken halten sich fester an ihrer Stufe. Wenigstens führen Schnecken keine sinnlosen Kriege.

 

      27. Heimlosigkeit ist ein notwendiges Attribut des Lehrers. Der Lehrer hat einen Wohnort, doch kein Heim. Der Lehrer tritt ins Leben ein, wird aber nicht zu einem Spießbürger.

      Der Lehrer verschönert einen Streit, verlängert ihn aber nicht. Er bedauert, beweint aber nicht. Der Lehrer schützt, fuchtelt aber nicht mit den Armen. Er bestätigt, doch er ist nicht verwirrt. Er warnt[10], lässt aber keine Verzögerung zu. Wenn erforderlich, schlägt er zu, verwundet aber nicht. Er dankt, vergisst aber nicht. Er bewertet die Beweggründe, zeigt aber keine Schwäche. Er ist behutsam besorgt, belästigt aber nicht. Er fürchtet sich nicht, handelt aber nicht unbesonnen.

      So ehrt den Lehrer, der für das Wachstum des Geistes erschienen ist. Man muss den Geist bewusst großziehen.

 

      28. Hatha Yoga[11] kann nicht als etwas Selbständiges betrachtet werden. Das Wachsen des Geistes verwandelt ihn in Raja Yoga. Man kann keinen einzigen nennen, der durch Hatha Yoga das Ziel erreicht hat. Außerdem können in der Welt der finsteren Überreste[12] die Errungenschaften des Hatha Yoga sogar Schaden anrichten, weil sie in eigentümlicher Weise den Astralkörper stärken. Fakire können sich der Welt der finsteren Überreste anpassen und unmerklich den Aufstieg des Gedankens schwächen.

      Selbst ein unbeweglicher Betrachter kann mehr erlangen, denn der Gedanke ist das Raja alles Seienden. Schönheit wird durch einen Gedankenblitz geboren. So entzündet ein flammender Bhakti[13] natürlich mit einem Gedanken neue Welten, und die Stufe eines Gnani[14] wird nur das Lächeln eines Raja-Bhakti sein. Daher sind Hatha und Gnana nicht selbständig.

      Welcher wissende Weise wird nicht ein Herrscher der Liebe sein?

 

      29. Bestätigt Unsere Lehre als euren eigenen Aufbau. Möge der Atem der Verwandlung euer ganzes Wesen erfüllen. Der Sinn der Gemeinschaft liegt allein in der Entwicklung der Welt. Selbst die Verteilung der niederen materiellen Güter wird sich aus dem Verstehen der höheren Bekräftigung ergeben. Gedanken über niedere materielle Erscheinungen sind unwichtig.

      Auch auf Quantität sollte man verzichten und nur nach Qualität streben. Vom Segen der Qualität und vom Schaden des Zweifels muss unermüdlich gesprochen werden.

 

      30. Nachdem einer Unserer Mitarbeiter ein langwieriges, verantwortungsvolles chemisches Experiment beendet hatte, rief ein Kind aus: „Wie schön er mit den Gläsern spielt!“

      Wenn wir einen Menschen sehen, der einen Berg ersteigt, wissen wir denn, dass er zum Lehrer eilt? Wenn wir einen Holzfäller sehen, wissen wir denn, welche Stufe des Hauses er verstärken wird? Wenn wir einer Frau begegnen, die Wasser trägt, wissen wir denn, wessen Durst sie stillen wird? Wenn wir eine verriegelte Tür sehen, wissen wir denn, wer sie als erster durchschreiten wird? Wenn wir unerwartet Donner vernehmen, wissen wir denn, wo der Pfeil (…) vorübersausen wird?

      Aber die Menschen wissen, dass jemand, der sich bückt, einen Stein aufhebt, um zu töten. Sie wissen, dass jemand, der sich auf ein Pferd setzt, davoneilt, um zu denunzieren. Sie wissen, dass jemand, der etwas ausruft, eine Lüge ausspricht. Sie wissen, dass jemand, der die Hand reicht, vor Verrat brennt. Sie wissen, dass jede Bewegung ihrem Denken gemäß ausgerichtet ist.

      Ihr Armen! Wer hat euch mit dem Fluch der Ichsucht beschenkt? Wo fandet ihr das Vorurteil für eure Entscheidungen? An welcher Straßenkreuzung hörtet ihr die Schreier der Verleumdung? Selbst ein Gruß scheint euch eine Verurteilung zu sein. Ihr hofft, dass die Berge die Einschüchterungen der Verleumder aushalten und die Meere vom Verrat nicht austrocknen werden.

      Der Uräus[15] des Wissens ist noch nicht geschmiedet.

 

      31. Es ist unumgänglich, zwischen Empörung des Geistes und Gereiztheit zu unterscheiden.

      Das Feuer der Gereiztheit muss man in zwei Arten einteilen. Wenn Gereiztheit einen unpersönlichen, kosmischen Charakter hat, kann ihr Gift durch einen Strom von Prana* davongetragen werden. Wenn aber Eigendünkel oder Selbstmitleid die Gereiztheit vertiefen, setzt sich der Niederschlag des Giftes auf den Zentren ab. Dann gibt es keine Möglichkeit, es zu entfernen, außer es durch kosmisches Denken zu überwinden.

      Die Qualität des Denkens muss als heilsam erkannt werden. Ebenfalls erweist sich die Eigenschaft der Dankbarkeit als die feinste Läuterung des Organismus. Wer das Samenkorn gefunden und die Fürsorge des Boten verstanden hat, kann Dankbarkeit in den Raum richten. Groß ist die heilende Kraft der Emanationen der Dankbarkeit.

      Alles Abstrakte muss in die Wirklichkeit überführt werden.

 

      32. Die Internationale Regierung hat ihre Existenz nie geleugnet. Sie bekundete sich nicht in Manifesten, sondern in Taten, die sogar in der offiziellen Geschichte nicht übersehen wurden.

      Man kann Fälle aus der französischen und der russischen Revolution wie auch aus den englisch-russischen und den englisch-indischen Beziehungen anführen, in denen eine unabhängige Hand von außen her den Verlauf der Ereignisse änderte.

      Die Regierung hat das Vorhandensein ihrer Boten in verschiedenen Staaten nie verheimlicht. Der Würde der Internationalen Regierung entsprechend versteckten sich diese natürlich niemals. Im Gegenteil, sie zeigten sich öffentlich, besuchten die Regierungen und wurden von vielen bemerkt. Die Literatur bewahrt ihre Namen und die Phantasie ihrer Zeitgenossen verherrlicht sie.

      Es sind keine geheimen Gesellschaften, die von den Regierungen so gefürchtet werden, sondern sichtbare Personen, die durch Erlass der Unsichtbaren Internationalen Regierung ausgesandt werden. Jede vorgetäuschte Tätigkeit steht den internationalen Aufgaben entgegen. Die Einigung der Völker, die Würdigung der schöpferischen Arbeit sowie der Aufstieg des Bewusstseins werden von der Internationalen Regierung als ganz unaufschiebbare Maßnahmen bestätigt.

      Und wenn man die Maßnahmen dieser Regierung verfolgt, wird niemand sie der Untätigkeit beschuldigen. Die Tatsache, dass diese Regierung existiert, ist unter verschiedenen Bezeichnungen wiederholt in das Bewusstsein der Menschheit eingedrungen.

      Wir setzen jedes Volk nur einmal in Kenntnis. Nur einmal in einem Jahrhundert gibt es eine Botschaft — das ist das Gesetz der Archate*.

      Das Bestreben der Unsichtbaren Regierung steht in Wechselbeziehung mit der Weltevolution, daher gründen ihre Einschätzungen auf exakten mathematischen Gesetzen. Hier gibt es keinen persönlichen Wunsch, sondern nur die unabänderlichen Gesetze der Materie. Ich wünsche nicht, sondern ich weiß! Und daher ist die Entscheidung auch beim Wogen des Stromes unabänderlich.

      Man mag den Berg von Norden oder von Süden her besteigen, doch am Aufstieg selbst ändert sich dadurch nichts.

 

      33. Die Phänomene, an denen ihr teilgenommen habt, erforderten Ruhe, doch man konnte bemerken, dass außer Ruhe noch ein gewisser Druck nötig war. Diese Bedingungen schufen gleichsam eine Zusammenballung der Energie gemäß dem Gesetz der Pumpe[16]. Daher ist es richtiger zu sagen, dass für das Auftreten von Phänomenen eine gesättigte Ruhe erforderlich ist.

 

      34. Das Streben beim Wachstum des Bewusstseins schließt gerade das Zentrum des Sonnengeflechts ein. Sollte das Streben die angemessene Grenze überschreiten, ist der sogenannte feurige Tod[17] unvermeidlich. Ein unentwickeltes Bewusstsein erträgt den Affekt des Strebens, aber der weitere Aufstieg erfordert, dass der Schatz zeitweise in eine sichere Schatulle gelegt wird.

      Jeder Gedanke bewirkt eine Ablagerung an den Kanalwänden des Nervensystems. Je vollkommener das Streben, desto phosphorhaltiger sind die Ablagerungen; dann ist der einzige Ort, der für das Brennmaterial ausreichenden Schutz gewährt, das Sonnengeflecht, das die Ablagerungen allmählich aus den Hilfskanälen aufsaugt.

      Manchmal kann solch ein Aufsaugen so energisch sein, dass es sternförmige schmerzhafte Empfindungen verursacht. Dann muss der Führer einen kühlenden Strahl anwenden, der das Aufsaugen der Ablagerungen aus den Gliedmaßen in das Zentrum[18] fördert.

      All dies ist ein Prozess der Erweiterung des Bewusstseins. In dreijährigen Stufen kann man die Verfeinerung der Aufnahmefähigkeit verfolgen. Diese Stufe erfordert die Bewahrung der Schatulle für die nächste günstige Verausgabung.

      Lasst uns das Lebensgesetz hüten, das auf der Leiter der Schönheit und des Glücks emporführt.

 

      35. Spricht man von der Nützlichkeit eines einzelnen, sollte man nicht meinen, er werde als eine Säule der Lehre bezeichnet. Man muss die Dinge so nehmen, wie sie wirklich sind, denn Übertreibung und Verringerung sind ihrer Natur nach gleich. Man darf niemanden gewaltsam in den Himmel zerren, zur festgesetzten Stunde wird der Blinde wieder sehend.

      Es ist nützlich, das Maß der Lebensordnung aufzuzeigen, damit die niedriger Stehenden die Zweckmäßigkeit der technischen Vorrichtungen sehen und damit überflüssigen Schmutz vermeiden; doch man soll nicht gewaltsam säubern. Beachtet die Nützlichkeit jedes Boten und ladet die Last eines Kamels nicht einem Esel auf.

 

      36. Jede Regung des Bewusstseins muss zum Strom der Evolution streben. Jeder Schritt im Leben muss als unabdingbar für die Vervollkommnung angesehen werden. Eine erstarrte Form ist zur Wiederholung geeignet, aber der Strom wiederholt nicht eine einzige Welle.

      Schlafen oder Wachen, Arbeit oder Erholung, Bewegung oder Ruhe, alles trägt uns gleichermaßen der Erfüllung des Lebensplanes entgegen. „Gleich abgefallenen Blättern“ sagen die Furchtsamen. „Gleich Saatkörnern“ sagen die Vernünftigen. „Gleich Lichtpfeilen“ sagen die Kühnen.

      Wen immer der Lärm des Stromes erschreckt, der ist noch nicht im Geist geboren. Wer mit der Welle dahinfliegt, kann an die fernen Welten denken.

 

      37. Antwortet, wenn ihr die Fähigkeit zur Aufnahme eurer Antwort seht. Oft nimmt der Fragesteller eure Antwort nicht an; dann ist es notwendig, einen Gleichklang zu finden, bevor man das Denken auf einen neuen Pfad lenkt.

      Es ist ein Irrtum zu glauben, eine Strömung, die das Denken unterbricht, sei weniger gefährlich als ein Messer für eine Arterie. Wir dürfen das Denken eines anderen nicht abschneiden, sondern müssen durch Nähren des Nervensystems neues Lebensblut einflößen. Jedes Wort der Antwort soll kein Sargnagel, sondern der Strahl eines Arztes sein. Eine aufgeschobene Antwort mag in Form eines Rates erteilt werden.

 

      38. Wer sich nähern will, um mitzuarbeiten, dem zeigt Verständnis. Sagt dem Arzt: „Man kann bei der Anwendung von Moschus*, Baldrian und Zedernharz Findigkeit zeigen.“ Man kann Beobachtung durch Beschreibung des Laufes des Lebens bekunden. Man kann Standhaftigkeit beim Streben zum Lehrer ohne Zweifel und ohne Vorurteile offenbaren.

      Nur an den Erscheinungen des Lebens kann man die Qualität der Errungenschaften aufzeigen, und wir schätzen jede Einzelheit des Fortschritts.

      Jede Stunde kann eine neue, unveräußerliche Möglichkeit bringen. Ein klares Vorrecht kann durch eine klare Offenbarung erlangt werden —so gesetzmäßig gestalten sich die Errungenschaften.

 

      39. Es ist unrichtig zu denken, dass es leicht sei, hier etwas zu verlieren; weit schwieriger ist es, etwas zu finden. Der Begriff Verlust setzt Erworbenes voraus. Alles Erworbene wird vom Erwerber mitgeschleppt. Zuweilen ist es unmöglich, sich von materiellem und abstraktem Besitz zu befreien. Daher raten Wir, Besitz mit voller Verantwortung zu übernehmen. Daraus ergibt sich eine hohe Qualität der Gegenstände und der Gedanken. Doch die Lumpen von Überbleibseln hinter sich her zu schleppen, ist beschwerlich.

      Wie kann man die Geschwüre von kleinmütigen und verräterischen Gedanken ausmerzen? Die Aura kann man nicht mit Zedernharz heilen, man muss die Geschwüre mit der Flamme der Erschütterung wegbrennen und den Mut finden, den Schmerz auf sich zu nehmen. Aber wie soll aus Kleinmut Mut entstehen? Furcht erschüttert den Kleinmütigen, doch für Uns ist Furcht völlig unbrauchbar.

      Du, der du Erworbenes anhäufst, denke an die Qualität!

 

      40. Der Blinde träumt von Belohnung, doch würde er das Augenlicht wiedererlangen, wäre er erstaunt über die Selbstbelohnung. Wenn das Bewusstsein wächst, schreitet der Mensch voller Freude voran, und der Gedanke an Belohnung würde ihn in die Sklaverei zurückführen.

      Es gibt tatsächlich viele Sklaven, nämlich jene, die meinen, die Knechtschaft ihres Geistes hinter eisiger Undurchdringlichkeit und scheinbarem Entsagen von etwas, das sie nicht besitzen, verbergen zu können. Jeder Belohnte ist ein Sklave. Nur von einem freien Bewusstsein ohne Eigendünkel und Selbsterniedrigung kann die Evolution aufgebaut werden.

      Der Hammer des Geistes ist das beste Werkzeug für die Errungenschaft.

 

      41. Die Brücken, die zwischen den Stufen der Erweiterung des Bewusstseins zu überschreiten sind, existieren außerhalb der laufenden Ereignisse. Es ist falsch, auf irgendwelche äußeren Sternbilder[19] zu warten, die Arbeit der Schlange des Sonnengeflechts verläuft selbständig. Nur eine besondere Empfindlichkeit gegenüber den atmosphärischen Erscheinungen begleitet diese innere Arbeit. Die Verdichtung der umgebenden Atmosphäre verkompliziert die Tätigkeit des Nervensystems, deshalb bedarf es als medizinische Bedingung der Ruhe.

 

      42. Man muss drei Gruppen von Arzneien unterscheiden: Lebensspender, Erhalter und Wiederhersteller. Die vierte Gruppe, die Zerstörer, überlassen wir Unseren Feinden.

      Wenden wir uns zuerst den Lebensspendern zu, denn sie wirken vor allem auf das Nervensystem. Die Nervenzentren und Drüsenabsonderungen werden künftig der Medizin die Richtung weisen. Mit Hilfe dieser Bereiche wird die Menschheit die feinste Energie entdecken, die wir der Einfachheit halber vorerst noch Geist nennen wollen. Die Entdeckung der Emanationen dieser Energie wird der nächste Schritt in der kulturellen Entwicklung sein.

      Die Metallisation der Pflanzenkulturen wird nützliche Absonderungen der Wurzeln liefern. Wendet daher eure Aufmerksamkeit noch einmal der Pflanzenwelt zu. Beachtet bei dieser Gelegenheit den Nährwert von Gemüse und Getreide, und ihr werdet Überraschungen erleben.

      Die Anspruchslosigkeit der menschlichen Nahrung ist erstaunlich, Ich spreche von der Qualität.

 

      43. Der Schüler darf nicht besessen und der Lehrer kein Unterdrücker sein. Außerdem sind erforderlich die Erkenntnis der Hierarchie, die Übereinstimmung der Handlungen und die Vereinbarung des freien Willens mit der Anerkennung des Lehrers.

      Ein schwacher Verstand lässt sich gewöhnlich verwirren. Gewiss, die Bedingungen und Beschränkungen widersprechen der Bedeutung der Freiheit im vulgären Sinn. Aber die Erkenntnis der Zweckmäßigkeit und der Kultur formt den erhabenen Begriff des Lehrers. Verständnis für den Begriff des Lehrers aufbringen heißt, die ersten Tore der Evolution zu durchschreiten.

      Man sollte in den Begriff Lehrer keine überirdischen Vorbedingungen hineinlegen. Er wird der eine sein, der den besten Rat im Leben erteilt. Diese Lebenskraft umfasst Wissen, Schöpfung und Unbegrenztheit.

 

      44. Sage nicht: „Ich erinnere mich nicht“, sondern sage: „Ich habe nicht verstanden zu beobachten.“ Verleumde nicht das Gedächtnis, sondern blicke zurück auf eine Unfähigkeit zu beobachten. Die Menschen fallen eher die Treppe hinab, als die Stufen zu beachten.

      Sage nicht: „Ich weiß nicht“, sondern sage: „Es gelang mir noch nicht zu erkennen.“ Weder das Alter noch der Gesundheitszustand noch die Lebensverhältnisse rechtfertigen das tote „Ich weiß nicht.“ Lebenseifer erfüllt das Bekenntnis zur Lernbereitschaft.

      Sage nicht: „Ich habe beschlossen“, sondern sage: „Ich nehme an, dies ist zweckmäßig.“ Zweckmäßigkeit lässt sich leicht vertiefen, aber seinen Entschluss zu ändern ist unwürdig.

      Die Hauptsache ist, rufe nicht so hartnäckig Unglück hervor, wie es die Leute gewöhnlich tun.

 

      45. Man sollte den Menschen entschlossen sagen, dass die Neue Zeit ins Leben getreten ist.

      Die Menschen sind nicht bereit, an den Werken des Aufbaus teilzunehmen. Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass Eroberung der Aufgabe der Neuen Welt entspricht. Ob es sich um die Unterwerfung von Ländern oder einer Klasse von Menschen handelt, dieser Begriff gehört der abtretenden Denkweise an. Beim Evolutionsprozess kann man nur an das Aufsteigen des Bewusstseins auf der Grundlage der Freiheit der Möglichkeiten denken.

      In den Momenten der Entwicklung der Menschheit kann man Epochen der Bereicherung des Bewusstseins beobachten. Wir wollen nicht verheimlichen, dass gerade jetzt ein Buch der Entdeckungen und des Lichts der Kühnheit vor der Menschheit aufgeschlagen wird. Diese reifen Früchte dorniger Gemeinschaftsarbeit sind bereit, ihre Körner auszuschütten. Kann man diese Früchte mit der Waffe zerspalten, durch Drohungen oder kriecherischen Kleinmut erschüttern oder durch verräterische List überwältigen?

      Nein, nur die Einheit des Bewusstseins und der Aufbau des Wissens werden der Menschheit das Geschenk einer neuen Rasse überreichen. Den Anstoß dazu werden nicht kosmische Erscheinungen, sondern der Strom des Gedankens geben.

      Versäumen wir nicht die festgesetzte Frist, zu der Blitze des Gedankens der Welt die Lösung bringen können. Wir schlagen der Menschheit nicht einfach vor, an den astrochemischen Moment des Planeten, in dem der Gedanke wie eine chemische Ingredienz die Atmosphäre anspannt, nur zu denken, sondern ihn zu erkennen. Solange man indessen die Bedeutung der Emanationen des Gedankens nicht erkennt, wird der Gedanke über die Stirnen der Skeptiker hinweggleiten; der Moment wartet aber nicht.

 

      46. Anhand einiger Anzeichen kann man aufsteigende und absteigende Völker unterscheiden. Ein Volk, dem sein Aufstieg noch bevorstehen kann, träumt von einem Helden, doch einem altersschwachen Volk erscheint der Begriff des Helden belastend und unnötig. Möge dieses Volk in Gold schwimmen, möge sein Eigendünkel brennen, doch eine Heldentat wird ihm anstößig erscheinen. Die Glut der Kühnheit hat die Mauern der Stadt des Verstandes verlassen.[20]

      Jeder erinnert sich an Kinder, die ihr Heim auf der Suche nach dem Glück verließen, und die Märchen aller Zeiten gewähren diesen Kindern das Glück.

 

      47. Die Menschen sind oft nicht abgeneigt, von Veränderungen der grundlegenden Funktionen des Organismus zu träumen. Das Prinzip der Empfängnis der Frucht, der Zerfall der Materie, die Unwägbarkeit von Körpern, willkürliche Materialisationen und andere physische Neuerungen werden sogar in klerikalen Schriften erörtert. Es scheint, als müsse sich der Gesichtskreis der Möglichkeiten von früher Kindheit an erweitern und, wenn man in das Laboratorium der exakten Wissenschaften gerät, verstärken; doch gerade hier setzt die Unvollkommenheit der Rasse eine Schranke. Der kühne, der exakten Wissenschaft ergebene Forscher wird zum Spießbürger und beginnt, die Gewohnheiten seines Großvaters nachzuahmen.

      Wir sahen, wie die rote Flamme der Empörung sich in Qualm des Herdes verwandelte. Wir zählten die Banner des Lichts, die auf den Stufen der Vorurteile umgenäht wurden. Wir überzeugten uns davon, wie reine Bauten zu Basaren umgebaut wurden. Zaghafte Unkenntnis wob ihre Netze und fürchtete sich trotz allem, von den sumpfigen, mit verwesten Knochen bedeckten Ufern abzustoßen. Das Studium der Evolution zeigt, dass menschliche Zaghaftigkeit vor einem Rassenwechsel zunimmt. Doch die Frist naht, und wer nicht schwimmen gelernt hat, muss Salzwasser schlucken.

      Beachten wir die Sprünge der Kühnen.

 

      48. Man muss die Wanderer schnellstens auf das Verstehen der Lehre vorbereiten. Das einfachste Wirken für die Verbesserung des Lebens wird ihnen helfen, den ungewöhnlichen Weg zu beschreiten. Nützlichkeit wird sie leiten, nach Schönheit zu suchen. Das Leben selbst wird die Ansprüche der Zweckmäßigkeit aufdecken. Eine einfache Erklärung wird die Gewissheit der Ausführung geben; umso leichter, schneller und nützlicher wird man herangehen.

      Die Kühnheit eines ungebundenen Menschen ist nicht abstrakt. Der Mut des Vogels, der übers Meer fliegt, liefert der Menschheit ein Zeichen, obgleich niemand die Schwalbe für einen Helden hält.

      Dennoch lüftet eure Speicher und Mauern.

 

      49. Man wird fragen: „Wer gab euch das Recht, zu wagen?“ Antwortet: „Wir wagen gemäß dem Recht der Evolution. Das Recht der Evolution ist unseren Herzen mit Flammen eingeschrieben. Die Wahrheit von der Unabänderlichkeit des Aufstiegs kann uns niemand nehmen. Inmitten der Massen und in der Einsamkeit kennen wir unser unveräußerliches Recht. Wir können bestätigen, dass nur der Blinde die Richtung der Evolution nicht sieht. Wenn die Pforte des Wissens sich deutlich abzeichnet, ist es nicht schwer, aus der Dunkelheit hinauszustreben.“

      Kann man Kühnheit etwa als eine unerhörte Heldentat verstehen? Sollte Kühnheit nicht vielmehr das tägliche Mahl und das Gewand jedes Vorhabens sein? Werden denn die Gefängnismauern nicht durchsichtig? Und wird sich denn das Siegel des geheimen Briefes nicht für den Kühnen öffnen?

      Indem Wir zu Kühnheit raten, schlagen Wir den einfachsten Weg vor. Das Herz kennt die Wahrheit dieses Weges. Zur Zeit kann kein anderer gewiesen werden.

      Offenbart Kühnheit!

      (…)

 

      50. Wann werden die Menschen die Bedeutung des Gedankens und des Wortes verstehen? Noch immer ist es für sie viel bedeutsamer, wenn ein Sack wertloser Körner, als wenn zerstörerische Worte verstreut wurden. Jedes beliebige Nagetier wird die Körner auflesen, doch nicht einmal ein Archat wird die Folgen eines Gedankens und eines Wortes auslöschen.

      Wenn die Menschen auf eine Seereise gehen, nehmen sie nur ausgewählte Gegenstände mit, doch den Sinn und die Folgen ihren Reden wollen sie nicht verstehen. Wir wollen keinen Schrecken einjagen, aber auf den Rauch in der Brust können wir hinweisen.

 

      51. Es ist richtig, daran zu denken, dass die Arbeit mit Uns nur eine Richtung kennt: Angemessenheit und Zweckmäßigkeit. Wer diesen Weg verrät, ist einfach dieser Eigenschaften beraubt, und sein Schicksal gleicht dem eines Kätzchens auf dem Meer.

 

      52. Das Wort Reue fehlt im Senzar-Wörterbuch. Es ist durch einen euch bekannten Ausdruck ersetzt worden: vernünftige Zusammenarbeit.

      Denkt über die scheinheilige Natur des Begriffs Reue nach. Es ist am einfachsten, dem Volk das Wesen der Reue an einem medizinischen Beispiel zu veranschaulichen. Durch Verderbtheit des Denkens verwundet ein Mensch seinen Bruder, doch weder Gedanken noch Worte heilen diese Wunde. Es bedarf einer Reihe beharrlicher Taten, um das zerrissene Gewebe auszubessern.

      Für die Wiederherstellung der Zweckmäßigkeit muss man vernünftige Zusammenarbeit offenbaren. Die Folgen einer Tat können nur durch eine Tat geheilt werden. Weder mündliche Beteuerungen noch Schwüre sind von Bedeutung.

      Wer seine Unvernunft eingesehen hat, möge sie mit wahrer Vernunft zudecken. Durch vernünftige Zusammenarbeit kann man die Unvernunft beseitigen.

      Ist es nicht das schwerste Verbrechen, einen reuigen Sünder gegen Bezahlung loszusprechen? Ist die Bestechung der Gottheit mit Geld nicht schlimmer als die ersten Formen des Fetischismus? Diese erschreckende Frage muss man von vielen Seiten beleuchten, sonst wird die menschliche Wäsche sehr schmutzig bleiben.

 

      53. Wieder muss man sich dem schlangenartigen Gift des Zweifels zuwenden. Es gibt zwei Arten des Zweifels: Die eine baut ihre Höhle unbeweglich und stachelig in der Finsternis, die andere ist stetig dahinkriechend, gleitend und sich windend. Gewöhnlich gehört die erstere zur Jugend, die letztere zum Alter.

      Die Grundlage ist nicht so sehr Angst, sondern eine verlogene Natur. Weil sie sich an ihre frühere Verlogenheit erinnern, schreiben die Menschen diese ihre Eigenschaft den vor sich gehenden Ereignissen zu. Obwohl der Mensch es nicht liebt, sich selbst zu beobachten, urteilt er doch immer nach sich selbst.

      Versucht, einen Zipfel des Zweifels zu fassen. Fesselt eure Schritte nicht auf diese unsaubere Weise. Wahrlich, es ist leichter, eine Schlange am Busen zu tragen, als von der Riesenschlange des Zweifels umschlungen zu werden.

 

      54. Eilt, das Bewusstsein der Neuen Welt zu offenbaren! Gebt eure Erinnerungen auf. Kann ein Kutscher vorwärtsstreben, wenn er zurückblickt?

 

      55. Wahrlich, teilt die Welt weder in Nord und Süd noch in Ost und West, doch unterscheidet überall zwischen der alten und der neuen Welt. Die alte Welt haust elend in allen Teilen der Erde, ebenso wird die neue Welt jenseits von Grenzen und Umständen überall geboren.

      Die alte und die neue Welt unterscheiden sich durch das Bewusstsein, doch nicht durch äußere Kennzeichen. Das Alter und die Umstände sind ohne Bedeutung.

      Rote Banner werden oft von Händen der alten, mit Vorurteilen erfüllten Welt gehisst. Oft schlägt in der Einsamkeit ein mit dem Glanz der Neuen Welt erfülltes Herz. Ohne Nachsicht teilt sich die Welt vor unseren Augen. Ungeschickt, doch voller Kühnheit wächst das neue Bewusstsein. Trotz seiner Erfahrung beugt sich der alte Gedanke. Es gibt keine Macht, die den Ozean der neuen Welt aufhalten könnte. Wir bedauern die unnütze Energieverschwendung des überlebten Bewusstseins.

      Wir lächeln den Wagemutigen zu, die das Recht zur Ausbreitung neuer Errungenschaften erkennen. Jeder für die Neue Welt begangene Fehler verwandelt sich in eine Blume der Tapferkeit. Jede List, die alte Welt einzubalsamieren, bleibt ein Gerippe[21] des Schreckens.

      Die alte Welt lehnte die Mutter der Welt ab, die neue beginnt Ihren herrlichen Schleier zu spüren.

 

      56. Die Erwägung über die Gefahr gewaltsamer Wellen in den niederen Schichten unserer Atmosphäre ist richtig. Ein beschränktes Bewusstsein kann eine nie dagewesene Katastrophe herbeiführen. Der Zusammenprall von Licht- und Tonwellen kann schwere Gehirnstörungen hervorrufen.

      Wohin soll man sein Bewusstsein richten? Fürwahr, zur Realität der Unbegrenztheit! Das bedeutet: Es ist an der Zeit, von den groben Schichten der Materie zur Erforschung der feinsten Energie überzugehen.

 

      57. Erinnern wir uns an die Legende vom Gral.

      Der der Lehre ergebene Titurel erlangte die Macht des Lichts. Sein Nachfolger verfiel der Finsternis und blutete aus einer unheilbaren Wunde. Zur Erinnerung an bessere Zeiten wurden die sterblichen Überreste Titurels zur Schau gestellt. Die Worte des großen Toten wurden immer wieder wiederholt; trotzdem erlosch der Kelch der Wahrheit. Das Kommen eines neuen Helden war nötig, um Titurels unwürdigem Nachfolger den Kelch der Wahrheit aus den Händen zu nehmen, und dann erstrahlte das Feuer der Welt.

      Diese Legende ist im Westen wohlbekannt, obwohl sie ursprünglich im Osten entstand. Erinnert sie euch nicht an eine gewisse gegenwärtige Lage, in der wir uns befanden?

      (…)

 

      58. Man kann der Helden gedenken, doch jede Stunde bringt ihren eigenen Entschluss. Das Abbröckeln von Felsteilen enthüllt neue Goldadern.

      Zertrümmert den Tempel eines anderen nicht, wenn ihr nicht an derselben Stelle sogleich einen neuen Tempel errichten könnt. Die Stätte des Tempels darf nicht leer bleiben.

      Um die Eigenschaften Gottes zum Ausdruck zu bringen, hat die Menschheit viele Namen ersonnen. Jeder Begriff führte den Faden des Wissens fort. Im Osten gibt es keine Tore, auf denen der Name des Höchsten Anerkannten nicht eingeschrieben wäre. Wahrlich, man kann die Gebiete des Ostens nicht ohne Wissen betreten. Vergessen wir nicht, dass der Osten seine Erkenntnisse in Stein gemeißelt hat.

 

      59. Der Umfang der Lehre ist umgekehrt proportional zur Stufe des Bewusstseins. Je weiter das Bewusstsein, desto kürzer die Formel. Für die Nahestehenden genügt ein Wort oder ein Buchstabe. Das erste Gebot gleicht dem Donner, doch das letzte geht im Schweigen vor sich.

 

      60. Wie erhaben ist das Spiel der Mutter der Welt! Sie ruft die Kinder von fernen Gefilden heran: „Eilt, Kinder! Ich will euch lehren. Ich habe scharfe Augen und wachsame Ohren für euch bereit. Lasst euch auf Meinem Schleier nieder, wir wollen fliegen lernen!“

 

      61. Ihr denkt richtig über die mannigfaltigen Einwirkungen der menschlichen Ausstrahlungen auf die Umgebung. Ein überzeugendes Beispiel dafür kann man in den Einwirkungen des Menschen auf Tiere und Pflanzen sehen.

      Gebt einem Menschen ein Tier oder eine Pflanze in die Hand, und ihr könnt den Unterschied des Zustandes des Objektes und der Typen wahrnehmen, welche die Lebensenergie zerstören. Wie ein Vampir saugt ein Reiter ein Pferd aus, oder ein Jäger einen Hund, oder ein Gärtner eine Pflanze. Sucht die Ursache in den Ausstrahlungen des Menschen.

      Beobachtet und schreibt die Geschichte der Krankheiten des Geistes auf. Das physisch Sichtbare verbirgt seine Wurzeln in weit zurückliegenden Aufspeicherungen. Ich rate, sich gegenüber Menschen mit ungesunden Ausstrahlungen kühl zu verhalten. Eine Behandlung mit Kühle wird sie am schnellsten stärken. Man darf diese Kältetherapie nicht als Grausamkeit verstehen, erinnern Wir doch daran, jedem Anklopfenden feinfühlig die Tür zu öffnen.

 

      62. Ihr müsst wissen, dass ihr in die Welt der Überreste[22] nur eure Aufspeicherungen mitnehmen könnt. Unfähigkeit bleibt dort, was sie hier ist. Man kann sich wünschen, das zur erhalten, was man zu wünschen gelernt hat. Es ist fast unmöglich, dort ein neues Ausmaß des Bewusstseins zu erlangen; speichert daher Bewusstsein, um nicht in lumpiger Kleidung einhergehen zu müssen.

 

      63. Wenn ihr in der Lehre Wiederholungen wahrnehmt, so bedeutet das, dass ihr neue Einzelheiten herausfinden könnt oder ein im Leben noch wenig angewendetes Gebot betont werden muss.

      Man sollte daran denken, dass der Nutzen der Anwendung von Prana auf ein ganzes Kollektiv ausgedehnt werden kann. Man kann Prana nicht nur für sich selbst anwenden, sondern mittels psychischer Energie* einen Teil des Vorrats an andere abgeben.

      Im Altertum wurde ein kranker Körper von gesunden Körpern umgeben, um seine Kraft zu unterstützen, doch zu solchem Vampirismus kann nicht geraten werden.

      Von ganz anderer Bedeutung ist die bewusste, freiwillige und wohlwollende Übertragung, nicht nur an eine Person, sondern sogar an mehrere gleichzeitig, wenn man die Sendungen verhältnismäßig zu verteilen versteht. Es ist ein wichtiges Experiment, materielles Wohl durch psychische Energie zu übertragen. Wägbare Substanz wird durch unwägbare Energie übersandt, das ist keine Suggestion*, sondern eine konkrete Sendung.

 

      64. Unsere Mitbrüder können persönlich mit verhülltem Gesicht erscheinen. Wenn das Antlitz verhüllt ist, seid überzeugt, dass die Person in ein langwieriges Experiment vertieft ist, das ein Fixieren des Auges erfordert.

      Wenn eine Frauengestalt ein verschleiertes Antlitz hat, bezieht sich diese Erscheinung auf die Mutter der Welt.

 

      65. Wenn ein ganz einfacher Mensch euch fragt: „Welche Aufgabe hat die Lehre?“, so sagt: „Dass du gut leben mögest!“

      Man sollte ihn nicht mit komplizierten Erwägungen belasten. Möge sein Wesen von dem Bewusstsein durchdrungen werden, dass die gesamte Lehre um die Verbesserung seines Lebens besorgt ist. Das Verständnis für Verantwortung kommt später. Zuerst verkündet Freude und Verbesserung des Lebens.

 

      66. Kann man den Menschen die Wahrheit über die Entwicklung der Welten enthüllen, wenn noch nicht einmal ihr Lebensunterhalt gesichert ist? Selbst die geringste Spur von Abstraktion muss vermieden werden.

 

      67. Wie kann man Hingabe erwecken? Durch Zweckmäßigkeit. Wie kann man die Qualität verbessern? Durch Ehrfurcht vor Meisterschaft. Wie kann man Produktivität erwecken? Durch den Wunsch nach Schönheit.

 

      68. Gebt einem Kind die Aufgabe zu beschreiben, wie es sich das Neue Land vorstellt. Auf diese Weise kann man nämlich die Offenbarung des noch nicht Gesehenen verfolgen. Einen Anstoß für die Verwirklichung eines Traumes zu geben, ist die beste Aufgabe für Kinder.

      Später lasst das Kind ein gewöhnliches Stück Granit beschreiben. Das wird seine Findigkeit fördern. Vielleicht wird ihm der Stein eine Vorstellung von den Bollwerken der fernen Welten geben. Aus dem Gewöhnlichen kann man Funken der Schönheit herausziehen.

 

      69. Oft hört ihr die alltägliche Formel: „Ich bin gegangen, und nun komme ich wieder.“ Darauf wisst zu erwidern: „Wie viele Möglichkeiten sind Ihnen während ihres Tanzes entgangen!“

      Man kann nicht errechnen, wieviel die Menschheit durch persönliches Herumspringen verliert. Der Mensch entfernt sich aus Eigendünkel und kehrt aus Eigenliebe wieder. Diese ruhmreiche innere Arbeit erinnert an das Qualmen eines Dochtes. Das geschickte Verbergen der wahren Ursache dieses zurück und vorwärts Marschierens mag dazu dienen, den Boden zu bohnern, doch Blasen an den Fußsohlen können schmerzliches Aufstechen erforderlich machen.

      Fragt jeden, der fortgeht: Worin lag die Beleidigung?

 

      70. Man sollte ein einseitiges Bewusstsein von einseitiger Energie unterscheiden. Der Lehrer wendet manchmal eine einseitig wirkende Energie an, um eine Bewegung des Geistes in eine bestimmte Richtung zu erreichen. Daraus darf man nicht den Schluss ziehen, das Bewusstsein des Lehrers sei einseitig.

      Versteht es, das Bewusstsein zu verbergen, wenn es notwendig ist, einen eiligen Pfeil abzusenden. Nur Unwissende bemühen sich, dürre Zweige der Wichtigtuerei auf ihren Fensterbrettern auszubreiten. Wessen Haus von Wissen erfüllt ist, der fürchtet sich nicht, eine Scheibe seiner Gedanken abzuschneiden.

      Die Aussaat gleichartiger Körner bringt eine reiche Ernte, doch noch wirksamer sind Zusammensetzungen heilender Körner: sie dienen dem Ausbruch des Geistes.

      (…)

 

      71. (…) Es ist richtig anzunehmen, dass magnetische Ströme sich als Kanäle zwischen den Planeten erweisen. Das Studium des Verkehrs[23] zwischen den Welten muss gemäß den Kanälen der magnetischen Wellen vorgehen, allerdings darf man natürlich das geistige Bewusstsein nicht vergessen.

 

      72. Habt ihr endlich gelernt, euch über Hindernisse zu freuen? Können Wir sicher sein, dass ein scheinbares Hindernis eure Findigkeit verzehnfachen wird? Können Wir euch siegreiche Kämpfer nennen? Können Wir euch einen Pfeil der Hilfe senden und gewiss sein, dass ihr ihn im Flug auffangt? Können Wir gemeinsam mit euch das Wort der Neuen Welt aussprechen? Können Wir annehmen, dass ihr um der Schönheit der Schöpfung willen eure abgetragenen Kleider verbrannt habt? Kann die Mutter der Welt eurer Wachsamkeit das Gewebe des Lichts anvertrauen? Kann der „Löwe“ euch zu Hilfe eilen? Kann das Licht euren Weg erleuchten?

      Der Sieg klopft an. Versteht ihr es endlich, die gegebene Lehre auf euch selbst anzuwenden? Können Wir euch die Zeichen zum Tragen anvertrauen? Können Wir den Strahl der Vervollkommnung senden? Können Wir für eure Wachsamkeit bürgen? Können Wir aus eurer Selbsterkenntnis ein Bollwerk errichten? Können Wir Uns über die Unabänderlichkeit eures Weges freuen? Kann die Mutter der Welt euch Gerechte nennen? Kann der „Löwe“ zum Wächter eures Hauses werden? Kann das Licht sich auf die neuen Stufen ergießen? Schließt eure Türen auf!!

 

      73. Ihr wisst, dass der Astralkörper auf einer Höhe von elftausend Fuß eine bestimmte Eigenschaft annimmt. Gleicherweise hat jede Höhe für jeden Körper eine Bedeutung.

      Ihr könntet beobachten, dass der Mensch auf einer Höhe von siebentausend Fuß die Menge der Nahrung vermindern kann, und dieser Bedarf wird allmählich weiter abnehmen, bis sich auf einer Höhe von sechzehntausend Fuß ein spürbarer Unterschied zeigt.

      Auf einer Höhe von über neuntausend Fuß rate Ich den Genuss von Wein, Kaffee, Pfeffer und anderen Gewürzen zu meiden. Bei über siebzehntausend Fuß Höhe ist sogar starker Tee unerwünscht.

      Mit der Verringerung der Menge der Nahrung vermindert sich auch der Bedarf an Schlaf; man braucht nicht mit mehr als sechs Stunden zu rechnen, und bei zwanzigtausend Fuß genügen vier Stunden. So ist es verständlich, dass man auf großen Höhen fast ohne Schlaf auskommen kann und die Frage der Ernährung einer anderen Berechnung bedarf.

      Es ist unmöglich, dort den euch empfohlenen Baldrian mit Gewürzen zu nehmen. Natürlich ist es auf den Höhen schädlich, bei derselben Menge Nahrung zu bleiben, die in den Niederungen erforderlich ist.

      Die Berge sind so bedeutungsvoll, weil sie uns wie ein Prinzip aus den niederen irdischen Bedingungen herausführen. Auf den Höhen kann man spüren, dass man die gewöhnlichen irdischen Bedürfnisse verlassen hat. Gewiss, wenn selbst für den Astralkörper eine Höhe von elftausend Fuß bedeutungsvoll ist, dann erheben jede eintausend Fuß den physischen Körper in besondere Zustände. Es wäre ein nicht wiedergutzumachender Fehler, künstlich zu versuchen, die Bedingungen der Berge auf die irdischen Gewohnheiten zu übertragen. Merkt euch das und befolgt es!

 

      74. Jede Hülle verzerrt die Wirklichkeit. Man kann seine ganze Scharfsicht anspannen, um einen geringeren Grad der falschen Vorstellung zu erlangen. Alles Sichtbare, jede Reflexion und jeder Gedanke verleihen ihre imaginäre Färbung.

 

      75. Wir sind zu jeder Art von geistigem Inzest[24] bereit. Die Menschen häufen einfach unvereinbare Elemente aufeinander. Sie verbinden Vater-Feuer mit Wasser-Tochter und Erde-Mutter mit Luft-Sohn. Wenn die Nachkommenschaft verascht sein wird, wird ihnen das nicht schlimm erscheinen und sie legen die Verantwortung dem „Himmlischen Vater“ auf.[25]

      Es ist unmöglich, sich an die Leichtfertigkeit der menschlichen Einrichtungen zu gewöhnen. Nur das geistige Bewusstsein kann eingeben, welche Elemente unvereinbar sind. Die Menschen unterscheiden sich nicht nur durch ihre Ausstrahlungen, sondern auch durch die zugrundeliegenden Elemente. Die Grundlage bleibt unveränderlich. Gerade entsprechend den Elementen ergeben sich die besten Verbindungen.

 

      76. Beilen wir uns, beeilen wir uns, den Lehrer zu verstehen. Umgeben wir Ihn mit der Mauer der Hingabe und umgeben wir uns dadurch mit einer Festung. Nach eurem Umherirren werdet ihr verstehen: Wo Erfolg ist, dort ist der Lehrer; wo Niederlage ist, dort ist Verrat.

      Dort, wo Niederlage ist, haben wir es fertiggebracht, den zweckmäßigen Plan zu verbiegen, zu durchkreuzen und zu vernichten. Bei Niederlage wandten wir uns von dem erprobten Pfeil der Hilfe ab.

      Können wir bestätigen, dass wir in der Stunde der Gefahr den Namen des Lehrers aussprechen? Können wir für den Namen des Lehrers Zeugnis ablegen? Können wir die erhabene Freude der Dankbarkeit gegenüber dem Lehrer finden?

      Oder denken wir manchmal, weshalb denn die Lehre so wenig unseren Gewohnheiten angepasst ist? Warum unsere Untätigkeit durch die Lehre gestört wird? Warum wir aus unserem selbstgerechten Schlaf geweckt werden?

      Dankbarkeit und Hingabe blühen freudvoll in Unserer Gemeinschaft. Sollte Unsere Leitung aber die Nachricht übermitteln, dass ein Mitarbeiter im Namen der Lehre etwas geopfert hat, wären Wir gezwungen, auf seine Mitarbeit zu verzichten. Unsere Mitarbeiter können aufnehmen und abgeben.

      Wenn ihr Unsere Lehre übermittelt, schreit nicht auf den Plätzen, sondern lächelt den Herantretenden zu. Der Herantretende erkennt den Lehrer an, doch der Eingefangene wird an seinen Ketten nagen. Wir erwarten Freude und nehmen nur die wunderbare Blume der Hingabe an. Beeilen wir uns, den Lehrer zu verstehen!

      Bejaht Erfolg, bejaht Freude, bejaht Verständnis für Bewegung, lasst die Gedanken der alten Welt zurück. Ich werde nicht müde, das zu wiederholen.

 

      77. Ihr wisst, dass die Mitglieder und Mitarbeiter der Internationalen Regierung deren Erlasse befolgen müssen.

      Blicken wir zum letzten Mal auf M.[26] und das historische Ereignis Unseres Ultimatums zurück. Diese uralte Tradition, (…) die Menschheit zu warnen, geht in völligem Wohlwollen vor sich[27]; darin besteht die Grundbedingung, andernfalls wäre die Rolle des Gesandten nicht aufrichtig und überzeugend.

      S. G.[28] sprach zu L.[29] in guter Absicht, ebenso wandte sich M. an V.[30]; A. L. M.[31] übermittelte Unseren Erlass richtig. (…)

      Wenn man einem Kämpfer sagt: „Dieser Berg ist unserer“, nimmt er den Erlass an, andernfalls geht der Sinn der Regierung verloren.

      S. G. erkrankte nach seiner Mission. Dies geschah durch undiszipliniertes Denken eines Mitarbeiters. Hütet euch vor dem Schaden undisziplinierten Denkens.

      Denkt nur in neuen Formen. Stellt euch selbst Aufgaben, um die Lebensfragen konkret zu lösen. Betrachtet einen Tag als verloren, an dem ihr nicht über die Neue Welt nachgedacht habt.

      Erschwert euren Atem nicht durch Kosmogonie, wenn ihr die Gipfel der Erde bewältigt.

 

      78. Es war unmöglich, die Aufmerksamkeit von dem Zerfall der Granitzelle loszureißen; als sie den Gleichstand mit der Zelle der wirbellosen Tiere erreichte, war der Puls fast übereinstimmend.

 

      79. Wen kann man den Mutigsten nennen? Vielleicht den winzigen Schmetterling, der denselben atmosphärischen Bedingungen ausgesetzt ist wie ein Löwe. Beobachtet die Wirkungen der Lehre auf die Kleinen, oft ertragen sie den Sturm der Erleuchtung besser als die Großen.

 

      80. Wenn man das Vorhandensein des Gedankens selbst im Stein bestätigen kann, welch reiner Regenbogen erfüllt dann den Raum! Man muss sich an das Bewusstsein gewöhnen, dass das gesamte Dasein vom Gedanken durchdrungen ist. Gewiss, diese nicht abstrakte und wägbare Erscheinung bleibt als Energie definiert, aber sie bewahrt das Potential der bewussten Evolution.

      Bis vor kurzem wurde das Empfindungsvermögen der Pflanzen als auf den Instinkt begrenzt angesehen, aber nachdem man den Instinkt erforscht hat, weist man es jetzt dem Bereich des Gedankens zu; daher müssen die Beobachtungen nach oben und nach unten gehen.

      Der gewöhnliche Fehler menschenartiger Wesen ist, sich selbst das ausschließliche Recht auf den Gedanken zuzuschreiben. Durch die primitivsten Beispiele kann man beweisen, wie sehr das Denken der Menschheit durch Alter, Umstände und Nationalität bestimmt wird. Gerade bei Durchschnittsmenschen ist man manchmal erstaunt, wie schwach die Ansätze des Denkens sind. Dafür erheben anonyme räumliche Gedanken den Geist.

      Ihr wisst, dass ein modifiziertes Radio Gedanken aus dem Raum auffangen kann; und Gedanken, als (…) Substanz, können sich gegenseitig nähren und wachsen.

      Denkt über die Erscheinung des Gedankens nach, erkennt seine Verbreitung und erfreut euch am Laboratorium des Denkens, das von der Zelle des Minerals bis in Unbegrenztheit alle Uranfänge verbindet.

      Die magnetische Welle, der elektrische Funke und der Gedanke — diese drei Wanderer grüßen jene, die in die Unbegrenztheit streben[32].

 

      81. Kann der Gedanke erschallen? Die Theorie des Echos zeigt, dass sich der Gedanke ebenso wie der Ton in magnetischen Wellen ausbreitet, und der Ausspruch „der Donner des Gedankens“ ist keine Übertreibung. Man muss nämlich die Natur des Gedankens erforschen.

      Zum Beispiel: Können Gedanken bestimmten Charakters und Spannung das Leben von Pflanzen beeinflussen? Wie reagieren Tiere auf bestimmte Gedanken? Und schließlich: Wie fühlt sich der Herr Mensch selbst inmitten von Gedanken? Wie wirkt der Gedanke in chemischen Verbindungen? Sollte man nicht den Gedanken mit Lackmuspapier prüfen? Kann der Gedanke nicht mit starkem Gift oder mit Musik wetteifern?

      Überhaupt muss man den Gedanken als einen lebendigen Faktor des Seins erforschen. So wird man von der Psychotechnik zur Dynamik und selbst zur Astrochemie eine Brücke schlagen können. So sollte man die Ökonomie des Raumes verstehen.

 

      82. Kann man sich einem blinden Steuermann anvertrauen? Kann man meinen, dass sich die Lumpen des alten Denkens für die Neue Welt eignen? Man muss verstehen, dass das Geschenk der Neuen Welt zu den geöffneten Toren gebracht werden wird. Wahrlich, die Neue Welt will ein schönes Gewand schenken, doch komm, Mensch, nimm das Gewebe der Arbeit der Mutter der Welt in Empfang!!

 

      83. Nach und nach streut Körner der Lehre aus. Mögen sie unmerklich das Wesen durchtränken. Die Zeit der Predigt ist vorüber, es bleibt das Leben.

      Vergeistigt das Bewusstsein eures Bruders durch eine unmerkliche Berührung, die wie tägliches Brot gereicht wird. Deckt seinen Zorn auf und löscht ihn mit Zweckmäßigkeit. Bestärkt ihn in der Freude der Aufnahme. Hütet euch, ihm Wunder zu offenbaren, enthüllt ihm die Angemessenheit, die zur Unbegrenztheit führt. Beseitigt den Feiertag, um den ewigen Feiertag einzuführen.

       „Mein Feiertag wird der deine sein. Mein Pfad wird deine Errungenschaft sein. Meine Freigebigkeit wird dein Besitz sein. Du wirst sie nicht wahrnehmen, doch über deine Verwandlung erstaunt sein. Ich bedarf des Dankes nicht, doch Dankbarkeit wird deine Nahrung sein; denn das Feuer der Dankbarkeit übertrifft die Flamme anderer Erhebungen.“

      „Lehrer, ich sehe und ich werde es unauslöschlich in Erinnerung behalten.“

      Die offenbarte Reihe der Lehrer leuchtet wie eine interplanetare Perlenkette, füge deine Perle hinzu!

 

      84. Ich meine, dass jedermann Unsere Bücher lesen kann.

      Unter jenen, die sich Uns nähern, sehe Ich keinen, der sich fürchtet. Führt in Bezug auf Furcht verschiedene Prüfungen durch. Setzt schreckliche Masken auf und lächelt, wenn das Herz zittert. Wo bleibt das Vertrauen zum Lehrer? Wo bleibt die Erkenntnis der Kräfte? Unsere Leute kann man beim ersten Ruf erkennen. Wie ein Hirsch strebt der Unsrige. Ich kenne keine solche furchterregende Maske, die ihn zum Abweichen bringen könnte.

      Als Beispiel müssen uns nicht Riesen und Helden dienen. Ich erinnere mich eines Hinduknaben, der den Lehrer fand. Wir fragten ihn: „Kann sich die Sonne für dich verfinstern, wenn du sie ohne den Lehrer siehst?“ Der Knabe lächelte: „Die Sonne bleibt die Sonne, doch in Gegenwart des Lehrers scheinen für mich zwölf Sonnen.“ Die Sonne der Weisheit Indiens leuchtet, denn am Ufer eines Flusses sitzt ein Knabe, der den Lehrer kennt.

      Ebenso wie es Leiter von Elektrizität gibt, so gibt es auch Vereiner von Wissen. Wenn ein Barbar einen Anschlag auf den Lehrer verübt, sagt ihm, wie die Menschheit Zerstörer von Bibliotheken nennt.

      (…)

 

      85. Können Unsere Leute ihre Nächsten um sich haben? Natürlich können sie das. Diese Nahestehenden werden das Gefühl der Verantwortung, der Besorgtheit und der Findigkeit vertiefen.

 

      86. (…)

      Man sollte wissen, dass der Zustand offener Zentren die Fähigkeit verleiht, die umgebende Unvollkommenheit auszulöschen. Nicht nur Feinfühligkeit wird entwickelt, sondern man erlangt auch Kräfte zur Verbesserung der Umgebung. So kann man bemerken, dass die offenbarten Kräfte gleichsam vom Raum absorbiert werden. Dieser Grad der Zentrenöffnung wird „Ampel[33] der Wüste“ genannt. Danach folgt der Grad „Löwe der Wüste“.

 

      87. Man muss zwischen unbedingter und bedingter Hingabe unterscheiden. Die Menschen zeigen, wenn sie empfangen, sehr oft unbedingte Hingabe, aber jede Abgabe wird von allen möglichen Bedingungen begleitet. Man nimmt das Empfangene auf, aber im Bewusstsein richtet man Schranken auf und hegt den Verdacht, dass die Gabe nur ein Stückchen Schimmel sei. Dagegen sollte man sich merken, dass das Maß der Hingabe das Maß des Empfangs ist.

      Glaube muss exaktem Wissen gleichkommen. Jede Bedingtheit des Glaubens bewirkt eine Bedingtheit der Ergebnisse. Niemand möchte gern ein bedingter Schüler genannt werden. Solch eine Bezeichnung ruft eine Kränkung hervor.

      Genauso reagiert das Gesetz auf jede Bedingtheit. Das Gesetz ist aber nicht gekränkt, es misst mit gleichem Maß. Seid versichert, dass Hingabe mit gleichem Maß vergolten wird.

      (…)

 

      88. Kosmogonie sollte erhabene Gedanken hervorrufen. Während der Gott eines Volkes mit geringem Bewusstsein am Rand einer unbedeutenden Kugel sitzt, blickt ein hoher Geist in die Unbegrenztheit und schmückt sich mit der Freude eines Wissens ohne Grenzen. Setzt die Unbegrenztheit nicht herab!

      (…)

 

      89. Die Harmonie von Ausstrahlungen liegt nicht allein in Eintönigkeit. So ist eine violette Aura einer grünen nicht fremd, und eine rosafarbene kann eine blaue hervorheben. Solche Ergänzungen umfassen Ströme besonderer Spannung. Es ist sogar erwünscht, Farben als Gewähr für den künftigen Regenbogen zu kombinieren.

      Die Schwingungen leuchtender Farben sind natürlich von so vielfältiger Tönung, dass es unmöglich ist, sie nach der dürftigen irdischen Farbskala wiederzugeben. Genauso wie man die Symphonie der Sphären nicht in die irdische Tonskala einfügen kann.

      Eure lila und eure violette Farbe haben mit Unserem himmlischen Purpur nichts gemein.

 

      90. Eine einfache Bejahung des Wissens eröffnet den Ausweg aus Widersprüchen. Ohne Achtung vor Wissen kann man nicht denken. Der Lehrer schlägt vor, der Stärkung des Bewusstseins Wissen zugrunde zu legen. Weist darauf hin, wie sehr Wissen den Pfad zu der Einen Lehre bahnen kann.

      Ist es möglich, dass die Menschheit nicht begreifen kann, dass Wissen der Einen Quelle entspringt? Darum stellt die Trennlinie zwischen Wissen und Unwissenheit die Trennlinie zwischen Licht und Finsternis dar. Wir können leicht die Thora[34] durch die Hymnen der Veden[35] und die Testamente der Lehrer ersetzen (…). Denn Wir sehen keinen Unterschied zwischen den aus der Einen Quelle kommenden Lehren.

      (…)

 

      91. Die Aufnahme der Endlichkeit des Kosmos bei Erkenntnis des unbegrenzten räumlichen Prinzips gehört zu den Fragen, die der Schüler selbst lösen muss, denn das nennt sich „Summa Summarum“[36]. Um zur Erkenntnis dieser räumlichen Begriffe zu verhelfen, wurden Meilensteine gesetzt, aber die Formel muss selbständig ausgesprochen werden. Die Formel entspricht dem Grad des „Löwen der Wüste“; sie zeigt die Aufnahme des Lösens von der Erde und den irdischen Gütern. Die Erscheinung der getrennten Sphären erfordert die Erkenntnis dieser Formel.

      So wie Unbegrenztheit allein keine konkreten Resultate erbringt, so ist Begrenztheit ein vermindernder Begriff. Nur die Wechselbeziehung dieser Antipoden stellt die richtige Lösung des kosmogonischen Problems dar. Auf diese Weise kann man über Berechnungen des Begrenzten urteilen, ohne die Größe des Universums herabzusetzen.

      Ihr habt eine richtige Lösung gefunden, die ganz konkret ein weiteres Verständnis der Entstehung der Welten ermöglicht. Hell strahlt die Offenbarung der Astralmechanik.

 

      92. Zählt die Stunden großer Offenbarungen. Es beginnt bereits die Verschmelzung der Veden mit dem Tripitaka[37] und der Kabbala[38], und (…) die Vermächtnisse der Lehrer beseitigen die Unwissenheit. Beobachtet mit Aufmerksamkeit die Zunahme des Wissens in verschiedenen Teilen der Welt. Die Bejahenden und die Verneinenden gehen in dieselbe Richtung. Die Zeit ist unwiederholbar, sie ist wie ein Tor zu dem, was vom Schicksal bestimmt ist. Tot sind jene, denen die festgesetzte Stunde gewöhnlich erscheint.

 

      93. Hört nicht auf einen Lehrer, der für seine Lehre ein Entgelt fordert. Die Lehre kann nicht gekauft oder unter Drohung angenommen werden. Wahrlich, jeder kann Zutritt zur Lehre erlangen, indem er Hingabe durch die Tat zeigt. Am wenigsten führt das Wort und am meisten die Tat zur Gemeinschaft des Wissens.

      Wenn ein Kind zur Gemeinschaft strebt, wird sich dort etwa keine Arbeit für es finden? Oder wird etwa jemand, der mit vollem Bewusstsein die Statuten der Gemeinschaft annimmt, die Tür verriegelt finden? Kann man ein Beispiel dafür anführen, dass ein reines Bewusstsein ohne Antwort blieb?

      Die Statuten der Gemeinschaft des Wissens sind klar verkündet worden, keine List wird sie trüben. Wanderer, zahle deine Schuld und schreite ohne Rast und Ruh voran.

      (…)

 

      94. Mancher ist unfähig, Gleichheit mit Hierarchie in Einklang zu bringen. Gleichheit liegt im Potential des Geistes und Hierarchie in der Unersetzlichkeit der aufgespeicherten Erfahrungen.

      Darum ist es gerecht, zu sagen, dass ein Komplex von Wissen das Tor zur Hierarchie darstellt. Beachtet den Ausdruck „Komplex“, denn eine einzelne Spezialisierung kann nicht den Gehalt eines Hierarchen bilden.

      Erkennt den Lehrer, indem ihr über Wissen nachsinnt. Wahrlich, Verehrung des Lehrers ist ein Allheilmittel selbst gegen physische Krankheiten. Schwieriger ist es im Zustand geöffneter Zentren, wenn jeder Atemzug der alten Welt Ansteckung und nur der Hauch der wahren Evolution Gesundung bringt. Darum bedeckt euch nicht mit der alten Welt und gewinnt die Jugend für die Freude der Neuen Welt.

      In allem ist freudvolle, strenge Zweckmäßigkeit.

 

      95. Zu einem großen Weisen kam ein Schüler, der nach einem Wunder suchte: „Nach einem Wunder werde ich überzeugt sein.“

      Der Lehrer lächelte traurig und enthüllte ihm ein großes Wunder. Der Schüler rief aus: „Jetzt bin ich einverstanden, unter Deiner Führung die Stufen der Lehre zu durchschreiten.“ Doch der Lehrer wies ihm die Tür und sprach: „Jetzt brauche ich dich nicht mehr.“

 

      96. Ich bin über die alte Welt erstaunt. Das Erscheinen von Sonnenflecken ruft eine unerwartete Uneinigkeit hervor. Die alte Welt flattert mit dem letzten Flügel und die geöffneten Zentren empören sich. Für jeden Zustand der Zentren ist eine Art Epidermis[39] nötig, die sich unter Schmerzen bildet.

      Reine Luft nimmt den Stickstoff des Lebens nur schwer auf.

      (…)

 

      97. Weist darauf hin, dass auf dem Pfad zur Lehre alle Opiate ungeeignet sind. Traumlose Nüchternheit bringt euch Uns schneller näher.

 

      98. Bei der Tat der Hingabe sprecht ein reines Gebet. Versteht es, die Lehre an jedem Tag zu verwirklichen. Schreitet fort, ohne einen Tag oder eine Stunde zu verlieren. Versteht es, euch selbst als Schöpfer einer ganzen Welt von Taten zu betrachten. Versteht es, in allem eure Kräfte aufzubieten. Versteht es, die Lehre jedem Gedanken einzuflößen. Versteht es, die Kräfte wie auf einem Schlachtfeld aufzustellen. Versteht es, Dankbarkeit als die Vereinigung von Freude und Schönheit zu empfinden.

      Endet würdig, denn das Ende ist das Feuer der Errungenschaft.

      Der größte Verrat ist, die Lehre zu kennen und sie nicht anzuwenden.

      Schmähung der Lehre ist schlimmer als Tod des Geistes, denn dadurch schließt sich der Mensch selbst von der Zusammenarbeit aus und verurteilt sich auf den Saturn.

 

      99. Ich zeige, wie man die Macht an der Klinge Meines Schwertes schärfen kann. Die Erscheinung des Lehrers kann die Menschen erleuchten, wenn der Pfad reich an Wissen ist. Der Drache ist mächtig, und stachelig sind seine Ringe.

      (…)

 

      100. Das Schicksal, das zu Uns führt, muss jede Stunde geschmiedet werden. Wer die Angemessenheit erniedrigt, gleicht einem, der sich selbst erdrosselt. Wer die Errungenschaft hinausschiebt, gleicht einem Ertrinkenden.

 

      101. Ich wohne dem Experiment der Übertragung menschlicher Kraft auf Entfernung bei. Man kann einen beliebigen Gegenstand nehmen; man kann den Riegel einer Tür verrücken, indem man die Energie des Gedankens auf die entsprechende Energie des Gegenstandes anwendet. Das Experiment als solches ist seit langem bekannt, doch wenn man eine allgemeine Zusammenarbeit herstellt, sollte man daran denken, dass die Gedankenenergie alle Schichten des Daseins vereint. Wir vereinen nicht mit dem Hammer, sondern durchdringen mit dem Gedanken sogar zusammengesetzte Gegenstände.

      „Weisheit ist in allem“ erinnert der Inder. „Zusammenarbeit ist in allem“ fügt das Zeitalter Maitreyas hinzu. Nicht durch Befehl, nicht durch Harmonie, sondern durch den Blitz des Gedankens werden die Mitarbeiter vereint.

      Die Zusammenarbeit der verschiedenen Materieschichten ist charakteristisch für die Neue Welt. Jede Epoche hat ihre Losung. Die Kraft des Gedankens ist das rufende Prinzip der Neuen Welt.

      Versucht, das Leben sogenannter unbelebter Gegenstände zu beobachten. Bemerkt eure Wirkung auf sie. Nicht immer ist ein Mensch lächerlich, der sich mit Gegenständen unterhält. Das Einhüllen mit Gedanken dient dazu, gleichsam eine gesunde Atmosphäre zu schaffen. Eine Säule schwärmender Gedanken durchdringt die Räume der fernen Welten. Betrachtet den Gedanken als einen realen Faktor des Lebens. Daraus entsteht eine strenge Kontrolle über den Strom des Gedankens.

 

      102. Erwägt jede Annäherung an Uns. Werdet unersetzlich! Bei Nacht beschirmt euch mit Unserem Namen. Bei Tag schnallt den Panzer der Hingabe zu.

 

      103. Über die gegenseitige Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Der Lehrer gibt Weisungen in den Grenzen des Erlaubten. Er erhebt den Schüler, indem er ihn von alten Gewohnheiten reinigt. Er warnt ihn vor jeder Art von Verrat, Aberglauben und Heuchelei. Er legt ihm sichtbare und geheime Prüfungen auf. Der Lehrer öffnet die Tore zur nächsten Stufe mit den Worten: „Freue dich, Bruder!“ Er schließt sie aber mit den Worten: „Lebe wohl, Vorübergehender!“

      Der Schüler erwählt seinen Lehrer. Er verehrt Ihn wie die höheren Wesen. Er glaubt Ihm und bringt Ihm seine besten Gedanken dar. Er bewahrt den Namen des Lehrers und schreibt ihn auf das Schwert seines Wortes ein. Er zeigt Fleiß bei der Arbeit und Beweglichkeit bei der Heldentat. Er heißt Prüfungen willkommen wie das Morgenlicht und richtet seine Hoffnung auf das Schloss der nächsten Tore.

      Freunde, wenn ihr euch Uns nähern wollt, erwählt einen Lehrer auf Erden und übergebt Ihm die Führung. Er wird euch beizeiten sagen, wann man den Schlüssel in den Toren umdrehen kann. Ihr sollt alle einen Lehrer auf Erden haben!

      (…)

 

      104. Festigt euch in dem Gedanken an Meinen Wunsch, euch den besten Pfad zu eröffnen. Erwägt, wie dringend notwendig es ist, Meinem Wunsch entgegenzukommen. Möge nichts Altes euer Streben behindern. Bedenkt, dass ein strauchelndes Pferd die ganze Karawane aufhält; darum sprecht: „Schreite fester voran, sonst hängt dein Schicksal am Spieß.“

      Verheimlicht nicht, dass die Annäherung an Uns die Waage schwanken lässt.

      Lasst uns das Gebet an Schambhala* sprechen:

      „Du, der Du mich auf den Pfad der Arbeit gerufen hast, nimm mein Können an und meinen Wunsch. Nimm meine Arbeit an, Herrscher, denn Du siehst mich bei Tag und Nacht. Lass Deine Hand walten, Herrscher, denn die Finsternis ist groß. Ich folge Dir nach!“

      Ihr könnt voranschreiten wie auf den Berg der Freude.

      Beneidenswert sind die Ausmaße des Kampfes für die Erneuerung des Bewusstseins der Menschheit. Der Lehrer freut sich über Entschlossenheit.

 

      105. Es gibt vier Arten von Schülern: Die einen folgen den Anweisungen des Lehrers und steigen gesetzmäßig auf; die zweiten überschreiten die Anweisungen hinter dem Rücken des Lehrers und schaden sich dadurch oft selbst. Die dritten nutzen die Abwesenheit des Lehrers für leeres Geschwätz und zerstören damit ihren Pfad. Die vierten verdammen den Lehrer im Verborgenen und begehen Verrat. Schrecklich ist das Los der beiden letzteren!

      Möge sich das Bewusstsein im Verstehen des Lehrers festigen!

 

      106. Recht hat, wer sich gegen grobe oder zweideutige Ausdrücke empört, denn ihre Quelle ist Unwissenheit. Jede Rede muss schön, klar und von tiefer Bedeutung sein.

 

      107. Die Grade der Erkenntnis sind: Beunruhigter, Betrachter, Anklopfender, Lauschender, sich Erinnernder, Umgestalter, Schwertträger, Mächtiger, Ampel der Wüste, Löwe der Wüste, Mitarbeiter der Uranfänge und Schöpfer.

      Jeder Grad ist in drei Untergrade aufgeteilt; die Reihenfolge muss schrittweise durchlaufen werden. Wer bestrebt ist, kann sie schnell meistern, doch der Abtrünnige stürzt sich selbst hinab.

 

      108. Wer ist denn ein Verräter? Wer verleumdet, wer schweigt, wer unterschlägt, wer heuchelt, wer verneint und wer auf den Untergang der Lehre wartet.

      (…)

 

      109. Das Herz kennt den Freund! Daher prüft eure Freunde, damit ihr keinem Vorübergehenden Zutritt zu eurem Herzen gewährt. Der Lehrer ist euer bester Freund. Vermehrt Seine Bürde nicht!

 

      110. Der Grad „Löwe der Wüste“ verwirklicht besonders den Gedanken, daher muss man besonders vorsichtig sein. Der Grad „Löwe der Wüste“ kennt keine Beleidigung. Wer könnte ihn beleidigen? Ein großes Herz kann dies fassen.

      Freude ist leicht erreichbar, wenn ihr in jedem Moment Hingabe für Uns empfindet. Zufriedenheit erlangen die Schüler, welche die Wolken lieben und verstehen, dass ohne Wolken die Sonne versengen würde. Der Lehrer kann nur dort wirken, wo Seine Hand nicht gebunden wird.

 

      111. Der Lehrer liebt Kämpfe und weiß, wie sie den Kosmos mit Energie erfüllen. Der Lehrer steht zusammen mit euch über dem Abgrund, wer wird sich dann vor großen Tieren fürchten? Es ist nicht verlockend, im Federbett nach Flöhen zu suchen. Doch das Schwert Salomons[40] und das Vermächtnis Maitreyas in der Hand zu halten, schenkt einem das Licht des Morgens. Allein das Bewusstsein des unerhörten Kampfes klingt wie eine frohlockende Posaune.

      Unsere Vorstellungen dürfen nicht auseinandergehen, wenn etwas für Uns Heldentat ist und euch als Niedergang erscheint.

      Haltet den Dummkopf von trivialen Entscheidungen fern. In veralteten Entschlüssen verbirgt sich zerstörerisches Gift.

 

      112. Ich verstehe, wie schwer es für einen Hungrigen ist, auf das Aufkochen der Suppe zu warten, doch es ist notwendig, um die Mikroben abzukochen. Während der Raum sich sättigt, lasst uns in die fernen Welten schauen; fühlen wir uns als Teilnehmer an ihrem Leben.

      Der Verkehr mit den fernen Welten macht die Verdichtung des [feinstofflichen] Körpers immer zugänglicher. Jetzt können die Töne der fernen Welten bald aufgefangen werden. Eine Leitung zwischen den fernen Welten und der körperlichen Hülle wird erst in naher Zukunft möglich sein.

      (…)

 

      113. Der menschliche Wunsch ist nämlich eine Gesetzestafel. Was der einschlafende Geist wünscht, empfängt der aufwachende. Der Schlamm der Flut schwemmt die unzuverlässigen Gedanken hinweg. Die Offenbarung der Weltaufgaben ist die beste Stählung des Schwertes.

      Wer dem Strom nachgibt, wird seinen Strahl nicht wiederfinden. So kann man den Kampf der Welt aufnehmen. Wer sein Gesicht nicht im Strahl des Stromes wäscht, wird wie ein Stein im Wege liegen.

      Man kann ein okkultes Geheimnis nur wenigen übermitteln; ihre Zahl ist gering, doch der Raum selbst lauscht ihnen, denn die menschliche Esse schmilzt den Weltgedanken. Mögen die Menschen auf den Gedanken achten!

 

      114. Das Karma* einer Tat kann nicht durch Untätigkeit gelöscht werden. Wer einen Scheiterhaufen errichtete, um die Wahrheit zu verbrennen, wird sich bücken und jedes Stück Kohle herauslesen müssen. Das Gebot der Gerechtigkeit brennt nicht und glüht nicht, es lodert unerwartet auf und verbrennt die Festungen der Hindernisse.

      Der Erfolg des kosmischen Aufbaus gleicht den menschlichen Erwartungen nicht. Der menschliche Verstand gleicht einem Anfänger, der bei einer Lektion einer Antwort auszuweichen sucht, indem er seine Sprache versüßt. Doch wie werdet ihr durchkommen? Nur durch das Bewusstsein der Nähe des kosmischen Aufbaus. Wo sind die Richter und wo die Verurteilten?

      Bedeutet die Sphärenmusik den Sieg der menschlichen Vermutungen oder feiert sie die Reinigung der vergessenen Wahrheit?

      Eine Prophezeiung erinnert an die Verurteilung und Reinigung einer heiligen Stadt.

      (…)

 

      115. Oft werden Wir gefragt, warum Wir die Vernichtung eines schädlichen Wesens nicht beschleunigen? Diese Handlungsweise muss erklärt werden, umso mehr, als ihr selbst eine Waffe für eine solche Vernichtung besitzt. Ich will es am Beispiel eines Arztes erklären. Nicht selten ist der Arzt bereit, einen kranken Nervenknoten zu entfernen, aber die Reaktion eines sympathischen Zentrums hält sein Messer zurück.

      Kein einziges Wesen ist isoliert. Zahllos sind die Schichten des karmischen Spinngewebes, das die verschiedensten Wesen verbindet. Längs des karmischen Stromes kann man Fäden vom Untauglichsten bis zum Würdigsten wahrnehmen. Wer zuschlägt, muss daher vor allem die Kanäle abtöten, welche die Ströme des Karma vereinen. Andernfalls kann die gerechtfertigte Vernichtung eines einzelnen Schaden für die Menge nach sich ziehen. Daher muss ein Mittel zur Vernichtung sehr vorsichtig angewendet werden.

 

      116. Die geringste Unaufrichtigkeit bei der Hingabe und bei der Annahme der Grundlagen der Erneuerung kann besonders auf den Gesundheitszustand einwirken. Eine solche Unaufrichtigkeit kann sich tief in den Spalten des Bewusstseins einnisten. Die Ansteckung durch Unaufrichtigkeit ist groß, sie trifft die benachbarten Ausstrahlungen.

      Würden die Menschen doch den Schaden erkennen, den sie sich und anderen durch halbherzige Entscheidungen zufügen! Sie spalten das Bewusstsein und führen es bis zum Tod. Wie immer beginnt die Krankheit unbemerkt, und später ist eine lebensgefährliche Operation unvermeidlich.

      So entsteht menschlicher Untergang durch den Stich der winzigsten Natter der Unaufrichtigkeit. Man muss warnen, doch man kann es nicht ändern. Ein Pferd, das über den Abgrund springt, kennt keinen Zügel.

      (…)

 

      117. Warum kann Feuer unter den Fußsohlen hervorströmen? Streben ist wie Feuer und unbezähmbar wie der Wirbelwind. Das eifrige Verstehen Unserer Weisungen muss feurig beflügeln. Eine solche flammende Selbsteinkreisung ist wie eine Mauer, hinter der ihr unversehrt und schlaflos den Kampf beobachtet, bereit, euren Pfeil abzusenden.

      (…)

      Offenbarte Kämpfer, welch unaufhaltsamer Strom wütet um euer Lager! Einzigartig und unklar für die Augen der Welt. Was hat euch genötigt, eure Schwerter geschärft und eure Schilde geduldig emporzuhalten?

      Sagt: „Wir kennen die Fristen der Erde und nichts kann unsere Augen verschließen. Der Hüter der Fristen[41] hat uns die Vereinigung der Kräfte und die Entscheidung anvertraut; und Geduld hat sich in Unanfechtbarkeit verwandelt. Gestern erbebten wir in Erwartung, doch heute erfreuen wir uns des eifrigen Kampfes, wissend, dass der uns bestimmte Kampf zum Sieg führt.“

       „Herrscher der Sieben Tore, führe uns, die wir die Mitternacht durchschritten haben, der Sonne entgegen! Unsere Pfeile gehören Dir, Herrscher! Ohne Deine Weisung werden wir die Mauern der Rast nicht betreten. Weder eine Stunde noch ein Tag noch ein Jahr werden unseren Weg versperren. Du, der Eiligste, hältst ja die Zügel unserer Rosse. Du selbst hast ja diesen Weg erprobt und bürgst mit Deiner Geduld. Sage uns, Hüter, woher ergießt sich der Strom der Geduld?“

      „Aus dem Erz des Vertrauens.“

      Wer weiß, wo der Bote sein Pferd wechselt?

      (…)

 

      118. Oft vernehmen wir selbstgefällige Ausrufe: „Ich habe mich bereits gewandelt, ich habe bereits Fortschritte gemacht!“ Schwankendes „Ich“, hast du dich wahrhaft geprüft? Wenn du Fortschritt erzielt hast, dann Wohl dir; doch hat sich nicht die Umgebung geändert, und hast du nicht fremde Fortschritte auf dich übertragen? Doch wo ist die Scharfsicht, und rufst du nicht eine Krankheit des Geistes zu dir heran?

      Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass Unsere Gespräche ohne Folgen blieben. Im Gegenteil, jede Weisung führt den Wirbelwind des Schutzes oder der Verurteilung mit sich. Kann es anders sein, wenn jede Selbstzufriedenheit eine schädliche Ansteckung in sich birgt? Wenn jede Begrenzung auf Kosten eines Nachbarn geht?

      Darum ist jede überhörte Weisung wie ein Pfeil ins Herz. Jedes Davonschleichen ist wie eine würgende Kette. Ihr wisst, dass alles im Raum hängenbleibt. Wer wird denn den Nagel zu seiner Verurteilung selbst einschlagen? Doch Wir eilen, das Karma zu vollenden, um das eilige Schiff von unnötigen Tauen zu befreien.

      Zur bestimmten Zeit spannt euer Ohr an, um jedes Wort des Lehrers zu verstehen.

 

      119. Jede Verehrung des Lehrers beweist das Verstehen der Lehre. Jede Verehrung der Wirkungsstätte des Lehrers bezeugt Durchdrungenheit und Hingabe. Jedoch diese Zeichen von Aufmerksamkeit können nicht eingegeben werden. Diese Zeichen müssen von selbst im Bewusstsein erblühen. Der Lehrer wird nicht sagen: „Erweise Mir Aufmerksamkeit“

 

      120. Kann man ein sogenanntes Wunder erwarten? Die erste Bedingung eines Phänomens ist natürlich, dass es unerwartet ist. Das Wesen des menschlichen Bewusstseins selbst macht Phänomene unerfassbar. Das gewöhnliche Bewusstsein verhindert dies, indem es widersprechender Bedingungen voraussetzt.

      Der Adept* des Wissens kann die Menschen nur bitten: „Liebe Wesen, stört nicht mit euren erwartungsvollen Ausrufen, wenn die Retorte der Weltessenz bereits eine glückliche Konstellation schafft. Kann man eine Wendung des Schiffes nach rechts erwarten, wenn Unsere Hand das Ruder nach links lenkt?“

      Nur ein klares Bewusstsein des Unabänderlichen kann ein Mitarbeiter des Weltprozesses sein. Wenn ein Raum unserem Auge leer erscheint, können wir deshalb behaupten, dass er wirklich leer ist?

      Mögen die Gespenster der Unwissenheit den Horizont nicht begrenzen!

      (…)

 

      121. Ich bestätige und ihr solltet verstehen, dass das, was heute unmöglich ist, morgen vollkommen möglich sein wird. Der Lehrer offenbart auch die Kraft, um die Schönheit eurer Heldentat zu schützen. Das Unglück der Menschen liegt darin, dass sie die Inkarnationen und die vielschichtigen Bedingungen der Heldentat nicht verstehen. Einsamkeit ist der beste Freund der Heldentat, doch manchmal sind Zeugen nötig, und dann sind die karmischen Gesetze besonders vielschichtig.

      Der Lehrer kann den Hauptkanal der Tätigkeit lenken.

      Der Lehrer vermag bis zu einem gewissen Grad zu beschützen, doch der Tanz der Schatten wird seinen eigenen Reigen führen. Man sollte den Gedanken an die Fähigkeit stärken, an die Dämonen heranzukommen. Seht ihr einen Pförtner, werdet ihr euch nicht sonderlich mit seiner Psychologie befassen. Ebenso werdet ihr, wenn ihr einem verurteilten Menschen begegnet, mit ihm nicht über Kosmogonie sprechen. Auf der Erde müssen die Schätze oft gesäubert werden, und nicht selten gibt es sogar Dämonen auf dem Weg. Wir können an eine Reihe von Begegnungen mit furchtbaren Gestalten aus Unseren vergangenen Leben erinnern.

      Die Elemente nehmen engsten Anteil an der irdischen Heldentat, wie eine Wache auf beiden Seiten. Wenn Feuer mit Erde kämpft, kann man einige Phänomene der Natur bemerken. Man kann manche nicht zeitgemäßen Erscheinungen erwarten. Erde ist der Hüter der alten Denkweise, doch Feuer ist der Aufstand der Evolution.

      Welch unerhörten Kampf führen Wir beim Flackern der Elemente! Die Unzerstörbarkeit der Ursubstanz verleiht Standhaftigkeit im Kampf; ebenso wie das Wissen um die ununterbrochene Fortdauer des Seins die Heldentat beflügelt.

      Sagt: „Schwestern und Brüder, man kann ununterbrochen arbeiten, und Flügel wachsen beim Vorübergleiten von Tagen und Nächten.“

      Den Kleingläubigen sagt: „Erwärmt euch und lasst es euch wohl sein bei der Erkenntnis des Lehrers, doch werft selbst keine Steine auf den Pfad.“

      Im Kampf der Elemente ist jede veraltete Denkweise ein Hindernis für das Licht. Sagt: „Verkompliziert das Gewebe nicht!“

      (…)

 

      122. Dass es für eine Lage keinen Ausweg gäbe, stellen sich nur jene vor, die sich auf Menschen stützen, anstatt auf die Macht der Gedanken. Gram über die Zustände der Menschen fließt gleich den Wellen eines Flusses dahin. Doch die Bilder der Wahrheit, die ihr Ideen nennt, beherrschen das Karma der Welt. Man kann erstaunt sein, wie die Bilder der Wahrheit im Raum kämpfen. Während die Masse der Menschen in der Raserei von Unwissenheit und Verrat verfault, weben die Gedanken der Wahrheit ihre himmlischen Nester, die für die wahre Evolution weit wesentlicher sind als die Huldigung ganzer Völker.

      Ihr erkennt das Werk der Wirklichkeit und das Werk der Maja*. Wirklichkeit ist der Gedanke des Raumes, doch Maja ist die Aufmerksamkeit der Menschen. Habt im Blick, dass jeder von Uns über den niedrigen Zustand der Inkarnierten betrübt sein könnte. Doch das hat nichts gemein mit dem Plan der Evolution, denn die Gedanken schaffen.

      Das Wachstum oder der Zerfall eines einzelnen Körpers und die Bilder der Wirklichkeit geben die Möglichkeit zum Flug in neue Sphären. Jeder Lehrer des Lebens konnte seine Bedeutung nur auf die Bilder der Wahrheit gründen, und er schuf die Zukunft durch den Gedanken und nicht durch das Bewusstsein der Masse.

      Möge die Asche vergangener Scheiterhaufen die Sicht trüben, die Feuer der neuen Bilder aber erglühen in Unbegrenztheit. Wenn wir die Grenzen von Nationen und Staaten überschritten haben, ist es dann nicht ganz gleich, welchen Planeten der räumliche Gedanke nährt? Wichtig ist, dass er vom Bewusstsein des Allgemeinwohls erfüllt ist. Dann wird der Lauf der Völker das Auge nicht verwirren, das auf die Unabänderlichkeit der Evolution gerichtet ist.

      Die Verehrung der Wohnstätte des Lehrers ist keine Anbetung der Erde und keine Förmlichkeit eines Tempels, sondern das Entflammen der Gerechtigkeit im Raum.

      Oft ermüdete Uns die Lage der Menschheit, doch Wir bereuten keinen einzigen evolutionären Gedanken. Diese Gedanken gedeihen wie ein zauberhaft-chemischer Garten und die zauberhaft unsichtbaren Mitarbeiter dieses Gartens. Versteht es nur, über das Allgemeinwohl nachzudenken, und Wir werden immer mit euch sein.

      (…)

      Lasst uns mit einer Legende enden: „Betrachten wir die Sterne. Es wurde gesagt, dass das Gefäß der Weisheit sich aus Tuschita[42] ergoss und die Tropfen des wundervollen Trankes im Raum erglühten“. Doch der Lehrer sagte: „So erglühen die Spitzen der Gedankenpfeile, denn der Gedanke durchdringt die lichttragende Substanz und erschafft Welten.“

      Schöpferischer Gedanke, lass nicht ab, den Raum mit Blumen des Lichts zu schmücken!

 

      123. Salomon sprach: „Ich stelle dich an die Wegkreuzung und mache dich stumm und unbeweglich, und vor dir ziehen die Zeichen der Ereignisse vorüber. So sollst du deine menschliche Neugierde mäßigen und in den vom Schicksal bestimmten Lauf des Stromes hineinschauen, denn hoch über dem menschlichen Denken[43] jagt der Weltgedanke dahin.“

      Beobachtet den Lauf der Ereignisse so, als ob ihr von der Turmspitze aus Schafherden zählt.

 

      124. Wenn ein Schüler seinen Lehrer verliert, muss er den von Ihm empfangenen Ring zurückgeben. Man braucht dies nicht als ein außergewöhnliches Vorkommnis zu betrachten. Das Karma der Besessenheit* oder der geistigen Schwäche kann zwischen Schüler und Lehrer leicht eine Schranke setzen. Arbeit des Ausgeschlossenen an sich selbst kann ihn wieder an den Punkt führen, an dem er den Pfad unterbrochen hat. Der Schüler muss die Notwendigkeit der Eile verstehen und zur Arbeit zurückkehren.

      (…)

 

      125. So nähert sich der Schüler dem Lehrer: Aufgeschlossen, bereit, die Lumpen der alten Welt abzustreifen, zu neuem Bewusstsein strebend, begierig nach Wissen, furchtlos, wahrheitsliebend, hingebungsvoll, scharfsichtig auf der Wache, arbeitsam, zielstrebig und feinfühlig. Er hat den Pfad des Vertrauens gefunden. Maja verlockt ihn nicht. Mara schreckt ihn nicht. Im Schoß der Erde wird der Stein aus den fernen Welten gefunden. Das Leben ist verschönt, das Können gefestigt und unnütze Worte wurden ausgemerzt.

      „Lehrer, es ist mir gelungen, dem Pfeil der Hitze und dem Schrecken der Kälte standzuhalten. Meine irdischen Kräfte haben mich verlassen, aber mein Ohr ist geöffnet. Und der Körper des Lichts ist bereit, auf Deinen Ruf zu erbeben. Und meine Hände sind bereit, die schwersten Steine für den Tempel herbeizutragen. Ich kenne drei Namen, ich kenne den Namen Jener, die Ihr Antlitz verhüllte[44], und Kraft fließt mir zu.“

      So wandte sich der Schüler an den Lehrer.

 

      126. Das Unglück der Menschheit ergibt sich aus dem Unvermögen, Fäden von guter und von schlechter Bedeutung zu erkennen. Der Mensch wendet die Zeichen vor allem auf seine eigene Zukunft an; er denkt vornehmlich durch sich selbst und lässt die Welt mit sich selbst zu Ende gehen.

      Kann man mit solchen Maßstäben richtige Vorstellungen entwickeln? Die hauptsächliche und abscheuliche Folge dieser Gebundenheit ist, dass viel Gutes und Nützliches auf eine Stufe mit Schädlichem gestellt wird. Zahllos sind die Beispiele, wo eine für die Zukunft gegebene Weisung für die nächste Stunde angewendet wird und dadurch ihre nützliche Bestimmung verliert.

      Manchmal wird das Schicksal ganzer Nationen durch eine einfache Formel zum Ausdruck gebracht; doch der Mensch will persönlich an sich reißen, was für ein ganzes Kollektiv bestimmt ist, und die bereite Formel zerbröckelt wie eine Bildhauerarbeit unter einer groben Hand. Diese Grobheit der Selbstbegrenzung ist das schädlichste Element bei der Zersetzung wertvoller Möglichkeiten.

      Die Lichtfäden der fernen Welten benutzt man für häusliche Strickarbeiten, wobei sich Konstellationen von Weltaufgaben nur selten bilden. Darum nähert euch den Weltaufgaben mit Beben und alles erfassend. Durch die Risse der Katastrophen spürt das Erbeben der Erde, doch gerade über diese Klippen steigt auf in die Sphäre des Weltverständnisses.

      Wehe dem, der die Saatkörner der Welt in seinem eigenen Garten verstreut, doch Freude dem, der jedes Korn seines Verständnisses für das Allgemeinwohl hingibt. Dies ist der Befehl für jene, die an die Weltaufgaben herangehen.

 

      127. Energie und Wille sind die Beherrscher des Karma. Wer seinem Selbst entsagt, zum Allgemeinwohl strebt, sich dem Kampf hingibt und freudig bei der Arbeit ist, erlangt für einen Augenblick die Erleuchtung eines Archaten, die ihn zum Beherrscher seines Karma macht.

      Das Bewusstwerden einer Erleuchtung[45] kann man als Gefühlswissen verstehen. Dieses Gefühlswissen kann natürlich davonfliegen oder gar nicht zustande kommen. Diese Meteore des Geistes irren im Raum umher und tragen die glücklichen Möglichkeiten der unbewussten Menschheit davon.

      Das Bewusstsein eines Archaten verleiht Vorrang, verlangt aber auch volle Verantwortung. Können viele die Freude der Verantwortung spüren? In der Stunde der Verantwortung muss man den Mut haben, sich als Archat zu bekennen, der ohne jede Hilfe den Kampf leitet und seine Vernunft und seinen Willen dem Angriff der Elemente entgegenstellt.

      Dem Unwissenden erscheint der Zusammenstoß mit den Elementen wie ein Märchen, aber ihr wisst bereits, wie oft die Elemente in das wirkliche Leben der Menschen hereingezogen werden. Nicht selten hat die Lehre auf die Einwirkung physischer Erscheinungen auf den Zustand des menschlichen Organismus hingewiesen. Energie kann die Koordination zwischen den Elementen und der Spannung des menschlichen Organismus herstellen. Wille wird aus Erfahrung und Aufmerksamkeit gegenüber den Phänomenen des Daseins geboren. So vermag unüberwindliches Karma der menschlichen Einwirkung zu unterliegen.

 

      128. (…) Wir führen Gespräche über die Zukunft, wobei es erlaubt ist, die entferntesten Aufbauten vorzubringen und sie durch Tatsachen und Analogien zu bekräftigen. Ein solches Spiel der Prognose ist die beste Erholung, es weckt schlafende Zentren und gebiert neue Gedanken.

      Unsere Lehre ist aus Erfahrung und Prognose entstanden. Darum ratet euren Freunden, über die Zukunft nachzudenken. (…) Es ist unnütz, darüber nachzudenken, ob der gegenwärtige Augenblick erfolgreich ist oder nicht; nur indem wir eine Tatsache in die Zukunft verlegen, finden wir ihren Wert. So wird die Wirklichkeit der Zukunft geformt.

      Wir sind Feinde grundloser Phantasien, aber Wir begrüßen jede zweckmäßige Prognose. Wenn die Elemente des Aufbaus nachgewiesen werden können und der Wille sie zusammenzuschweißen vermag, dann kann man die Verwirklichung des Planes durchsetzen. Die Untauglichkeit oder Brüchigkeit des Aufbaus liegt in uns selbst.

      Der Schrecken der Zerstörung entspringt der mangelnden Entsprechung zwischen Bewusstsein und Verstand. Die Logik des Verstandes untergräbt die Grundlagen, während das Bewusstsein bereits den Sieg feiert. Wenn der Verstand der Augenscheinlichkeit seine Lage gegenüber dem Bewusstsein der Wirklichkeit begreift, dann wird die Entscheidung unabänderlich.

      So denkt über die Zukunft nach, so errichtet Mauern des Wissens inmitten der Wüste. Ihr wisst, dass jeder Stein dieser Mauern unbedingt nützlich ist. Der Grad der Unbedingtheit wird die Angriffe der Feinde des Wissens aufhalten.

      Zählt jede Stunde, in der ihr die Zukunft erbaut. Die Hauptkräfte der Menschheit werden aus der Prognose geboren. Woher kommt Mut? Woher Streben? Woher Sieg? (…)

 

      129. Verrat muss vorausgesehen werden. Jedes Anzeichen von Verrat muss offenbart werden. Wenn Furcht vielfarbig ist, ist Verrat noch vielfarbiger. Lasst uns scharfsichtig sein!

 

      130. Sagt ihm: „Man sollte selbst bei den größten Erschütterungen und Empörungen Ruhe des Geistes bewahren.“

      Er wird erwidern: „Eure Wahrheit ist nicht neu. Warum soll ich die Ruhe des Geistes anspannen, wenn mein Körper vor Spannung erzittert?“

      Sagt ihm: „Dies ist das Gesetz der Vervollkommnung.“

      Er wird erwidern: „Auch dies ist nicht neu. Worin bestehen die Vorteile der Vervollkommnung?“

      Sagt: „Das Üben von Ruhe führt zur Beherrschung der verschiedenen Zustände des Körpers. Ein Geist, der keine Vervollkommnung sucht, versinkt beim Körperwechsel in einen Zustand von Gleichgültigkeit und irrt danach umher, gequält von unbewussten Erinnerungen. Dabei versenken ihn die niederen körperlichen Erinnerungen in Hoffnungslosigkeit.

      Es ist notwendig, beim Körperwechsel Gleichgültigkeit zu vermeiden. Die Vervollkommnung beim Streben wird es ermöglichen, in Ruhe vom einen in den anderen Körper überzugehen. Dabei erlangt jener die Eigenschaft eines Archaten, der den Strom des Bewusstseins nicht unterbricht und ständig in die Zukunft strebt“.

      Sagt eurem Gesprächspartner: Man kann das ewige Amrita* der Vervollkommnung des Geistes nur durch Erfahrung vorbereiten. Kann ein Forscher während eines unaufschiebbaren Experimentes einschlafen? So werden auch Wir mit wachem Bewusstsein die Leben zu einer unzerreißbaren Perlenkette vereinen. Manchem wird dieser Rat wie eine Abstraktion erscheinen; aber Wir kennen die ganze praktische Wirklichkeit der Vervollkommnung.

      Man muss auch eine weitere Eigenschaft eines Archaten erkennen. Man muss verstehen, einige Lebensperioden unbemerkt für fremde Augen zu durchschreiten. Pfeile übermäßiger Aufmerksamkeit zerstören das purpurne Sperrnetz*. Dieses Experiment wird bald auf einem Bildschirm gezeigt werden können.

      Wir zögern nicht, den bis vor kurzem unerreichbaren Begriff „Archat“ neben ein wissenschaftliches Experiment zu stellen. So kann man eine Brücke zu den fernen Welten schlagen und dort Leben finden, wo eine Art von Tod vermutet wird.

      (…)

 

      131. Physische und chemische Erscheinungen in Verbindung mit anderen Manifestationen der feinsten Energien stellen einen mächtigen Faktor der Einwirkung auf die Menschheit dar. Wenn der Chemismus des Strahles eines fernen Planeten auf den menschlichen Organismus bedrückend wirkt, werden die näherliegenden Konstellationen der Ausstrahlungen unserer Erde unter dem Einfluss der zahllosen Kräfte der kosmischen Formationen zum Hebel der Bestrebungen der Menschheit. Die Gesetze der menschlichen Perturbationen können nicht durch eine logische Einteilung der sichtbaren Elemente festgestellt werden.

      Wie kann man also ohne Studium aller umgebenden Prozesse die Verflechtungen des Denkapparates enträtseln?! Irgendwo flammten rosafarbene Strahlen auf, und ein vorbereiteter Aufstand einer ganzen Nation brach zusammen. Irgendwo änderten sich die Ströme des Ozeans und es trat eine Veränderung des Welthandels ein. Dies sind grobe, offensichtliche Beispiele. Doch wie viele feinste Ursachen und Wirkungen durchdringen den Raum und durchfurchen die Schichten der Menschheit!

      Ihr, die ihr die Geschicke der Völker entscheidet, geht in die Laboratorien, steigt empor zu den Observatorien, und wenngleich ihr die Analogie zu den sozialen Problemen nicht sofort entdecken könnt, wird ein forschender Verstand die Komplexität des Apparates der Wirklichkeit erfassen. Er erfasst, dass das Schicksal der menschlichen Evolution von den kosmischen Prozessen nicht getrennt werden kann.

      Daher wird wahres, vorurteilsloses Wissen der wahre Führer in die Zukunft sein. Wer die Wissenschaft der menschlichen Gesellschaft von den Weltprozessen trennt, hackt sich selbst die Füße ab und verdammt sich zur Existenz eines Krüppels.

 

      132. Eigendünkel und Misstrauen sind fürchterliche Krankheiten. Ersterer erzeugt Stumpfsinn und Unwissenheit, aus letzterem entspringen Lüge und Verrat. Man muss die Beweggründe der Mitarbeiter einfühlsam untersuchen. Der Schild beschützt jene, die mit aufrichtiger Erleuchtung die Windungen der Finsternis überdecken.

      Nicht der zufriedene Tor der volkstümlichen Märchen, sondern der Kämpfer, wachsam und vorausschauend – das ist das Bild der gegenwärtigen Zeit.

 

      133. Ihr fragt: „Wie viele Wissensgebiete kann ein Mensch fassen, um die Sorge des Stillstands zu beseitigen?“ Sicherlich würde eine Triade von Gebieten den Gedankenstrom nicht belasten. Die Ethik als Grundlage des Seins, das Gebiet früherer Existenzen und einige Beobachtungen an den Elementen der sichtbaren Natur könnten eine Triade bilden, die nicht ermüdet und das Bewusstsein reinigt.

 

      134. Warum kann Unsere Gemeinschaft Gereiztheit leicht vermeiden? Wir werden die Eigenschaft des Bewusstseins nicht überschätzen, die Grundlage bleibt trotzdem gesättigte Arbeit. In der Arbeit und in der Nutzbarmachung von Prana liegt das Geheimnis der Möglichkeit der gemeinsamen Existenz einer Gruppe von Menschen.

      Eine solche Zusammenarbeit ist möglich, und Unsere Anhänger dürfen sich nicht durch die Verschiedenartigkeit der Charaktere der Mitglieder verwirren lassen. Eine ausreichende Menge von Arbeit und die Nutzung der Natur werden dem Hort der Arbeit die richtige Richtung weisen.

 

      135. Man kann sich freuen, wenn die Fristen großer Ereignisse vorüberfließen. Keine Zerstörung kann das Bewusstsein der Wirklichkeit des Wachstums neuer kosmischer Konstellationen stören. Solche Konstellationen müssen uns mit Freude erfüllen. Wenn wir sie erkennen, bedeutet das, dass wir an ihnen teilnehmen. Und selbst eine teilweise, jedoch bewusste Mitwirkung am kosmischen Prozess ist bereits ein großer Sieg des Geistes. Das Streben zu den fernen Welten stellt die natürliche Richtung des menschlichen Geistes dar, der sich seiner interplanetaren Erfahrungen erinnert.

      Es ist notwendig, die Menschheit auf den Pfad zu den fernen Welten zu lenken. Diese Richtung kann sie durch allen Spott der Unwissenheit hindurch zur wahren Wirklichkeit führen. Die Manifestation der fernen Welten wird das Leben auf der planetaren Kruste verwandeln. Die uns bestimmte Realität führt zum Rückgang des Stillstandes durch kleinliche Gedanken.

 

      136. Oft vertrauen sich die Menschen einem feurigen Ross an, obgleich jede unbedeutende Mücke das Tier in Wut versetzen kann. Oft versuchen die Menschen, in einem brüchigen Kahn zu fahren, obwohl jeder Stein sie mit dem Untergang bedroht. Oft sitzen die Leute unter dem Gebälk eines Hauses, obwohl das geringste Beben des Bodens sie zerschmettern kann.

      All dies ist natürlich bekannt, nichtsdestoweniger versuchen die Menschen, der Gefahr zu entgehen, als ob die Gefahr nicht der Begleiter des inkarnierten Seins wäre. Die Menschen nennen es Glück, wenn sie über einen Abgrund schreiten, ohne ihn zu bemerken. Doch ist der Blick genügend entwickelt, wird der Wanderer des Lebens alle kosmischen Unebenheiten bemerken. Er wird von der scheinbaren Ungangbarkeit des Pfades schmerzlich berührt sein.

      Doch was kann ihm den Mut und die Kraft verleihen, alle Klüfte der zugrunde gehenden Feste zu überschreiten? Natürlich nur das Bewusstsein, dass die Stunde des Überschreitens in Beziehung zur Zukunft steht, die unvermeidlich geschaffen werden muss.

 

      137.[46] Die Menschen wollen die Gruppentätigkeit nicht verstehen, welche die Kräfte vergrößert. Der Dodekaeder[47] ist eine der vollkommensten Formungen; eine solche dynamische Kraft kann vielen Angriffen widerstehen. Eine systematisch zusammengeschweißte Gruppe von zwölf Menschen vermag selbst kosmische Ereignisse zu beherrschen. Man muss auch verstehen, dass eine Erweiterung der Gruppe sie schwächen kann, weil sie die Dynamik des Aufbaus stört. Daher kann man beobachten, dass Unser Aufbau aus kleinen Gruppen besteht.

      Gewiss, verschiedene karmische Bedingungen können unterschiedliche karmische Elemente anziehen. Man darf sie nicht mit Gewalt vertreiben, aber man kann sie rasch überwinden. Es ist die Pflicht eines jeden entwickelten Mitglieds der Gruppe, zu erkennen, wer die ungebetenen Gäste sind, und alle Willenskraft aufzubieten, um die Rechnungen des Lebens zu begleichen.

      Manchmal sind es noch nicht einmal üble Beweggründe, die untaugliche Elemente zu einer würdigen Person hinziehen, so als ob ein Schiff mit ungeeigneter Fracht überladen wird. Doch der Steuermann muss die Qualität der Fracht erkennen und das Untaugliche ablehnen.

      Vermeidet besonders Versprechungen: diese Versprechungen kleben wie Muscheln an einem Schiff. Gebt dem Würdigen, was er verdient, doch belastet ihn nicht mit Versprechungen. Eine zusammengeschweißte Gruppe muss frei sein von gegenseitigen Versprechungen. Allein das Bewusstsein des künftigen Aufbaus wird das Ziel der Gruppe sein. Ich spreche nicht von magischen Zirkeln, sondern von der Einwirkung wirklicher Gruppen.

 

      138. Mit Recht lehnt ihr euch dagegen auf, im Leben Schmutz auszustreuen; selbst Tiere verhalten sich sauberer, weil ihre Vorstellung unbefleckt ist. Ohne Furcht muss man die gemeine Gewohnheit ausrotten, die Augen der Jugend zu beschmutzen.

 

      139. Das Feuer von Brahmavidya[48] ist nur in den Augen zu bemerken. Das Wort enthält es nicht und eine Zeichnung kann es nicht abbilden, denn seine Flamme ist in jenem Gedanken enthalten, der sich durch die körperliche Hülle nicht ausdrücken lässt. Nur der Spiegel des Auges lässt die Funken (…) des höchsten Gedankens durch. Solche Augen erkennen die Funken kosmischer Strahlen, welche die grobe Sicht einfach das Licht der Sonne nennt.

      Um mit bloßem Auge den kosmischen Strahl in Funken von Fohat* zu zerlegen, ist das Feuer von Brahmavidya erforderlich.

      Das menschliche Wort ist zu schwach, um das Wesen von Brahmavidya auszudrücken. Man kann durch geistiges Schauen teilweise in es eindringen, indem man die Zerlegung der Strahlen mit geschlossenen Augen schaut.

      Doch das Wachsen des Feuers von Brahmavidya gibt die Möglichkeit, diejenigen Bestandteile der Strahlen mit offenen Augen zu sehen, die für mechanische Apparate nicht zugänglich sind. Diese Möglichkeit betrifft bereits den Bereich des Verkehrs mit den fernen Welten. Sie flammt unerwartet auf, wie jede Erleuchtung des Bewusstseins; ihre Entwicklung kann nicht erzwungen werden und zeigt sich in dem Augenblick, wo der Organismus Feinfühligkeit entwickelt hat. Der Lehrer kann diese Möglichkeit nicht erzwingen, doch Er freut sich, wenn das Sehvermögen aus der Dunkelheit ins Licht übertragen wird.

      Dasselbe vollzieht sich mit Tönen aus den fernen Welten. Zuerst lassen sie sich unleugbar in den Tiefen des Bewusstseins vernehmen und dann fliegen sie unerwartet in das offene, frohlockende Ohr. Jene, denen Erleuchtung unbegreiflich ist, werden nicht verstehen, wovon Ich spreche.

 

      140. Am abscheulichsten sind jene Menschen, die nicht zu glauben vermögen und die Macht des Vertrauens nicht kennen — sie sind vorübergehende Schatten.

 

      141. (…)

      Wir lassen Unsere Mitbrüder nicht im Stich. Wir erwägen erfolgreiche Möglichkeiten und stellen sie dem Augenscheinlichen gegenüber. Ein Sämann kann sein Feld wechseln, ohne seine Nützlichkeit zu verlieren. So können auch Unsere Mitbrüder ihr Arbeitsfeld wechseln, wenn sie wissen, dass ihnen Nahestehende ihr schöpferisches Werk und geistiges Streben wachsam verfolgen.

      (…) Bei wahrer Zusammenarbeit muss jeder Mitbruder wissen, dass für ihn die besten Möglichkeiten gewählt werden. Dieses Wissen muss ihm in allen Schwierigkeiten Halt bieten – das ist die Verpflichtung der Gemeinschaft.

      Kann der Inkarnierte von sich aus wissen, wann er etwas begann oder vollendete? Es ist unmöglich, im physischen Körper alles über sich selbst zu wissen. Viele Existenzen weben ein einziges Band des Bewusstseins, und man sollte es den treuen Mitbrüdern überlassen, die Stunde festzulegen, in welcher der Lotus sich öffnet. Sie können über die anzuwendende Zweckmäßigkeit urteilen; und in diesem Willen und in der Tiefe des Vertrauens liegt einer der Siege über Karma.

      (…)

 

      142. Lasst uns ein Beispiel aus der Tierwelt anführen: Wenn von ein und demselben Blut genährte Organismen sich trennen müssen, erweckt dieser Prozess immer ein Gefühl der Unvollkommenheit. Diese blind geborenen Tierjungen wenden sich so unbewusst an die Kräfte der Natur, dass nur Mitleid seine Aufmerksamkeit auf sie richtet. Aber die Zeit vergeht, und sie werden ein kraftvolles Rudel. Freilich zanken sie miteinander, doch den Feind greifen sie einmütig an. Trotz anfänglicher Nichtigkeit ist eine neue Kraft geschaffen worden.

      Nehmen wir das Beispiel eines Aufbaus. Um ein neues Haus zu errichten, wird das alte Gebäude abgerissen. Jeder aus dem alten Nest entfernte Stein, jeder Balken schreit auf gegen die Ungerechtigkeit dieser Tat. Aber die Zerlegung erfolgte, und neue Energie flammte auf. Kali[49], die Zerstörerin, ist zur Mutter-Schöpferin geworden. Aus den Bruchstücken wird ein neuer Bau errichtet. Neue Energie sättigt den Raum. Anhand solcher einfacher Beispiele sollte man an die Notwendigkeit der Erneuerung der Energie erinnern.

      Wenn man Uns von einer Form berichtet, die Jahrtausende hindurch unverändert bestehen bleiben kann, werden Wir vornehmlich die Unbeweglichkeit der Energiespirale bedauern, die eine solche Erfindung umgibt. Deshalb wird eine große Tat stets eine Freude für Uns sein. Wir nennen Zerstörung Schöpfung, wenn das Bewusstsein der Zukunft vorhanden ist. Das Schaffen eines Energiestromes ist der Beginn des Verstehens der kosmischen Ströme. Darum denkt an die Offenbarung von Bewegung, sowohl in Gedanken als auch in Taten. Alle haben vom Herannahmen des Neuen Zeitalters gehört, kann das Neue durch Untätigkeit eintreten?

      Man mag lieber[50] ein blind geborenes Vögelchen begrüßen als einen alten Papagei, der alles nachplappert. Vergleicht die Ströme der der Menschheit gegebenen Lehren des Lebens. Jede von ihnen erschließt, ohne die vorhergehende anzugreifen, neue Tore des Wissens. Die Lebenstätigkeit ist jeder gegebenen Lehre eingeprägt; daher sollten sie nicht studiert werden, um sie kennenzulernen, sondern um sie im Leben anzuwenden. Nur auf diese Weise erzeugt ihr den Energiestrom.

 

      143. Wir kennen die Bildung ganzer Reiche durch die Bewahrung der Beweglichkeit des Planes. Die Belagerer eines Bollwerkes zogen sich zur Wiederherstellung der Kräfte zeitweilig zurück, und danach verwandelte sich ihr Lager in eine drohende Festung, die allein durch ihren Anblick das scheinbar uneinnehmbare Bollwerk überwältigte. Bei einem unvernünftigen, einseitigen Gebrauch der Energie wäre die ganze Armee zugrunde gegangen, doch die Schaffung eines neuen Tätigkeitsstromes errichtete ein neues Bollwerk.

      Das Erschaffen des Bollwerkes des Wissens bedeutet Sieg.

 

      144. Ein mit Geistigkeit gefülltes Gefäß – so nennen Wir jene Menschen, die auf der Grundlage früherer Leben und entschlossen zur Heldentat ihr Bewusstsein erweitern und dadurch in das Verständnis der Grundlagen der Evolution eintreten. Sollte diese Definition jemandem unwissenschaftlich erscheinen, könnte man einen Glaubenskämpfer eine Leydener Flasche[51] nennen. Gerade auf diese Weise wird die äußere Energie gesammelt, und zur gegebenen Zeit erfolgt die Entladung. Schwer zu ertragen ist die Spannung, wenn das Potential bereit und die Zeit noch nicht gekommen ist. Dies ist deshalb schwierig, weil der feinfühlige Apparat besonders gefährliche Teilchen der Urmaterie aufnimmt.

      Wie bekannt, dringt die Urmaterie selbst — die Materia Matrix* — wegen des Wirbels der infizierten niederen Schichten nicht in die Erdsphäre ein; aber das sogenannte Fohat, das granulierte* Urmaterie darstellt, kann die Erdoberfläche in Form von Funken erreichen und sogar von manchem Auge aufgefangen werden, wenn ein Sonnenstrahl den chemischen planetaren Strahl kreuzt und die Funken entsprechend der chemischen Zusammensetzung des Strahls färbt.

      Außer von Fohat wird die Erdoberfläche von den Ausströmungen der lichttragenden Materie — Materia Lucida* — erreicht. Bei einer bestimmten Sehfähigkeit werden sie als Lichtströme und Flecken im Raum wahrnehmbar sein. Diese chemischen Erscheinungen mögen für eine Besonderheit des Sehens oder gar für fehlerhaftes Sehen gehalten werden, doch Wissen wird enthüllen, welche tiefe Bedeutung sie für den Organismus haben.

      Einerseits sind die Einwirkung erkannter Funken von Fohat und die Strömungen von Materia Lucida wohltätig, sie erfüllen den Geist mit dem Bewusstsein der Notwendigkeit der Evolution; andererseits können sie Verbrennungen verursachen und drohen einen Zentrenbrand auszulösen, da sie Teile des feurigen Elementes sind.

      Die Erscheinungen des feurigen Elementes können mit der intensivsten Farbe der Elektrizität verglichen werden; doch während die Lichtskala der Elektrizität begrenzt ist, übersteigt die Mannigfaltigkeit der chemischen Lichtfunken von Fohat jede Vorstellung. Der Typus des Fohatlichtes gleicht [dem Licht, das von] kostbaren Kristallen [ausgeht]. Indem Fohat die psychische Energie nährt, bahnt es den Weg zu den fernen Welten; Materia Lucida hingegen webt die Festigung des Bewusstseins. Das eine stärkt, das andere stößt in die unbegrenzten Tiefen der Vervollkommnung. Dies sind die wundervollen Gaben des großen Aum!

 

      145. Zuerst wurden euch die Gesetze der groben Materie gezeigt. Ihr nahmt an Erhebungen in die Lüfte[52] sowie an Experimenten mit Materialisation und Übermittlung von Gegenständen teil; all dies wurde nicht vorgeführt, um euch zum Schwärmen zu bringen, sondern zum Zweck strengen Wissens.

      Danach wurde euch die astrale Welt gezeigt, doch nicht, um in sie einzutauchen. Durch Erweiterung des Bewusstseins habt ihr die Möglichkeit erlangt, Auren und Gesichter früherer Inkarnationen zu erkennen. Nachdem wir mit der halbmateriellen Welt geendet haben, gingen wir zum kosmischen Hellsehen und Hellhören über.

      Durch Nutzung der geöffneten Zentren Schwester Urusvatis* konnten Strahlen mit verschiedenen Eigenschaften und der Aufbau feinster Substanzen gezeigt werden. So näherten wir uns der Erkenntnis der fernen Welten, die dem Element Feuer nahesteht und darum gefährlich ist. Dazu war eine Kältebehandlung erforderlich, die Ergebnisse waren glänzend. Ohne besondere Erschütterung des Organismus war es möglich, die Granulation von Fohat zu zeigen, mit anderen Worten, das sogenannte prismatische Sehen[53] zu erlangen.

      Warum ist es wichtig, die Erscheinung von Fohat zu spüren? Die Granulation dieser feinsten Energie liegt den kosmischen Verdichtungen zugrunde. Das bedeutet, dass gerade Fohat der Vater sein wird, der den Anstoß für die Bildung neuer räumlicher Körper gibt.

      Wer Erkenntnis der fernen Welten erlangt, wird die Kraft und Schönheit der Kristalle von Fohat spüren. Dies ist ein schwieriges Experiment, und Wir freuen Uns für Urusvati, denn der physische Körper nimmt selten die feinsten Energien auf.

 

      146. Jede falsche Beschuldigung, Verdächtigung oder Behauptung belastet sofort den Sendenden. Es ist töricht zu hoffen, dass die Folgen der Lüge abgewendet oder verborgen werden könnten. Diese Folgen wurzeln sich nämlich, ebenso wie Versprechungen, im Karma ein und müssen unaufschiebbar überwunden werden.

 

      147. Man sollte den Unterschied zwischen Erwarten und Streben genau kennen. Bei Erwartung gibt es immer eine Zeit der Unbeweglichkeit, während Streben stets ein Flug in die Zukunft ist. Einen solchen Unterschied kann nur verstehen, wer sich mit dem Verlauf seines gegenwärtigen Lebens nicht zufriedengibt und an den ununterbrochenen Strom von Existenzen auf anderen Planeten denkt. (…)

 

      148. Lasst uns den Gegensatz zwischen der irdischen und der Weisheit der fernen Welten betrachten. Gewiss, wenn der Geist seit langem nach der Vollkommenheit der fernen Welten strebt, wird das irdische Leben nur ein Sammeln von Bruchstücken sein.

      Alle Experimente auf dem Gebiet der feinsten Energien mögen sich in den Stunden vollziehen, in denen man sich leicht von der Erde lösen kann. Dies ist wie ein unaufhaltsames Streben nach der Weisheit der fernen Welten. Jedwedes irdische Gefühl erscheint nichtig im Vergleich mit diesem Flug in die Unbegrenztheit.

      Doch manchmal müssen wir die Pfeiler der irdischen Weisheit stärken. Wir erfreuen uns der Weisheit der fernen Welten, dürfen aber die irdische Weisheit nicht vergessen.

 

      149. Heute hörtet ihr[54] die Sphärenmusik, jenes Tempo, welches das Bewusstsein der Evolution festigt. Nicht das Thema, sondern der Rhythmus ist das Wesentliche an der Sphärenmusik. Es ist nämlich die Qualität der Reinheit der Töne, die sich als interplanetare Leitung erweist.

      Diese Töne sind auf vielen fernen Welten zu hören, aber auf Erden können sie nur auf den Höhen vernommen werden, und außerdem muss man ein musikalisches Gehör haben. Ein Ohr, das die Sphärenmusik vernahm, muss aber vor Wind geschützt werden.

 

      150. Jeder, der auch nur ein einziges Mal die Arbeit an Unseren Aufträgen bedauert hat, errichtet eine unüberwindliche Schranke zwischen sich und Uns.

 

      151. Natürlich muss die Frage des Brennstoffes in Asien anders gelöst werden. Man muss es verstehen, mineralischen Brennstoff zu verwenden und Anpflanzungen von Bäumen anzulegen. Doch seit Jahrhunderten wird das Gehirn Asiens mit Blausäure vergiftet.[55] Selbst auf den Höhen gibt es Vorkommen von Brennmaterial. Nachdem die Leute ihren Verstand verloren haben, sind sie faule Nichtstuer geworden.

      Ich bürge dort für Gesundheit, wo Prana bewusst gehütet wird. Die Evolution sollte untrennbar mit der Verbesserung des Lebens der Völker verbunden sein.

      Das Knurren von Hunden kann einer Symphonie Rhythmus verleihen. Die Stille des Friedhofs ist oft schrecklicher als das Pfeifen des Windes.

 

      152. Je vollkommener der Geist, desto unvermeidlicher erkennt er das tiefe Leid des irdischen Lebens. Dennoch spreche Ich zu euch immer wieder über Freude. Eine solche Freude ruht in der Erkenntnis der fernen Welten.

      Nehmen wir ein einfaches Beispiel. Euer Wagen eilt durch dunkle Nacht heimwärts. Das umgebende Unwetter müsste euch eigentlich bedrücken, dennoch frohlockt euer Geist vor Freude. Woher kommt sie? Nur von dem Bewusstsein, dass euer Heim nahe ist und selbst die Dunkelheit euch nicht daran hindert, die eurem Herzen teuren Wesen wahrzunehmen. Kann das Leid des irdischen Lebens viel bedeuten, wenn die fernen Welten für uns Wirklichkeit geworden sind!

      Beeilt euch, unverzüglich euren Pfad zu den fernen Welten zu erkennen. Nur dieses erweiterte Verstehen des Lebens wird eurem Geist die Grundlage des Pfades der Freude gewähren.

      Was sollte einen sonst erfreuen? Die Unvermeidlichkeit der Wiedergeburt? Ohne Vorstellung von der Zukunft sind Wiederverkörperungen nur bedeutungslose Fragmente aus dem Buch des Lebens. In der Tat, der tierische Verstand benötigt die Wahrnehmung der Zukunft nicht, doch den Menschen treibt gerade der Wille zur Erkenntnis, den Wechsel der Leben zu verstehen. Mit einem solchem Denken erlangt der Mensch das Recht auf Freude, und bei seinem Streben kann er der Zusammenarbeit mit den fernen Welten näherkommen.

      Nicht auf astronomische[56], sondern auf alltägliche Art vermehrt die Menschheit die Reichtümer ihres Lebens und stellt ihnen den relativen Wert vieler alltäglicher Erscheinungen gegenüber.

      (…)

 

      153. Jeder, der die Fundamente der Evolution erkannt hat, ist verpflichtet, dieses Wissen einer gewissen Anzahl von Menschen weiterzugeben. Dabei unterliegt der größere wie der geringere Verkünder demselben Gesetz: Er muss sein Wissen weitergeben, ohne irgendeinen Zwang auf die Freiheit der anderen auszuüben. Die Grundlagen der Evolution können nur freiwillig erkannt werden und im Leben nur durch Bestrebung des sich erhebenden Geistes Anwendung finden.

      Für den Umschwung der Evolution muss man das ganze Leben umgestalten. Das ist für den unerreichbar, der nicht bereit ist, sich der Erde im Geist darzubringen: Dieses Geschenk ist aber für die Beendigung des irdischen Pfades von Bedeutung. Aus den ältesten Vermächtnissen der Vedanta[57] kennen Wir dieses befreiende Prinzip. Im Angesicht der Erneuerung der Evolution ist es jedoch Unsere Pflicht, auf diese treibende Kraft immer wieder hinzuweisen.

 

      154. Ihr habt oft nach jenen Geistern gefragt, welche die Erde verlassen haben, um sich auf die fernen Welten zu begeben. Als ihr jedoch die krankhafte Färbung unseres Planeten gesehen habt, habt ihr die Zweckmäßigkeit eines Übergangs dorthin verstanden, wo die herrliche Wirklichkeit wohnt.

      Man muss seine irdischen Pflichten erfüllen, indem man die Grundlagen der Evolution errichtet, darin besteht die höchste Zusammenarbeit mit der Menschheit. Doch bedenkt, keine Glaskuppel kann das Wachstum der Zweige einer Eiche hindern.

      Mögen alle, die fähig sind, aufsteigen zu den Höhen!

 

      155. Dem Mittelhirn muss Aufmerksamkeit geschenkt werden. Seine Entwicklung ermöglicht nämlich die Errungenschaft des Yogitums mitten im Leben. Die angesammelten Erscheinungen des Lebens beweisen, wie weit der Yoga des Lebens einem künstlichen Aufstieg überlegen ist, der sich außerhalb der Wirklichkeit vollzieht.

 

      156. Der Rhythmus der Wahrheit ist wie eine unüberwindliche Festung. Nicht die Auftürmung[58] von Worten, sondern der Rhythmus des Tones hat entscheidende Bedeutung. Warum mit Worten zu überwinden suchen, wenn der Blitz des Rhythmus die schädlichsten Wesen vertreiben kann? Wozu Briefe füllen, wenn der Gedanke das Bewusstsein augenblicklich durchdringt?

      Natürlich ist die Lehre über den Gedanken und die Einwirkung des Willens von den Menschen bereits entstellt worden. Sie glaubten, die Machtlosigkeit des Willens und des Denkens durch mechanische Einwirkung ersetzen zu können. Lächerlich sind künstliche Einschläferungen und all das Spielzeug aus glitzernden Gegenständen. Selbst das Kreuzen des Blickes[59] ist unnötig. Doch wer den wahren Yoga im Leben erkennt, weiß, dass der Blitz der Wahrheit niederschlägt, aber auch wieder auferstehen lässt.

      Wenn Wir von der Notwendigkeit der Ehrlichkeit sprechen, denken Wir nicht an untaugliche Menschen. Wir weisen den geraden Weg der vollkommenen Wahrheit, bar des persönlichen Prinzips. Diese Möglichkeit kann durch Gefühlswissen erkannt werden. Die im Zentrum des „Kelches“ aufgespeicherte Erfahrung (…) verleiht unerschütterliches Wissen. Das „Kelchzentrum“ befindet sich nahe dem Blutreservoir, denn Blut ist (…) das Durchschreiten des Erdenweges.

      Also ist die Wahrheit keine relative Abstraktion; sie ist eine Erkenntnis der kosmischen Gesetze, die auf unmittelbarer Erfahrung beruht. Unser Buchhalter kann sich daher in den Zahlen irren, ohne unehrlich zu werden, aber ein ganz akkurater Heuchler wird keine Kraft erlangen, um Einfluss auszuüben.

      Es ist richtig, Einweihungen, Meditation und Konzentration als veraltete Begriffe anzusehen, denn diese Begriffe müssen in Taten zum Ausdruck kommen. Man sollte die ganze künstliche Magie vergessen.

 

      157. Der Nebel, der die Völker umgibt, nimmt zu. Die feurige Blume ist nicht über die ganze Weite des Planeten zu sehen.

 

      158. Gewöhnlich nehmen die Menschen an, Vollkommenheit durch viele Methoden erreichen zu können. Diese Vielzahl von Trugbildern schläfert ein armseliges Denken ein. Doch der Menschheit stehen nur zwei Wege offen: Entweder weise und angespannt das Verständnis von Aum zu suchen oder sich wie ein Klotz in einen Sarg zu legen und anzunehmen, irgendjemand oder etwas werde das Schicksal des Krämergeistes in Ordnung bringen.

      Das wahre Streben nach der Erkenntnis höherer Möglichkeiten sollte den größeren Teil des menschlichen Lebens ausfüllen, als die wesentlichste und anziehendste Beschäftigung. Doch das Licht des Wissens wurde durch die herkömmlichen Formeln der Religionen ersetzt, und der Mensch, der berufene Denker, verneigt sich vor einer dunklen Ecke und behängt sich mit Amuletten, obwohl er noch nicht einmal das Symbol der Abbildung versteht. Wiederholt das allen, die in der Finsternis der Gewöhnlichkeit schlafen.

      Es gibt keine halben Wege; es gibt entweder Streben oder das Ende durch den Tod. Dabei ist Streben von der Freude des kosmischen Bewusstseins erfüllt und das Ende durch den Tod ist voller Schrecken.

      Die Regierungen, die sich bemühen, ihre armseligen Vorhaben unter der Maske des gewöhnlichen Erfolgs zu verbergen, übernehmen die Arbeit von Totengräbern. Daher ist es notwendig, die junge Generation auf das Herankommen des Yogas des Lebens aufmerksam zu machen.

      Alle vorhergehenden Yogasysteme, die aus den höchsten Quellen übermittelt wurden, nahmen eine bestimmte Eigenschaft des Lebens zur Grundlage; heute, beim Anbruch des Zeitalters Maitreyas, ist ein Yoga erforderlich, der das Wesen des ganzen Lebens beinhaltet. Allumfassend und nichts umgehend, genau wie die feuergefeiten Jünglinge der biblischen Legende[60], die sich mutig dem Feuer aussetzten und dadurch Macht erhielten.

      Ihr könnt Mir einen Namen für den Yoga des Lebens vorschlagen, doch der genaueste Name wird vielleicht Agni Yoga sein. Gerade das Element Feuer verleiht diesem Yoga der Selbstaufopferung seinen Namen. Während man in früheren Yogasystemen die Gefahren durch Übung verkleinert, wachsen sie beim feurigen Yoga, weil Feuer als ein allverbindendes Element überall in Erscheinung tritt, doch dafür die Erkenntnis der feinsten Energien ermöglicht. Das Feuer wird nicht vom Leben wegführen, es offenbart sich als ein zuverlässiger Führer in die fernen Welten. Denn was sättigt den unermesslichen Raum?

      So wollen wir dem feurigen Leben zulächeln.

 

      159. Warum wird der Yoga als feurig bezeichnet? Die Offenbarung der Kraft verbessert das glänzende Leben und löscht jede nichtige Erscheinung aus. Die Offenbarung des Feuers ist eine Erleuchtung der Materie, anders gesagt, wo Feuer ist, ist ein Anzeichen der Vervollkommnung.

      Wir kennen Fälle, wo eine angespannte Aura das Feuer des Raumes zu sich heranzog und begann, sich mit einem besonderen Leuchten zu umgeben. Auf diese Art kommt eine physische Verbindung des Menschen mit den feinsten Energien zustande. Wir schätzen es besonders, wenn jemand die höchsten Energien in den mittleren Schichten der Atmosphäre empfinden und fühlen kann, wie ungewöhnliche Möglichkeiten auf den Menschen niedergehen.

      Die Abgründe der Finsternis erfordern eine kräftige Desinfektion, nur Feuer durchdringt diese schädlichen Ausdünstungen.

      Wenn man zu euch über die Gefahr des Elementes Feuer spricht, antwortet, dass Gefahr die Krone der Heldentat ist.

 

      160. Kann man wir den Kampf auf einen einzigen Sieg beschränken? Scheinbarer Misserfolg ist die Wurzel der Standhaftigkeit. Erfolg gleicht bunten Blumenblättern, beharrt aber auf den Wurzeln, denn sie enthalten den Saft der Macht. Ich rate, Macht als die Ablagerung von Erfahrung zu erachten. Wieder sind wir im Garten des Lebens, wo Erfahrung zu Errungenschaft führt.

 

      161. Lasst uns sehen, worin die Unterschiede und die Ähnlichkeiten zwischen Agni Yoga und den anderen Yogasystemen bestehen.

      Karma Yoga hat viele Ähnlichkeiten mit ihm, wenn er zusammen mit den Elementen der Erde wirkt, doch wenn Agni Yoga sich der Wege zur Erkenntnis der fernen Welten bemächtigt, wird der Unterschied offensichtlich.

      Raja Yoga, Gnana Yoga und Bhakti Yoga scheuen sich alle vor der Wirklichkeit und können daher nicht zur Evolution der Zukunft durchdringen. Natürlich sollte ein Agni Yogi auch ein Gnani und ein Bhakti sein, und die Entwicklung der Kräfte des Geistes macht ihn zum Raja Yogi.

      Wie schön ist die Möglichkeit, den Aufgaben der zukünftigen Evolution zu entsprechen, ohne die Errungenschaften des Geistes aus der Vergangenheit abzulehnen! Man sollte nicht mit Neuerungen prahlen, denn nur die Verbindung der Elemente erneuert die Möglichkeiten.

 

      162. Jede Gefahr bietet auch einen Vorteil. Das Kehlkopfzentrum bewirkt die Synthese. So wird das Schwert im Feuer gestählt. Gewiss, jede Flamme ist gefährlich, doch die Feinheit der Form der Aufnahme wird durch die Flamme verwirklicht. Daher wird Agni Yoga durch die Erscheinung des Feuers geschaffen, des Spenders des Lebens und Schöpfers des Willens.

 

      163. Wer schwimmen will, muss sich furchtlos ins Wasser werfen. Und wer beschlossen hat, Agni Yoga zu erkennen, muss sein ganzes Leben verwandeln. Wieso meinen die Menschen, dass sie dem Yoga nur einen Teil ihrer faulen Freizeit widmen und den Rest der Zeit in unreinem Denken verharren könnten? Alle Handlungen müssen nämlich von einem reinigenden, feurigen Streben durchdrungen sein.

      Erinnert euch, wie Ich begann, euch in die Erkenntnis des Agni Yoga einzuführen, ebenso führt auch ihr eure Schüler in den Bereich der Beherrschung des feurigen Yoga. So wie ein Bildhauer beginnt, die verschiedenen Seiten der rohen Materie abzutasten. Unerwartet und unermüdlich schlagt Funken des Lebensfeuers aus der Oberfläche des Chaos.

      Wie das Spiel der Großen Mutter in den Windungen der Spirale der Energie von Fohat Macht erlangt, so mutig übermittelt den Menschen das ganze unerwartete Verständnis der Gesamtheit des Lebens bei der Erkenntnis der Unbegrenztheit.

      Schenkt dem Eintauchen und dem Auffliegen des Geistes keine Beachtung, denn das mögen nur die Ringe der Spiralbewegung sein. Schlimmer sind dauernde Unaufmerksamkeit und Eigendünkel.

      Möge Agni Yoga auf dem Weg zum Aufbau der Flamme führen, die das Ebenbild für die ewige Erzeugung kosmischer Gebilde darstellt. Dieser allumfassende Yoga legt die Verpflichtung auf, das ganze Leben in Übereinstimmung mit einer äußerlich unmerklichen Disziplin aufzubauen.

      Wenn diese unersetzliche Disziplin keine Ketten bedeutet, sondern sich in die Freude der Verantwortung verwandelt, können wir annehmen, dass die ersten Tore geöffnet sind.

      Wenn die Zusammenarbeit mit den fernen Welten erkannt wird, öffnen sich die zweiten Tore.

      Wenn die Grundlagen der Evolution verstanden werden, fällt der Riegel der dritten Tore.

      Wenn schließlich der Vorzug des verdichteten Astralkörpers erkannt wird, fällt der Riegel der vierten Tore.

      Gleichzeitig mit diesem Fortschritt werden die Feuer der Zentren der Erkenntnis entfacht, und inmitten der Blitze feinster Energien entfaltet sich das Gefühlswissen. So hütet das Feuer der Erkenntnis und die wachsende Macht!

 

      164. Die Menschen sprechen viel von der Hilfe, die von Unserem Zufluchtsort ausgehen sollte. Wir wollen die Fähigkeit der Menschen untersuchen, diese Hilfe anzunehmen.

      Jeder, der von Hilfe träumt, hat bereits in Eigenliebe deren Richtung und Maß bestimmt. Kann denn ein Elefant in einem niedrigen Keller Raum finden? Doch der um Hilfe Bittende kümmert sich weder um Ausmaß noch um Entsprechung. In der Winterzeit müssten Lilien blühen und in der Wüste eine Quelle hervorsprudeln, sonst ist der Lehrer nicht viel wert.

      Jedoch: „Schöpfer der Wüste und Herr der Kälte, du selbst schufst deinen Durst und erschauderst vor der Kälte deines Herzens. Meine Quelle ließt du unbeachtet und wandtest dich von Meinen Blumen ab. Du hast den Weg durch deine Eigenliebe versperrt und fandest nur Zeit, deine kostbaren Sohlen vor den Dornen zu bewahren, die du selbst gezüchtet hast. Meine Hilfe flog wie ein aufgescheuchter Vogel davon. Mein Bote eilt zurück, und kläglich heult der weiße Lobnor[61]. Meine Hilfe wurde abgelehnt.“

      Der Wanderer aber fährt fort, stumpfsinnig nach irgendeiner Hilfe zu rufen und lenkt seine Aufmerksamkeit auf den Ort seines künftigen Untergangs.

      Darum empfehlen Wir immer Scharfsichtigkeit, Beweglichkeit und Vorurteilslosigkeit, anders kann man mit der Wirklichkeit nicht Schritt halten.

 

      165. Der Pfad des Einsiedlerlebens ist nicht der Unsrige. Man muss dem Leben die Blumen der Erfahrung darbieten. Außerdem, wer würde für sich die leichte Aufgabe einer sorglosen Existenz wählen? Wer würde während der Schlacht die Rolle eines Zuschauers übernehmen? Von nun an gibt es weder Zuschauer noch Schläfer, denn die Flamme ist an der Schwelle.

 

      166. Jeder Mensch gehört zu irgendeinem Yoga, sei es auch nur im Keim oder in einer verzerrten Weise. Man kann die Menschen den Elementen entsprechend einteilen, ebenso nach Yogas. Nicht selten erkennt man in einem Frömmler die Entstellung des Bhakti Yoga, in einem unausstehlichen Athleten den Hatha Yoga, in einem Fanatiker den Raja Yoga und in einem Heuchler den Gnana Yoga.

      Doch was kann höher sein als das Überbringen des wahren Yoga, der das irdische Bewusstsein mit dem kosmischen Pulsschlag verbindet! Kann man sich etwas vorstellen, was das fundamentale Streben des verkörperten Geistes ersetzt, was das astrale Verständnis ausfüllen und das Bestehen der Menschheit rechtfertigen könnte? Doch das Studium des Agni Yoga bringt den Menschen den fernen Welten näher.

      Ihr könnt Mich fragen: Welche körperlichen Verfahren sind für den Agni Yoga von Nutzen? Ich rate zu einem kurzen Pranayama* am Morgen, nicht länger als fünf Minuten; man sollte kein Fleisch zu sich nehmen, außer geräuchertes; Obst, Gemüse, Milch und Getreide sind immer nützlich. Ebenfalls werden alle Weine abgelehnt, außer als Heilmittel. Opium ist ein Feind des Agni Yoga. Die dunklen Wolken am Himmel sind für einen Agni Yogi schwer zu ertragen. Ich rate, die Schuhe mit Gummi zu isolieren und am Morgen spazieren zu gehen, um den Rauch zu vermeiden. Mutig muss man den verschiedenen Mitteilungen des Lebens begegnen, denn es ist unmöglich zu entscheiden, wo es schlecht und wo es gut ist.

      Der Mensch, der den wahren Yoga ins Leben überbringt, erfüllt seine große Bestimmung. So liegt das Fundament des Agni Yoga vor uns.

      (…)

 

      167. Jemand fragt vielleicht: Ist der Weg jener leicht, welche die Wahrheit überbringen? Natürlich ist für jeden Überbringer der Weg schwer, und niemals kann sein feuriger Weg erleichtert werden. Es ist, als ob sich auf das Haupt des Trägers der Wahrheit eine Kuppel niedersenkt und die Zentren des Gehirns niederdrückt. Nur bewusster Kampf führt den Glaubenskämpfer zur Erfüllung seiner Aufgabe. Der Nebel der Bosheit wird sich hinter ihm herschleppen, weil er den Planeten aus seiner Absonderung herausführt.

      Kann man den für tapfer halten, der sich selbst für furchtlos erklärt? Kann man den für gelehrt halten, der sich selbst für jemanden erklärt, der in das Wissen eingedrungen ist? Wahrlich, jeder, welcher einer Heldentat würdig ist, schafft seine Werke, ohne sie für gut oder für schlecht zu erklären, sondern handelt so, wie es für ihn selbst unausweichlich ist. So gestaltet sich der Weg, der die Inkarnation vollendet.

      Wird etwa jemand, der seinen Weg vollendet, den zurückgelegten Teil schwer nennen? Die Vollendung der Stufe erfüllt den Wanderer mit Freude, denn er weiß, wem er sich nähert.

 

      168. Kann ein Mensch für sich allein auf- oder absteigen? Natürlich kann kein Wesen handeln, ohne dass dies für seine Umgebung Bedeutung hätte. Nicht nur bringt man mit jeder Tat die verschiedenen Schichten der Atmosphäre in Aufruhr, sondern man schleppt die einem Nahestehenden buchstäblich mit sich.

      Umso mehr muss der Mensch sich seiner Verantwortung dem Universum gegenüber bewusst werden. Ein Mensch, der sich in Gedanken erhebt, erweist damit manchem eine wirkliche Wohltat. Ein Mensch, der im Geist fiel, tötete dadurch vielleicht jemanden. Jenseits des bewussten Denkens verläuft eine ständige unbewusste Zusammenarbeit, die abhängig vom Karmagesetz und der Aura weite Kreise umfasst.

      Es ist nicht leicht zu entscheiden, wann jemand ein Mörder ist oder ein Wohltäter. Nur die Leuchten des Agni Yoga können die Gerechtigkeit der Arbeit unserer chaotischen Gedanken beleuchten, doch dafür muss man sich selbstlos dem Agni Yoga weihen. Übrigens lieben nur wenige die Gefahren der Selbstaufopferung, daher ist das Gesagte jetzt nur für einige wenige verständlich.

      Doch man kann zahlreiche Beispiele anführen, wie jemand in Asien, der dem Wahnsinn verfiel, die Ursache des Verderbs eines Menschen in Europa war. Oder wie ein Mensch in Amerika, der sich im Geist erhob, dadurch einen in Ägypten heilte. Daher ist das Erblühen wohlwollender Gedanken eine feurige Blume des Geistes.

      (…)

 

      169. Wie Feuer ein allverbindendes Prinzip ist, so durchdringt Agni Yoga das ganze Leben. Man kann bemerken, wie das Bewusstsein allmählich geschärft wird, wie eine gerechte Bewertung der Umgebung entsteht und wie die Unabänderlichkeit der Zusammenarbeit der Welten zunimmt. So wird das Leben mit den Zeichen höheren Verstehens erfüllt. Wahrheit geht als ein realer Begriff in das alltägliche Leben ein.

      Nicht nur die Gefahr eines Zentrenbrandes, sondern auch eine schmerzhafte Feinfühligkeit gegenüber Ungerechtigkeit begleiten die mutig Suchenden des Agni Yoga. Doch was bedeuten diese Gefahren gegenüber dem Bewusstsein des wahren, befreienden Pfades!

      Man kann Agni Yoga mit dem Morgenstern vergleichen, der das Nahen des Lichts kündet.

 

      170. Bei der Entwicklung der Zentren wird der Mensch unbegreifliche Symptome spüren, welche die unwissende Wissenschaft den unnatürlichsten Erkrankungen zuschreiben wird. Daher ist es an der Zeit, ein Buch über die Beobachtungen der Lebensfeuer zu schreiben. Ich rate, dies nicht hinauszuschieben, da es notwendig ist, der Welt die Wirklichkeit und die Gemeinschaft des Seins zu erklären.

      Neue Verbindungen von Konzepten treten unmerklich ins Leben ein. Diese Zeichen, die nur für wenige sichtbar sind, bilden die Grundlage des Lebens und durchdringen den ganzen Aufbau. Nur ein Blinder bemerkt nicht, wie sich das Leben mit neuen Konzepten füllt. Daher sollten die Wissenschaftler aufgerufen werden, das Offensichtliche zu beleuchten.

      Arzt, versäume dies nicht!

 

      171. Ein Agni Yogi muss sich von den Herkömmlichkeiten der Nationalitäten lossagen, obwohl er zeitweilig einer von ihnen angehört.

      Der Agni Yogi sagt sich von Einseitigkeit der Beschäftigungen los, obwohl er auf einem Gebiet überragendes Wissen und auf einem anderen Meisterschaft besitzt.

      Der Agni Yogi ersetzt Blutsverwandtschaft durch geistige Verwandtschaft.

      Der Schild eines Agni Yogi enthält seine Hingabe für die Evolution der Welten und eine strenge Ablehnung von Vorurteilen.

 

      172. Der Yogi muss seine Atmungsorgane rein halten; dafür werden ihm heiße Milch, Baldrian und Pfefferminze angeraten.

      Der Yogi muss seinen Magen und die Gedärme rein halten; dafür sind Lakritze[62] und alexandrinische Sennesblätter[63] günstig.

      Der Yogi muss seine Lunge rein halten; dafür sind ihm Aloe[64] und eine vernünftige Behandlung mit Harz gegeben.

      Der Yogi muss das alles durchdringende Soma* rein halten, dafür soll er Moschus verwenden.

      Mit Reinheit sind auch gesunde, starke Drüsen gemeint.

 

      173. Dem Yogi ist keine Zweideutigkeit eigen.

      Dem Yogi ist kein Tuscheln über Personen eigen, die der Bruderschaft angehören. Ein solches Tuscheln birgt die Folgen des Verrats.

      Der Yogi weiß, wie sehr jeder seiner Gedanken Macht über ihn besitzt.

      Der Yogi ist allen Anzeichen von Evolution gegenüber wohlgesonnen.

      Der Yogi erkennt mutig den Schaden des kosmischen Abfalls und zerstört den Boden der Lüge.

 

      174. Der Lehrer verfolgt den Fortschritt des Yogi. Das Anzeichen für den Fortschritt des Yogi wird die Fähigkeit sein, die Stimme des Lehrers zu vernehmen, und gleichzeitig entwickelt sich Feinfühligkeit für Gerechtigkeit.

 

      175. Die Verwirklichung eines Yogi wird die volle, wahrhaftige Teilnahme an der Evolution der Welten sein.

      Doch es gibt noch eine andere Eigenschaft, die den Yogi auszeichnet: Er kennt keinen Tod, denn das erwachte Bewusstsein kennt keine Unterbrechung des Daseins. Auf diese Weise unterbricht der Yogi keinen Augenblick den Dienst an der Wahrheit. So steigt der, der Yoga beherrscht, allmählich die Stufen der Welten empor. Und seine Aufgabe und sein Dienst verlaufen ununterbrochen. Das Bewusstsein in den verschiedenen Hüllen zu erhalten, macht die Heldentat des Yogi lebensnotwendig.

      Bis jetzt ist Yoga nur selten und unter besonderen Bedingungen in Erscheinung getreten, doch die Evolution des Geistes erfordert, den Yoga in das Leben hineinzutragen, und darauf müssen die Gedanken der jungen Generation hingelenkt werden. Fanatismus und Kleingläubigkeit benötigen Wir nicht, doch jede gesunde Verwandlung des Lebens wird bemerkt und unterstützt werden.

      (…)

 

      176. Wenn wir den Agni Yoga ins Leben einführen wollen, muss sein Erscheinen von den allergewöhnlichsten Merkmalen umgeben sein.

      Fragt einen Schüler: Wünscht er, Unterstützung vom Lehrer zu erhalten? Wünscht er, geistige und materielle Hilfe zu erhalten? Natürlich wünscht er das.

      Dann lasst uns den Pfad der Prüfungen betreten. Gut sind unverhoffte Tests durch Kälte und Hunger. Gut sind unverhoffte Tests in Bezug auf Unglauben, Verrat, Lüge und Aberglauben.

      Beachtet, wie ein schwacher Geist sich vor dem Hauch des Windes beugt, wie die Begierde nach Essen lechzt und wie die Lippen die heiligsten Grundsätze entweihen.

      Aber hier wandelt er, arm und sich selbst aufopfernd; er lächelt über Kälte und Hunger; er vertraut bei seinem Aufstieg der Macht der Kosmischen Prinzipien und, ewig jung, ist er bereit, die Heldentat der Erkenntnis auf sich zu nehmen.

      Durch die Forderung, den Yoga im Leben anzuwenden, werdet ihr wahre Lehrer sein.

 

      177. Bestätigt die Richtigkeit eines völlig neuen Lebensaufbaus. Bekämpft besonders jene, welche die Werte anderer fälschen.

      (…)

 

      178. Dieselbe unwandelbare Wahrheit wird der Menschheit in verschiedenen Gewändern gegeben. Beständig wird sie von den hektischen Massen entstellt, noch bevor ein Jahrhundert vergangen ist.

      Darum gehört die Reinigung der Wahrheit zu den Pflichten eines Yogi. Wenn das aufs Neue enthüllte Bild der Wahrheit dem selbstlosen Sucher zulächelt, erhebt sich Freude bis zu den fernen Welten. Der Raum ruft aus: Die Bestimmung des Lebens wurde gereinigt. Und die Antlitze der Träger der Wahrheit lächeln.

      Ein solches Lächeln ist selten, aber Yoga kann seine Ursache sein. Daher ist die Ausübung von Yoga eine Erleuchtung des Lebens.

 

      179. Vor der größten Schlacht werden wir Anordnungen im Einklang mit dem gewöhnlichen Plan treffen. Es darf nicht sein, dass die Kämpfe den Lauf des Lebens stören. Kampf ist unsere Bestimmung. Er muss in den Plan eines jeden Tages aufgenommen werden.

 

      180. Ein Zauberer hüllt selbst die gewöhnlichste Handlung in den Mantel des Ungewöhnlichen. Ein Yogi renkt selbst die ungewöhnlichste Erscheinung in die Grenzen des Gewöhnlichen ein, denn er weiß, wie zweckmäßig die Natur ist.

      Ein Yogi ist weder alt noch jung. Er ist nicht alt, weil er den Pfad des allmählichen Aufstiegs kennt. Er ist nicht jung, weil er den Vorrat an früherer Erfahrung erkennt. Der Yogi kann unerkannt durchs Leben gehen. Der Yogi kann über blödsinnige Worte lächeln, aber er zerschlägt die Unwissenheit.

      „Ich bin ein strenger Kämpfer gegen Beleidigung der Wahrheit. Ich nehme die Reinigung der alten Welt auf mich. Ich werde unbeugsam gegenüber der Bedrückung durch die Nichtigkeit sein. Ich will die Kühnheit auf mich nehmen, mein Ich der Raserei des Bösen entgegenzustellen!“ So bekräftigt es der Yogi, und mit der Festigkeit dieser Bekräftigung schmiedet er sein Schwert der Wahrheit.

      Erachtet es als Glück, euch dem Yoga anzuschließen. Die Vergangenheit bietet dem Anfänger im Yoga ihre besten Früchte und die Zukunft enthüllt ihm den weiten Raum der Tat.

 

      181. Wir lehrten euch, den Grundgedanken zu erfassen und nicht einer oberflächlichen Darstellung zu erliegen. Wie Buddha lehrte, aus einem Wort ein ganzes Thema aufzubauen, so erweitert auch ihr das Verständnis eurer Schüler anhand eines Wortes oder eines Zeichens. Doch seid vor allem bestrebt, euch nicht zu wiederholen. Wenn jemand bereit ist, den Geist zu empfangen, dringt jeder Gedanke wie ein Pfeil ein. Doch hat eine Zersetzung des Gewebes die Kanäle der Zentren bereits verstopft, ist jede Art von Yoga unzugänglich.

      Natürlich bringt die Lehre des Yoga einem jeden Nutzen, selbst wenn er keine geistigen Offenbarungen erlangt. Die äußeren Prinzipien des Yoga unterstützen in jedem Fall die Gesundheit, stärken das Gedächtnis und läutern das Denken.

      Doch wo sind die Merkmale der Errungenschaften, die den Geist erheben? Zuerst flammen die inneren Feuer der Zentren auf, dann ertönt die Stimme des unsichtbaren Lehrers, und schließlich offenbart sich die äußere Flamme, die gleichsam das persönliche Bewusstsein mit dem Bewusstsein des Raumes vereint. Dann wird eine Berührung mit den wundervollen, gefährlichen, feinsten Energien möglich sein — mit allem, was das Leben verwandelt und den Begriff des Todes beseitigt.

      Die Schwierigkeit der Berührung mit dem Ungewöhnlichen ruft manchmal besondere Lebensweisen hervor. Der Schlaf nimmt ab und Liegen wird beschwerlich. Die Anspannung der Muskeln ermüdet die Arbeit des Geistes und jede Vergiftung der Aura kann Leiden verursachen. Natürlich können diese Besonderheiten vermieden werden, ohne aus dem Strom herauszutreten, und das Licht des Yoga wird vom Licht des Raumes überstrahlt.

      Wo gibt es einen anderen Pfad zum Nirwana*?

 

      182. Weitere Merkmale des Yoga: Wenn ihr auf den Höhen tief und frei atmen könnt, ist der Pfad zu den höheren Schichten der Astralwelt erreichbar, sofern das Bewusstsein es zulässt.

      Auf dem Pfad zum Yoga kann derjenige sein, der seine Erkenntnis leicht als unbedeutend erachtet; der selten an die Auszeichnungen denkt, die andere ihm verliehen haben; der nicht an den lügnerischen Offenbarungen der Religionen teilnimmt; der seine irdische Sippe nicht hoch schätzt, obgleich er von Reinkarnation weiß; der die Saat in seinem Garten jährlich erneuen kann und über den Sturm lächelt, der seine früheren Arbeiten davontrug; der die Anlage zu boshaftem Gerede verloren hat; der sein angespanntes Suchen auf das Höchste gerichtet hat, das dem Auge unsichtbar ist; der den Umgang mit allen Verrätern der Wahrheit ablehnt; der sich mit reinem Denken umgibt, das eine unbesiegbare Aura verleiht.

      Wahrlich, Ich sage: Ein Agni Yogi muss einen würdigen Platz auf Erden und noch weiter oben erhalten, denn er umgab sich mit dem feinsten Element. Und während der Kleinmütige erschrickt, legt der Yogi eine feurige Rüstung an, denn er kennt keine Furcht.

      Denkt an die Feurige Taufe*, an das feurige Kreuz und all die flammenden Kelche, die Ich euch vor langer Zeit als Symbole des kommenden Yoga enthüllt habe. Das Symbol des Feuers zieht sich durch alle Lehren, zur Anwendung im Leben. So ist die Erscheinung des Feuers näher gerückt, und Wasser ist durch Feuer ersetzt worden.

 

      183. Ich beauftrage euch, den Namen des Lehrers hochzuhalten, damit nichts Erniedrigendes diese die Welten vereinende Kette erreicht. Ebenso beauftrage Ich euch, jenen Hilfe zu gewähren, die unablässig anklopfen. Ich beauftrage euch, von der Bestimmung des Lebens auf der Erde zu sprechen. Ich beauftrage euch, alles zu verschmähen, was die Verbindung mit Uns entwürdigt. Ich beauftrage euch, Unsere Existenz zu bestätigen.

      Die Erkenntnis Unserer Lehre muss das Leben der Erkennenden wesentlich ändern. Es muss Möglichkeiten bieten, wozu sonst sich mit ihr vollstopfen?

 

      184. Zu den Vorzügen des Yoga gehört die Möglichkeit des Verkehrs mit den Lehrern. In dieser Hinsicht muss man zwei Arten von Leitungen unterscheiden: Die Einzelleitung und die räumliche Leitung. Die Einzelleitung ermöglicht die Einwirkung eines einzelnen erwählten Lehrers. Die räumliche Leitung gestattet nicht nur den Verkehr mit mehreren Lehrern, sondern gibt auch die Möglichkeit, kosmisches Wissen zu erhalten.

      Es ist notwendig, den Unterschied im Verbrauch der Kräfte bei beiden Leitungen zu erkennen. Wie eine Lampe, die an einen verschiedenartigen Strom angeschlossen ist, vibrieren die Zentren bei der räumlichen Leitung. Wahrlich, Vorsicht ist geboten, um eine Verbindung (…) unterschiedlicher Energien in das tägliche Leben einzuführen.

      Ihr habt zwei Beispiele für den Unterschied der Leitungen[65] und wisst, dass die Einzelleitung die Gesundheit weniger angreift. Für die künftige Forschung ist es wichtig zu wissen, mit welcher dieser Leitungen man es zu tun hat. Viele Wissenschaftler können die Forschungsmethoden nicht trennen. Warum bedarf die eine zu beobachtende Person in geringerem Maß besonderer Bedingungen, während der Geist einer anderen flattert wie ein wunderbarer Vogel, so dass die normalen Hilfsmittel ohne Nutzen vergeudet werden?

      Diese Stufe des Yoga berührt jene Energien, die im gegenwärtigen Leben nur so schwer Anwendung finden. Manchmal ist es nach der Berührung mit einer ungewöhnlichen Art von Energie notwendig, solche Manifestationen für eine beträchtliche Zeit zu unterbrechen; ein eifriger Geist jedoch erlaubt seinen Zentren diese Ruhe nicht, und dann sagen Wir: Vorsicht!

      Agni Yoga wird erst jetzt ins Leben eingeführt, und jene, die sich der Einwirkung dieser Kräfte überlassen haben, erdulden besondere Schwierigkeiten, als ob sie Menschen einer anderen Rasse wären. Darum sagen Wir den Wissenschaftlern: „Irrt euch nicht in euren Schlussfolgerungen!“

      Vielen scheint es, sie seien bereit, sich der evolutionären Errungenschaft hinzugeben, doch die Bedingungen sind sehr streng, und wer es nicht versteht, ein großes Netz auszuwerfen, täte besser, nicht heranzutreten.

 

      185.[66] Einige junge Leute werden fragen: „Wie soll man den Agni Yoga verstehen?“ Antwortet: „Als die Wahrnehmung und Anwendung im Leben des allumfassenden Elementes Feuer, welches das Geisteskorn nährt.“

      Man wird fragen: „Wie kann ich mich diesem Wissen nähern?“

      „Reinige dein Denken, dann erkenne deine drei schlechtesten Eigenschaften und übergebe sie in feuriger Bestrebung der Verbrennung. Dann erwähle einen Lehrer auf Erden, und stärke, indem du die Lehre erkennst, deinen Körper mit den gegebenen Heilmitteln und mit Pranayama. Du wirst die Sterne des Geistes schauen; du wirst die reinigenden Feuer der Zentren sehen; du wirst die Stimme des Unsichtbaren Lehrers vernehmen; und du wirst weiteres feinstes Verständnis erlangen, welches das Leben verwandelt.

      Hilfe steht bereit für dich, der du eingetreten bist, und ein Auftrag ist erteilt. Du hast erkannt, dass Freude eine besondere Weisheit ist. Du wirst nicht zum früheren Ufer des Stromes zurückkehren. Du hast die räumlichen Kämpfe erkannt. Es gibt für dich keine blinde Augenscheinlichkeit mehr. Du bist ein Mitarbeiter und Bruder, der erkannt hat!“

 

      186. Für einen Agni Yogi sind das Tischler- und Schmiedehandwerk sowie Wäscherei schädlich. Man muss bereit sein, die räumlichen Kämpfe auszuhalten. Man muss auch verstehen, wie sehr das ins Leben gerufene Feuer den Organismus verfeinert. Die Hierarchie hat richtigerweise entschieden, dass die Heldentat, den neuen Yoga einzuführen, wichtiger als alle anderen Aufträge ist.

 

      187. Wenn Agni Yoga ins Leben eingeführt werden soll, dürfen seine Überbringer sich in den Äußerlichkeiten des Lebens nicht von den anderen unterscheiden. Ein Agni Yogi tritt im Leben unauffällig auf; er bedarf des Geschreis der Leute nicht; er beobachtet und duldet keine Beobachtung. Die räumliche Leitung schließt die Pfeile der Aufmerksamkeit der Masse völlig aus, weil das Werk der Evolution nicht von den Massen geschaffen wird. Selbst die Einzelleitung erfordert zuweilen Schutz vor der Gier unvorhergesehener Pfeile. Das bedeutet nicht, dass es auch nur der geringsten Entfernung vom Leben bedarf. Man muss nur die Zweckmäßigkeit dessen, was um uns herum vor sich geht, richtig bewerten.

      Ein Yogi schreitet an einem scheinbaren Unglück vorüber, denn ihm sind die Ursachen und Wirkungen des Vorfalles klar. Die Menschen bezeichnen gewöhnlich die Wirkungen einer beharrlichen, jahrhundertealten Ursache als Zufall.

      Der Yogi nimmt dort echte Möglichkeiten wahr, wo die Menschen hochmütig vorbeigehen. Seid nicht erstaunt, wenn das Herz des Yogi den erbärmlichsten Hund aussucht, wenn er in ihm den Keim der Treue wahrnimmt, oder wenn er unerwartet den bescheidensten Jungen als einen künftigen Mitarbeiter bezeichnet.

      Gerade bezeichnen die Leute einen Yogi als streng und kalt, da vollbringt er unerwartet eine Tat von wahrer Liebe und Mitgefühl. Natürlich werden die Gründe für diese Tat von den Zuschauern falsch gedeutet werden. Die Bezeichnung Betrüger wird dem Yogi zur Ehre gereichen, denn Evolution ist der Masse zuwider. Wir sprechen von der Menschheit und von einzelnen Menschen, doch die tierische Masse steht dem Erbauer nicht nahe.

 

      188. In jedem Jahrhundert wird entsprechend dem physischen Zustand der Welt eine besondere Art von Yoga eingeführt. Man darf das Element Erde nicht dort anwenden, wo eine feurige Heilung erforderlich ist. Weder Wasser noch Luft ersetzen die Flügel des Feuers. So unerbittlich wie eine Katastrophe, die Kontinente hinwegfegt, so unaufschiebbar ist der Yoga der Erkenntnis der feurigen Macht. Das Verstehen der Fristen erweist sich als Merkmal der Erleuchtung des Bewusstseins.

 

      189. Ein Yogi besitzt nicht viele Sachen, aber darunter befinden sich keine unnötigen. Hat ein Gegenstand allgemeine Bedeutung, muss er nach Gebrauch ins Depot zurückgegeben werden. Alltägliche Gegenstände können nur selten Vertrauenspersonen gegeben werden. Doch um eine Vermischung von Auren zu vermeiden, ist es besser, sie zu verbrennen.

      Natürlich ist es manchmal nützlich, einen mit einer bestimmten Aura durchdrungenen Gegenstand weiterzugeben. Der Yogi versteht die wahre Qualität einer Sache und wird keine schlechten Gegenstände um sich haben.

      Die Frage des Besitzes raubt den Menschen viel zu viel Zeit, deshalb muss die Kultur des Geistes von Errungenschaften von höchster Qualität umgeben sein. Beim zukünftigen Aufbau muss man die Menschen davon befreien, ihrem physischen Bedarf zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Das Prinzip des Gemeinschaftslebens setzt voraus, jedem vernünftigen Mitarbeiter die Möglichkeit und den Zugang zu einer Bequemlichkeit zu geben, die Kraft und Arbeit bewahrt.

      Kann denn ein Yogi seine Zeit und Energie straflos vergeuden? Man muss bedenken, dass die Verschwendung von Kraft und Zeit zuweilen einem Selbstmord gleichkommt.

      Ähnlich wird das Lesen der Zeichen der Wahrheit ohne ihre Anwendung im Leben als Unwissenheit eingeschätzt. Der Strahl der Erkenntnis der Aufgaben der Evolution durchdringt die besten Schöpfungen. Darum unterscheidet streng die Qualität dessen, was euch offenbart wird.

 

      190. Auf dem Weg zu Uns vergesst nicht, alles mitzubringen, was nach eurem Gefühl wertvoll ist. Es ist lehrreich, das Verständnis für Wert zu studieren. Oft befassen sich Leute, die auch auf geistigem Gebiet etwas wissen, mit nichtigen und hässlichen Gegenständen. Sie vergessen, dass hässliche Gegenstände der Finsternis dienen. Ein Yogi muss über die Qualität von Sachen genau Bescheid wissen.

 

      191. Es ist verfrüht, sich mit dem Verfall des Planeten zu befassen, wenn man seinen eigenen Verfall noch nicht erkannt hat. Man kann seine Wunden heilen und als ein schöpferischer Arbeiter einherschreiten. Ein neues Verständnis des Alltags wird das Verstehen aller Kleinigkeiten des Lebens ermöglichen. Ein Yogi fliegt nicht in Regionen davon, die hinter den Wolken liegen, sondern hält den silbernen Faden der Verbindung mit den fernen Welten fest.

 

      192. Ein Yogi steht unter ständiger Prüfung durch seinen Lehrer. Genauso prüft der Yogi jene, die sich ihm nähern.

      Erklärt, was Prüfungen durch Kälte, Hunger und alle anderen Maßnahmen bedeuten. Ein unwissender Mensch wird darüber verblüfft sein, dass das Gefühl von Kälte und Hunger verschwinden kann. Aber wer das Wesen der Dinge versteht, begreift, dass nicht die Gefühle verschwinden, sondern der Zustand des Geistes ein solcher sein kann, dass nichts ihn erschüttert. Ein Hungriger kann Mittel zur Sättigung finden, wenn sein Geist nicht einen tierischen Zustand erreicht hat. Wer friert, kann sich so lange wärmen, bis sein Geist versteht, warum er sich schützen muss; ansonsten verbleibt nur tierische Gereiztheit, Trübung des Bewusstseins und Verfall.

      Es ist richtig hinzuzufügen, dass Beweglichkeit der beste Ausweg aus der Falle des Lebens ist. Ein Yogi erwägt augenblicklich den Wert der Zweckmäßigkeit. Wenn man ihm, um sein Yogitum aufzudecken, vorschlägt, ein Stück Fleisch zu essen, wird er natürlich eher das Stück Fleisch essen als sein Geheimnis zu verraten. Von der Wirkung des Fleisches kann er sich leicht reinigen, doch die Wirkung eines Geheimnisses in verräterischen Händen ist nicht wieder gutzumachen; und manchmal muss man einen vernichtenden Strahl gebrauchen, was aber nur selten zulässig ist.

      Ich möchte euch auch daran erinnern, welche Bedeutung schöpferisches Schaffen für Agni Yoga hat. Es wurde euch ermöglicht, zwei Musikstücke in entgegengesetzter Ausführung zu hören, und der Geist begriff, worin der Unterschied der Einwirkung bestand. So wird das Bewusstsein durch die Berührung mit der Wahrheit erhoben. Eine weitere Abstraktion wird für uns Wirklichkeit.

      Und wie herrlich ist das Bewusstsein der ständigen Prüfung, darin liegt Bewegung. Kann sich ein Yogi des Feuers etwa der Unbeweglichkeit hingeben?

      Ich spreche nicht zum Anhören, sondern zur Anwendung.

 

      193. Ein geschickter Bogenschütze wird selbst mit einer Feuerwaffe als geschickter Schütze gelten. Ebenso ist es mit den Yogas, außer Hatha Yoga sind alle Yogas in ihrer Errungenschaft herrlich. Es wäre unvernünftig, einen von ihnen herabzusetzen. Man kann nur von einer besseren Anwendbarkeit im gegenwärtigen Evolutionsprozess sprechen.

 

      194. Ein Yogi muss die atmosphärischen Bedingungen verstehen, um sie beim Handeln anwenden zu können.

      So kann selbst ein unwissender Beobachter klar ersehen, dass elektrische Wellen die gewöhnliche Ordnung der Einwirkung wesentlich verändern müssen. So werden sogar magnetische Stürme und Niederschläge die Ursache für verschiedene psychische Wirkungen sein. Magnetische Wirbelwinde und alle elektrophorischen Erscheinungen[67] sind Unsere Freunde, doch alle atmosphärischen Niederschläge stören den Strom des Feuers. Wir nutzen gesättigte Elektrizität, um selbst einen unvorbereiteten Menschen auf die Nützlichkeit von ihm unerwarteter Begriffe zu stoßen.

      Auch das Austreten des Astralkörpers ist bei magnetischen Wellen leichter, daher benötigt ein Yogi Feinfühligkeit für alle nicht greifbaren Naturerscheinungen. Dafür soll der Yogi mit Prana in Berührung sein. Dafür sollte das Fenster nie geschlossen sein, außer bei hoher Feuchtigkeit. Nützlich sind ausgedehnte Wannenbäder oder das Baden in warmem Wasser ohne heftige Bewegungen.

      Überhaupt stören heftige Bewegungen die Bewegung der Aura, und Wir vermeiden sie. Ein schneller Rhythmus stört die Verbindung mit der Atmosphäre nicht, aber krampfhafte Bewegungen verwunden die Aura wie Nadeln.

      Viele Beobachtungen können den Aufbau unserer Zukunft erleichtern. Doch dafür muss man verstehen, dass selbst Stechmücken die atmosphärischen Bedingungen besser kennen als der Mensch. Die Leute denken jedoch, sie müssten nichts wissen, weil sie den Titel „König der Natur“ tragen.

 

      195. Manchmal ist es notwendig, die Feuer der Zentren mit Platten aus Soma* zu bedecken, sonst könnte die Heftigkeit der äußeren Umstände die Zentren in Brand setzen. Wieder kommen wir zur Notwendigkeit des Gleichgewichts, das Unser Lehrer die „goldene Mitte“ nannte und das man als gesättigtes Verständnis bezeichnen kann.

 

      196. Ihr kennt die Schädlichkeit verschiedener Arten von Brennstoff, darum sollte man der Errichtung von Herden Aufmerksamkeit schenken. Jedenfalls sollte man sich nicht lange nahe einem Herd aufhalten, weil man weiß, welche Gäste die Emanationen der Nahrung, besonders der blutigen, anziehen. Daher kann man geräuchertes Fleisch und Geflügel eher in kaltem Zustand zulassen.

      Ebenso sorgsam muss man die Luft im Schlafzimmer rein halten. Man sollte daran denken, dass nach dem Austreten des Astralkörpers der physische Körper ohne Schutz zurückbleibt, und in vergifteter Luft ist das Erscheinen von Gästen unvermeidlich. Pfefferminze ist das beste Erfrischungsmittel, das auch für den Astralkörper günstig ist.

      Der Astralkörper verlässt den physischen Körper viel öfter als wir denken, doch aus verschiedenen Gründen. Manchmal irrt er nahe dem physischen Körper ziellos umher, manchmal lernt er viel Nützliches. Es ist die direkte Pflicht eines jeden, für seinen Astralkörper die besten Bedingungen zu schaffen.

      Auch sollte man darauf achten, dass im Haus kein schmutziges Wasser stehen bleibt. Springbrunnen und Aquarien im Haus sind gewöhnlich unerwünschte Brutstätten. Weshalb also Fische und Vögel mit Gefangenschaft peinigen?

      Auch wünsche Ich, dass ihr ein Zimmer oder wenigstens eine Ecke in absoluter Reinheit bewahrt und dem Lehrer weiht. Man kann einen Sessel nahe dem Fenster vorbehalten, auf dem man keine Fremden duldet.

      Leidet auch keine Neugierigen um euch, für sie sollte man der allergewöhnlichste Mensch sein, damit ihre Verwegenheit an der Aura abgleitet.

      Dies alles sind Ratschläge für einen gesunden Yoga.

 

      197. Man sollte über Unsere Taten nachdenken und sich für ihre Richtigkeit verbürgen. Der geringste gedankliche Zwiespalt wird den Pfeil weit vom Ziel ablenken, und dann ist es besser, mit dem Yoga überhaupt nicht in Berührung zu kommen.

      Ein trübes Bewusstsein ist das Erbe des tierischen Zustands. Wer braucht unklare Gedanken? Niemand möchte eine derart unklare Antwort erhalten.

      Es ist notwendig, die Leitung des Geistes zu reinigen. Aber Wir sind keine Kaminfeger, um die Kanäle des Geistes gewaltsam zu reinigen. Sagt den Menschen, dass sie die Möglichkeit geben müssen, Hilfe zu leisten.

 

      198. Ein Yogi hat keine Gewohnheiten, denn sie sind nichts anderes als ein Verfaulen des Lebens. Dem Yogi ist es aber eigen, eine bestimmte Handlungsweise zu haben. Es fällt dem Yogi nicht schwer, die Fesseln der Gewohnheiten zu zerhauen, denn angespannte Scharfsicht ermöglicht ihm ein ständig neues Herantreten an die Umstände.

      Unbeweglichkeit jedoch ist das Skelett der Unwissenheit. Wie viele Königreiche sind durch Unbeweglichkeit zusammengebrochen!

 

      199. Unsere Lehre ist nicht stark in den Händen jener, die sie nicht im Leben anwenden. Sagt den Mitarbeitern in allen Ländern, dass sie sofort Mittel finden mögen, um das Leben durch die Ratschläge des Yoga zu stärken. Es gibt zu viele, die reden, und zu wenige, die handeln. Ich sehe keine allgemeinen Vorträge, aber notwendig sind persönliche Gespräche. Auch sollte man weder die Schwierigkeiten noch die Vorzüge verbergen.

      Stimmt den Yoga mit den weltweiten Erscheinungen ab, denn es muss ein System des Lebens geben, ohne das die sozialen Bewegungen sich in eine Maskerade von Greisen verwandeln. Die strenge Disziplin der Freiheit kann das Leben nur bei einem neuen Verständnis der Wirklichkeit der psychischen Energie umgestalten, die in das alltägliche Leben Einzug hält.

      Wiederholt immer wieder, dass eine neue Erkenntnis erforderlich ist, die im Leben angewendet werden muss.  

 

      200. Eine Manifestation ist nur für wenige nötig, die Massen dagegen wissen nichts von der Wendung des Schiffes, und am Morgen fragen sie: „Wohin hat das Segel uns weggeführt? Warum ist das Ufer so leer?“

      „Weil ihr nicht bemerkt habt, wie eine kostbare Fracht geladen wurde, und ihr den Wind bei Sonnenaufgang verschlafen habt.“

      Man kann zur Masse nicht offen sprechen, weil sie am Morgen noch die Stimme der Nacht vernimmt. Die Hydra[68] kann man nur mit einem ihr unbekannten Schlag treffen. Es ist die Pflicht eines Yogi, die unfehlbaren Schläge zu erlernen.

      Wer nach höherem Wissen strebt, wird beständig auf der Wacht stehen. Wen sonst könnte man einen Krieger nennen? Wer ist ein Pflüger? Wer ist ein Führer? Einem Yogi sollten diese drei ehrenvollen Namen zustehen.

      Doch die Zeit wird kommen, um das Feld der Aussaat vorzuführen. Wer wird es mit der Elle messen? Denn das Feld des Yogi ist der Raum. Wer kann seine Siege nennen, wenn die Feuer in seinem Inneren leuchten? Wer kann die von ihm Geretteten zählen, wenn er sie führte, ohne nach ihren Namen zu fragen?

 

      201. Es besteht die irrige Meinung, ein Yogi verfüge über eine unerschütterliche Gesundheit im üblichen Sinn. Aber wird etwa ein empfindliches Instrument aus grobem Holz gemacht? Besteht nicht der Wert der Saiten einer Vina[69] in ihrer Empfindlichkeit für die feinste Differenzierung des Tones?

      Ebenso erklingt der feinfühlige Apparat des Yogi. Gerade er kennt die unbeschreiblichen wandernden Schmerzen[70], die, wie das Stimmen der Vina-Saiten, sein ganzes Wesen verwandeln.

      Man kann verstehen, dass Wir nicht die Gefahrlosigkeit des Yoga-Pfades übertreiben. Wie kann man Schmerz bei der Umwandlung der Zentren vermeiden? Das Feuer der Erkenntnis bleibt brennend heiß. Ihr wisst, dass das Gesagte kein abstraktes Symbol ist. Alle gewöhnlichen Definitionen dieser Schmerzen können keinen Nutzen bringen, solange sich die Wissenschaft nicht beeilt, die Bedeutung der psychischen Energie oder der Geistigkeit zu verstehen.

      Je weiter sich ein Mensch vom Verständnis der Gefahr des Yoga entfernt, desto ferner steht er der Verbindung mit dem Höchsten Bewusstsein. Darum sind zufällige Flüge des Bewusstseins wertlos, nötig ist das unaufhörliche Lied des Fluges. Die Vina erklingt nicht immer deutlich, aber sie ist immer harmonisch gestimmt.

      Wer im Yoga wohlgenährte Gesundheit sucht, sollte lieber ein Glas Wein zu sich nehmen und sich über erhabene Ideen unterhalten, ohne sie im Leben anzuwenden. Denn die Gesundheit eines Yogi flattert wie die Flügel eines aufsteigenden Adlers. Das Auge des Yogi sieht wie das Adlerauge, das ihr kennt. Die Ruhe des Yogi ist wie die Spannung einer Meereswoge.

 

      202. Die Gesundheit eines Yogi ist mit dem Stimmen einer Vina vergleichbar. Das gleiche kann von der Arbeit des Yogi gesagt werden: zuweilen klangvoll, zuweilen schweigsam, gehüllt in den Schleier der Zweckmäßigkeit. Das Ziel des Yogi ist, den Raum mit nützlichen Bekräftigungen zu erfüllen und Energie dorthin zu lenken, wo die Wahrheit verunreinigt wird.

      Kann man einen Yogi tadeln, wenn er unerwartet erscheint oder sich für lange Zeit zurückzieht? Es ist Zeit, die Bindung an einen bestimmten Ort abzulegen. Nur der Gedanke und die Tat können den irdischen Aufenthaltsort bestimmen. Darum wird Reisen immer von Yoga untrennbar sein. Wo sonst entsteht die Feinfühligkeit der Beweglichkeit? Wo wird Selbständigkeit gestählt? Wo bildet sich die Einsamkeit der Erkenntnis?

      Der Wohlklang der Arbeit des Yogi kann aus dem Raum heraus wachsen. Ein Yogi muss den Raum kennen und fähig sein, den Völkern das Wort des Raumes zu bringen.

 

      203. Jene, die den Yogi der Lehre wegen aufsuchen, werden nicht gleich würdig sein. Ein Yogi muss erkennen, wer gelegentlich kommt, wer ein Schüler und wer später ein Schüler-Lehrer werden kann, indem er sich durch die Nahenden vervollkommnet.

      Schlimm ist es für jene, die mit dem Yoga in Berührung kamen und nachher versuchten, zu ihrem früheren Leben zurückzukehren. Wahrlich, für den Astralkörper ist es leichter, in den Schraubstock des physischen Körpers zurückzukehren, als für jenen, der auch nur ein Körnchen Wissen erlangt hat, in die Finsternis der Vorurteile zurückzufallen. Warnt jene, die etwas über Yoga hören wollen. Wir können niemanden in die Irre führen.

 

      204. Viele träumen vom Schild eines Yogi, aber sie finden es lästig, ein Schwert zu schmieden. Doch die Fähigkeit zu schlagen erlangt man nicht durch das Schwert eines anderen.

 

      205. „Erwache, Schläfer!“ Diesen Ruf wiederholen die Leute gern. Besonders erstaunlich ist es, wenn die Schläfer selbst ihn wiederholen und dabei weiterschlafen. Sie schlafen ihr ganzes Leben, sie schlafen Jahre hindurch; manchmal fallen sie in plötzlichen Schlaf und wiederholen im Schlummer fremde, unverständliche Worte.

      Wir wollen nicht von den gelegentlich Vorbeikommenden sprechen, doch selbst jene, die bereits verstehen, unterliegen Anfällen von tierischem Schlaf. Dann ist es Sache des Lehrers, sie zu wecken, wenn nötig sogar mit einem Blitzschlag. Denn Schlaf kann leicht in Besessenheit übergehen.

      Gesegnetes Indien! Denn du allein hast die Begriffe Lehrer und Schüler bewahrt. Der Guru kann das Schiff des Geistes des Schülers steuern. Der Guru kann einen Anfall von Schlaf zerstreuen. Der Guru kann einen niedergedrückten Geist wieder aufrichten.

      Wehe dem, der es wagte, jemanden fälschlich als seinen Lehrer anzuerkennen, und der leichtsinnig das Wort Lehrer ausspricht und sich dabei selbst verehrt!

      Wahrlich, es erblüht der Geist, der den Pfad des Aufstiegs erfasst hat, und es leidet der, der in zwiespältiges Denken verfällt.

      Man kann einen Hinduknaben fragen, ob er einen Guru haben möchte. Als Antwort bedarf es keines Wortes, denn die Augen des Knaben werden Wunsch, Streben und Hingabe zum Ausdruck bringen. In seinen Augen glüht das Feuer Aryavarta*.

      Der Strom der Rigveden[71] fließt am Abhang der Berge. Wer kann die ganze Kette der Lehrer in Worte kleiden? Entweder wird sie anerkannt, gleich der Schlange des Wissens, oder es gibt ohne sie Finsternis, Schlaf und Besessenheit.

      Es ist unnötig abzuschrecken, doch allen, die sich dem Yoga nähern, muss man sagen: „Eure Stütze ist der Lehrer, euer Schild ist die Hingabe an den Lehrer, euer Untergang ist Gleichgültigkeit und zwiespältiges Denken.“

      Wer den Freunden und den Feinden des Lehrers gleicherweise zulächelt, ist unwürdig. Wer den Lehrer nicht verrät, selbst nicht durch Schweigen, der kann die Stufe der Schwelle überschreiten.

 

      206. Euch wurden die Zeichen des Yoga auf den Höhen gegeben. Ihr habt euch davon überzeugt, dass weder die Kälte noch die Höhe eurer Gesundheit geschadet haben. Wie könnte jemand, der die Kälte nicht überwunden hat, das erhabene Beben ertragen? Wie kann er über die fernen Welten nachdenken, wenn er sogar die irdischen Höhen scheut? Wie kann man sich als ein unstoffliches[72] Geistwesen betrachten, wenn das vorübergehende Hungergefühl nicht überwunden ist? Ein überlasteter Magen bedeutet das Ende des Aufstieges. Nötig ist ein Maß für das Eintauchen in das irdische Leben.

      Yoga bietet ja außer dem kosmischen Bewusstsein viele Vorzüge. Yoga gewährt eine räumliche Leitung und Unsere Hilfe bei allen nützlichen Taten. Die Kenntnis der Zusammenarbeit verleiht den einzig richtigen Zugang. Umso wichtiger ist es daher, zu verstehen, Yoga praktisch anzuwenden, um auch Uns die Möglichkeit zu geben, praktisch zu antworten.

      (…)

 

      207. Amrita besteht aus Ablagerungen feinster Energien. Wie soll man die Sättigung der Bestrebungen eines Yogi mit allen bisher gegebenen Eigenschaften nennen? Jedes Streben des Yogi ist von einer wertvollen Zusammensetzung von Energie gesättigt, wir wollen diese Zusammensetzung den Diskus der Bestrebungen nennen. Die Bestrebungen des Yogi steigen nämlich genauso auf wie ein lichttragender Diskus.

      Der Yogi kennt keine gleichgültigen Tätigkeiten, sonst könnte er mit einem Menschen verglichen werden, der ohne bestimmte Absicht einen Berggipfel ersteigt und staunend umherschaut. Doch der Yogi handelt, und das Hervorgebrachte verwandelt sich in Schönheit.

      Die Schüler eines Yogi lernen vom ersten Augenblick der Erkenntnis an auf dieselbe Weise zu wirken. Besonders notwendig ist es, dass der Schüler sich während der Abwesenheit des Lehrers beherrscht. Gerade in diesen Zeiten lebt ihre Unvernunft besonders frei auf, weil der Begriff Lehrer nicht erkannt wurde und damit der Weg zu Amrita versperrt ist.

 

      208. Die Gesetze der Energie, die im Menschen beim Kennenlernen des (…) Yoga erwachen, wirken genau und unvermeidlich. Niemand, der mit dem Yoga in Berührung gekommen ist, kann leugnen, dass sich sein Leben grundlegend verändert hat. Das Leben kann sich natürlich entweder in weitem Maß oder nur ganz geringfügig verwandeln, abhängig von den Eigenschaften des Geistes.

      Wir sagen jedem: „Empfange den vollen Kelch des Amrita.“ Doch jeder hat die Freiheit der Wahl.

 

      209. Seid vorsichtig mit einem gestimmten Instrument, es gleicht einer Fackel in der Finsternis. Wenn ihr es stört, schadet ihr euch selbst, denn sein interplanetarer Pfad ist unwandelbar und das Streben eines Yogi scheint wie die Sonne. Sein Weg ist nicht leicht.

 

      210. Man sagt, ein Yogi habe keine Wünsche, doch dafür ist er erfüllt von Streben. Ein Wunsch ist nicht wirksam, denn er erzeugt Erwartung. Erwartung aber ist die Mutter der Unbeweglichkeit. Streben dagegen ist der Erzeuger der Bewegung, die zum Aufstieg des Geistes führt.

      Man sagt, ein Yogi kenne keine Liebe, doch er ist voller Mitleid. Die Menschen kennen Liebe nur als einschließende Fesseln, doch Mitleid kennt keine Grenzen, weil es ein Mitarbeiter der Wahrheit ist.

      Man sagt, ein Yogi sei mit unerschöpflichen[73] Kräften ausgestattet, doch wie ein arbeitsliebender Gärtner stärkt er die Pflanzstätte des Gartens seiner Möglichkeiten.

 

      211. Die Mutter der Druiden[74] hütete das Wissen vor Entstellung, ebenso schützt die Mutter des Agni Yoga[75] die Lehre vor böswilliger Auslegung. Das feurige Verstehen der Wahrheit ist schwer, doch wachsamer Dienst duldet keinen Verrat. Das Sonnenschwert fällt nicht aus der Hand und das Knie beugt sich nicht vor der Unwahrheit. So muss man die Lehre verstehen, die das Schmieden eines neuen Lebens mit sich bringt. Sie verkündet: „Ihr habt vernommen, ihr müsst verstehen, von dieser Stunde an habt ihr die Verantwortung für jede Entstellung übernommen.“

 

      212. Freut euch, freut euch, freut euch! Denn der Yogi muss die Weisheit der Freude kennen. Das Vermächtnis des Gesegneten[76] lautet, die Freude des Geistes zu bewahren. Wer die Gegenwart des Geistes fühlt, freut sich bereits, da er seine Unbegrenztheit kennt.

 

      213. Es ist besonders schwer für einen Geist, der Möglichkeiten anhäufte, diese aber wegen der äußeren Umstände des Lebens nicht offenbaren kann. Das nächstliegende Beispiel ist das eines verschlossenen siedenden Kessels unter dem Einfluss des Raumfeuers. Dann müssen kühlende Wechselströme verwendet werden. Das Raumfeuer, das sogar Steine zum Glühen bringt, steht in untrennbarer Verbindung mit den Kanälen der Zentren, deshalb sagt der Lehrer sogar zu dem selbstaufopferndsten Yogi: Vorsicht!

 

      214. Der Kristall der Materia Lucida kann selten in der Größe gezeigt werden, wie ihr ihn gesehen habt. Dafür bedarf es eines günstigen Zusammenfließens von magnetischen Strömen.

      Der Kristall wird vom Stein gleichsam angezogen.[77] Er schärft auch das Zentrum des dritten Auges und offenbart sich als das Material des astralen Aufbaus auf einer höheren Ebene. Er gehört zu den feinsten Energien und bildet einen Bestandteil jener Energieformel, die der Menschheit versprochen ist, sobald sie den Wunsch hat, sie anzunehmen.

      Dieses Licht (…) kann ins Unbegrenzte verstärkt werden und bewirkt Beleuchtung, die keines Aufwandes an Materie bedarf und jede beliebige Form anzunehmen vermag.

      Diese Aufgabe kann man geben, doch muss die Menschheit danach verlangen, sonst kann der Strom feinster Energien nicht gewährt werden. Die Kräfte dieser Energien sind mit der psychischen Energie verbunden, und jeder Missbrauch wirkt zerstörerisch.

      Man muss sich vor Augen halten, dass die leuchtende Materie nicht nur für Beleuchtung, sondern auch für Heilzwecke unersetzlich ist. Sie ist das beste Beruhigungsmittel für die Nerven, da sie eine Brücke zwischen der psychischen Energie der Menschheit und der kosmischen Energie darstellt, einem Reservoir, das unerschöpflich ist.

 

      215. Ein zorniger Mensch gleicht einem Stier, doch einer, der für Gerechtigkeit kämpft, gleicht einem leuchtenden Geist. Wann werden die Menschen verstehen, wie wunderbar es ist, sich den höheren Wesen anzugleichen! Aber noch schämen sie sich schon für den Gedanken daran.

 

      216. Daher ist es gerade heute wichtig, die Aufmerksamkeit auf Agni Yoga zu lenken. In jedem Jahrhundert wird die psychische Energie in der Menschheit gebieterisch geweckt, doch dieser segensreiche Hinweis wird gewöhnlich von den Zweibeinern nicht angenommen.

      Nehmen wir ein Beispiel: Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts erhob sich eine Flut von Romantik, jedoch ohne Verständnis ihres Wesens, anders gesagt, ohne Heldentum. In der Mitte desselben Jahrhunderts wurde die Erde von einem verneinenden Materialismus eingehüllt, jedoch wurde das Studium der wahren Eigenschaften der Materie versäumt. Das Ende des Jahrhunderts brachte den völligen Verfall, während die Umwertung aller Werte vorgesehen war.

      Der Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts stand im Zeichen von Krieg und Erschütterungen der Völker, doch die psychische Energie lenkte zur Eroberung anderer Welten. So wurden die vom Schicksal bestimmten Werte durch den freien Willen entstellt.

      In der Mitte unseres Jahrhunderts werden die Zeichen verschiedener nicht angeeigneter Energien aufflammen, und die Menschen werden wieder in falsche Richtungen rennen.

      Deshalb ist es an der Zeit, jenen, die sehen, die Zeichen des wahren Pfades zu geben. Mögen sie Zeit finden, sich diese anzueignen, und daran denken, wie kurz die Frist ist.

 

      217. Wenn ihr Schüler auswählt, beeilt euch nicht zu sehr. Gebt den sich Nahenden drei Aufgaben, damit sie sich offenbaren können, ohne es selbst zu vermuten. Die erste Aufgabe sei die Bejahung des Allgemeinwohls, die zweite die Verteidigung des Namens des Lehrers und die dritte das Offenbaren selbständiger Tätigkeit.

      Wenn einer bei einer Aufgabe zu drohen beginnt, weist ihn ab. Wenn einer in der Ecke zu murmeln beginnt, weist ihn ab. Wenn einer zur Last fällt, weist ihn ab.

      Ich spreche nicht über Verräter. Bei der Erfüllung der Aufgabe seht ihr die Methoden des Geprüften. In allem besteht Willensfreiheit, und der Planet selbst steht unter der Herrschaft des menschlichen Geistes.

 

      218. Wenn wir über die feinsten Energien sprechen, sollten wir die Anzeichen ihres Auftretens kennen. Die Benennung „feinste“ weist darauf hin, dass sich die Qualität ihrer Einwirkung von den gewöhnlichen Erscheinungen unterscheidet. Die größte Energie ist am wenigsten spürbar. Das Bewusstsein mäßigt nämlich die Kraft der Weltenergie. Das Bewusstsein des Raumes sättigt die aufnahmefähige Gehirnsubstanz. Man kann diesen Prozess nicht veranschaulichen oder messen.

      So scheint ein Rad bei einer bestimmten Umdrehung unbeweglich zu sein, und nur die Bewegung der umgebenden Atmosphäre zeigt den Grad der Anspannung an. Ebenso ist es beim Prozess der feinsten Energien: Ihre Erscheinung kann nur aus großer Entfernung beobachtet werden. Wie farbloses Zyankali nicht wahrgenommen werden kann, so kann die Bewusstseinsenergie keine auffällige Tätigkeit beginnen, doch ihre Wirkungen zeigen sich an den umgebenden räumlichen Wellen. In gleicher Weise blendet die strahlende Materie, wenn sie in Erscheinung zu treten beginnt, doch ihre feinsten Schwingungen sind kaum wahrnehmbar.

      Dasselbe Gesetz ist bei anderen Prozessen lehrreich. Nehmen wir das Beispiel der Einwirkungen auf Menschen. Es wird eine Rede gehalten, und die Masse ist überzeugt. Doch die folgenden Einwirkungen werden gleichsam nicht gefühlt. Dennoch kann man nicht behaupten, dass die erste Wirkung am überzeugendsten war. Es ist sicher möglich, dass der Bewusstseinsgrad sich geändert hat und Donner durch Stille ersetzt wurde. Doch über die Macht der Stille wurde bereits gesprochen.

      So bilden sich, vollkommen verständlich, doch unsichtbar, die Umstände. Die Menschen nehmen sie wahr, wenn sie vollendet sind, doch ein Yogi sieht den ganzen feinsten Prozess ihrer Bildung voraus. Für den Yogi bedeutet die Redensart „Nichts ist Zufall“, dass es einen Regenbogen von Einwirkungen gibt.

      Die Gebilde schichten sich in vielen Farben auf, und es ist wertvoll, dies zu bedenken. Wie bei chemischen, so bemühen wir uns auch bei psychischen Errungenschaften, Gleichförmigkeit des Prozesses zu vermeiden. Jede erwartete Gleichförmigkeit vernichtet viele Möglichkeiten. Das scheinbar Unerwartete liefert ein neues Muster bei der Einwirkung der feinsten Energien. Welchen Nutzen bringen wir der Evolution, wenn wir den Unterschied der Einwirkungen nicht verstehen?

 

      219. Wie kann man einen Agni Yogi nennen? Natürlich einen Apologeten[78] der Wahrheit. Das Empfinden der Wahrheit ist einem Yogi so eigen wie das Licht dem Feuer.

      Die Steigerung der Feinfühligkeit ist mit Worten nicht zu erklären; sie schärft die fünf Sinne ebenso wie die dem Astralkörper eigenen sieben Sinne, die nur selten in der irdischen Hülle wie ein Resonator erklingen können. So sollte man aufmerksam den Gefühlen eines Agni Yogi lauschen, in ihnen liegt Wahrheit wie Licht in der Flamme.

 

      220. Agni Yoga stellt nicht nur eine fortschreitende Erweiterung der menschlichen Möglichkeiten dar, sondern soll auch die Verbindung mit der kosmischen Energie herbeiführen, die unseren Planeten zu einer bestimmten Frist erreicht. Dieser Umstand muss sicher erkannt werden, andernfalls wird sich eine Reihe von Krankheiten ausbreiten, und ihre Heilung durch äußere Mittel wird die verheerendsten Folgen nach sich ziehen.

      Wie kann man von diesen feurigen Erscheinungen geheilt werden? Man kann sie wie eine psychisch wirkende Kraft lenken.

      Wie vermag man Schmerzen im Rückgrat zu stillen, wenn sie mit dem Erwachen von Kundalini* zusammenhängen? Der Wissende wird dieses Erwachen nur willkommen heißen und es durch Einreiben mit Pfefferminze fördern.

      Wie kann man das Brennen des dritten Auges unterbinden, wenn es zu arbeiten begonnen hat? Ist es nicht vernünftiger, es sich weiter entwickeln zu lassen, indem man es vor der Sonne schützt?

      Schon vor langer Zeit wurden die Haare über dem Scheitel zusammengebunden, um diesen Kanal zu schützen.

      Kann man die Bewegung des Solarplexus anhalten, wenn er zu rotieren beginnt? Jede Gewalt, die man der Sonnenschlange antut, kann mit einer Schädigung des Gehirns enden.

      Ebenso gefährlich ist es, die Tätigkeit des Kelchzentrums zu unterbrechen.

      Eine Vergiftung durch Opium unterbindet natürlich die Bewegung der Zentren, doch dann wäre es noch einfacher, den Kopf abzuschlagen. Man kann sich vorstellen, welche Verwirrung diese unbegreifliche Bewegung hervorruft, wenn man nicht auf dem Weg der psychischen Energie an sie herantritt.

      Wie seltsam es auch erscheint, jedes Studium der physischen Spuren von Imperil kann einen auf das Verständnis der Ablagerungen der psychischen Energie stoßen. Man kann Spuren von Imperil in jedem beliebigen Nervenkanal beobachten, doch man kann auch bemerken, dass sich um dieses granulierte Gift eine gewisse Substanz sammelt, die diese schädliche Viper verschlingt. Die Ablagerungen der psychischen Energie werden gefunden werden, denn jede Energie hat einen physischen Kristall.

      Wer die Kristalle des Fohat und der Lichttragenden Materie[79] gesehen hat, weiß, dass selbst die Kristalle der feinsten[80] Energien sichtbar sind. Die Verbindung der Energien der physischen Ebene mit der unsichtbaren Sättigung des Raumes wird der richtige Weg des Studiums sein. Der Weg der Metaphysik hat keine greifbaren Ergebnisse gezeitigt. Der Alchimist ruht im Grab, doch die Chemie wird die spürbare Wirklichkeit enthüllen, wenn sie das wahre Verständnis der psychischen Energie und des alles verbindenden Feuers erlangt.

      Ich denke, man muss eine Möglichkeit bieten, doch der freie Wille darf nicht verletzt werden. Wer immer will, wird verstehen. Gebt nie eine alles erschöpfende Formel, gebt dem freien Willen einen gewissen Raum.

 

      221. Heute wurde die Ablagerung von Imperil gezeigt. Gerade dieses Gift verursacht den Menschen so viel Unruhe. Vergesst nicht, dass selbst die größte Unwissenheit keinen Tropfen Imperil wert ist. Imperil ist ja kein persönliches Produkt, sondern indem es verdunstet, sättigt es den Raum, für dessen Reinheit wir alle verantwortlich sind.

 

      222. Der freie Wille ist ein Gegenstand, der die größten Widersprüche hervorruft. Für die einen artet er in Eigensinn aus, für andere in Verantwortungslosigkeit und für dritte in wahnsinnigen Eigendünkel. Nur wer durch die Disziplin des Geistes hindurchgegangen ist kann erkennen, wie streng die Wirklichkeit der Freiheit ist.

      Der Niedergang der Freiheit kann als der Festtag der Unwissenheit bezeichnet werden. Die Menschen können sich weder mit der Hierarchie des Wissens abfinden noch die Strenge des Willens schätzen.

      Doch ist Yoga möglich, wenn es keine Verantwortlichkeit für den Willen gibt? Jeder Yogi ist so verantwortlich für seine Willenstat, als ob er ein Schwert über seinem Herzen schwingt. Die Folgen, die durch den Willen des Yogi hervorgerufen werden, können unsagbar schwer sein, doch er weiß, warum er sie gewählt hat. So kann man sich den Yogi als einen Kämpfer ohne Ablösung vorstellen.

      Wer sich seines Willens sicher ist, möge eintreten!

 

      223. Krallen erschrecken euch nicht, Brüllen flößt euch keine Furcht ein. Tiere wedeln mit den Schwänzen und sind bereit, zu dienen. Der Pfad des Yoga verwandelt nämlich Gefahren in feurige Blüten. Wenn Ich rate, irdische Aufspeicherungen zu hüten, habe Ich nur die Aufrüstung der Festung des Geistes im Sinn. Wir verurteilen Verschwendung. Jede Aneignung ist eine Stufe zur Freiheit. Wo ist die Grenze des erlaubten Erwerbs? Das Gefühlswissen und die Erfahrung des Lehrers werden die Bestätigung dessen geben, was erlaubt ist.

      Ein Yogi kann alles tun, doch ist einem Yogi nicht alles erlaubt. Wo sind die Bedingungen der Abgrenzung? In der Verantwortung für seinen geistigen Besitz, nur dieser Besitz ist eines Yogis würdig. Alles Übrige ist nichts anderes als die Rüstung des Kriegers, die nach der Schlacht an den Feldherren zurückzugeben ist. Hier kann es keinen Zweifel geben.

      „Herrscher, nimm meine Rüstung, das Schwert des Sieges und den Schild der Verteidigung an. Wie schwer ist mein Helm, der in der Schlacht leichter war als eine Feder! Die Beinschienen erschweren meinen Schritt und die Armschienen sind wie Ketten an meinen Händen.“

      Der Feldherr antwortet: „Jeder Kampf hat seine Waffen. Lege eine untaugliche Waffe ab, sie wird einem Nachfolger im Zustand deines Geistes übergeben werden. Für jeden Kampf seine Waffe. Das Schwert ist für dich bereits zu kurz, daher überreiche ich dir den Speer des Lichts und die Pfeile eines weiten Fluges.“

      Wer dem Feind auf Schwerteslänge gegenüberstand weiß, wie man den Pfeil des Sieges abschießt. Doch viele Krieger kennen die Zweckmäßigkeit der Waffen nicht und fallen unter den Schlägen des Feindes. Aus Unvorsichtigkeit unter dem Schlag des Feindes zu fallen, bringt keine Ehre ein. Diese Kampfregel gilt für jeden Yogi.

 

      224. Der befreite feinstoffliche Körper eines Yogi besucht verschiedene Daseinsebenen. Räumliche Flüge und Eintauchen in die Tiefen des Planeten sind gleichermaßen erreichbar.

      Das Erforschen der Kataklysmen[81] des Planeten fördert das Verstehen der Aufschichtungen des Lebens. Man kann beobachten, dass Tiere, die von einem mineralischen Strom erfasst wurden, versteinerten. Man kann sich in unterirdischen Kanälen bewegen und sehen, in welchem Ausmaß die Fundamente des Planeten zerfressen sind.

      So gewöhnt sich der Geist des Yogi an den Zustand urzeitlicher Körper, und nichts erscheint ihm unwandelbar und vollendet. Ein solches Bewusstsein ist für den Fortschritt des Geistes unerlässlich. Ein solches Streben nach Vervollkommnung kommt durch die Erkenntnis der Unvollkommenheit.

 

      225. Es ist unrichtig, zu denken, dass der Aufstieg des Bewusstseins durch übernatürliche Entzückungen geschieht. Wie unten, so oben, alles ist Arbeit und Erfahrung.

      Das Bewusstsein nährt das Wachstum des feinstofflichen Körpers. Selbst das geringste Gefühl schafft am Gewebe des feinstofflichen Körpers. Gerade dieser Umstand wird von den Menschen gewöhnlich außer Acht gelassen. Sie glauben, dass sie durch eine große Tat eine Reihe leichter Hausarbeiten verdecken können. Doch wo ist das Große und wo das Kleine?

      Darum sind die Handlungen eines Yogi immer von erlesener Durchdachtheit. In jeder Bewegung des Yogi kann man Beobachtung und Genauigkeit erkennen. In ihnen gibt es weder Vorurteile noch fremde Gewohnheiten. Er schreitet einher wie ein Löwe, ohne der Beachtung unwürdige Pflanzen zu zertreten; doch sein Schlag zerschmettert, ohne zu schwanken. So muss man das Wesen jeder seiner Taten einschätzen.

      Man darf nicht hoffen, dass man morgen einen neuen Garten anlegen kann. Nur augenblicklich und unaufschiebbar kann man die Pflanzstätte des Bewusstseins festigen. Der Gärtner studiert jede neue Wurzel, die er im Garten findet. Für den Yogi wird jeder Faden des Bewusstseins ein Faden zu den fernen Welten sein.

 

      226. Ein Yogi wird in seinen Handlungen einem Steinmetz oder einem Goldschmied verglichen, welche die feinsten Erzeugnisse herstellen. Der Yogi gleicht gerade einem Schmied. Nur ein Schmied knüpft aus feinsten Berührungen das Muster der Verbindungen. So versteht es auch ein Yogi, die unsichtbaren Bedingungen der menschlichen Vorhaben zu begreifen. Er strebt dem zu, was gewöhnlich unsichtbar ist, und lernt die wirklichen Ursachen der Ereignisse erkennen. Dem Yogi ist durch Wachsamkeit erworbene Erfahrung eigen.

      Kann sich ein Yogi vom Leben völlig zurückziehen? Er ist der Vervollkommnung derart nahe, dass er noch nicht einmal lange in dem gewöhnlichen interplanetaren Zustand verweilen kann. Der euch bekannte Yogi U. schuf sich deshalb eine eigene interplanetare Daseinsform. Sie erwies sich für die Menschheit als nützlich und bildete die Grundlage für die Erforschung der Verdichtung des feinstofflichen Körpers. Ich führe dieses Beispiel als Beweis dafür an, dass es überall des persönlichen, bewussten Schaffens bedarf.

      Die Verderbtheit der feinstofflichen Welt hindert die Menschheit daran, die Vervollkommnung ununterbrochen fortzusetzen. Doch die feinstoffliche Welt wird durch die irdische Welt verdorben, deshalb muss die Heilung von hier aus beginnen. Daher ist das Studium des Yoga keine persönliche Vervollkommnung, sondern eine Verbesserung der feinstofflichen Welt. Der Yogi, der den Zustand seines Körpers bewusst ändert, erreicht eine Anspannung der geistigen Arbeit. Er verkürzt nicht nur die Ruhezeit zwischen den Wiederverkörperungen, sondern richtet seine Gedanken augenblicklich auf nützliche Taten. In ununterbrochener Arbeit vereint er so die getrennten Welten und festigt die Erkenntnis des Daseins.

 

      227. Jede kosmische Errungenschaft birgt im Fall von Unvorsichtigkeit eine Gefahr in sich. Wenn die Menschen neue Energien beherrschen können, wächst für die Schwachen im Geist die Gefahr der Besessenheit.

      Zur Frage der Besessenheit sollte man sich wissenschaftlich verhalten. Zwei Aspekte der Existenz sind festzuhalten. Erstens die ununterbrochene Fortdauer des Lebens in verschiedenen Zuständen; zweitens der Einfluss des Willens eines Wesens auf ein anderes.

      So können Wesen, die sich in feinstofflichen Körpern verschiedener Stufen befinden, ihre Gedanken auf irdisch Verkörperte lenken. Die nicht erkannte Energie kann dazu beitragen, die Welten zu verbinden, doch indem sie das Höhere vereint, öffnet sie auch dem Niederen den Weg. Ihr wisst ja, wie sehr niedere Wesen bestrebt sind, sich den irdischen Emanationen zu nähern.

      Deshalb sollte man die Menschen zur Standhaftigkeit des Willens ermahnen, denn Besessenheit ist einer der am wenigsten zulässigen Zustände. Nur das Eingreifen eines dritten Willens, der fest und rein ist, kann diese Gesetzlosigkeit unterbinden, welche die Menschen ohne Rücksicht auf Alter und Stellung befällt.

      Es ist Sache des Arztes, den Kranken zu überwachen und die Anzeichen eines fremden Willens zu finden. Wenn der Arzt selbst genügend geläutert ist und nicht fürchtet, den ungebetenen Gast auf sich selbst zu übertragen, kann er seinen Willenseinfluss ausüben.

      Doch selbst der Auszug des Besitzergreifers genügt nicht für eine Heilung. Ungefähr tausend Tage lang besteht die Gefahr eines Rückfalls, deshalb muss der Kranke seine Gedanken scharf überwachen. Man muss die Ärzte warnen.

      Unzählbar ist die Menge jener, die wünschen, den Menschen die gemeinsten Gedanken einzugeben; doch um einen Menschen zu retten genügt es, Kraft zu haben und den Rhythmus des Befehls zu finden. Es ist die Pflicht eines Yogi, schädliche Einwirkungen auszutreiben.

 

      228. Geöffnete Zentren schaffen einen evolutionären kosmischen Kanal, aber Medien gleichen ruderlosen Booten. Die ganze Menschheit muss sich bei der Vervollkommnung entlang diesem evolutionären Kanal vorwärtsbewegen, doch geschlossene Zentren werfen sie weit zurück. Geöffnete Zentren sind nur ein Beweis für die richtige Richtung, doch Medialität stellt nur eine Gefahr dar. Ein Medium ist nichts anderes als ein Gasthof für entkörperte Lügner.

 

      229. Indem wir den Magnetismus der Höhen und die geöffneten Zentren von Schwester Urusvati nutzten, untersuchten wir die Kristalle von Fohat und der Lichttragenden Materie, die Ablagerungen von Imperil und die Emanationen der psychischen Energie. Bedenkt: Wenn die Emanationen der psychischen Energie mit bloßem Auge gesehen werden können, bedeutet das, dass sie erfassbar sind.

      Alles Erfassbare kann kondensiert werden, was bedeutet, dass eine neue Lebenskraft gesammelt werden kann. So nähern wir uns der Beherrschung neuer Energien, und zwar durch Experimente im Laboratorium.

      Die Menschen können durch ihre natürlichen Emanationen einen Vorrat neuer Lebenskraft anlegen. Jene, die im Raum verstreut ist, kann unmittelbar angewendet werden. Das ist der Grund, warum die Bergstadt des Wissens erforderlich ist. Das ist auch der Grund, warum man die Aufmerksamkeit der Entwicklung der psychischen Energie zuwenden muss.

      (…)

 

      230. Man muss sich aufmerksam gegenüber den Fällen der sogenannten doppelten Existenz verhalten. Im schlimmsten Fall ist diese eine Art von Besessenheit, im besten Fall das Erleben früherer Inkarnationen. Manchmal berührt der Geist eine frühere Inkarnation so nahe, dass er sie aufs Neue durchlebt.

      Es ist notwendig, diesen Zustand sorgfältig zu beobachten, der in das Bewusstsein der gegenwärtigen Inkarnation nicht eingeht. Man sollte nicht mit Fragen belästigen, doch auch hier kann ein Yogi nützlich sein. Er kann den Befehl erteilen, die Vergangenheit nicht zu berühren. Ihr habt bemerkt, dass Wir frühere Inkarnationen nur in notwendigen Fällen berühren, um nicht die Emanationen der Vergangenheit aus Akascha heranzuziehen.

 

      231. Man darf die Menschen nie in den eigenen Hof locken. Selbst die Großen Lehrer überfüllten den Kelch des Aufrufs, in der Befürchtung, dass die Lehre unübergeben bleiben könnte. Doch jede Lehre offenbart sich zu einer bestimmten Zeit, sie sättigt den Raum und sendet Emanationen aus, die unerwartete Wege beschreiten. Wir sehen, wie vieles, das weit verkündet wurde, in der ersten Welle der Verwirrung wieder versank. Doch es ist erstaunlich, zu beobachten, wie die unsichtbare Saat aufgeht.

      Wie oft wurde ein verspottetes Buch weggeworfen, um später die gebührende Aufmerksamkeit zu erhalten. Auch das Verbrennen von Werken trug zu ihrer Stärkung bei. Nicht vor Verfolgung, sondern vor Anerkennung sollte man sich hüten. Dies muss wiederholt gesagt werden, denn die Menschen sind voller Aufmerksamkeit für die Masse und verstehen die völlige Nutzlosigkeit einer beliebigen Zusammenrottung nicht.

      Ein Yogi versteht es, die Worte der Lehre sparsam, doch weise zu übermitteln. Allen alles zu geben, bedeutet, den Raum selbst unglücklich zu machen. Mögen wenige, doch feste Stämme den künftigen Wald bilden, denn kleines Gebüsch verzehrt einander und erzeugt schädliche Wesenheiten.

      An jeder Naturerscheinung könnt ihr die Wege des Wachstums höherer Organismen studieren. Wir bezeichnen die Entstehung und Verkörperung des Gedankens als höhere Organismen. Gedankenfetzen sind natürlich nichtig, doch der ununterbrochene und genaue Gedanke kann ein Pfeiler der Lehre sein.

 

      232. Wer wird eine nützliche Führung nicht zurückweisen? Wer den Gedanken an die Bequemlichkeiten des Lebens aufgegeben hat. Wem können Kampfmittel übergeben werden? Dem, der das Schlachtfeld nicht verlässt.

 

      233. Man sollte nicht in der Ferne suchen, was nahe liegt. Welch ein nicht wiedergutzumachender Schaden entstand der Menschheit durch das ferne Suchen in der Magie! Anstatt das Bewusstsein zu verbessern, wurde die Suche auf die Worte anderer beschränkt, deren Bedeutung und Rhythmus man noch nicht einmal kannte.

      Was sonst widerspricht der Evolution so sehr wie die erstarrten Formeln der Magie? Die astrale Welt wurde vor allem durch die Anwendung von Magie von der physischen getrennt.

      Besessenheit ist natürlich oft die Folge magischer Beschwörungen. Medialität wohnt nebenan bei der Magie.

      Die magischen Formeln, die bekanntgemacht wurden, sind das Resultat der Lüge. In ihnen fehlt etwas, das der mündlichen Überlieferung vorbehalten ist.

      Es versteht sich, dass ein Yogi das Gegenteil eines Magiers ist. Ein Magier stützt sich auf erstarrte Worte, ein Yogi atmet stets den neuen Atem des Kosmos. Der eine ist alt seit seiner Geburt, der andere bleibt jung durch stete Wandlung. Der eine versucht mit den Worten eines anderen einen Schlag zu versetzen, der andere trifft mit einem freien Gedanken. Der eine schützt sich mit einer kümmerlichen Schneide, der andere ist durch die Rüstung seines Blickes gedeckt.

      Yoga hat mit Magie nichts gemein.

 

      234. Ihr habt gesehen, wie ein Bach sich in einen mächtigen Strom verwandelt, indem er alle Wasserfälle und andere Ströme in sich aufnimmt und sie in seine eigene Welle verwandelt. So gibt es auch für einen Yogi kein gutes und schlechtes Wissen; er saugt alles Wissen auf und findet Nutzen in allem.

      Man muss sich an die Umsetzung jedweden Wissens gewöhnen. Welchen Bereich können wir als unter uns liegend betrachten? Wie können wir Gewissheit bewahren, wenn wir selbst notwendiges Material zurückweisen?

 

      235. Man hat richtig bemerkt, dass bestimmte Schmerzen als heilig bezeichnet werden, durch sie steigt der Geist auf, einen anderen Weg gibt es nicht. Wir kennen kein Beispiel, wo ein Bewusstsein ohne körperliche Schmerzen aufgestiegen wäre.

      Man sollte verstehen, wie behutsam man sich jeder Erscheinung gegenüber verhalten muss, wenn wir zu jeder Stunde eine Sendung höherer Energie erwarten können.

      (…)

 

      236. (…) Welches Vertrauen ist das beste? Jenes Vertrauen ist das beste, das ohne Worte bejaht.

      Welcher Zweifel ist der schlimmste? Der flüchtige Zweifel ist der schlimmste. Nicht die nagende Schlange des Zweifels ist schrecklich, denn mit einer einzigen Heldentat kann sie vernichtet werden, doch die Vielzahl kleiner Würmer erfordert eine langwierige Behandlung.

      Das festeste Vertrauen kann weder durch Gedanken noch durch Worte verletzt werden. Es ist besser, Gift zu schlucken, als an Zweifel zu leiden. Wer durch Vertrauen glänzt, bedarf keiner Rüstung.

 

      237. Es gibt nur einen Weg zum Lehrer — voranzuschreiten, ohne zurückzublicken. Der Gedanke an Misserfolg bedeutet bereits Niederlage. Wer die Richtung seines Fluges kennt, fliegt wie ein Adler über den Abgrund. Ihr kennt die Magnetisierung der Umstände.

 

      238. Es ist nie dagewesen, dass eine alte Aura aus früheren Inkarnationen nicht ermüdete. Dies besonders, wenn Karma keine besonders angenehmen Weggefährten heranführt. Doch wenn alle Begegnungen überstanden sind, tritt Erleichterung ein, als hätte man fremden Besitz zurückerstattet.

      Nicht weniger als die Hälfte aller irdischen Begegnungen ergibt sich aus früheren Inkarnationen. Man stelle sich Korkfiguren vor, die sich unter dem Druck höchster elektrischer Kraft verketten. Die weite Anwendung von Karma schafft komplizierte Verbindungen, gleichsam eine zwei- oder dreifache Verwandtschaft.

      Aber es ist besser, der Zahlende zu sein als der Empfangende, denn jede Zahlung beendet die Vergangenheit, indessen jeder Empfang von neuem binden kann.

 

      239. Man muss sich daran gewöhnen, dass nichts Nützliches verlorengeht. Man muss sich an das Bewusstsein gewöhnen, dass einen zahlreiche Gefahren umgeben. Man muss sich an das Bewusstsein der Last des Wissens gewöhnen.

      Buddha gebot seinem Sohn, die Freude zu bewahren, denn dies ist das schwerste auf Erden. Es ist besser, die ganze Last des Wissens zu bewahren, als außerhalb der Wirklichkeit zu verweilen.

 

      240. Man sollte alle Überlegungen über den Tod prüfen. Wenn es keinen Gedanken an Selbstmord gibt, wenn alles mit Arbeit erfüllt ist, ist dann ein langes Leben in ein und demselben Körper erforderlich? Es ist nützlicher, die Zeit auf verschiedene Erfahrungen zu verteilen. Wirtschaftlichkeit der Energie ist die Grundlage des Weltaufbaus. In ein neues, von Ozon erfülltes Haus einzuziehen, bedeutet Zugang zu neuen Aufspeicherungen zu erhalten. Das Werk eines Yogi besteht darin, die Verehrung des Todes zu zerstören.

      Es kann zu einer derartigen Begrenztheit kommen, dass ein Umzug in eine Nachbarstadt einem als ein Ereignis erscheint. Später will man seine Wohnung nicht wechseln und stellt einen Wechsel der Kleider als schwierig hin. Unbewegliche Menschen fürchten den Tod mehr als alles andere. Sie können sich nicht entschließen, an ihn zu denken, und erheben einen vorübergehenden Moment zu einem Endzustand.

      Doch sogar die Haut unseres Körpers erneuert sich, und wir rufen keine Sargtischler, um die abgefallene Hülle zu begraben. Warum zieht man keine Vergleiche zwischen dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos und denkt dabei an alle Definitionen der Unzerstörbarkeit des Geistes, von denen die Bhagavad Gita spricht?

 

      241. Kann ein Yogi sich müde fühlen? Ja, natürlich, wenn er sogar krank werden kann; doch er wird wissen, dass ein neuer Vorrat an Energie gesammelt werden muss. Er wird wissen, wo zu viel Energie verausgabt wurde, und er wird ruhig Baldrian und Moschus einnehmen.

      Es ist ein Glück zu wissen, dass unser Apparat der Erneuerung der Energie bedarf. Die Müdigkeit aus der Vergangenheit bedeutet Glück für die Zukunft. Eine neue Aufspeicherung übersteigt immer die vorhergehende. Das bedeutet, dass Müdigkeit unser Freund ist.

      Dank ihrer wechselt die weise Schlange ihre Haut, doch die Schlange beißt nicht in der Zeit der Erneuerung. Die Schlange weiß, dass der Erfolg der Erneuerung von Ruhe abhängt. Daher wird ein Mensch, der die Ursache der Müdigkeit kennt, sich weise Erholung verordnen, indem er völlig andere Zentren zur Arbeit aufruft.

 

      242. Es ist schwer fassbar, wie wenige Menschen von dem Wunsch erfüllt sind, alles zu geben, dem Raum zu geben, den unsichtbaren Welten zu geben und gerade unbekannten Menschen Wissen zu geben. Diese Abstraktion von der Welt führt gewöhnlich zu einem neuen Denken.

      Eine räumliche Existenz ist nicht leicht, für die Blinden schafft sie eine Wand. Wenn der Weg außerhalb der Straßen der Stadt liegt, kann das Herz den Druck der vergifteten Materie aushalten. Sonst ist es unerhört schwer, sowohl für das Irdische als auch für das Ewige einen Platz zu finden.

 

      243. Die ganze Wirklichkeit ist auf den Gesetzen des Raumes aufgebaut. Sogar der Beginn von Krankheit und Genesung ist unmerklich. Der Moment des ursprünglichen Entstehens kann oft nur durch ununterbrochene Beobachtung erfasst werden, denn jede gesetzliche Tat erzeugt eine Vielzahl von Begleitfolgen, deren Gesetze im Bereich der feinsten Energien liegen.

 

      244. „Jenen im Grabe gab man das Leben.“ Dies ist die deutlichste Anerkennung der Wiedergeburt und der ununterbrochenen Fortdauer des Lebens.

 

      245. Warum befindet sich die Erde in einem kranken Zustand? Weil die Strahlen der Planeten nicht durch die verunreinigte Aura hindurchdringen können. In was verwandelt sich ein Mensch, wenn er den Verkehr mit einem höheren Bewusstsein unterbindet und in tiefste Unwissenheit versinkt?

      Vom Raj-Planeten[82] bis zum Mikrokosmos gilt ein Gesetz. Indem die Menschen die Vorstellung über die großen Welten verloren, entfernten sie sich vom Bewusstsein der Vervollkommnung. Die Welten wurden für sie zu einem Wahnsinnstraum und ihre Selbstvervollkommnung zu einer unnötigen und gefährlichen Spielerei. Wie Sklaven für Tageslohn hoffen die Menschen nur, den Weg zu beenden.

      Die Religionen haben die Menschheit durch das Gericht eingeschüchtert und sie des Wagemuts beraubt. Ein Mensch, der sich der Staatsreligion blind ergibt, gleicht einem Esel, der eine unbekannte Last trägt. Kann man eine Religion wie eine polizeiliche Verordnung hinnehmen? Kann man das Urteil unbekannter Leute als Glauben annehmen, die sich für den Verkehr mit dem Himmel bezahlen lassen?

      Die Bedeutung eines Yogi in Sachen der Staatsreligion ist sehr groß. Furchtlos, prüfend und unermüdlich muss der Yogi der Menschheit helfen, sich an das Gesetz der Einheit zu erinnern. Wie ein siegreiches Schwert blitzt der Gedanke des Yogi im Raum.

      Bereit, die Methoden der Übermittlung zu ändern, bereit zur Heldentat und bereit, Unwissenheit zu verurteilen, schlägt der Yogi der Menschheit vor, über die Ursachen des inkarnierten Seins nachzudenken. Durch diesen Gedanken wird sich die Qualität der Arbeit und der Erkenntnis ändern.

      Wer wird nicht mutig und kühn, wenn er über die Möglichkeiten nachdenkt, die dem Menschen eigen sind? Gebührt der Siegeskranz nicht dem, der die Menschheit Mut lehrt? Andernfalls werden sich die Köpfe der Menschen gleich Schweinen den Abfällen der Erde anschmiegen.

 

      246. Die gegenwärtige Rasse hat viele widernatürliche Eigenarten. Die Menschen von heute wollen sich von allem persönlich überzeugen. Das scheint sehr gut zu sein, doch die Folge ist höchst unerwartet. Nachdem die Menschen sich überzeugt haben, kehren sie, ohne Konsequenzen zu ziehen, zu ihren Beschäftigungen zurück.

      Die erstaunlichste Tatsache hinterlässt keine Spur im täglichen Leben. Man kann sich nur wundern, wie Personen, die sich als Wissenschaftler betrachten, an den nützlichsten Erscheinungen vorübergehen. Für sie bleibt jede Entdeckung, die jünger als hundert Jahre ist, eine bestrittene Hypothese.

      Woher kommt die Unbeweglichkeit des Denkens unserer Rasse? Ein solches Absterben war die Begleiterscheinung des Endes einer jeden Rasse. Das ist das Alter, das ist das Ende, das ist der Unwille, sich der Evolution anzuschließen. Deshalb rate Ich ständig, sich an bestimmte wenige Menschen zu wenden, ohne auf ihre Lebenslage zu achten.

      Ebenso abnorm steht es mit der Frage der Hilfeleistung und der Qualität der Arbeit. Die Menschen verlangen nur nach der Hilfe, die ihrem Eigendünkel entspricht, und denken wie Leute, die den Ort verlassen, überhaupt nicht an die Qualität. Mögen wenigstens einige sich nicht als ohne Verantwortung ansehen. So nähern wir uns durch Verantwortung der Beweglichkeit des Denkens.

      (…)

 

      247. Der Wandel der Sprachen wird von Uns begrüßt. Dieser Wandel vermeidet eine Konventionalität der Ausdrücke und vor allem der Bedeutung. Jahrhunderte hindurch sammeln sich Gewohnheiten und Versteinerung des Denkens an. Kataklysmen und Regierungswechsel haben unerwartete Begriffe und neue Wörter gebracht. Die früheren Ausdrücke werden unannehmbar, und mit ihnen werden veraltete Sitten hinfällig.

      Nicht der Buchstabe des Ausdrucks ist besonders gefährlich, sondern der Begriff. Ein Beispiel: ich sage: „Die Umstände gestalten sich erfolgreich.“ Die Menschen setzen ihr Verstehen fort und ziehen den Schluss[83]: „Das bedeutet, die Umstände sind gut.“ Doch der Begriff „Erfolg“ ist viel weiter als „gut“ oder „schlecht“. Der Erfolg einer Zeichnung hängt nicht von der Einförmigkeit der Farbe ab, sondern vom Einklang der Gegensätze.

      Gleich schwer ist es für die Menschen, die Bestimmung über die Unwesentlichkeit von Gut und Böse anzunehmen. Nur der Gegensatz ergibt das eine oder das andere.

      Die Erkenntnis des antreibenden Stromes räumlicher Körper, der unaufhaltsam und ewig neu ist, würde den Menschen helfen, das antreibende Prinzip des Lebens zu erkennen. So würde jeder Augenblick des Lebens Beweglichkeit erhalten und auf die Bindungen der Vergangenheit sowie die Unvermeidlichkeit der Zukunft hinweisen.

      Ein in die Zukunft strebender Geist wird sich nicht mit den Lumpen der Vergangenheit belasten. Er benötigt Ausdrücke aus neu entdeckten Begriffen, er reißt die Begrenzungen der Wörter nieder. Eher kann man einen erfolglosen Versuch verzeihen als den veralteten, gewohnheitsmäßigen Gruß des Großvaters.

      Durch Bewegung erweitern wir die Grenzen der Begriffe, an die wir infolge der Umstände der Geburt gebunden sind. Die Linie des körperlichen Empfangs ist mit dem geistigen Erbe fast unvereinbar. Deshalb wird Beweglichkeit der äußeren Formen das Streben des Geistes erleichtern.

      Das Vermächtnis aller Lehrer über die vorübergehende Bedeutung der Dinge richtete sich auf die Bewegung. Nicht auf Asketentum, sondern auf die vernünftige Beherrschung der Dinge wurde hingewiesen.

 

      248. Die Fähigkeit, in den Sinn von Wörtern einzudringen, liegt in der Wahrnehmung durch das innere Zentrum, nicht im Aufbau der Sprache. Unterbreitet den einfachsten Begriff Tausenden von Menschen zur Diskussion, und ihr werdet nur eine angemessene Auslegung erhalten. Man sollte sich das wahre Verstehen einer Sprache angewöhnen. Yoga hilft, zum wahren Verstehen eines Gedankens zu gelangen. Das Verstehen verschiedener Sprachen entspringt der Wahrnehmungsfähigkeit eines Zentrums, des Kehlkopfes.

      Es ist nützlich, den Kindern an den Schulen Fragmente ihnen unbekannter Sprachen vorzulesen und zu beobachten, wie die fremde Sprache verstanden wird. Die Hand erfasst leicht bekannte Gegenstände. Das Bewusstsein fängt leicht Laute auf, die ihm vertraut sind. Wie viele nützliche Beobachtungen könnten mit Leichtigkeit durchgeführt werden. Yoga lehrt ständig diese freudvolle Wachsamkeit.

 

      249. Man kann Gegenstände schätzen, doch muss man sich vor Überproduktion hüten. Das schädlichste Denken beginnt inmitten von unnötigen Gegenständen. Wie Fangnetze spannen sich die erschöpften Gedanken über die Anwendung und Verteilung von Sachen. Die Produktion der alten Zeit schafft langwieriges Leid. Die Erneuerung der Formen kann einen unerwarteten Strom von Gedanken hervorrufen.

      Wenn wir uns mit Gegenständen befassen müssen, dürfen wir uns ihnen gegenüber nicht gleichgültig verhalten. Die Qualität und die Bedeutung der Gegenstände im Alltag der Evolution ist ein Thema zum Nachdenken. Wahrlich, ein neues Haus bedarf neuer, tauglicher Gegenstände, doch ist es fast unmöglich, solche zu finden.

      Das heißt, das menschliche Denken sollte darauf gerichtet sein, neue Lösungen zu suchen. Doch für den neuen Aufbau der Umgebung muss man erkennen, wohin sich das Leben wendet. Kann man aber eine solche Verbesserung des Daseins erwägen, solange die Menschen meinen, sie müssten wie die Tiere durchs Leben gehen, ohne Vergangenheit und Zukunft zu kennen?

      Stellt die Frage nach dem Sinn des Lebens, und ihr werdet die hoffnungslosesten Antworten erhalten. Während selbst der Raum vor Energie und Entschlossenheit aufschreit, näht die Masse ihre alten Kaftane um. Verträge führten die Menschheit in das gegenwärtige Unheil, gleichwohl können neue Verträge nur auf der Grundlage untauglicher Texte geschrieben werden; und neue Gewänder werden aus unbrauchbaren Resten geschneidert.

      Es ist erschreckend zu erkennen, wie sich die Erdbewohner ihren eigenen Weg versperren! Nicht Gebet, sondern strenge Arbeit ist nötig. Dies muss wiederholt werden. Die Fristen rücken die nächsten Möglichkeiten heran. Ist es möglich, dass die Händler dies nicht bemerken?

      Ein Yogi erscheint zur rechten Zeit und weist darauf hin, dass das Glück erreichbar ist. Ein Yogi kann Leben aufbauen, denn er kennt die Angemessenheit und den Wert. Das Leben selbst lässt die unbedingte Notwendigkeit des Yoga hervortreten. Wie und wodurch sonst könnten die Menschen die wahre Richtung des Strebens bestimmen?

 

      250. Alle Umstände sind günstig, wenn die Wirkung der Frist unvermeidlich ist: Feuer erleuchtet den Weg; Donner weckt zur Stunde der Wache; ein Regenschauer wäscht den Schmutz vom Weg; es gibt keine Gegenwirkungen; Unsere Strahlen geben dem Weg eine Wendung und decken ihn mit der Kuppel der Sicherheit.

      Wenn Wir vor der Enge des unterirdischen Ganges warnen, so tun Wir dies, damit man es weiß. Nur wenn eine Änderung des Weges nützlich ist, senden Wir ein Verbot und eine neue Weisung. Manchmal ist es besser, den Berg zu umgehen, als beim Erklimmen steiler Felsen zu ermüden.

      Wir haben nichts zu leugnen, denn Bestehendes ist unleugbar, es verbleibt nur, es anzuwenden. Dann kann es weder Betrübnis noch Verzweiflung geben, sondern nur Verstärkung.

      Wir kennen alle Kräuter, die auf Unserer Wiese wachsen; Wir kennen alle ihre Eigenschaften, und deshalb bezeichnen Wir keines von ihnen als Unkraut. Zur falschen Zeit ist jedes schädlich; wenn die Frist unvermeidlich gekommen ist, ist jedes nützlich.

 

      251. Wovon sprechen Wir? Von der Eigenschaft der Hingabe und der Scharfsicht. Hingabe ist unbezähmbar, alles besiegend, schöpferisch und verschönert den Pfad. Scharfsicht ist alles durchdringend, alles verstehend, unermüdlich und stärkt das Streben. Verstehen es viele, sich Hingabe und Scharfsicht anzueignen? Wohin wird der hingebungsvolle Blinde gelangen? Kann man das Auge eines scharfsichtigen Verräters hüten? So kann man dem Hingebungsvollen alle Kräuter anvertrauen. Man kann dem Scharfsichtigen alle Blumen zeigen.

      Der Begriff der Hingabe wird so sehr beschränkt. Die Menschen zögern nicht, Unzufriedenheit zu äußern. Unsere Liste der Hingebungsvollen ist nicht lang. Schätzt jede Äußerung der Hingabe. Doch der Maßstab der Hingabe ist nur eine schwere Stunde. Und der Maßstab der Scharfsichtigkeit ist nur die Decke des Nebels. Unser Schild ist nur das Verständnis für Hingabe. Und die Menschen stellen Liebe, Bereitschaft und Besorgtheit an die Stelle von Hingabe. Doch diese Teile der Hingabe sind wie ein Lächeln des Mitgefühls. Hingabe selbst funkelt wie ein zur Schlacht bereiter Krieger.

      Sprecht oft über Hingabe und billigt Scharfsichtigkeit. Die Menschen bedürfen der Bestätigung.

 

      252. Man kann jede Illusion bis zur Wirklichkeit erweitern (…). Daher sollte man Illusionen als Leuchtkäfer betrachten. Wer würde etwas vernichten wollen, das Licht bringt?

      Versteht es, die Finsternis der Heuchelei zu vernichten, doch jedes Blütenblatt von Aufrichtigkeit möge leben.

 

      253. Das Verschönern der Zukunft mit allen Blüten der Begeisterung ist das Licht der Morgenröte. Das Verschönern der Vergangenheit ist wie ein Kranz auf einem Grab. Wer die Macht der Zukunft verwirklicht, ist Unser Krieger; durch den Schatz der Zukunft vermehrt sich sogar seine Kraft. Wie die Stunde des Strebens einem Wirbelwind gleicht, so gleicht die Wendung zurück der Verwesung. Für den feurigen Yoga ist alles, was vorüber ist, verbrannt.

 

      254. Das Streben der Menschen entspricht den Eigenschaften der psychischen Energie nur wenig. Einige Eigenschaften dieser Energie haben die Merkmale der Bewusstheit verloren. Am schwersten erkennt die Menschheit die Unbegrenztheit der Energie und ihre Möglichkeiten zu selbständigem Wirken. Wir spüren die Energie leicht in Verbindung mit körperlichen Tätigkeiten, doch das Allerwunderbarste erfassen wir kaum.

      Als das Allerwunderbarste kann man ansehen, dass die psychische Energie auf weite Entfernung gleichsam selbständig wirken kann. Wie ein aus einem Geschütz herausfliegendes Geschoss selbständig eine Wirkung erzeugt, so kann unsere Energie vollkommen selbständig und anhaltend eine Einwirkung erzeugen. Die Dauerhaftigkeit hängt natürlich vom Vorrat an Energie ab.

      Man kann bewusst Energie aussenden, doch es kann auch unbewusste Abgaben geben, wenn die Energie in eine gewohnte Richtung strebt. Wenn das Geschoss der Energie weit weg gelenkt wird, wird man zeitweilig eine Erschöpfung der Energie spüren. Wer jedoch diese Eigenschaft kennt, wird nicht beunruhigt sein; er wird im Gegenteil die Wirkung der Sendung mit seinem Bewusstsein unterstützen.

      Ihr habt die Legende von der Wolke gehört, die über einem Ort von besonderer Bedeutung kreist; dem liegt dieselbe Sendung von Energie zugrunde. Das Streben der Energie kann so stark sein, dass es physische Erscheinungen schaffen kann, denn die Vereinigung der Energie mit den Elementen ergibt die ungewöhnlichsten Konstellationen. In der Zeit, in der die Energie selbständig wirksam ist, muss man sich auf eine gewisse Ermüdung gefasst machen und sie als eine natürliche Folge der Entleerung der Schatzkammer ansehen. In Angelegenheiten, die keinen Aufschub dulden, arbeitet die selbständige Energie.

      Ein neuer Aufbau zieht natürlich die am nächsten stehenden Bewusstseine an. Als Hilfe eilen Sendungen herbei, die Kühnheit, Lebensmut und Findigkeit bringen. Und häufig haben weder der Empfänger noch der Sender eine Ahnung von dem, was vor sich geht. Teilung des Geistes* ist eine Sendung von Energie. Die Energie wirkt durch die Sendung, und gleichzeitig ruht sich der Sender gleichsam von der Ermüdung aus.

      Wie viele solcher Sendungen durcheilen den Raum! Werden nicht einige von ihnen die Fundamente neuer Planeten bilden?

      (…)

 

      255. Ihr zündet eine Fackel an, und augenblicklich strebt aus der Finsternis eine Menge von Insekten ihr zu. Ihr verwirklicht die psychische Energie, und augenblicklich fügt ihr verschiedene Umstände hinzu, kleine und große, ferne und nahe. Die psychische Energie ist ein wahrer Magnet.

      Viele werden erstaunt sein zu erfahren, dass ein Magnet aus Metall und die psychische Energie von derselben Energie angetrieben werden. Diese Grundenergie des Bewusstseins wird durch das Element Feuer überall verbreitet. Manchmal ist sie unfassbar, doch oft wird sie entweder kosmisch angetrieben oder von einem entwickelten Bewusstsein gesammelt; dann kann sogar eine oberflächliche Beobachtung deutliche Wirkungen feststellen. So kann man völlig entgegengesetzte Bereiche auf ein und dieselbe Quelle zurückführen.

      Man muss doch verstehen, dass bei der ungeheuren Menge an Weltenergien einige von ihnen auf unerwartete Zentren wirken und so verschiedene Naturreiche vereinen. So nähert sich der Stein[84] dem menschlichen Bewusstsein.

      Gewiss, die moderne Wissenschaft meidet es, das Wesen des Magneten zu erklären. Wellen des Bewusstseins prägen dem Raum wie ein Meeresstrom Bilder der Schöpfung ein. Die magnetischen Ströme in den verschiedensten Wesenheiten werden wenig beobachtet, doch das Massendenken der Menschheit ist bereits bekannt.

      Wie eine Seuche aus einer unsichtbaren Ursache, so verbreiten sich gleiche Gedanken, irgendetwas sammelt, spannt und stärkt sie. Jene, die einen Magneten auf ihren Scheitel legten, um ihr Bewusstsein zu vertiefen, kannten Fragmente der Großen Lehre. Indem sie magnetische Wellen aus verschiedenen Bereichen sammelten, stärkten sie den Vorrat ihrer psychischen Energie. Man kann tatsächlich mehrere Ströme vereinen und dadurch eine Erneuerung des Bewusstseins erlangen. Dazu muss man vor allem lernen zuzulassen, das ist die erste Bedingung für die Entwicklung des Bewusstseins.

 

      256. (…)

      Der Hüter der Sieben Tore grämte sich: „Ich gebe den Menschen einen endlosen Strom von Wundern, doch sie erkennen sie nicht. Ich gebe neue Sterne, doch ihr Licht ändert das menschliche Denken nicht. Ich versenke ganze Länder in die Tiefen der Meere, doch das menschliche Bewusstsein schweigt. Ich errichte Berge und die Lehren der Wahrheit, doch die Menschen wenden noch nicht einmal ihre Köpfe nach dem Ruf um. Ich sende Kriege und Seuchen, doch selbst Schrecken veranlasst die Menschen nicht zum Nachdenken. Ich sende die Freude des Wissens, doch die Menschen machen aus diesem heiligen Mahl eine Suppe. Mir stehen keine Zeichen mehr zur Verfügung, um den Untergang der Menschheit abzuwenden!“

      Der Erhabenste sprach um Hüter: „Wenn ein Baumeister die Fundamente eines Gebäudes legt, weiht er dann alle ein, die am Bau arbeiten? Die wenigsten von ihnen kennen die festgelegten Maße, und nur einigen wird die Bestimmung des Gebäudes enthüllt. Jene, welche die Steine früherer Grundlagen ausgraben, werden keine einzige neue Grundlage begreifen. Doch der Baumeister sollte sich nicht grämen, wenn keiner der Arbeiter das Wesen seines Vorhabens kennt. Er kann nur die Arbeit entsprechend verteilen.“

      So ist es mit dem Bewusstsein der Menschen; wir wissen, dass jene, die nicht aufnehmen und unaufmerksam sind nur die niedrigste Arbeit verrichten können. Möge der eine, der verstanden hat, fest stehen wie hunderttausend Weise. Und die Zeichen werden sich für ihn wie Konzepte entfalten!

 

      257. Man könnte fragen: Wie kann man die wohltuende Wirkung von Hindernissen verstehen, wenn die psychische Energie wie ein Magnet alle Vorteile sammelt? Ganz richtig, wenn ein großes Schiff seine Fahrt beschleunigt, nimmt die Widerstandskraft der Wellen zu. Unser Streben ruft viele Hindernisse hervor. Derselbe Prozess zieht unvermutete Teilchen eines entgegengesetzten Willens zu uns heran. Sind diese sehr stark, wird unser Schlag entsprechend ausfallen. Das Entscheidende ist, dass die Gegenströme stark sein müssen, denn dann erfolgt unsere Entflammung.

      Betrachtet Entflammung als nützlich, doch Entzündung als gefährlich. Ich nenne es Entflammung, wenn die Kristallform der Flamme des Zentrums erhalten bleibt, und Entzündung, wenn das Zentrum wie bei einem Brand auflodert.

      Wenn gesagt wird, dass jemand durch die Umstände niedergedrückt ist, könnt ihr überzeugt sein, dass er ohne Entflammung lebte und sein Bewusstsein bei einem Zusammenstoß verwirrt wurde. Manchmal ist es schwer, den Augenblick der Verwirrung zu erkennen, doch dieser vergiftet alle späteren Handlungen.

      Wenn aber der Schritt fest ist, sind die Gegenkräfte wohltätig. Sie erzeugen einen Blitz, und der Donner erschüttert ferne Berge.

      Aus Nichtigem entsteht Nichtiges. Wenn ihr daher jemanden auf den Weg entlasst, gebietet ihm, sich vom Nichtigen abzuwenden.

      Die Zukunft gestaltet sich durch Blitze des Bewusstseins, die Kraft dieser Funken hängt von der Gegenwirkung ab. Erfolg bedeutet daher keine Schifffahrt in einem selbstgemachten Bottich auf einem überwucherten Teich.

      Wenn Wir sagen „Schwimmt!“, so heißt dies, erprobt den Ozean. Die riesigen Wellen werden euch Freude bereiten. Ist Erprobung der Stärke nicht einfach ein Wachstum der Kräfte? Ihr macht das Unmögliche möglich, wenn ihr über einen Abgrund schreitet. Aber ihr habt bereits Abgründe überquert und dabei gelächelt. Ihr seht, Ich spreche nicht über Träume, sondern über bereits Angewandtes, für das es Zeugen gibt.

      Kühnheit ist nur Kenntnis des Weges, andernfalls wäre jeder, der eine verschlossene Tür öffnet, schon tapfer. Was erwartet ihn jenseits der Schwelle? Der Agni Yogi lächelt dabei.

 

      258. Wir bestätigen das Konzept „mit menschlichen Händen“. Warum bestehen Wir auf der Notwendigkeit, mit menschlichen Händen zu wirken? Es wäre scheinbar einfacher, den Möglichkeiten der Menschheit einige feine Energien hinzuzufügen. Doch wieder liegt der Kern der Sache im Bewusstsein.

      Solange die feinen Energien nicht erkannt werden, werden sie den Menschen keinen Nutzen bringen. Man muss begreifen, dass eine vom Bewusstsein nicht aufgenommene Energie auch zerstörerisch sein kann. Eine nicht erkannte Energie vermag wie ein zügelloses Element alles Umgebende zu erdrücken. Erkennen bedeutet doch fast Beherrschen und in jedem Fall bereits Angemessenheit. Bis die Menschheit das Wesen der Energie zu erkennen beginnt, ist es notwendig, auf der Grundlage „mit menschlichen Händen“ zu bestehen.

      Wir entziehen keine Möglichkeit, sondern bieten einen Ausweg aus den gegenwärtigen Zuständen. Es ist Zeit, sich an das zu gewöhnen, was unübersehbar ist, an die vielen unbeschreiblichen Energien, die uns nahe sind. Wenn Salz auf dem Tisch steht, bedeutet das nicht, dass wir schon seinen Geschmack gespürt haben.

 

      259. Man muss viele Begriffe vom Standpunkt des Yoga beleuchten. Kann man wunschlos bleiben? Denn selbst der Geist inkarniert dem Wunsch entsprechend. Wünsche sind wie Funken der Bewegung.

      Was bedeutet es dann, dass ein Yogi sich von Wünschen befreit hat? Nehmen wir die genaue Bedeutung der Worte. Der Yogi befreit sich nicht von der Möglichkeit zu wünschen, sondern vom Joch der Wünsche. Er fühlt sich frei, weil er von den Wünschen nicht versklavt wird. Auf dem Pfad der Zweckmäßigkeit gibt der Yogi in angemessener Weise seine Wünsche für Wichtigeres auf. Diese Leichtigkeit im Austauschen bildet die Freiheit eines Yogi. Nichts hindert seinen Fortschritt.

      Gerade die unbeweglichen, totgeborenen Wünsche erweisen sich als die Ketten des Gefängnisses der Menschheit. Niemand anders als er selbst legt sich in unlösbare Fesseln. Entweder Unvorsichtigkeit oder fremdes Karma tragen die Seuche der Wünsche heran, und, anstatt vorwärtszuschreiten, verliert der Mensch jegliche Beweglichkeit.

      Beachtet jene, die an der Klagemauer stehen. Was zwang sie, ihren Weg abzubrechen? Welche Kräfte lenkten sie von der Betrachtung und der Erkenntnis der Welt ab? Der kleinste, fast unwahrnehmbare Wunsch belastete sie und verschloss ihnen die Augen. Wie eintönig wurde ihre Welt! Wie ein Wurm saugte der Wunsch ihre Energie ab.

      Wunsch ist ein Wurm und Ketten. Wunsch ist ein Funke und Flügel. Der Befreite fliegt der Erkenntnis zu. Der Versklavte schluchzt in Verzweiflung.

 

      260. Viele Begriffe im Leben sind unzerstörbar, doch müssen sie zu ihrer wahren Bedeutung zurückgeführt werden. So auch der Begriff Einsamkeit. Nirgends heißt es, dass ein Yogi physisch allein sein muss, doch Einsamkeit im Geist ist unvermeidlich. Indem er sich hingibt, kristallisiert er seine Individualität! Und je mehr er abgibt, desto weniger wird er berührt.

      Man sollte auch die Wechselbeziehungen zwischen Klang und Farbe untersuchen. Es gibt eine Entwicklungsstufe der psychischen Energie, die als lichttragend bezeichnet wird, wenn nämlich ein Wesen beginnt, Licht auszustrahlen. Dieses lichtvolle Erklingen ist ein Grad der Annäherung an die Erkenntnis der fernen Welten.

      Beachtet die grüne Farbe, sie ist die Erkenntnis des Wesentlichen.[85] Gleich unerwartet werden auch andere Kräfte aus dem Raum gesammelt. Und die Ausstrahlung von Licht ist wie eine Brücke zum Raumfeuer.

      Der Abgebende ist unzerstörbar wie eine Flamme! Wer sich mit Licht erfüllt, strebt dem Licht zu!

 

      261. Wer Wert auf das Leben legt, wird kein Held sein. Wer sein Leben nutzlos wegwirft, wird kein Held sein. Der Held trägt das Gefäß behutsam und ist bereit, es für den Aufbau der Welt herzugeben. Wieder finden wir denselben Gegensatz.

      Ein Yogi wird dies verstehen. Er wird den Wert der Enthaltsamkeit verstehen und sie mit Unersättlichkeit vereinen. Der Held ist wahrlich unersättlich in der Heldentat. Er hungert nach Taten und ist jede Stunde bereit zur Enthaltsamkeit. Er reißt sich nicht von der Erde los, wenn er für den Geist wirkt. Unaufhaltsam und unablässig wird er Begonnenes nicht aufgeben und nichts beginnen, was nur ihm nützt.

      Offenbaren wir ein Bewusstsein, dass zwischen der eigenen Zufriedenheit und dem Eifer für das Allgemeinwohls unterscheidet. Die Grenzlinie zwischen Selbstgefälligkeit und Arbeit für die Entwicklung der Welt ist sehr schmal.

      Nur ein hohes Bewusstsein kann die inneren Beweggründe erkennen. Nur ein hohes Bewusstsein wird drängenden Meinungen keine Beachtung schenken.

      Die Logik hat viele Wörter vergiftet; eine Entscheidung entspringt dem Austausch von Worten, aber nicht deren Sinn.

      Die Lehre vermag die Augen zu öffnen, wenn sie ihrem vollen Sinn nach angenommen wird. Man kann über die Lehre hinwegschreiten wie über die Fliesen eines gemusterten Bodens. In der Finsternis kann man das Muster nicht sehen, um es zu erkennen, bedarf es des Lichts. In der Finsternis scheint das Muster unwichtig — passend für einen leichtsinnigen Tanz. Die heiligsten Symbole können von den Füßen der Unwissenheit niedergetreten werden.

      Nicht das Auge, sondern das Bewusstsein mahnt zur Vorsicht. Würden wir die Arbeit des Lehrers in irgendeiner Weise behindern? Die Freude der Entsagung dem Lehrer zuliebe wurde zu einem leuchtenden Regenbogen.

      Herrscher, nimm meine Habe, wenn sie Dir von Nutzen ist!

 

      262. Sehr viel wird über Hindernisse gesprochen, doch man nutzt sie sehr wenig. Das Verständnis für die Nutzung von Hindernissen verleiht der Arbeit Freude. Doch sobald ein Hindernis auftritt, beginnen die Menschen, an ihre Gefühle zu denken, und vergessen, welcher Vorteil sich für sie ergibt.

      Die Menschen ziehen es vor, alles in gewohnter Weise mit den herkömmlichen Mitteln zu tun. Doch Wir bevorzugen unverhoffte Taten und ebensolche Ergebnisse. Die Menschen sind glücklich, wenn ihnen das gleiche widerfährt wie den gewöhnlichen Leuten, doch Wir wünschen ihnen einen größeren Erfolg. Lehrt, den wirklichen Schaden und den Nutzen des Geschehens abzuwägen. Es ist schwierig, den Menschen Ströme eines besonderen Erfolgs zuzusenden, wenn sie die besonderen Wege meiden.

      Wir alle kennen Menschen, die von Wohlstand umgeben sind; wenn sie nur wüssten, wessen dieser Wohlstand sie beraubte! Die Menschen wollen alle gängigen Gewohnheiten weiterpflegen und vergessen, dass die Gewohnheiten des Körpers auch Gewohnheiten des Geistes einprägen. Der Geist wird kraftlos und beginnt, kühne Taten zu fürchten. So werden die Leute wie alle, mit den gleichen konventionellen Freuden und Sorgen.

      Kennen wir die Freude über Hindernisse und wissen wir, dass ein willkommenes Hindernis sich in einen raschen Erfolg verwandelt. Doch dieser Erfolg wird einem Netz mit reichem Fang gleichen.

      Lasst uns daher unser Auge auf die Umgebung richten und verstehen, vor welchen Gefahren wir bewahrt bleiben, nur durch Hingabe an den Lehrer. Doch oft vertrauen wir dem Lehrer in großen Dingen und sind verwirrt in kleinen. Oftmals bemerken wir die großen Hindernisse und verlieren die vielen kleinen aus dem Blick. Doch ein kleiner Skorpion sticht nicht weniger als ein großer, wenn er nicht bemerkt wird.

      Nicht um den Berg zu erkennen, bedarf es eines Adlerauges, wohl aber für die kleinen Sandkörner.

 

      263. Es ist ein Glück, dass ihr bereits das Wesen Schlacht versteht. Ganze Legionen werden in den Kampf hineingezogen und wissen nicht, wann Rast und wann Gefahr gegeben ist. Vor Sonnenuntergang häufen sich die Mücken, doch wo ist ihr Ziel? Man kann noch nicht einmal unterscheiden, wo Freude und wo Sorge ist.

      Die Weltschlacht verschlingt alle Wesen. Doch es sind nicht viele, welche die Bedeutung dessen verstehen, was vor sich geht. „Warten wir bis morgen“, denken die Leute, doch ihr Morgen beginnt erst am Mittag.

 

      264. Vom Gesegneten wird Folgendes berichtet:

      Einst besuchte Er den Regenten von Radjagriha. Der Regent lenkte die Aufmerksamkeit auf die Reinheit seines Empfangsraumes. Doch der Gesegnete sagte: „Zeige lieber die Reinheit deines Schlafraumes, deines Bades und deines Herdes. Der Empfangsraum wird von vielen Unwürdigen befleckt, aber dort, wo dein Bewusstsein sich gestaltet, möge es rein sein.“

      Und weiter sagte der Gesegnete: „Man muss zwischen jenen, die verstehen, und jenen, die zustimmen unterscheiden. Wer die Lehre versteht, wird nicht zögern, sie im Leben anzuwenden. Wer zustimmt, wird mit dem Kopf nicken und die Lehre als bemerkenswerte Weisheit preisen, diese Weisheit aber nicht im Leben anwenden.

      Es gibt viele, die zustimmen, doch sie sind wie ein verdorrter Wald: unfruchtbar und ohne Schatten, nur Verwesung harrt ihrer. Es gibt wenige, die verstehen, doch wie ein Schwamm saugen sie das kostbare Wissen in sich ein und sind bereit, mit dem kostbaren Nass die Flecken der Welt abzuwaschen. Wer versteht, kann nicht umhin, die Lehre anzuwenden, denn indem er ihre Zweckmäßigkeit begreift, empfängt er sie als Ausgangspunkt des Lebens.

      Verschwendet mit den Zustimmenden nicht viel Zeit. Mögen sie zunächst zeigen, dass sie den ersten Ruf anwenden.“

      So wird über die zweckmäßige Haltung des Gesegneten gegenüber Neuankommenden berichtet.

      Es ist unwürdig, ein Gefäß mehrfach in einen leeren Brunnen zu tauchen. Der Sämann wird den Samen nicht zu einem kahlen Felsen tragen. Wer zustimmt, nimmt die Vorteile bereitwillig an, schreckt aber vor dem ersten Hindernis zurück. Prüft daher durch Hindernisse!

 

      265. Die Berührung der feinen Energien ist wie das zarteste Garn, doch nur derjenige trägt die feinsten Gewebe, der ihren Wert kennt. So unterscheidet zwischen einem bereiten und einem flammenden Geist.

      Wer die Gabe des Geistes nicht annimmt, verwelkt. Durch immer noch ewige Unwissenheit vernichten sich die Finsteren selbst.

 

      266. Einsamkeit des Geistes lässt die Vorstellung künftiger Formen entstehen.

      Der Geist der Finsternis überlegte: „Wie kann ich die Menschheit noch fester an die Erde binden? Mögen sie ihre Sitten und Gewohnheiten beibehalten, nichts fesselt die Menschheit so sehr an die gewohnten Formen; doch dieses Mittel eignet sich nur für die Massen. Weit gefährlicher ist Einsamkeit, in ihr werden das Bewusstsein erleuchtet und neue Formen geschaffen. Man muss die einsamen Stunden verkürzen. Die Menschen dürfen nicht allein bleiben. Ich werde sie mit einem Spiegelbild ausstatten, um sie an ihr Gesicht zu gewöhnen.“

      Und die Diener der Finsternis brachten den Menschen den Spiegel.[86]

 

      267. Jeder, der sich Uns nähert, stellt ein Wesen dar, das in einen anderen Zustand übergeht. Man kann ihn mit einem Menschen vergleichen, der das Reisen gelernt hat, während ein Unerfahrener sich fürchtet, den Bord des Schiffes zu überschreiten.

 

      268. Das Leben eilt dahin wie ein Wasserfall, doch nicht viele bemerken diese Bewegung. Wie ein Grab ist das Leben für jene, die nach Ruhe streben.

      Was ist Ruhe? Diesen Begriff haben die Finsteren erfunden. Welche Kärglichkeit offenbaren die Menschen, wenn sie von Ruhe sprechen! Sie verstehen Ruhe als Erholung. Erholung ist immer mit irdischer Freude verbunden, doch diese Freude an Untätigkeit ist nicht die Unsere. Wann ist die Natur untätig? Wir, als ein Teil von ihr, unterliegen demselben Gesetz.

      Man kann nicht immer laufen, aber man sollte auch keinen Riegel darstellen. Durch den Vergleich mit dem Leben einer beliebigen Pflanze kann man ein Beispiel unablässiger Tätigkeit geben.

 

      269. Ihr habt völlig richtig bemerkt, dass Wir auf bereits behandelte Themen nicht zurückkommen. Wenn ihr jedoch Unsere Erörterungen verfolgt, könnt ihr eine aufsteigende Spirale bemerken; es kann nicht anders sein. Wenn ihr auch nur ein einziges Mal eine geringere Ansicht zulasst, würde dies einen Bruch der Spirale bewirken. Das gleiche trifft zu, wenn ihr mit eurem Urteil eine große Entfernung überspringt, auch dann würde eine Unterbrechung erfolgen. Doch keine Lebenslinie kann willkürlich unterbrochen werden, und dies kann man bei jeder Erscheinung feststellen.

      Die Frage ist nur, ob das Urteil ständig aufsteigen kann. Gewiss, wenn wir übereinkommen, Ruhe als eine Läuterung des Denkens zu verstehen. So weichen wir dem Hauptfeind aus.

 

      270. Jeder hat seinen Feind. Am Feind erkennen wir die Bedeutung einer Person, so wie ein Schatten von der Größe eines Gegenstandes abhängt. Man soll sich mit den Feinden nicht besonders befassen, aber man soll sich ihnen gegenüber auch nicht geringschätzig verhalten. Es gibt keinen Menschen ohne Schatten.

      Akbar*, genannt der Große, verhielt sich gegenüber seinen Feinden sehr sorgsam. Sein Lieblingsratgeber führte eine Liste der Feinde. Akbar erkundigte sich oft, ob irgendein würdiger Name auf der Liste erschienen sei. „Sobald ich einen würdigen Menschen erblicke, werde ich dem verkleideten Freund einen Gruß senden.“

      Und weiter sprach Akbar: „Ich bin glücklich, denn ich konnte im Leben die heilige Lehre anwenden, ich konnte dem Volk Wohlstand geben und wurde durch große Feinde hervorgehoben.“ (…)

      Keine einzige Lehre ist durch Freunde emporgehoben worden. Wenn der Feind ein Schatten ist, dann ist Verleumdung ein Trompetenklang.

 

      271. Das Bewusstsein assimiliert Bewegung mit den gebräuchlichen Formen – also durch eine Kombination von Symbolen. Man sollte das Symbol des Bewusstseins[87] schätzen. Gewiss, das Symbol eines Kahnes ist weit bedeutsamer als das eines modernen Schiffes, weil ein Kahn den Gefahren der Elemente besser entspricht.

      Selbst im Korn ist der Geist den Einwirkungen der Elemente ausgesetzt, deshalb ist es gut, ein Freund des allverbindenden Feuers zu sein.

 

      272. Ein Lehrer setzt nie herab. Man kann formulieren, wenn die Tatsache sich ereignet hat.

 

      273. Es bildet sich ein Sinn für das Verständnis der verschiedenen gegenseitigen Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler. Die Stufen der Annäherung an die Lehre sind nämlich ungleich. Auf den ersten Stufen gibt es so viel Anziehung und auf den nächsten so viel Verantwortung.

      In der Astralwelt wurde beobachtet, dass jene, die ein mittelmäßiges Bewusstsein besitzen, nicht zu den Höhen streben. Der mittelmäßige Zustand befreit sie vom Leiden, ohne ihnen zur selben Zeit die Verpflichtung zu selbstaufopfernder Arbeit aufzuerlegen.

      Das gleiche kann man beim Wachstum des Geistes beobachten. Die ersten Rufe sind angenehm und wohltuend, und der Zustand des bevormundeten Kindes ist nicht verantwortungsvoll; doch das Bewusstsein wächst, und der Geist wird für besondere Aufträge würdig. Jeder Auftrag widerspricht dem veralteten irdischen Denken und ist daher mit Schwierigkeiten und Gefahren verbunden.

      Wahrlich, es gibt wenige, die lernen, sich an der Überwindung von Hindernissen zu freuen! Und viele sind sogar bereit, sich nach dem früheren mittelmäßigen Bewusstsein zurückzusehnen. Die Hinweise werden kurz und die Arbeit hängt von selbständiger Tätigkeit ab. Die Freunde werden spärlich und die Schwierigkeiten türmen sich wie unbezwingbare Berge auf, während die Errungenschaften scheinbar unmerklich sind.

      Die Einwirkungen der feinsten Energien sind nicht offensichtlich; die wandernden sogenannten heiligen Schmerzen quälen einen. Die Teilung und Sendungen des Geistes sind unerklärlich, doch über allem erhebt sich der Wunsch, für das Allgemeinwohl zu wirken.

      Die geistige Zusammenarbeit, die nicht durch den Raum begrenzt wird, weitet sich aus. Die Nachahmung der fernen Welten ändert das Verhältnis zur Umgebung, und räumliche Arbeit hört auf, ein leerer Schall zu sein. Die übertragenen Aufträge werden zur Freude und gleichsam zur eigenen, unveräußerlichen Arbeit. Es kann nicht anders sein.

      Natürlich gleicht diese Freude nicht den Sprüngen eines Böckleins. Die Einschätzung der Umgebung macht die Gesichter ernst, doch das Leben verwandelt sich, und von den Höhen beobachtet man die Ringe des irdischen Drachens. Die bereits mit dem ersten Ruf übersandte Furchtlosigkeit bringt einen den neuen Lichtwellen näher.

 

      274. Der Hofhistoriker Akbars sagte einst zu dem Regenten: „Unter den Regenten beobachtet man eine unerklärliche Erscheinung. Gewisse Herrscher hielten sich unzugänglich, fern vom Volk, und man stürzte sie wegen Nutzlosigkeit. Andere traten in das alltägliche Leben ein, man gewöhnte sich an sie und stürzte sie wegen Gewöhnlichkeit.“

      Akbar lächelte: „Das bedeutet: Ein Herrscher muss unsichtbar bleiben und dennoch in alle Tätigkeiten eintreten und sie leiten.“

      So beschloss der weise Herrscher und wies den Weg in die Zukunft: unsichtbar sichtbar!

 

      275. Die Vedanta weist richtig darauf hin, dass der Geist unantastbar bleibt. Das feurige Geisteskorn bleibt in seiner elementaren Ganzheit, weil das Wesen der Elemente unveränderlich ist; doch die Emanation des Korns ändert sich in Abhängigkeit vom Wachstum des Bewusstseins. So kann man verstehen, dass das Geisteskorn ein Teilchen des elementaren Feuers ist, und die um das Korn herum angehäufte Energie ist das Bewusstsein.

      Das bedeutet, dass die Vedanta sich mit dem Korn befasste, während der Buddhismus von der Vervollkommnung der Hüllen sprach. So vollkommen verbinden sich das Bewegliche und das Unbewegliche.

      Es ist vollkommen verständlich, dass Buddha, der die Menschheit zur Evolution hinlenkte, auf die Eigenschaften der Beweglichkeit hinwies, während die Vedanta die Grundlage beurteilte. Ihr könnt einer Flamme jeden beliebigen chemischen Bestandteil beifügen und dadurch ihre Farbe und Größe verändern, doch das elementare Wesen des Feuers bleibt unverändert. Ich sehe keinen Widerspruch zwischen den Grundlagen der Vedanta und des Buddhismus.

 

      276. Es ist richtig, dass man in Indien eine Vorstellung über den Eingang von feinstofflichen Energien in das Leben hat. Man sollte zu einer wissenschaftlichen Annahme dieser Erscheinungen bereit sein. Die Finsternis setzt die Qualität der Energien ungezählte Male herab, doch ein geöffnetes Bewusstsein kann einen Teil der Energien aufnehmen. Die Wolken der Finsternis hindern die Strahlen der Sonne, ein Teil von Licht und Wärme erreicht dennoch die Erde.

      Keine Lehre enthält Widersprüche. Der Weg der üblichen Experimente ist ungeeignet[88].

 

      277. Es wird richtig gesagt, dass die unsichtbaren Kräfte stärker sind als die sichtbaren. Ebenso richtig ist die Erkenntnis, dass die Nähe des Lehrers unabdingbar ist.

      Das Gefühl, dass die Ströme des Raumes das ganze Leben beeinflussen, ist richtig. Ist es möglich, dass die Menschen die Verdichtung der Ströme seit dem Jahr des Irdischen Drachens[89] nicht bemerken? Der Schweif des Drachens ist wie ein Magnet, doch seine Hoffnungen sind vergeblich, denn auf der Erde kriechend kann man keine rettenden Energien empfangen. Gerade zu diesem Jahr wurde das Zeichen des Drachens gesandt.

      Man sollte sich vor den Händen der Erdbewohner in acht nehmen. Während der nächsten zehn Jahre sind raffinierte Verrate zu erwarten. Die neue Ära beginnt unter Donner und Blitz. Was ruft denn die Gewitter hervor? Der außergewöhnliche Stumpfsinn. Wie langwierig zieht sich dieses Jahrzehnt hin, während die Ankunft von neuen Energien bereits vorbereitet ist!

 

      278. Oft findet sich der Lehrer dem Schüler gegenüber in einer schwierigen Lage. Der Schüler verspricht, alle Weisungen des Lehrers zu befolgen, doch sobald er eine erhält, findet er sofort Gründe, um sie abzuändern.

      Dieselbe Schwierigkeit erfährt der Lehrer, wenn man ihn der Untätigkeit beschuldigt. Stellt euch die Lage eines Bogenschützen vor, der schussbereit ist, und hinter ihm ruft jemand aus: „Warum schießt er nicht?“

      Kleine Kinder gehorchen der führenden Hand, auch wenn sie den Grund nicht sehen. Doch die Erwachsenen versuchen, der vorbereiteten Reaktion ihrer Stimmung gemäß etwas hinzuzufügen. Man kann sie mit Leuten vergleichen, die bei einem Brand unersetzliche Manuskripte wegwerfen, doch ihr geliebtes Bett retten.

      Woher kommt diese Missachtung der Weisung? Trotz allem vom Misstrauen. Es ist unbegreiflich, wie leicht die Gaben des Lehrers angenommen und Seine besten Befehle vergessen werden. Wie viele wohlüberlegte Sendungen wurden zurückgewiesen, wie viele nützliche Taten aus Leichtsinn zunichte gemacht!

      Mit der einen Hand wird Verehrung erwiesen und die andere streut die Perlen in den Abgrund; dabei vergisst man, dass die Sättigung des Raumes mit persönlichen Sendungen eine Verseuchung des Raumes bedeutet. Man vergisst weiter, dass der erwählte Führer mit seiner Erfahrung den Schüler nicht herabsetzen wird. Wie sehr ist daher durch Vertrauen gefestigte Zusammenarbeit zu schätzen!

      Wenn ihr einmal selbst Lehrer werdet, besteht auf der sofortigen Ausführung einer Weisung. Gebt nicht oft Weisungen; sie könnten gewöhnlich werden, doch wenn das Werk es erfordert, gebt eine kurze Weisung. Möge man wissen, dass eine Weisung unwiderruflich ist. Einfacher gesagt, man muss folgen, indem man selbständige Tätigkeit mit Zusammenarbeit verbindet.

      Eine entstellte Weisung gleicht einem entgleisten Zug. Es ist besser, keine Gaben anzunehmen, als die Welle zu verzerren.

 

      279. Ihr habt die Legende von der Erhitzung des Thrones Indras[90] gehört. Ihr liegt eine psychophysische Erscheinung zugrunde. Die besondere Anspannung der psychischen Atmosphäre schafft rein physische Reflexe. Eine scharfe Gegenwirkung übt Druck auf die feurige Energie aus, und man muss das Gleichgewicht wiederherstellen.

 

      280. Inmitten feindlicher Attacken wurde Akbar gefragt: „Warum gibt es so viele Angriffe?“ Akbar antwortete: „Gewährt auch den Feinden einen Augenblick der Beschäftigung.“

 

      281. Was bedeutet „verrückt in Gott?“ Warum nannte man die Propheten des Altertums Verrückte? Eben wegen des Feuers des Gefühlswissens, das sie von allem anderen absonderte. Eine wertvolle Eigenschaft, die sie von der gewöhnlichen Denkrichtung ablöste.

 

      282. Die Menschen können gegen die groben Erscheinungen der Elemente Maßnahmen ergreifen, doch zur Zeit der Aufnahme neuer Energien wird man die Einwirkung auf diese verfeinern müssen. Noch bis vor kurzem versteckten sich die Menschen vor dem Blitz unter einem Baum oder rannten Hals über Kopf davon. Doch jetzt haben sie wirksame Methoden des Selbstschutzes gefunden. Ebenso wird es natürlich mit den feinstofflichen Energien sein. Doch wenn man sie rechtzeitig erkennt, können viele Verluste vermieden werden.

      Wie kann man die Aufmerksamkeit auf die neuen Energien lenken? Das Gefühlswissen wird der Scharfsicht zu Hilfe kommen. Bald wird man die Menschen entsprechend ihrem Gefühlswissen unterscheiden. Man sollte so aufmerksam wie möglich Menschen mit geöffnetem Bewusstsein erkennen. Weder Bildung noch Erfahrung noch Begabung, sondern das Feuer des Gefühlswissens erschließt nämlich den direkten Pfad nach Schambhala*. Gerade das Feuer des Gefühlswissens weist auf die Besonderheit der neuen Zeichen inmitten des täglichen Lebens hin.

      Man kann voraussehen, dass die Behörden das Leben solcher feinfühliger Mitarbeiter besonders schützen werden. Diese Bewusstseine sind wie die Meilensteine des direkten Pfades. Die wissenschaftlichen Beobachtungen werden von dem Feuer des Gefühlswissens gelenkt werden.

      Weder Asketen noch Fanatiker noch Abergläubische, sondern jene, die den feurigen Yoga kennen, werden das Steuer des Lebens nicht verlassen. Wahrlich, ihr Opfer wird groß sein. Sie werden sich dauernd am Rande von Explosionen befinden, obwohl sie ihr Dasein in Ruhe hätten fortsetzen können. Doch Ruhe ist keine Eigenschaft des Feuers. Feuer vernichtet ständig etwas, um etwas zu schaffen. Solch feurige Bestrebungen erproben die Gefühle wie in einem Schmelztiegel.

      Zur Zeit wird es noch nicht gänzlich verstanden, warum Wir um das Zusammentreffen mit den neuen Möglichkeiten so besorgt sind, doch bald werden die Menschen versuchen, die nie dagewesenen Enthüllungen anzuwenden, für die es im Leben keine Lösung[91] gibt. Dann wird mancher sich an die Zeichen des Agni Yoga erinnern.

 

      283. Wenn ihr Träumer genannt werdet, sagt: „Wir kennen nur Tätigkeit.“

      Wenn ihr gefragt werdet: „Wie kann man die Lehre verwirklichen?“ antwortet: „Nur im Leben.“

      Wenn man euch vorschlägt, die Testamente zu verteidigen, sagt: „Der Unwissenheit kann man nicht antworten.“

      Wenn jemand den Lehrer schmäht, sagt: „Noch heute Nacht wirst du über deinen nicht wiedergutzumachenden Fehler nachdenken.“

 

      284. Die Bedeutung ist wichtig, nicht die Form. (…) Selbständige Arbeit ist das Wichtigste. Ebenso wird Kürze ein Zeichen des Fortschritts sein. (…) Wenn wir an der Grenze zweier Welten leben, kennen wir die Klarheit der Darstellung. Wenn der Bote eine Botschaft überbringt, weiß er mehr, als er sagt.

 

      285. Wahrlich, viel Zeit wird von jenen vergeudet, die den Weg suchen, doch dafür können jene, die den Weg kennen, ihre Kräfte für Errungenschaften einsetzen. Wir wünschen ihnen, sie mögen mit Begeisterung voranschreiten. Jeder ihrer Schritte ist für Uns eine Freude. Wir sind bereit, Kraft zu geben, damit sie nicht fallen.

      Man muss schwere Ströme durchstehen, selbst ein Schiff begegnet auf seiner Fahrt den Hindernissen der Elemente.

 

      286. Erfolgreich im Leben ist der, der das Wesen der Dinge besonders richtig versteht, aber auch der, der sich eine besondere Entstellung der Dinge angeeignet hat – der Unterschied besteht nur in den Folgen. Jene, die das Wesen der Dinge erkannt haben, haften nicht an ihnen, aber jene, die sie entstellen, bleiben ihre Sklaven. Wenn jemand keinen Erfolg hat, so deswegen, weil er sich nicht auf die Schalen der Waage stellte, sondern in der Mitte der Waage stehenblieb.

      Was ist das Kriterium des Verstehens oder des Entstellens der Dinge? Ob es die Lebensumstände verändert. Hat sich nichts geändert, gab es keine Gedankentätigkeit. Wer zögert zu verstehen, kann keinen Erfolg haben. Die Mehrzahl der Menschen schleppt sich in Schwäche und Unbeweglichkeit dahin. Das Leben ist Fesseln für sie, während es doch Eroberung ist. Die Gewähr des Erfolgs liegt in der Bewegung.

 

      287. Mahayana[92] verhält sich zu Hinayana[93] wie der Buddhismus zur Vedanta. Mahayana kennt und zeigt das Wesen der Welt der Elemente auf, doch Hinayana weist auf die Ursachen und Wirkungen hin, wobei er die vor sich gehenden Emanationen vermeidet, die durch die Ursachen hervorgerufen werden.

      Die Lehre schlägt Funken aus dem Chaos der Elemente. Man kann diese Erscheinungen studieren, doch es ist ebenso richtig, sich auf Ursache und Wirkung zu konzentrieren. Wenn wir Buddha als Ursache bezeichnen, dann ist Maitreya die Wirkung.

 

      288. Natürlich enthüllt eine Luftspiegelung keine Wirklichkeit, aber sie ist selbst eine Wirklichkeit. Deshalb muss man die Realität von Maja richtig verstehen und ihre ganze verräterische Entstellung kennen.

      Ihr, die ihr den Weg kennt, findet das Feuer, um ans Ziel zu gelangen!

 

      289. Der Gesegnete sprach von drei Lehrern. Der eine erhielt göttliche Gaben und verließ die irdische Arbeit, der zweite erhielt die Gaben und verlor den Faden des Verständnisses des Lebens, während der dritte die Gaben empfing, sich nicht von der Erde entfernte und es vermochte, den Faden des Verständnisses zu knüpfen. Seine Nützlichkeit übertrifft die der beiden anderen.

      Das Zeichen des Lebens ist das Kreuz. (…)

 

      290. (…) Glichen die Helden alter Zeiten den heutigen Helden? Bedurften die Helden des Altertums eines Vorrats an unerschöpflicher Begeisterung? Ihre Heldentaten waren kurz, und ein einziger Ausbruch des Feuers genügte, um ihre Energie zu nähren.

      Heute erfordern die Langwierigkeit der Heldentat und die völlige Erschöpfung der Kräfte der irdischen Atmosphäre eine unermessliche Energieanspannung. Der schwerste Schlag und der drohendste Ruf lodern auf aus einem einzigen Ausbruch, doch Langwierigkeit und Wiederholung erfordern eine ganze Reihe von Strömen.

      Die Bedeutung des heutigen Helden stützt sich auf das Bewusstsein, dass er von keiner Seite her Mitarbeit erwarten kann.

      Wenn er sagt: „Ich kann das Schlachtfeld nicht verlassen“, nimmt er neue Kraft auf. Wir sind bereit, einen Strom zur Verfügung zu stellen, der die Kräfte entsprechend der Festigkeit des Entschlusses erneuert, die Schlacht nicht zu verlassen; doch Wir wissen, wie schwer es ist, Licht in die Finsternis zu tragen, denn dieses Licht wird von den anderen gesehen, jedoch nicht von dem Lichtträger selbst. Außerdem ertragen Schlafende kein Licht.

      Beobachtet überhaupt jene, die für den Schlaf keiner Dunkelheit bedürfen, das Feuer ihres Geistes vernichtet die Finsternis. An bestimmten Gewohnheiten erkennen Wir die Kämpfer. Wenn ihr Blick, erschaudernd vor der Stockfinsternis, in der Dunkelheit umherschweift, sagen Wir: „Der Raum lauscht euch“.

      Der Sämann zählt die ausgestreuten Körner nicht, er ist ein Säer und kein Schnitter. Doch wer geht freudvoller an seine Arbeit? Der Sämann, nicht der gebeugte Schnitter. Mit seiner rechten Hand streut der Sämann die Körner weit aus, der Wind trägt viele davon, doch der Sämann singt, weil für ihn das Feld nicht leer ist; er geht davon, nachdem er den Acker gesättigt hat. Ihm ist es einerlei, welcher Schnitter seine Aussaat ernten und wer es verstehen wird, neuen Körner zu sammeln.

      Das Säen wird dem zuverlässigsten Arbeiter anvertraut. Das Feld ist weit, doch die erfahrene Hand ermüdet nicht.

      Uns wurde (…) gesagt: „Schafft Helden.“

 

      291. Es ist natürlich richtig zu sagen, dass die Menschheit erschaudern würde, wenn man die Zeit messen würde, die für Böses verwendet wird.

      Berühmtheit, so wie die Leute sie verstehen, ist natürlich lächerlich. Wir können sie als Schuhwerk für bequemes Gehen zulassen.

 

      292. Die Offenbarung äußerer Kräfte steht auf den niedrigsten Stufen.

      Ihr wisst, wie man sich in die Luft erhebt, doch wenn sich die ganze Menschheit ziellos in die Luft erheben würde, welcher Wahnsinn ergäbe sich daraus!

      Ihr wisst, dass Gegenstände an Gewicht verlieren oder zunehmen, doch beim gegenwärtigen Stand der Menschheit ist dieser Zustand nicht anwendbar. Zuerst muss das Streben in Richtung Erkenntnis des Geistes gefestigt werden.

      Man kann die Lösung für viele Erscheinungen in der Willenskraft suchen.

 

      293. Besonders schädlich sind sich kreuzende Ströme. Auch wenn wir am Leben teilnehmen, ziehen wir Pfeile aus einer Richtung jenen vor, die verstreut aus allen Richtungen kommen. Man kann die gedrückte Stimmung leicht verstehen, wenn einem Pfeile aus unbekannten Richtungen über dem Kopf herumschwirren.

      Wenn man es nicht vermeiden kann, den Raum mit einem Namen zu füllen, muss man besonders die Gesundheit schonen. Der Blutdruck steigt und die Anspannung der Zentren verursacht Niedergeschlagenheit. Ein einzelner Feind, wie stark er auch sei, ist besser als undeutliche Berührungen.

      Der Lehrer muss diese Perioden sehr aufmerksam beachten, besonders wenn die Feuer bereits gespannt sind. Doch diese Ausbrüche des Lebens sind unvermeidlich. Jede bestätigte, bewusste Tätigkeit wird einen Gedankenstrudel hervorrufen. Und wenn die geistige Entwicklung schon weit fortgeschritten ist, dann ist der Reflex der unbändigen Wellen belastend.

      Gewiss, Menschen mit nicht entwickelten Zentren bemerken leicht den Flug der Pfeile gar nicht, doch das bedeutet nicht, dass sie zu beneiden sind.

      Wir sprechen von beständiger Freude, doch diese Freude ist eine besondere Weisheit.

 

      294. Die Menschen lieben das Geheimnisvolle. Das Gebiet des geistigen Studiums würde sie vor viele verschlossene Türen stellen. Warum meiden die Menschen alles, was ihnen unbekannt ist? Weil man sie in der Schule lehrt: „Handelt wie alle anderen.“

      Lenkt den Geist ins Unbekannte, ein solches Streben wird neue Formen des Gedankens hervorbringen.

 

      295. Die Lehre setzt nicht nur ein offenes Bewusstsein voraus, sondern auch den Wunsch, bei sich die Stufen der Anwendung zu verwirklichen. Man kann nicht annehmen, ein durch Herkömmlichkeiten abgelenkter Geist könne die Lehre annehmen. Fernstehende Menschen gehen an der nützlichen Anwendung des Buches vorüber. Solche Leute werden nicht benötigt, selbst wenn sie neugierig sind.

      Sie werden sagen: „Was kann man mit diesen verstreuten Körnern anfangen?“ Sie werden noch nicht einmal zugeben, dass es außer ihrem eigenen System noch ein anderes geben kann. Man nimmt die Berechnung eines Werkes nur auf eine einzige Weise vor, doch die Denkweise hängt sogar von den äußeren Lebensbedingungen ab. Vergleicht die Denkweise in der Stadt mit der im Dorf, auf Reisen und beim Fliegen. Die Grundlagen und Methoden werden ganz verschieden sein.

      Nur der kann die Lehre des Agni Yoga verstehen und anwenden, der mit den Lehren des Lebens in Berührung gekommen ist und die Notwendigkeit fühlt, sein Dasein zu verschönern und neu zu durchdenken. Die Wolken des Zweifels bedrücken den nicht, der einen Ausweg aus dem Labyrinth sucht! Der Befehl der Notwendigkeit flößt einem Findigkeit ein und hindert das Urteil über ein unverstandenes System nicht.

      Wenn die Aufmerksamkeit auf unerklärliche Schmerzen gelenkt wird, erinnert sich selbst ein befangenes Bewusstsein an Agni Yoga.

      Die Hauptsache ist, nicht danach zu streben, jene persönlich zu treffen, welche die Lehre angenommen haben. Die Wege der Notwendigkeit sind unerwartet. Und macht die Lehre nicht zu leicht zugänglich. Zu leichter Erwerb schafft Geringschätzung. Man kann Unwissenheit dulden, doch Geringschätzung ist unzulässig. Ein gewisses Maß an Suchen schadet nicht.

 

      296. Der Wunsch nach Wissen entstammt dem vergessenen Wissen der Vergangenheit. Genauso wie eine Vorstellung die Folge früherer Erfahrungen ist.

      (…)

 

      297. Welche Stunde lehrt die Menschen, zwischen Großem und Nichtigem zu unterscheiden? Die Stunde der Zufriedenheit verwandelt und verzerrt die Wirklichkeit. Die Stunde des Zorns krümmt die Klinge des Lebens. Die Stunde des Grams erniedrigt. Die Stunde der alltäglichen Arbeit vernebelt. Einem unfreien Bewusstsein fällt es schwer, Gegenstände in der Finsternis zu unterscheiden.

      Wann kann man erwarten, dass die Menschen die Macht der psychischen Energie verstehen? Wie Wahnsinnige spielen sie am Rand der Explosion, und in ihrem Irrtum betrachten sie den Planeten als einen äußerst festen Körper.

      Man muss verstehen, dass die Menschen bedauerliche Beispiele zu vergessen suchen. Die Vernichtung ganzer Kontinente wurde aus den alten Schriften sorgfältig entfernt. Ebenso verbarg man viele Hinweise auf Ereignisse, die das Schicksal der Welt bestimmten. „Wir lieben es nicht, uns selbst zu quälen“, sagen die Hüter der Menschheit. Sie sind bereit, ihren Ruin und ihre Niederlage vor sich selbst zu verbergen.

      Irdische Herrscher sagen: „Bei uns ist alles ruhig.“ Die Ruhe der Untätigkeit sichert ihnen ihre Throne. Gewöhnlich bewundern sie den Sonnenuntergang und schlafen zur Zeit des Sonnenaufgangs. Doch die Unsichtbare Regierung sagt: „Es ist unsinnig, Bestehendes zu verbergen!“

      Die Beispiele der Vergangenheit lehren Vorsicht.

      Sucht die Energie, die euer Dasein verändert, wenn sie bewusst hervorgerufen wird. Wollt ihr euch nicht rechtzeitig rüsten? Die letzte Stunde kann die Menschheit belehren. Wir sind keine in Schaffelle gekleideten Propheten. Wie einfache Ärzte warnen Wir: „Es ist Zeit, eine Impfung vorzunehmen!“ Es gibt übrigens Tapfere ohne Verstand, die selbst während einer Seuche zechen. Die Friedhöfe verlieren ihre Gemeindemitglieder nicht.

      Wir sprechen um derer willen, die leben wollen.

 

      298. Wenn ihr ein Werk beginnt, versteht es, euch über den Anfang zu freuen. Die gewöhnlichen Menschen wollen Blüten und Früchte sehen, doch Forscher freuen sich über den ersten Sprössling, denn dieser ist das Erwachen des Lebens.

 

      299. Wenn ein Lehrer sagt: „Ich habe zehntausend Schüler“, fragt ihn, ob wirklich jeder Zutritt hat. Menge schließt Erfolg aus. Die Größe der Armee war nie eine Gewähr des Sieges.

 

      300. Ich bestätige, dass der Weg des Agni Yoga ein Licht auf dem Pfad ist. Es hat keine Bedeutung, wie die Wanderer diesen Segen nutzen. Der Weg wurde ihnen gewiesen; jene, welche die Zeichen des Feuers erkennen, werden kommen. So möchte ich jene stärken, die das rechtzeitige Erscheinen der Lehre des Agni Yoga erkannt haben.

      Man sollte nicht auf die Stunde warten, da der Strom die nach Rettung suchende Masse antreibt, das wird das Erkennen der Geißel des Schreckens sein. Das hat keinen Wert, denn man muss jene kennen, die von einem freien Bewusstsein geführt werden. Den Kampf kann aufnehmen, wer das Ziel der Schlacht kennt. Gewaltsam unterworfene Sklaven werden nicht gebraucht. Ich erachte es für richtiger, das wahre Streben zu schützen, als nach den Scherben eines zerbrochenen Gefäßes zu suchen.

 

      301. Wenn im Kreis der Arbeit ein Kind erscheint, das aus besonderen Gründen angezogen wurde, lächelt ihm zu und entwickelt in ihm das Bewusstsein, dass diese Tätigkeiten sein Zuhause sind. Kinder kommen manchmal auf einen besonderen Ruf herbei. Gebt ihnen, was durch ihre Vergangenheit vorbereitet wurde. Reich an Saft sind die Früchte, wenn die Wurzeln stark sind.

 

      302. Beim Agni Yoga sollte man bestimmte Vorsichtsmaßregeln kennen. Nach einer bestimmten Stufe kann man Rückenschmerzen bemerken; dann sollte man sich nicht bücken, denn die Energiesäule steigt auf wie das Quecksilber im Thermometer. Daher wird zu einer aufrechten Haltung des Rückgrates geraten. Unerwünscht sind auch Arbeiten, die eine Anspannung nur einer Seite erfordern, zum Beispiel Holzhacken. Die Flamme ist vertikal in ihrem Aufbau. So wird jedes Feuer wirken.

      Die Anwendung geringer Vorsichtsmaßregeln wird nicht aus dem Leben herausführen. Ganz unmerklich kann man eine unschädliche Arbeitsweise einführen.

      (…)

      (…)

 

      303. Die Hände des Feindes sind immer bereit, die von Uns beschlossenen Werke zu zerstören. Die Ohren des Feindes sind gespitzt, um eine für ihn nützliche Verleumdung zu erlauschen. Es genügt nicht zu sagen: „Freue dich über den Feind“, man muss auch lernen, seine Wege zu verstehen.

      Der Feind nimmt die Stelle der unbekannten Größe bei einer Aufgabe ein. Doch diese Unbekannte ist gleich den uns bekannten Fakten. Das bedeutet: Man kann für jeden aufgedeckten Feind eine Lösung finden.

      Erwägt genau die Umstände eurer Taten. Versteht es, euch an die Umstände eurer Gefühle zu erinnern; wir werden darauf zurückkommen.

      Wir nennen alles Unbekannte einen Feind. Es muss gelöst, überwunden und in Bekanntes umgewandelt – kurz gesagt, erkannt werden. Beim Erkennen sollte man sich vor allem selbst beobachten. Wenn er sich dem Wild nähernd, berechnet der Jäger jede Bewegung.

      Man wird euch wiederholt von schrecklichen okkulten Geheimnissen erzählen, doch ihr werdet einfach und in euch selbst gefestigt herantreten. Bei uns gilt als erste Bedingung des Kampfes die Kenntnis der eigenen Situation. Wir erkennen das Unbekannte, indem wir uns ihm nähern. Es ist sinnlos, im Voraus darüber zu sprechen, wir kennen ja noch nicht einmal seine Grenzen.

      Wenn wir uns daran machen, alles zu erforschen, müssen wir mit den Methoden der Erkenntnis einverstanden sein. Wir werden die Richtung der Bewegung kennen, uns aber durch die Vorgehensweise des Feindes nicht stören lassen. Lasst uns Voraussicht mit wirklicher Bewegung vereinen.

      Jeder aufgedeckte Teil des Unbekannten wird zu einer Eroberung – ohne Erstaunen, ohne Schaudern und selbst ohne übermäßige Begeisterung. Es kann uns doch jede Stunde, selbst die unbeweglichste, dem Unbekannten näherbringen. Man kann sich das Große Unbekannte als einen Freund vorstellen, doch für den Forscher ist es nützlicher, es als Feind anzusehen. Sämtliche Merkmale des Unbekannten entsprechen eher denen eines Feindes. Wir sprechen vor allem von Furchtlosigkeit, doch dieser bedarf es einem Freund gegenüber nicht. Die Heldentat des Sieges setzt auch einen Feind voraus.

      Wenn Ich euch als Eroberern das Geleit gebe, sehe Ich einen Kampf voraus. Das Große Unbekannte lockt einen zum Sieg, wie der Feind.

 

      304. Die Lehre des Wissens ist kein Lehrbuch mit nummerierten Seiten. Die Lehre ist eine für alle Bedürfnisse anwendbare Lebensvorschrift. So wie dort, wo sich eine genügende Menge Elektrizität sammelt, ein Blitz auflodert, so eilt der Befehl dorthin, wo sich eine Möglichkeit ergibt.

      Bei Wahrung der allgemeinen Einheit muss die Lehre des Lebens jedem Individuum eine Antwort geben. Die Lehre bietet eine Lösung der Alltagsaufgaben.

      Manchmal scheint es, als käme die Lehre auf frühere Themen zurück. Doch wenn ihr diese Weisungen vergleicht, seht ihr, dass sie ganz verschiedene Lebenserscheinungen berühren. Die äußeren Anzeichen sind bedeutungslos. Der Menschen kann aus verschiedenen Gründen erblassen oder erröten.

      Lasst uns die bedeutenderen Lebensbedingungen weit voraussehen, doch überlassen wir die Einzelheiten dem Strom des Karma. Oft kann man den Hauptstrom ändern, doch die Einzelheiten weisen das Merkmal von vorherbestimmtem Karma auf. Solche Einzelheiten haben keine entscheidende Bedeutung, obgleich die Menschen sich gewöhnlich gerade ihrer erinnern und nach ihnen urteilen. Gleichfalls darf man nicht erwarten, dass Aufträge oder Versuche gleichförmig zur Anwendung kommen und verlaufen. Wieder bedeutet das äußerlich Sichtbare nichts.

      Die Weisung sieht jede Möglichkeit voraus, denn die Offenbarung ist ganz verschiedenartig. Die Gefahr liegt anderswo. Oft verliert ein Mensch, wenn er eine Möglichkeit meistert, die sorgsame Einstellung zu ihr. Er trägt eine festliche Blume wie etwas Gewöhnliches in den Alltag. Natürlich, Blumen sind immer gut, doch es ist besser, das Leben in einen Festtag des Geistes zu verwandeln, als Blumen mit dem Staub des Alltags zu bestreuen.

      Wieder treten wir an das Leben wie an den Kelch eines wundervollen Heilmittels heran. Man trinke das Gift der Welt, um mit voller Macht wieder aufzuleben. Dieses Symbol stammt aus Überlieferungen des Altertums. Wir sehen es in Ägypten und Griechenland und selbst Shiva[94] erinnert daran. Eine ganze Reihe von Erlösern trägt den Kelch des Giftes und verwandelt ihn in Amrita.

      Wenn Wir sagen: „Seid außergewöhnlich und beraubt euch nicht des Kelches der Heldentat“, so ordnen Wir an: „Verfinstert euer Leben nicht und verschüttet den Kelch nicht.“ Ich bestätige, dass euch viel gesandt wurde. Jedes einzelne Teil, verstanden und angewandt, wird neues Leben verleihen. So beobachtet den Regen der Möglichkeiten und freut euch über den Regenbogen.

 

      305. Ein Treppenhaus präsentiert sich mit verzierten Stufen; warum jedoch ist die unterste so voller Muster, während höher hinauf die Verzierung einfacher wird und man auf der letzten Stufe keine Zeichnungen mehr wahrnimmt? Das Muster [auf der untersten Stufe] wurde so vielschichtig ausgeführt, dass es die ganze Oberfläche bedeckt. Oder ist auf der obersten Stufe kein Muster nötig? Wahrlich, Ich sehe oben kein Muster. Denkt so einfach!

 

      306. Der Atem der Mutter der Welt, die Giganten, welche die Last tragen[95], und die Erlöser, die den Kelch auf sich genommen haben — diese drei Bildnisse entstanden nach einem einzigen Gesetz. Die Anhäufung von psychischer Energie des Raumes bewirkt Explosionen von Teilen des Planeten. Die Organismen, die dem Atem der Großen Mutter entsprechen, klingen mit den Explosionen der Raumkörper zusammen. Kann eine solche Erschütterung ein Vorzug sein?

      Es ist genauso, als wenn für die Ausführung eines auserlesenen Kunstwerkes genau abgestimmte Instrumente gewählt werden. Gewiss, wenn es nur wenige solcher Instrumente gibt, liegt der Druck der Ströme auf diesen wenigen. Es ist überflüssig zu beweisen, dass es trotzdem besser ist, die Last der Welt auf sich zu nehmen, als an der Bewegung des Lebens nicht beteiligt zu sein.

      Wenn Ich von Vorsicht spreche, bestätige Ich gleichzeitig eine Furchtlosigkeit, die durch ein entwickeltes Bewusstsein gefestigt wurde. Ohne Mut kann man nicht aufbauen. Ohne Aufbau kann man sich dem Kelch nicht nähern. Nur die Flamme über dem Kelch erleuchtet den Gipfel des Gewölbes. Daher sind für Uns die Erlöser nicht durch goldene Messgewänder verborgen.

 

      307. Die feurige Heerschar wird oftmals so benannt, weil Satya Yuga* mit dem Element Feuer beginnt. Dann sammeln sich jene, die von diesem durchdringenden Element erfüllt sind. Die Bewegung und das Streben des Feuers liegen im Prinzip des Lichts. Nichts kann Licht überflügeln, weil es von den Strömen des allgegenwärtigen Feuers erhalten wird. Ich bestätige den Strom des Feuers als den reinsten und ungestümsten. Der ganze nicht offenbarte Raum ist ein Schiff des Feuers.

      Das alte Symbol der feurigen Mauer spricht vom Raumfeuer. Im Osten weiß man von der feurigen Heerschar, die sich vor dem neuen Zeitalter erhebt.

      Kataklysmen entstehen infolge der Nichtübereinstimmung des (…) Feuers mit der Flamme der Ablagerungen des Planeten. Jene planetaren Gase, die dem Gift der Zersetzung entströmen, versetzen die ungezähmte Energie Kamaduro[96] in Tätigkeit; anders gesagt, die physische Natur des Körpers[97] verbindet sich nicht mit dem Feuer. Die leuchtende Materie sucht die nicht übereinstimmenden Uranfänge zu versöhnen, doch das, was als Finsternis bezeichnet wird, paralysiert den Uranfang der strahlenden Materie; dann entsteht ein Kataklysmus.

      Die flammende Heerschar lebt, wenn das Raumfeuer den Sieg davonträgt.

 

      308. Jeder Verbrecher fürchtet sich, an den Ort des Verbrechens zurückzukehren. Die Menschen erkennen, dass ihr Verhalten in der Astralwelt der Würde des Geistes nicht entspricht. Daher ihre schreckliche Angst vor den Toren der astralen Welt. Sie versuchen sogar, keinen Gedanken an das Hinübergehen zuzulassen in der Hoffnung, dass Unwissende keine Verantwortung trifft. Doch wenn man über Wissen verfügt, kann man diese Übergänge nicht schwieriger bewältigen als den Aufstieg auf den Sprossen einer Leiter.

      Alt ist das Symbol des direkten Aufstiegs. Was außer den Aufspeicherungen des Bewusstseins kann diesen Aufstieg fördern? Dasselbe Feuer. Dieses Element verwandelt den Weg. Das Feuer der Körper vereinigt sich mit dem Feuer des Raumes und wird durch dieses genährt. Die Erscheinungen der psychischen Energie beruhen auf Feuer. Alle Phänomene werden durch Feuer hervorgerufen. Und Feuer erleuchtet alle Eingänge.

      Gewiss, für Menschen des feurigen Elementes ist es nicht leicht, im Körper zu leben. Doch erwählt gerade diese als Mitarbeiter, denn in ihnen gibt es keinen Verrat. Gefahr wird sie nicht in Verwirrung bringen. Sie verstehen die Pflicht, und die Bekundung von Streben steigt wie eine Flamme empor. Wer ist näher daran, über die von den Schultern ausgehenden Strahlen zu verfügen? Was steht dem Aufbau näher als das alles durchdringende Feuer?

      Es fällt den Menschen schwer, sich die Merkmale dieses Elementes anzueignen. Erde, Wasser, Luft — sind offensichtlich, doch dass Feuer Wasser durchdringt, wird als ein Scherz erscheinen. Man muss das Durchdringen des Feuers verstehen, anders wird man die Feurigen Tore nicht durchschreiten.

 

      309. Unter allen Erscheinungen schätzen Wir den absoluten (…) Zustand des Geistes. Fehler sind nichtig, wenn das Korn des Feuers erstarkt. Die Tat gleicht dem wehenden Banner eines Kriegers; wie eine Krone ist seine Entschlossenheit; wie eine Perle ist die Flamme seines Geistes.

      Feuriger Geist, du verbrennst die Irrtümer und durchdringst die Finsternis! Über alles schätzen Wir das Feuer des Geistes.

 

      310.[98] Die Grenzen des Wachstums des Bewusstseins sind unwahrnehmbar. Natürlich bestehen diese Stufen und sind genau definiert, doch ihre Linien sind gewunden. Es ist schwer, durch eine allgemeine Festlegung zu urteilen. Besonders in Bezug auf die niederen Stufen muss das Urteil vorsichtig sein, um keinen Schaden zuzufügen!

      Wie kann man alle zwingen, sich in eine einzige Richtung zu wenden? Doch wenn die Menschen in verschiedene Richtungen blicken, können sie Verschiedenes sehen, ohne dem Allgemeinwohl zu schaden. Mögen sie nach verschiedenen Seiten schauen. Mögen sie alle Punkte des gestirnten Raumes betrachten. Das Auge muss beobachten lernen. Mögen sie alle gemeinsamen Aufspeicherungen nutzen, aber dabei das Allgemeinwohl beachten. Erlaubt ihnen, alle Quellen zu nutzen, und wer mehr aufnimmt, wird der Größere sein.

      Die Erscheinung der Entflammung des Geistes ist so mannigfaltig. (…) Doch lieber möge man sich irren, lieber die Möglichkeiten des Allgemeinwohls übertreiben als sie herabsetzen.

      Pflückt nicht sinnlos Blumen, wenn ihr über eine Wiese schreitet. (…) Wenn ihr fortgeht, bedenkt, dass selbst der ungeschickteste Mitarbeiter seinen Stein für den Aufbau beitragen kann. Es ist nicht notwendig, zurückzuweisen, solange die Grenze des Verrats nicht überschritten ist. Urteilt nach diesem schwarzen Merkmal.

 

      311.[99] Die Handlungen Unserer Mitarbeiter unterscheiden sich von denen anderer durch ihr bewegliches Streben und ihr Vermögen, alles zu erfassen. Das kosmische Leben besteht aus der Tätigkeit von Anziehung und Abstoßung, mit anderen Worten, aus einem Rhythmus von Explosionen und Ansammlungen. Die Tätigkeit Unserer Mitarbeiter ist nicht losgelöst von dem Naturgesetz. Man kann bemerken, wie sie das Bewusstsein anfüllt und Zerstörung durch Explosion nicht fürchtet.

      Eines ist Uns unbekannt: Ruhe in Untätigkeit. Unsere Mitarbeiter legen, genau wie Wir, freigiebig die Grundlagen.

      Wir brauchen die Aussaat und Wir wissen, dass die Samenkörner nicht verloren gehen können, denn Bestehendes kann nicht vernichtet werden. Die Veränderlichkeit der Formen beschäftigt Uns wenig, denn das Korn ist unveränderlich. Ein solches unveränderliches Korn ist in jedem Wesen eingelagert.

      Selbst abstoßende Handlungen hindern Uns nicht, an die Gleichartigkeit des Wesens zu denken; und dieses Bewusstsein lässt Uns geduldig sein. Und es ist offensichtlich für Uns, dass Differenzen gewöhnlich nur von Nichtübereinstimmung des Rhythmus herrühren. Dieser Mangel an Übereinstimmung verhindert natürlich die Vereinigung der psychischen Energie ganzer Gruppen. Dabei kann gerade die Gruppenenergie die Nutzung von Strahlen ohne Vernichtung oder Verbrennung der Kräfte näherbringen.

      Vampirismus kann in beträchtlichem Maß auf Nichtübereinstimmung des Rhythmus zurückgeführt werden. Das Ergebnis ist Aufzehrung, aber nicht Zusammenarbeit. Darum spürt, wessen Wellen euch nicht schaden, selbst wenn sie sich euch äußerlich von der Seele eines fremden Volkes offenbaren.

      Zwei, die sich an einem Tisch gegenübersitzen, können einander nicht feindlich gesinnt sein, wenn sie zu demselben Lehrer gehören. Fassungsvermögen und Duldsamkeit sind ein und dasselbe. Nur Verrat kann nicht geduldet werden.

 

      312. Man muss zwischen Schwierigkeiten und Unvermögen unterscheiden. Schwierigkeiten hängen mit dem höheren Pfad zusammen, Unvermögen jedoch entsteht durch einen Mangel an Scharfsicht.

      Man muss wissen, dass es keine Grenzen der Beweglichkeit der Gesetze gibt. Man muss über den Kern der Gesetze sprechen, und ihr kennt die Grenzen der Möglichkeiten. Übermittelt vielen, dass häufige Wiederverkörperungen die Kräfte übersteigen können. Nur unermüdliche Reisende wagen viele Seereisen. Deshalb lehre Ich, wie man im Geist ohne eine Wohnstätte bestehen kann.

      Weder die Feinheit der Lehre noch die Weisheit des Urteils hängen vom Alter ab.

 

      313. Zufall ist gewöhnlich schon im Bewusstsein eingelagert. Und die Welten werden durch Zufall geformt, denn Schöpfung geht aus Zufälligem hervor. Wir sind Hüter der Gesetze und Verehrer des Zufalls, denn im Zufall liegt Beweglichkeit. Es ist falsch, allen die äußerste Möglichkeit zu suggerieren, mit anderen Worten, man kann nicht jedes Fundament mit einem schweren Dach belasten.

 

      314. Man muss die Fristen für die verschiedenen Materieschichten kennen. Wenn ein Punkt der Materie bereits verändert ist, bedeutet das nicht, dass sich zur selben Zeit die ganze Gruppe von Planetenkörpern[100] verändert. Anders gesagt, wenn Satya Yuga auf einem einzelnen Planeten beginnt, wird es die ganze Gruppe der Planetenkörper erst nach einer längeren Periode vereinen. Die Merkmale werden auf verschiedenen Planetenkörpern beginnen. Man sollte sein Denken nie auf einen einzigen Planeten beschränken.

 

      315.[101] Die Mutter der Welt verfügte: „Winde, sammelt euch! Schneeflocken, sammelt euch! Vögel erscheint nicht, Tiere tretet nicht heran!

      Kein menschlicher Fuß wird Meinen Gipfel betreten! Die Verwegenheit der Finsteren wird sich nicht erheben! Das Licht des Mondes wird nicht dauern, doch die Sonnenstrahlen werden den Gipfel berühren.

      Sonne, hüte Meinen Gipfel, denn wo sonst soll Ich Meine Wache halten! Niemals wird ein Tier aufsteigen, noch wird sich die menschliche Macht halten können!“

      Die Mutter des Seins wird selbst mit einem feurigen Schild auf der Wacht stehen.

      Was glänzt auf dem Gipfel? Warum haben die Wirbelwinde eine strahlende Krone geformt?

      Sie, die Große Mutter allein, erstieg den Gipfel. Und niemand wird Ihr folgen.

 

      316. Die Erscheinung des irdischen Hauses schmälert die Bedeutung des Feuers des Herzens nicht. Versteht das Schaffen von irdischen Heimen als eine Flamme der Erhebung.

      Schöpferische Arbeiten sind wie die Feuer von Ampeln. Hundertacht Feuer und ebenso viele Arbeiten. Tausend Feuer und ebenso viele Arbeiten. Eine Unmenge von Feuern und ebenso viele Arbeiten.

      Doch wenn die Feuer in die Finsternis gelenkt werden, bedeutet dies, dass das Auge des Menschen verbrannte.

 

      317. Auf dem höchsten Gipfel glänzt die Mutter der Welt. Sie trat hervor, um die Finsternis zu schlagen. Warum sind die Feinde gefallen? Und wohin wenden sie in Verzweiflung ihre Blicke?

      Sie hat sich in ein flammendes Gewand gehüllt und mit einer feurigen Mauer umgeben.

      Sie ist unsere Festung und unser Streben.

 

      318. Hundegebell sollte man nicht beachten. Man kann einen Stab nehmen und sich daran erinnern, dass sogar eine einzige Schneide den bösesten Hund verwirrt. Verschwendet keine Energie mit einem voreiligen Schlag, sondern droht mit der Schneide!

      Am schwersten ist es für die Menschen, die Sättigung des Raumes zu verstehen. Sie erkennen die Sättigung des Wassers und sogar die der Erde an und sprechen über die Metallisation von Wurzeln, doch der Raum ist für sie keine lebendige Materie. (…) Daher ist den Menschen die Freude der Bewegung nicht zugänglich und das Element Feuer ist ihnen schrecklich.

 

      319. Wohin soll man seinen Mut richten? Wohin den Willen lenken? Wohin sich wenden? Zu demselben Geist-Feuer! Finden wir die Kraft, um nicht zu ermüden, denn wir schreiten voran und sammeln die Worte des Wissens.

      Erinnern wir uns an die bekannten Heiligen der verschiedenen Völker. Durch welche Merkmale unterscheiden sie sich? Vielleicht nur durch Bescheidenheit oder Gehorsam gegenüber der örtlichen Obrigkeit, oder durch Schweigen oder Verehrung? So würden sie uns armselig erscheinen.

      Doch wir sehen Krieger, Räuber, Ankläger von Königen, Erbauer und Besieger der Mengen. Gemäß dem Feuer des Geistes erkennt man den Aufstieg. Von Menschen verordnete Gesetze werden das Feuer nicht auslöschen. Seien wir daher vorsichtig mit den sich Nahenden.

      Wie Splitter von Himmelskörpern Diamanten bergen, so tragen jene, die von weit her herankommen, Zeichen, die für die Menschen unbegreiflich sind.

      Von den Massen ist wenig zu erhoffen, doch der Stein von dem fernen Stern bringt eine einsame Botschaft.

      Anziehung vermehrt die Kräfte, und die besondere Sprache des Feuers umreißt die Zeichen der Zukunft. Wieder wollen wir vorsichtig sein, denn das Feuer des Geistes ist unwägbar.

 

      320. Jede Zeit hat ihre Methoden. Sich auf alte Präzedenzfälle zu berufen ist, als trüge man die Stiefel des Großvaters.

 

      321. Beschwörungen und Formeln können gewiss helfen, den Rhythmus einzufangen. Doch das Gesetz der Evolution sieht den direkten Kontakt des menschlichen mit dem kosmischen Bewusstsein vor. Anstelle von Beschwörungsrhythmen sollte man das feurige Geisteskorn begreifen und schweigend die Verbindung des Geistfeuers mit dem Raumfeuer herstellen.

 

      322. Wer Wissen für sich allein erlangt hat, ist nicht Unser Baumeister. Wer kann ruhig bleiben, wenn die Gebäude einzustürzen drohen? Wenn selbst ein entfernter Kataklysmus den Organismus erbeben lässt, werden alle zu Maurern, die neue Fundamente legen. Ich sage dies, weil die unaufschiebbare Arbeit alle Kräfte erfordert.

 

      323. Wie soll mit Agni Yoga begonnen werden? Vor allem ist es notwendig, das Vorhandensein der psychischen Energie zu erkennen; dann muss man sich bewusstwerden, dass Feuer das Wesen des Geistes bildet. Natürlich ist es nützlich, sich des Fleisches zu enthalten; Gemüse ist gut, außer einigen Sorten, wie Spargel, Sellerie und Knoblauch, die Arzneimittel sind.

      Auch muss man sich gegen feurige Krankheiten schützen. Das erste Mittel dagegen wird das Bewusstwerden und die Beherrschung der psychischen Energie sein. Aber als äußeres Reinigungsmittel kann man die Essenz Moru, auch Balu[102] genannt, anwenden.

      Wenn man euch fragt, gebt genaue Formeln an. Nennt Moru als erstes Mittel, das dem Wasser für Waschungen beigefügt werden soll. Man kann eine starke Essenz aus dem Saft der Blätter und Wurzeln herstellen. Wenn die erste Formel weise angewendet wird, kann man die nächste geben. Diese Pflanze kann auch innerlich mit Milch verwendet werden, doch versucht es zuerst äußerlich.

      Weiter scheut euch nicht zu bestätigen, dass Baldrian ein mächtiger Beschützer inmitten der Flamme sein kann.

      Denkt so einfach wie möglich über die psychische Energie. Die feinen Energien manifestieren sich doch nicht mit Donnergetöse. Sie durchdringen die fernen Schichten der Atmosphäre, daher sind ihre Symptome besonders subtil.

 

      324. Ich muss raten, die Furcht vor der Zukunft aufzugeben; wenn ein Mensch eintritt, der durch Angst gehemmt ist, schafft er keine Atmosphäre der Tat. Gebraucht wird ein Mensch, der nach Sieg strebt.

 

      325. Wenn ihr Agni Yoga vermittelt, tut ihr ein Werk von unbeschreiblicher Wichtigkeit.

 

      326. Jedes Gebäude hat äußere Mauern und ein unsichtbares Fundament. Man kann nicht ohne Mauern sein, doch werden Mauern ohne Fundament nicht stehen. In allem gibt es zwei Typen der Offenbarung: Der eine sind die Mauern, als das Symbol des Lehrers; der andere ist das Fundament, als die Offenbarung der Mutter der Welt; welcher ist wesentlicher? Denkt darüber nach!

 

      327. Die Mauern und die Pfeiler des Fundaments sind für das Gebäude gleich notwendig. Wenn der Pfeiler des Fundamentes aus der Ferne nicht sichtbar ist, bleibt auch das Antlitz der Mutter der Welt unsichtbar. Die Mauern fangen die Orkanböen auf. Unser Name wurde der Menge bekanntgegeben, aber Wir nehmen den Ansturm der feindlichen Ströme auf Uns.

      Ihr mögt oft gefragt werden: „Worin liegt der Unterschied zwischen diesen beiden Wegen des Dienstes?“ Sagt: „Es gibt weder einen Unterschied noch einen Vorzug. Beide heiligen Flüsse füllen das Meer.“

      Man wird auch fragen: „Wer gehört welchem Strom an?“ Natürlich zieht einen das Wissen des Geistes zu einem bestimmten Strom, gemäß dem Strahl der Geburt.

      Man kann sich vorstellen, was für ein bestrebtes Leben die Strahlen der Raumkörper bewirken! Unsere Anhänger empfinden die Strahlen besonders stark, doch man sollte diese Feinfühligkeit nicht fürchten. Die Menschen zucken bei einem Klopfen in der Nähe zusammen; wie könnte ein entwickelter Geist nicht auf ein fernes Erdbeben reagieren, wenn selbst ein Telegraphenmast von der hindurchgehenden Energie summt! Für die Menschheit ist es an der Zeit, alle im Körper vorhandenen Eigenschaften zu schätzen.

      Wie werden wir gegen die Wellen der Flamme ankämpfen?

 

      328. Es ist nützlich, vom Lehrer zu sprechen; es ist nützlich, von der Lehre zu sprechen; es ist nützlich, vom Leben zu sprechen. Es ist weise, die Spirale der Bewegung zu verstehen, denn die Anwendung der Energie lenkt den Strom nach oben, das Gesetz der Anziehung jedoch senkt das Niveau. So gestalten sich die Stufen.

      Sprecht gemäß dem Verständnis eures Gesprächspartners. Unduldsamkeit ist ein Gewand, das man nicht wechseln kann.

 

      329. Die Krankheit, die Neuritis[103] genannt wird, hat eine Beziehung zum Feuer. Auch vieles, was mit Rheumatismus und nervlichen Störungen zu tun hat, sollte dem Feuer zugeschrieben werden.

      Man kann diese Schmerzen leicht durch Herstellung der Materie[104] der psychischen Energie vertreiben. Wenn diese Ablagerungen die Nervenkanäle verstopfen, kann man alle Arten von schmerzlichen Prozessen erwarten. Wie Steine in inneren Organen können die Kristalle der psychischen Energie schaden, wenn die Energie nicht genutzt wird.

      Besonders gefährlich ist der Kampf der Kristalle der psychischen Energie mit den Ablagerungen von Imperil. Oft kränkeln Organismen mit entwickelten Nerven, daher ist die experimentelle Erforschung der psychischen Energie so notwendig.

      Man nimmt leicht das an, was physisch gemessen werden kann.

 

      330. Beachtet die Symptome von unerklärlichen Krankheiten. Beachtet, bei welchen Zentren die Symptome und Schmerzen auftreten. Vielleicht schmerzen die Schultern, die Ellbogen oder die Knie. Vielleicht treten nahe dem Kelchzentrum drei Zeichen in Erscheinung, oder es tritt ein Brennen im Kehlkopf auf. Jedes Symptom weist auf die Tätigkeit des Zentrums hin.

      Wie in einem offenen Buch ist die Persönlichkeit eines Menschen eingeschrieben. Über seinem Haupt brennt das ständige Merkmal seines Wesens. Man vermag es selbst bei einfacher Beobachtung zu lesen, doch die Menschen sind an grobe Einwirkungen gewöhnt. Sie erwarten betäubenden Donner und blendenden Blitz, doch sie selbst vollführen die wichtigsten Handlungen in der Stille.

      Wie ein mächtiger magnetischer Strom anschaulich nur an bestimmten Körpern gefühlt wird, aber auf alles einwirkt, so sind die durchdringendsten Energien unsichtbar. Doch einstweilen bitten Wir, den offensichtlichen Erscheinungen Aufmerksamkeit zu schenken.

      Vergleicht man den Charakter der Menschen mit den äußeren schmerzhaften Empfindungen, kann man zu wertvollen Schlüssen gelangen. Man muss wissen, wie die Zentren auf die umgebenden Organe einwirken. Warum wird Schwindsucht einer Erkältung oder Blutarmut zugeschrieben, wenn die Zentren nahe der Lunge auf Besonderheit des Organismus hinweisen? Warum wird das Anschwellen der Schultern und Ellenbogen für Rheumatismus gehalten, wenn die Zentren der Schultern eine Anspannung aufweisen?

      Unsere Aufgabe ist es nicht, durch vorbereitete Formeln zu nötigen, sondern rechtzeitig entlang dem Pfad des Stromes des Weltgesetzes zu lenken.

 

      331. Wie soll man Mitarbeiter auswählen? Nur nach ihrer Unersetzlichkeit. Es ist richtig, einen Menschen zu schätzen, dessen Platz nicht abgeschafft werden kann.

      (…)

      Ich kann jedem alles Notwendige geben, doch Ich erwarte die Entwicklung der Erfahrung. Verwirklicht das Werk im Leben, denn die sieben Jahre der ersten Periode gehen dem Ende zu.

 

      332. Worin besteht das Mitgefühl der Bodhisattvas*? Ohne den Willen zu zwingen, lenken Sie unsichtbar und geduldig jede geeignete Kraft zum Heil. Es ist nicht schwer, sich entsprechend der Weisung der Bodhisattvas zu verhalten, denn jede Eigenart des Geistes ist von Ihnen vorgesehen.

      Arbeit kann nur dann als Bürde empfunden werden, wenn die Kräfte falsch verteilt sind. Doch wenn die Angemessenheit von Befehl und Ausführung gewahrt wird, kann selbst eine komplizierte Arbeit nicht über die Kraft gehen.

      Am schädlichsten ist die Meinung, dass man alles abgibt, ohne belohnt zu werden. Durch eine solche Herabsetzung kann man die glänzendsten Ergebnisse zunichtemachen. Vergessen wir nicht, dass man vorwärtskommen kann, wenn man das Ziel kennt; doch die Steine zu zählen, auf die der kostbare Fuß tritt, gleicht einem Gänsemarsch. Lasst uns daran denken, dass die Vögel ohne Ziel fliegen, aber dafür zählen sie nicht jeden Flügelschlag[105].

      Kein einziger Lehrer glaubte, dass Seine Arbeit beendet sei und Belohnung verdiene. Dies ist die Eigenschaft der Selbstaufopferung der Bodhisattvas. Schöpferische Arbeit bei jeder Bewegung der unermüdlichen Hand, denn das Auge erkennt die Entfernung zum Ziel. Dies wird die Arbeit der Bodhisattvas sein. Wie Feuer: allgegenwärtig, selbstaufopfernd und unermüdlich in seinem Wesen.

 

      333. Am wichtigsten ist, über den Begriff Lehrer zu sprechen. Man muss auf die Kette der Lehrer hinweisen, von denen jeder der Schüler eines Höheren ist.

      Man muss sich an die Tatsache gewöhnen, dass die ganze Lehre keine Widersprüche enthält. Man kann weit voneinander entfernte Meilensteine finden, doch diese werden die Zeichen ein und desselben Pfades sein.

      Wenn jemand versichert, dass Wiederverkörperungen nur in Zeitspannen von 3000 Jahren stattfinden können, wird er genauso Recht haben wie jener, der eine Frist von drei Monaten behauptet.

      Das Glück, Möglichkeiten zu erkennen, ist das Glück der Zukunft. Indem man Möglichkeiten offenbart, ohne die Grundlagen der Gesetze zu verletzen, nähert man sich der Vervollkommnung.

      Wenn in der zweiten Rasse eine weit längere Frist zur Inkarnation erforderlich war, so verringert in der sechsten Rasse die Annäherung des körperlichen an den astralen Zustand die Notwendigkeit längerer Fristen.

      Man muss sich auch an die Vermischung der Rassentypen gewöhnen. Die dritte Rasse wird kaum das Ziel erreicht haben, wenn die Samen der sechsten bereits im Raum in Erscheinung treten.

      Wer der Lehre des Feuers folgt, muss verstehen, dass die Vervollkommnung der Materie erreichbar ist. Die Welten des Körpers und des Lichts haben sich beträchtlich vereinigt. Dies wird das Gesetz der Verwandlung des sogenannten Todes sein. Gerade das Gespenst des Todes schließt die Tore des Wissens.

      Es ist nützlich, an den Schulen die Unsterblichkeit zu lehren. Eine Religion, die den Tod lehrt, wird sterben; ebenso wie alle jene sterben, die zu sterben wünschen, denn der zukünftige Zustand liegt in unserem Bewusstsein. Wer das Potential des Feuers in seiner Unsichtbarkeit erkennt, der versteht das äußere Erscheinungsbild der Entkörperung[106].

 

      334. Zur Frage über die Zone der Welten muss man darauf hinweisen, dass die Welten entweder zu einem bestimmten System gehören oder intersystemare Körper sein können.[107]

      Doch der Zustand der Erde ist sehr betrüblich: Die Erde ist krank.

 

      335. Man sollte nicht denken, das Werk werde nach den irdischen Wohnungen bemessen. Wird etwa die Wahrheit der Worte Ramakrischnas[108] vermindert, wenn sein Bett verbrennt?

      Ist der Schäfer gewiss, welches seiner Schafe die bessere Wolle liefern wird? Ist der Gärtner gewiss, wie viele Früchte die gepflanzten Bäume einbringen werden? Doch die Sorge des Schäfers gilt seiner Herde und die Liebe des Gärtners seinem Garten.

 

      336. Kein anderer Name wird so viele Angriffe hervorrufen wie der Name Maitreya, denn Er ist mit der Zukunft verbunden. Die Menschen fürchten aber vor allem die Zukunft und sind ihretwegen gereizt.

      Wenn ihr in die Zukunft strebt, seid für Kämpfe bereit! Doch verbergt euer Streben nicht, denn Feuer strebt aufwärts, und nur die Stufe des Strebens wird unsere Verbindung stärken.

      Die Lehre des Agni Yoga muss euer Leben innerlich verwandeln. Doch äußerlich sollen weder Hörner noch ein Schwanz, Flügel, hochnäsige Herablassung, Aberglaube oder Bosheit eure Merkmale sein.

      Man darf sich nicht fürchten, seine Tätigkeit auszuweiten, denn das ist das beste und angemessenste Mittel. Wenn man unter einem Baum sitzt, mag man denken, er sei der Mittelpunkt der Welt, doch wenn man das Wesen seines Geistes über die ganze Erde ausdehnt, wird man dem alles durchdringenden Feuer ähnlich.

 

      337. Das Bewusstsein ist der Maßstab und Schönheit duldet keine Hässlichkeit. Eine Lüge lässt sich nicht verbergen. (…) Das Bewusstsein ist der Richter des Beweggrundes. (…) Es gibt so viele Spielarten des Lebens, dass nur das Bewusstsein als Richter bleibt. Entwickelt daher das Bewusstsein.

      Wenn wir uns durch tote Gesetze begrenzen, wäre es besser, auf einen Friedhof zu übersiedeln.

      Das Mittelmäßige ruft das Feuer des Raumes nicht hervor. Das Opfer wird vom Bewusstsein gutgeheißen, doch wie genau muss der Meißel sein, der Gerechtigkeit eingraviert. Und wie fein kann die Wendigkeit der Selbstrechtfertigung sein.

 

      338. Stunden des Glücks – so bezeichnen Wir jene Entwicklungsstufe des Bewusstseins, wenn sich Unseren Leuten, ohne sich vom Leben abzuwenden, die Möglichkeit bietet, mit Uns in Unserer Stätte zusammenzutreffen. Doch warum hat keiner dieser Auserwählten von dieser Möglichkeit unverzüglich Gebrauch gemacht?

      Während die Entwicklung des Bewusstseins die Tore zu Uns darstellt, gebietet dasselbe Bewusstsein, Unsere Werke in der Stunde der Not nicht im Stich zu lassen. Selbstaufopferung erwächst aus dem Bewusstsein, und die Verteidigung Unseres Hauses glüht wie ein Stein der Rettung.

      Die Entwicklung des Bewusstseins ermöglicht ein Verstehen der Wechselbeziehung der Lebensgesetze und Hilfe für die Bewusstseine der Mitarbeiter. Doch wir sind darum besorgt, dass sich Unsere Auserwählten sogar physisch nicht zu weit von Unseren Bergen entfernen.

      Man sollte nicht denken, dass Mangel an Hingabe Unsere Mitbrüder zeitweilig von Unserer Stätte fernhält. Im Gegenteil, gerade ihre Hingabe leitet sie, ihre Bequemlichkeit und Freude zurückzustellen.

      Man sollte bedenken, dass es unsagbar wenige entwickelte Bewusstseine gibt, deshalb pflegt jedes (…) Bewusstsein, auch das mit zahlreichen Fehlern. Ein angemessenes Maß von Mängeln und Vorzügen gehört zu einem aufsteigenden Bewusstsein.

      Bedenkt, dass Unsere Werke nicht immer in Not sind. Der Sämann streut seine Handvoll zu Ende aus und antwortet dann auf den Ruf seines Herren: „Ich komme, Herrscher!“ — „Kalagiya!“[109]

 

      339. Die Menschen lieben Erscheinungen, nicht kleiner als ein Elefant, und einen Ton, nicht leiser als Donner. Doch in der Stille vollzieht sich die Einwirkung der feinen Energien.

 

      340. Die Hauptsache ist, zu lernen, allein zu denken und sich an die Verantwortung für sein Denken zu erinnern. Wahrlich, der Gedanke reißt die stärksten Mauern nieder. Zweifel, Gereiztheit und Selbstbemitleidung können bewusst vertrieben werden.

      Ich rate, sich selbst zu beobachten und zu bedenken, dass niemand anderer als der Lehrer helfen wird. Ich rate, den Lehrer als die einzige Festung zu betrachten.

 

      341. Wenn auf die Neue Ära des Feuers hingewiesen wird, bedeutet dies, dass dieses Element beherrscht werden muss. Anders gesagt, man sollte die Lebenskraft des Feuers in sein Bewusstsein aufnehmen. Schon vor langem habe Ich zu euch über die Notwendigkeit der Übung gesprochen, eure Gedanken in das Bewusstsein aufzunehmen.

      Kann man annehmen, dass die Lehre im Leben angewendet wird, wenn noch nicht einmal die Gedanken eine neue Richtung erhalten haben? Dort, wo alles beim Alten blieb, sucht keine neuen Keimlinge. Wo das Alte fortbesteht, wird das Neue Feuer versengen, und das Leben wird keine neue Segnung erfahren.

      Mögen die Worte über das Feuer nicht als abstraktes Symbol betrachtet werden. Ich spreche von einem wirklich existierenden Feuer. Nicht zum ersten Mal verspürt der Planet die Einwirkung dieses Elementes. Bei einem Rassenwechsel nähert sich das Feuer als reinigender Strom.

      Die Menschheit erinnert sich der Zerstörungen, die durch die Vereinigung des räumlichen Feuers mit seiner unterirdischen Ablagerung verursacht wurden. Warum die Zerstörung von Atlantis* wiederholen, wenn man die wohltuende Wirkung des feurigen Elementes anziehen kann? Um aber dem Feuer furchtlos näherzutreten, muss man lernen, darüber nachzudenken und es in das Bewusstsein aufzunehmen.

      Wenn ihr die Ausstrahlungen des menschlichen Körpers abbildet, werdet ihr mit besonderer Klarheit die Abscheulichkeit eines zwiespältigen Wesens erkennen, wenn das Äußere gerührt ist, doch der Gedanke sein Messer schleift.

      Man muss lernen, die Lehre einfach aufzunehmen und das Leben mit ihr zu erfüllen. Feuer kann ein großer Segen sein.

 

      342. Beim Zerlegen von Materie muss man wissen, dass außer verschiedenen Bestandteilen immer zwei Faktoren gefunden werden, denen keine bestimmten Namen zugeordnet sind. Der erste wird die Ablagerung der psychischen Energie und der zweite die Substanz des Feuers sein. Solange der Kristall der psychischen Energie nicht festgestellt ist, kann die Substanz des Feuers nicht erfasst werden. Genauso wie die Ablagerungen der psychischen Energie durch Imperil wahrgenommen werden können, wird die Substanz des Feuers entsprechend der Anspannung der psychischen Energie erfasst werden.

      Das Raumfeuer kann in seltenen Fällen mit bloßem Auge beobachtet werden, wenn es sich nahe der schützenden purpurnen Grenze verdichtet. Der Raum wird gleichsam mit kleinen züngelnden Flammen angefüllt, doch für diese Manifestation bedarf es einer gefestigten Aura, die durch die Nähe einer kondensierten Flamme keinen Schaden erleidet.

      Auf alten Bildern kann man um die Aura herum die Ablagerung von Feuer wahrnehmen. Doch heute ist diese physische Erscheinung vollkommen in Vergessenheit geraten. Ihr kennt die volle Wirklichkeit des Gesagten; doch mögen die Wissenschaftler nicht klagen, wenn Wir ihnen vorschlagen, vor der Entdeckung des Feuers den Kristall des Imperils zu finden. Dies umso mehr, als sie ihn schon fast gefunden haben. Dabei ist es weit einfacher, mit dem Gift der Gereiztheit zu wirken, als die hohe psychische Energie zu suchen.

 

      343. Die Erscheinung des Feuers gehört zu den seltenen Manifestationen, weil die Beweglichkeit des Feuers jenseits des Erfassungsvermögens der Augen liegt. Nur in der Nähe der Aura kann sich das Feuer manchmal festigen. Die Wellen des Feuers haben einen bestimmten Rhythmus.

      Ihr seid schon daran gewöhnt, dass die Phänomene von Manifestationen nicht von der Sichtbarkeit der äußeren Bedingungen abhängen.

 

      344. In Luftspiegelungen findet ihr die Lüge der Augenscheinlichkeit und die Wahrheit der Wirklichkeit. Ich wiederhole: Ihr seht Wirklichkeit, doch das Äußere befindet sich an einem von euch unerwarteten Ort. Dieses Beispiel gilt für viele Phänomene. Die Menschen sehen die Wirklichkeit nicht, bestehen aber auf ihren eigenen Vorstellungen.

      Häufig wird gefragt: Warum sind die Erscheinungen der feinen Energien so selten? Sagt: Sie finden dauernd statt, doch das Auge und das Ohr des Menschen wollen sie nicht erkennen. Wenn das Auge sie auffängt, ist der Mensch davon überzeugt, dass es ihm nur so scheint. Dies ist die Formel der Unbewusstheit.

Gerade an den Schulen muss man die Beobachtungsfähigkeit prüfen, und Schweigen in der Dunkelheit ist das beste Mittel.

      (…)

 

      345. Es ist gar nicht so leicht, denken zu lernen. Es ist schwierig, die Anspannung des Gedankens zu entwickeln, noch schwieriger ist es jedoch, eine hohe Qualität des Denkens zu erlangen. Oft wiederholt ein Mensch im Geist: Ich werde rein denken; doch sein Wesen ist an egoistisches Denken gewöhnt. Dann ergibt sich die am wenigsten erwünschte Gedankenform. Zwei Vögel, die aus verschiedenen Nestern fliegen, können sich nicht vereinen.

      Man muss das Denken nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Feuer des Geistes üben, bis jede Zweideutigkeit schwindet. Der Gedanke kann so lange Macht haben, wie er vollständig monolithisch[110] ist, doch jeder Riss beraubt ihn nicht nur seiner Kraft, sondern ist auch kosmisch schädlich, weil er Dissonanz in den Raum trägt.

      Es ist notwendig, eine bestimmte Zeit für die Beherrschung des Gedankens aufzuwenden, doch es ist nützlich, sich die Einheit des Wesens des Gedankens immer wieder vor Augen zu führen. Wir freuen uns über die Mannigfaltigkeit des Denkens, doch jeder Gedanke muss so rein sein wie ein Diamant.

 

      346. Über die Teilbarkeit des Geistes habe Ich bereits gesprochen. Man sollte nicht erstaunt sein, wenn ein entwickelter Geist sich freigebig offenbart, selbst auf weite Entfernungen, wohin ihn die Qualität der Geistigkeit der Anwesenden zieht.

      Man soll nicht glauben, dass eine solche Sendung des Geistes immer unsichtbar sein wird. Wir teilen Münzen aus, ohne die Abbildung auf ihnen zu sehen, und wissen noch nicht einmal immer, wem wir sie zusenden. Um wieviel freigebiger ist unser Geist, der wie die feinste Energie der besten Anwendung zueilt.

      Daher lasst uns selbstlose Sättigung des Geistes entwickeln.

 

      347. Die Menschen wiederholen häufig: unermüdliche Arbeit; doch im Geist fürchten sie sie. Man kann niemanden nennen, der sich ohne Erweiterung des Bewusstseins über endlose Arbeit freuen kann. Nur Unsere Leute verstehen, wie das Leben mit Arbeit verbunden ist, woraus sie Kräfte für den Fortschritt erhalten. Man möge verstehen, dass Feuer ebenso unerschöpflich ist wie die durch Arbeit erlangte Energie. Mit der Stunde des Bewusstwerdens der Arbeit beginnt die Verwirklichung des Agni Yoga.

      Wolken beginnen, das Feuer zu löschen, wenn die Kraft der Energie unzulänglich ist. Die Anspannung der Energie kommt nicht vom Verstand und nimmt auch nicht durch einen äußeren Befehl zu, sie wächst nur von innen. Doch nur ein freies Bewusstsein kann Arbeit zu einem Fest des Geistes gestalten.

      Vermeidet es auch, Zwang auf den Willen eines anderen auszuüben. Mögen eure Rufe wie Feuer aufflammen und den Raum erfüllen. Doch den Plan für die Nachfolge dieser Feuer des Geistes muss jeder für sich selbst gestalten.

      In gleicher Weise wird die Arbeit der Sättigung des Raumes erkannt. Ein Unwissender betrachtet die Kräfte des Raumes als außerhalb seiner königlichen Persönlichkeit liegend. Er hofft, dass mit seinem Körper sein ganzes Wesen vernichtet wird, doch der Kristall der Unwissenheit ist so lange unzerstörbar, bis das Wissen des Geistes sein tödliches Gewebe auflöst.

      Wenn die Menschen den Yoga des Feuers suchen, müssen sie Arbeit als Entflammer verstehen. Die Wechselwirkung von Energien nährt das Feuer, und entlang den feurigen Kanälen gelangt es in die Sphären der höheren Welten.

      Wir bezeichnen Agni Yoga als den für das Leben geeignetsten Yoga, weil Leben auf dem Austausch von Energien beruht.

 

      348. Man kann verstehen, dass Fleisch für den Organismus unerwünscht ist, nachdem man den vollen Schaden erkannt hat, der dadurch entsteht, dass man dem Organismus totes Gewebe zuführt. Nur auf Reisen kann man bestimmtes geräuchertes Fleisch zulassen, doch allgemein rate Ich, euch zu enthalten.

      Es ist nützlich, Äpfel auf dem Tisch zu haben. Die Essenz dieses Obstes ist gut für den Atem, solange es nicht fault.

 

      349. Der Lehrer vergisst nicht, jedes Zeichen der Hingabe anzunehmen. Hingabe und Bereitschaft schmieden die Verbindung zwischen den Welten.

 

      350. Man kann Opfer als Aneignung des Rechts auf den raschesten Zutritt verstehen.

      Beachtet, warum für physische Offenbarungen ein tiefes Einatmen erforderlich ist. Liegt darin nicht eine Entsprechung zu der Verlagerung von Energie, über die wir heute gesprochen haben? Gibt es unter den physischen Offenbarungen etwa übernatürliche?

 

      351. Ihr kennt Unser Verhältnis zur Astralwelt. Ihr wisst, wie sehr sich dieser Zustand im Evolutionsprozess ändern muss. Obwohl Wir auf die Unvollkommenheit der Astralwelt hinweisen, können Wir Uns nicht von ihr abwenden, denn nichts Bestehendes kann verworfen werden. So muss man Erkenntnis nicht nach persönlichem Streben aufbauen, sondern nach der absoluten Bedeutung. Die Menschen sollten nicht nur von der Astralwelt wissen, sondern können sie auch näher an die Grenzen des Sichtbaren bringen;

so kann man Unser Experiment der Verdichtung des Astralkörpers fördern.

      Wenn ihr über die wahrnehmbaren Manifestationen der Astralwelt lest, mögen sie euch bislang ungewöhnlich erschienen sein. Doch damit zeigt ihr eine Schwäche des Denkens, weil ihr das zurückweist, was untrennbar nahe ist. Es ist nützlicher, anzuerkennen und den Standpunkt der Betrachtung einzunehmen. Wie können wir für die Verbesserung der Bedingungen des Lebens kämpfen, wenn wir es nicht beobachten?

      Ihr teilt den sich Nahenden mündlich mit, wie die Verdichtung des Astralkörpers das Leben beeinflusst, und auch das Experiment des Wechsels des Ortes und der verschiedenen Körper. Man möge darauf hinweisen, dass ein Experiment, das auf den Gesetzen der Chemie beruht, nicht als übernatürlich bezeichnet werden kann.

      Allerdings kann natürlich ein durch Jahrhunderte verstopftes Bewusstsein die Wirklichkeit nicht sofort erfassen. Wenn Ich daher über Geduld spreche, muss man dies verstehen wie das Leben.

      Wer würde einen Gast in den Regen hinausjagen? Doch der Ansturm der Elemente währt nicht lange, und man muss nur die Zeit so vernünftig wie möglich nutzen. Auch muss man verstehen, dass der räumliche Gedanke sich jetzt in Richtung Vereinigung der Sphären spannt, und der menschliche Gedanke wandert auf diesem Pfad der Erweiterung des Bewusstseins.

 

      352. Die Furcht vor astralen Erscheinungen beruht auf anderen Ursachen als auf Gespenstern, denn man muss die Kälte des Astralkörpers als eine chemische Reaktion verstehen.

 

      353. Wenn man nach Belohnung fragt, erzählt folgendes Gleichnis:

      Ein Mann gab für gute Werke viel Gold, doch er erwartete eine Belohnung. Einmal sandte ihm sein Lehrer einen Stein mit der Aufschrift: „Empfange die Belohnung, den Schatz eines fernen Sterns!“ Der Mann war empört: „Für mein Gold wird mir ein Stein geboten! Was bedeutet mir ein ferner Stern?“ Und in seinem Ärger warf er den Stein in einen Gebirgsstrom.

      Doch da kam der Lehrer und sagte: „Wie fandest du den Schatz? Im Stein eingeschlossen war ein äußerst wertvoller Diamant, der stärker funkelte als alle Edelsteine der Welt.“

      In Verzweiflung stürzte der Mann sich in den Strom und wurde, der Strömung folgend, immer weiter flussabwärts getrieben. Doch das Flimmern der Wellen verbarg den Schatz für immer!

 

      354. Wer Furcht, Vorurteile und Heuchelei aufgibt, kann sich an das unsichtbare Leben anschließen. Man kann beobachten, wie sich ohne diese drei Feinde Hellhören und Hellsehen entwickeln.

 

      355. Diejenigen, die Agni Yoga studieren wollen, müssen ihre Aufmerksamkeit dem Pulsieren der Elemente zuwenden, denn durch dieses Gesetz werden die verschiedenen Elemente verbunden. Das gestern durchgeführte psychophysische Experiment konnte euch den Rhythmus der Energie als Puls der Elemente zeigen; dann wurde die Tätigkeit durch Stille unterbrochen — wie Pralaya* und Manwantara* einander abwechseln.

      Gewiss wäre es unsinnig, die Wirkung der Elemente bei allen mechanischen Vorgängen Geistwesen zuzuschreiben, doch ist natürlich die Verbindungen zwischen einigen Geistwesen und den Augenblicken des Zustroms von Energie unbezweifelbar. Es ist erstaunlich zu sehen, wie nicht verkörperte Geistwesen sich durch Nutzung des Ektoplasmas* des Raumes verdichten können, und wie nicht manifestierte Körper feine Eigenschaften erlangen können. Wahrlich, eine Brücke zwischen den beiden Welten!

      Bedenkt, dass das Ektoplasma gerade mit Hilfe des feurigen Elementes abgesondert wird.

 

      356. Ihr erforscht den Rhythmus des Pulses der Elemente nicht aus Neugierde. Alles Wissen lässt sich anwenden. Man kann das Wissen über den Rhythmus nützlich im Leben anwenden. Schon seit langem wurde die Bedeutung des Rhythmus bemerkt, doch der Rhythmus des Pulses der Elemente erzeugt besondere Wirkungen.

 

      357. Mahawan* und Chotawan* sind die charakteristischsten Rhythmen des Feuers. Wenn man über diese Rhythmen verfügt, kann man sich leicht dem Element Feuer anschließen. Das ist keine gewaltsame Beschwörung, sondern nur das bewusste Eintreten in eine Sphäre, deren Bedeutung ihr als wesentlich erachtet.

      Man muss die Rhythmen verstehen, denn wie sonst bringen wir Überzeugung in die Taten? Selbst der halbtote Sand ordnet sich bei Schwingung zu besonderen Mustern. Um wie viel mehr unterliegt der Mensch dem Rhythmus.

      Nicht Zauberei, sondern Wissen eröffnet dem Menschen den Weg der Verwandlung. Dieser Weg ist unaufschiebbar, denn so wurde die Menschheit schon in den letzten Tagen von Atlantis aufgerufen. Doch sollte man nicht denken, dass, wenn das Heute vorübergegangen ist, auch das Morgen vorbeigehen wird. Jede Stunde kann eine Verwandlung für die Neue Welt sein.

      Denkt darüber nach, wie ihr die Lehre leichter in euer Leben aufnehmen könnt. Selbst sehr beschäftigte Leute können jeden Tag eine Stunde für die Annäherung an die Lehre erübrigen. Wir können nicht glauben, dass es keinen Augenblick für das Wesentlichste gibt, für das wir leben. Wir nehmen täglich Nahrung zu uns, und ohne sie halten wir den Tag für unglücklich. Doch unser Geist erhält auch Nahrung durch Gedanken, und ohne sie ist der Tag sogar verbrecherisch.

      Vergrößern wir unser Denken und erinnern wir uns an die Grundlage des Yoga wie an Brot und Milch. Zwang ist nicht nötig, denn die Lehre kann durch Bändigung alles Störenden anziehen.

 

      358. Es ist richtig, Sauerstoff als den Adler der alten Schriften zu verstehen[111]. Auch auf Phosphor, schwefelsaures Zink und Platin stößt man bei den alten Verbindungen.

 

      359. Besonders schwierig ist es, einen schnell fliegenden Vogel zu nötigen, langsam zu fliegen; es gibt kein größeres Opfer, als wenn ein bereits erweitertes Bewusstsein sich der offenbarten Wirklichkeit darbringt.

 

      360. Sobald sich die Menschen der psychischen Energie bewusstwerden, wird die Neue Ära verwirklicht werden.

 

      361. Es gibt zwei Arten von Logik: Die eine ist die Logik des äußerlichen Denkens, die man mit Lehrbüchern zu festigen versucht. Die andere ist die Logik der mentalen Synthese, welche die Funken der Schlussfolgerungen des räumlichen Denkens sammelt und verbindet. Diese Schlussfolgerungen erscheinen dem Menschen als ein glücklicher Zufall, obwohl dieser Zufall ein ganzes Jahrhundert im Raum heranreifte.

      Das erweiterte Bewusstsein bietet die beste Möglichkeit, die entscheidenden Punkte des räumlichen Gedankens zu erfassen.

      Gewiss, vom Gesichtspunkt der äußerlichen Logik wird man immer Lücken im Prozess der mentalen Logik finden. Wie die Ringe der Spirale dem Beobachter nur eine Windung zeigen und den inneren Ring verhüllen, so geht die mentale Logik entsprechend der Grenzlinie der nächsten Windung vor, während die innere Fläche im Strom des räumlichen Kollektivs versunken bleibt. Deshalb sind Wir so um die Erweiterung des Bewusstseins besorgt, damit man zur Vereinigung mit dem räumlichen Denken gelangt.

      Man muss dies so einfach aufnehmen wie die lebenswichtige Bedeutung des Sauerstoffs. Ebenso einfach sollte die Vorstellung des spiralförmigen Ursprungs des Daseins und der schöpferischen Explosionen erscheinen. So wird der Atem des Kosmos als aufsteigende Spirale erkannt werden.

      Der reine Anfang — wir wollen ihn Sauerstoff nennen — taucht mit Hilfe von Materia Lucida aus dem nicht offenbarten Raum auf, trifft mit dem Abfall des Lebens zusammen und bewirkt einer Reihe von Explosionen. Natürlich, man muss verstehen, dass diese Explosionen ohne das Feuer des Raumes keinen Rhythmus erlangen. Anders gesagt, das Feuer erweist sich als Regulator des kosmischen Pulsierens.

      Man kann sich freuen, wenn ihr die euch gegebenen Rhythmen anwendet. Gewiss, ihre Aufeinanderfolge ist ziemlich individuell. Man erhält Ergebnisse in Abhängigkeit von dem gegenwärtigen Zustand des Organismus. Man sollte die räumlichen Sendungen mit dem offenen Kelch aufnehmen. Das ist die Gewähr der Synthese. Gleicherweise muss man den inneren Rhythmus beobachten, denn das entwickelte Bewusstsein bleibt nicht ohne Rhythmus.

      Günstig für den Rhythmus des Feuers ist die Verbindung von zwei Dodekaedern. Sobald sich die Energie ansammelt, will Ich es angeben, denn für die Annäherung an Agni Yoga ist dieser fliegende Rhythmus notwendig.

 

      362. Wer ein Körnchen Wahrheit kennt, wird Okkultist genannt. Wer sich gegen die Grundlagen des Wissens erhebt, wird als Rationalist bezeichnet. Bei solchen Voraussetzungen kann man sich die Abwegigkeit des irdischen Denkens vorstellen.

      Es ist schlecht, wenn der Begriff des Lehrers nicht erkannt wird; noch schlimmer ist es aber, wenn man, nachdem man ihn erkannt hat, dem Lehrer das auferlegt, was man selbst zu vollbringen hat.

      So kann man die Verehrung des Lehrers mit der Aufbietung seiner ganzen Kraft verbinden.

 

      363. Die Menschen sprechen gern über Ebbe und Flut, über Licht- und Tonwellen sowie über magnetische Ströme, doch die psychische Energie bleibt in Vergessenheit. Dabei sind psychische Wellen viel stärker als alle anderen räumlichen Fäden. Völlig wissenschaftlich, wie astrochemische Strahlen wirken die Wellen der psychischen Energie. Man kann die Bereiche der Einwirkung oder der Gegenwirkung auf weiteste Entfernungen beobachten.

      Weder der persönliche Wille noch das Bewusstsein der Astralwelt, sondern die Akkumulation räumlicher Wellen — als das Bewusstsein des Kosmos — wirkt auf alle feinfühligen Empfänger ein. Man kann sich denken, welche Macht über die Welt hinwegfegt, wenn aus ihr Legionen von Lächeln oder Schrecken geboren werden.

      Wozu misst man den Druck der Atmosphäre, macht aber keinen Gebrauch von den Daten, welche die Stimmungen der Menschen bewirken? Das Leben wird von solchen Stimmungen aufgebaut. Es gibt eine ausreichende Zahl feinfühliger Organismen, doch anstatt sie vernünftig zu nutzen, werden solche Individuen mit Verachtung oder Aberglauben umgeben. Bedauerliche Unwissenheit verhindert die Anwendung dieser Energien im Leben, die selbst ans Fenster klopfen. Es ist Zeit zu verstehen, wo das kollektive Streben herrührt und woher die Mehrheit Niedergang und Aufschwung schöpft.

      Andere Rassen haben der Einwirkung der psychischen Energie Beachtung geschenkt, doch unsere scheidende Rasse ist nicht gewillt, ihren Nachkommen dieses wohltätige Erbe zu hinterlassen.

 

      364. Wenn Ich nach Ablauf von sieben Jahren sage: „Alles ist möglich“, wird das verstanden werden? Werden nicht die Gegner weiter gegen die Wirklichkeit vorgehen?

      Der tote Buchstabe ist gefährlich. Doch ist das Bewusstsein bereit, die Grenzen der Schöpfung zu verstehen?

 

      365. Das Wichtigste ist, mit der Lehre keinen Schrecken einzujagen. Wahrlich, in jedes Leben kann ein Blütenzweig hineingetragen werden. Wie das Licht des Morgens soll die Lehre sein.

 

      366. Warum sollte Unsere Bürgschaft derart beschränkt verstanden werden? Weiser ist es, den Schatz noch weiter zu tragen, als ihn nur für das gewöhnliche Leben anzuwenden. Die Suche nach weiter Anwendung der Lehre verleiht der Hand Erfahrung.

      Doch man kann ein bereites Ergebnis leicht zerstören, denn die Stimme aus der Ferne gleicht dem Rascheln des Schilfs. Man sollte keinen Einspruch erheben, wenn sich ein freier Wille auflehnt. Man kann es bedauern und erneut flüstern, doch das Gesetz des freien Willens ist die Würde des Menschen.

      Wenn ich sage: „Übt keinen Zwang aus“, habe Ich gerade das Gesetz des freien Willens im Sinn. Wer würde einen Zweig biegen, der durch den Willen angespannt ist? Und wäre der Rückschlag nicht bitterer als die Biegung? So versteht es, Menschen heranzurufen, ohne den Willen zu unterdrücken.

      Selbstaufopferung kann nicht eingegeben werden. Selbstaufopferung kann nicht befohlen werden. Wenn der Geist, ohne sich selbst zu schonen, für andere leidet, handelt er aus freiem Willen. Selbst ein Wink ist ungebührlich, wo ein Opfer sich erhebt. Ist Teilbarkeit des Geistes möglich, wo Zwang herrscht?

      Seht, wie die immer bereite Flamme auflodert! Wird der Schmerz etwa das abwenden, was der Wille eines reinen Geistes bereits ausgesandt hat?

 

      367. Streiten können selbst Hunde, daher ahmt die Tiere nicht nach. Das Bewusstsein verpflichtet, die Folgen eines Streites zu verstehen. Sinnlose Worte erheben sich wie schwarze Wirbelstürme. Es ist gefährlich, den Raum zu verunreinigen. Es ist gefährlich, einen Rückschlag auf sich und die Nahestehenden zu lenken.

      Man sagt, der Affe sei leicht beleidigt – was bedeutet das für uns? Der Panther sei sehr reizbar – was bedeutet das für uns? Man sagt, die Henne gackere ohne Grund. Man sagt, der Geier verberge lange seinen Zorn – was bedeutet das für uns? Ein Papagei wiederhole Schimpfworte – was bedeutet das für uns? Man sagt, eine Ente beherrsche ihre Nerven nicht – was bedeutet das für uns? Lasst uns sie nicht nachahmen!

 

      368. Weder Unzufriedenheit noch Gereiztheit, sondern das Gefühl des Glücks ist notwendig, nämlich des Glückes, das Werk des Lehrers aufzubauen.

 

      369. Zum letzten Mal spreche Ich über Gereiztheit. Bedenkt, dass ihr Schaden nicht nur ein persönlicher, sondern auch ein räumlicher ist. Dieser hinter Lächeln und Höflichkeit verborgene Wurm hört nicht auf, die Aura zu zerfressen. Sein Schaden untergräbt alle Werke.

      Seid um des Schaffens willen von Verurteilung der Gereiztheit durchdrungen. Wenn sie wie ein Blutgerinnsel die Ohren verschließt, kann dann ein Mensch hören? Wenn sie das Auge trübt, kann dann ein Mensch sehen? Wenn ein Schleier auf das Bewusstsein fällt, wo bleibt dann die Errungenschaft?

      Doch man muss das Feuer wie einen Schatz hüten. Der Phosphor der Nerven verbrennt wie ein Docht, und ist eine Lampe ohne diesen brauchbar? Man könnte Ozonöl hinzufügen, aber ohne Docht werden die Nerven das Feuer nicht entzünden.

      Das Symbol des Feuers erinnert an die heiligste Substanz, die mit viel Mühe angesammelt, aber augenblicklich vernichtet wird. Wie können wir beim Photographieren der Ausstrahlungen Ergebnisse erwarten, wenn wir uns anschicken, in die Finsternis einzutauchen?

      Warnt die Freunde unermüdlich.

 

      370. Sagt Oriola[112], dem goldenen Vögelein: „Wenn du zum hohen Turm fliegst, denke an die Vergangenheit. Erinnere dich, wie du Schätze zerstört hast und nachher zu den Schöpfungen des Geistes strebtest, den Weg zu ihnen aber nicht gefunden hast.

      Doch Streben verschwindet nicht, sondern verwandelt sich in Leben. Du besitzt Schätze des Geistes. Wie viele andere haben einen so vorbereiteten Weg vor sich?

      Doch wer keine Hindernisse vorfindet, muss umso leichter den Raum erobern. Die Flügel sind den Vögeln nur zum Fliegen gegeben.“

      So merkt euch das!

 

      371. Wenn ihr die feinen Energien erforscht, könnt ihr euch davon überzeugen, dass nicht nur die Hauptgruppen der Erscheinungen nähere Beachtung verdienen, sondern auch die kleinen Spannungsfäden mächtige Ergebnisse hervorbringen. Es ist sogar nötig, den fühlbaren Ablagerungen und Verbindungen den ersten Platz einzuräumen.

      Kürzlich begann man das Soma im Organismus zu erforschen. Auch hat man sich unlängst an das purpurne Sperrnetz erinnert. Beide Erscheinungen gehören zum Bereich des Feuers. Die erstere stellt das Ergebnis der Arbeit des Phosphors dar, die letztere verleiht die Macht des Feuers, die durch eine gesunde Ausstrahlung des Organismus aus dem Raum angezogen wird.

      Daher sollte man das Feuer des Körpers hüten, damit seine Wirkung mächtig ist. Auf diese Feuer sind unsere Heilmittel ausgerichtet. Nicht die Muskeln, sondern die feurige Welle der Nerven verdient Beachtung. Sie muss wiederhergestellt und genährt werden.

      Die Pflanze, die ihr vom Berg mitgebracht habt[113], ermöglicht eine Reihe nützlicher Experimente. Die angespannte Energie des Saftes nährt die Macht des Feuers. Aber auch andere Methoden ihrer Anwendung sollten erforscht werden. Wärme, verbunden mit der Essenz der Blätter, und das Öl der Rinde liefern das beste Stärkungsmittel für das Sperrnetz.

      Zwischen den beiden Uranfängen des Lichts und der Finsternis leuchtet das Sperrnetz wie ein Harnisch. Wahrlich, diese Linie ist die Grenze zwischen Licht und Finsternis! Von einer anderen Seite treten wir an die Goldene Mitte des Testamentes Buddhas heran.

      Diese Linie trennt die Uranfänge; wie ein Blitz entspringt sie dem einen Prinzip der Urquelle. Wie ein Schutz und wie eine Brücke vereint das Feuer die Gegensätze. Wie sehr sollten die Menschen die Macht dieser Vereinigung schätzen! Wer sie beherrscht, ist ein Besieger der Finsternis.

      Die Ärzte sollten die Bedeutung des Soma und des Sperrnetzes studieren.

 

      372. Es ist nützlich, die interplanetaren Kämpfe zu erkennen. Man kann das Aufeinanderprallen der kranken und der gesunden Atmosphäre nicht anders bezeichnen. Die gestern erwähnten Ströme schützen natürlich den Planeten vor giftigen Ausdünstungen. Das Bewusstsein der lebenden Wesen trägt zu diesen traurigen Erscheinungen viel bei. Man kann sich die Gefahr dieser Ausstrahlungen nicht vorstellen. Nur die Beherrschung des Raumfeuers kann eine Entspannung bewirken. Doch man muss dieses Feuer ins Leben hineintragen.

      Es genügt nicht, die Zeichen des Feuers im Umkreis des menschlichen Organismus zu beobachten. Man sollte auch bemerken, wie das Feuer auf das Bewusstsein einwirkt. Dieses häusliche Experiment wird die Technik liefern, die ein bloßer Buchstabe nicht enthält. Das Feuer nähert sich dem Leben öfter, als man denkt.

 

      373. Beweglichkeit des Bewusstseins ist eine Eigenschaft der höheren Welt. Man muss verstehen, wieso auf königliche Inkarnationen ohne Erniedrigung solche von Schuhmachern folgen können. Auf Erden erfasst man die Beweglichkeit der äußeren Formen nur schwer, weil sich die Menschen den Aufstieg des Geistes nicht vorstellen.

      Beweglichkeit lehrt, einen Gegenstand von verschiedenen Blickwinkeln aus zu verstehen, und die Formel „mit menschlichen Händen und Füßen“ hört auf, eine Abstraktion zu sein.

      So versteht auch die Unwandelbarkeit des Gesamtplanes. So sollt auch ihr suchen. Stützt euch nicht nur auf eine Lösung. Wenn die Feinde einen Weg versperren, übersehen sie damit gleichzeitig einen anderen.

 

      374. Wer der Lehre folgt, büßt die den Menschen lieb gewordene Untätigkeit ein. Doch wer ihr nicht folgt, erhält den vollen Schauer des Karma. Urteilt selbst, wer den richtigen Pfad gewählt hat. Kann es Misserfolg geben, wenn ihr die Lehre erfüllt? Als ein Glück bringt die Lehre Verfeinerung des Bewusstseins. Wo kann man sonst eine Kraft finden, die den Ergebnissen der Lehre gleichkommt? Daher befolgt sorgsam Unsere Testamente.

 

      375. Worin besteht der Erfolg eines Yogi? Weder in der Anziehung von Massen noch in der Bekehrung der Menge; doch nahe den Werken des Yogi beginnt man bewusste und unbewusste, freiwillige und unfreiwillige Nachahmung bemerken. Die Menschen beginnen, das gleiche zu tun. Sogar Feinde folgen fluchend dem gleichen Weg.

      Es ist, als ob sich um die Taten des Yogi eine besondere Atmosphäre ansammelt. Dies ist wirklicher Erfolg, wenn weder Gold noch Mengen, sondern das unsichtbare Feuer die menschlichen Herzen entflammt. Doch mit dem Wunsch, nachzuahmen, treten sie in dieselbe Atmosphäre ein und tragen Tropfen desselben schöpferischen Taus mit sich fort.

      Dieser Erfolg kommt nicht allein von außen, er wird durch die Verbindung von menschlichen Händen mit dem Gedanken des Raums geschaffen. Doch der Yogi wird zum ersten Kanal, zum primären Empfänger der Raumenergien. Daher leuchtet der Yogi wie ein aufrufendes Feuer.

      Er baut auf, was aufgebaut werden muss. Er fügt die vorbestimmten Steine zusammen, und selbst Feinde sprechen schaudernd die von ihm übergebenen Worte nach.

      Der Yogi ist kein Prediger. Er tritt selten auf, doch die anvertrauten Werke wachsen in einer besonderen Farbe. Andere anerkennen selbst das Blühen dieser Werke nicht, denn ihre Bestimmung ist es nicht, zu verschlingen, sondern zu entflammen.

      Wohin fliegt der Feuerfunke? Kann man alle entfachten Feuer sowie alle vom Feuer des Agni Yogi erwärmten Wanderer sehen?

      Das Feuer lodert erfolgreich auf, denn es brennt nicht für sich.

 

      376. Was halten Wir für Erfolg? Wahrlich, Werke sind erfolgreich, weil ihnen Freunde und Feinde auf Schritt und Tritt folgen. Verfolgt das Verzeichnis der Nachahmungen und sagt zu euch selbst: „Das alles kommt von unserem Feuer“. Fehler gehen in den Feuern der Nachfolge unter. Man vermag mutig zu schwimmen, wenn die Feuer der Leuchttürme gesendet werden und wenn Gefahren das Ornament des Schleiers der Mutter der Welt offenbaren.

      Die Mutter der Welt fürchtet das Große Spiel[114] nicht.

 

      377. Wahrlich, hütet die Lehre wie eine Perle. Als die Freude des Tages und die Besorgtheit um den Aufstieg erhebt das Buch des Testamentes. Erhebt die Lehre als ein Schwert auf der Wacht. Kann Nachlässigkeit um das Testament des Lebens herumkriechen? Womit sonst können wir unser Leben ändern? Wo sonst finden wir Anwendung für das Reich des Geistes, das in uns wohnt?

      Lasst uns die unwürdig verbrachten Tage zählen und von Schrecken ergriffen sein. Lasst uns die der Lehre nicht gewidmeten Stunden zählen und betrauern. Kann man die Stunde der Lehre für einen Sack Gold verkaufen? Kann man sich mit dem Kleid der Unwissenheit zufriedengeben, wenn ein Chiton[115] der Schönheit mit den Blumen der Mutter der Welt geschmückt ist? Wie können wir den Tag gewöhnlich zubringen, wenn längs des Weges Schätze ausgestreut sind? Man muss sich an die ungewöhnliche Offenbarung des Lebens gewöhnen.

      Nur zu einem Magneten werden Metalle hingezogen. Daher sollte man den Magneten des Geistes nähren. Ohne Nahrung wird der Geist nicht sehen, wie viele Türen offenstehen.

      Gemäß dem Gesetz des Austausches der Substanzen ist es notwendig, einen Strom des Empfangens und des Gebens zu schaffen. Man sollte nicht glauben, dass das, was einmal gelesen wurde, bereits im Bewusstsein haften blieb. Untauglich ist der Gärtner, der den Garten nur einmal besucht! Man muss die Zeichen verstehen, doch dazu sollte man sie sich zu eigen machen. Das eigene Buch liegt griffbereit, und herrlich ist der Begriff der Verehrung, durch die das Leben verklärt wird.

      Wir senden den Wunsch, um die Lehre besorgt zu sein!

 

      378. Es gelang, den Dodekaeder zu zeigen, doch das ist nicht leicht. Lasst uns alle Zeichen des Feuers und der psychischen Energie beachten. Damit festigen wir das Verstehen der Ähnlichkeit dieser höchsten Begriffe. Und so werden wir im täglichen Leben tastend die Offenbarung der feinen Energien entdecken.

      Es ist schrecklich, dass die besten Offenbarungen der Energien keine Aufmerksamkeit erregen. Man kann daran erinnern, dass die Menschen oft sehr Bemerkenswertes gesehen und gehört, es jedoch unter den Abfällen vergraben haben. Welche Verwandlungen benötigt das menschliche Auge?

      Wenn jemand ein Feuer sieht und spürt, das sich selbst entzündet und nicht verbrennt, entscheidet er: Es ist Elektrizität. Wenn er das Klingen einer Saite in der Luft oder ein Glockengeläute ohne einen Glockenturm hört, beschließt er, dies seien unklare Tonwellen. Wenn er farbige Sterne um sich sieht, eilt er natürlich zum Augenarzt. Wenn er Formbildungen im Raum sieht, denkt er an Meteorstaub. Wenn er Gegenstände aus dem Raum erhält, verdächtigt er nur seinen Nachbarn, weiter reicht seine Vorstellung nicht.

      Doch fast nie schenkt er den Erscheinungen des eigenen Organismus Aufmerksamkeit. Aber gerade aus diesen kleinen Beobachtungen setzen sich die großen Erfahrungen zusammen.

      Eine Schlussfolgerung darf nicht durch einen Befehl eingegeben werden, sondern muss durch die Kanäle der psychischen Energie hindurchgehen. Lasst uns genau beobachten.

 

      379. Die Membranen und das Soma der Drüsen ermöglichen den Zugang zum Feuer, daher ist die Empfindsamkeit der Drüsen segensreich.

 

      380. Es wurde richtig gesagt, dass die erste Manifestation mit Donner und die letzte in der Stille erfolgt. Es ist unmöglich, sich die Stimme der Stille ohne die Erscheinung des Donners anzueignen, so viel schwerer, und ermüdender und größer ist sie als der Donner. Doch das Allseiende ist in der Stille, und nach Donner setzt unvermeidlich Stille ein. Wo aber ist Finsternis für ein Auge, welches das Licht erkannt hat? Und wo ist Stille für ein Ohr, das die Geburt des Tones gehört hat?

      Kann denn Materia Matrix nicht tönen und nicht leuchten?

      Es ist bereits ausreichend bekannt, dass sich ein verschlossenes Gefäß öffnen lässt: Entweder man zerschlägt es oder man findet einen sehr feinen Rhythmus.

      Gleicherweise sollte man sich bei den übrigen Erscheinungen der Materie daran gewöhnen, Manifestationen nicht von einem Elefantenschritt zu erwarten, sondern selbst den Flug eines Schmetterlings zu erkennen. Das lässt sich nicht leicht erlernen, denn das Leben ist erfüllt von Hammerschlägen. Feine Energien werden im Alltagsleben nicht angewendet. Je weiter die Menschheit geht, desto gröber nutzt sie die niederen Kräfte, die sie errungen hat.

      (…)

      Inmitten des Lebens können wir die Schärfe des Verstehens der feinen Energien reinigen, denn in ihnen liegt die Zukunft.

 

      381. Besonders schwierig ist es, etwas wahrzunehmen, das nicht von den gewohnten Reaktionen der Nerven begleitet wird. Das ist die Selbstbeherrschung eines Yogi.

 

      382. Der Strom des Lebens bewirkt eine ständige Ergänzung der Energie. Wenn die Empfänger[116] geöffnet sind, kann nichts einen neuen Zufluss verhindern. Weder Alter noch Krankheit, sondern Vorurteile unterbinden den Faden des Glücks.

      Persönliche Gereiztheit ist die Tochter des Vorurteils. Man kann sich von Gereiztheit nicht befreien, ohne die Vorurteile auszumerzen. Beständiges Streben möge helfen, die Erscheinungen richtig zu betrachten. Nicht Entsagung, sondern die rechte Bewertung des Lebens ist notwendig. Die Bürgschaft muss wie ein Schwert der Gerechtigkeit die richtige Haltung bestimmen.

      Man soll die Bücher der Lehre wiederholt lesen, denn jeder Tag gibt Hinweise auf eine neue Anwendung.

 

      383. Bei den Errungenschaften der Zukunft muss der Wechselbeziehung zwischen der Entwicklung des Geistes und der Beschaffenheit des Körpers besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dem Körper fällt es schwer, den Geist einzuholen, er ist Anfällen von Schwermut ausgesetzt, wenn sich der Geist in die Höhe erhebt.

      Ein weiterer Umstand ist nicht weniger wichtig, weshalb ich euch bat, das Aussprechen von persönlichen Namen nach Möglichkeit zu unterlassen. Menschen, die sich auf Entfernung an jemanden wenden, belasten diese Person, wenn ihr Geist entsprechend feinfühlig ist. Ihr habt bemerkt, dass Yogis oft ihren Wohnort wechseln und es vermeiden, Namen auszusprechen. Das ist die Folge des Wissens, welche Einwirkung Namen im Raum erzeugen, wenn sie mit einiger Kenntnis der Lehre ausgesandt werden.

      Nur in dringenden Fällen sollte man seinen Willen auf lebende Wesen lenken. Man muss auch verstehen, dass das Wachstum des Geistes sich im Körper widerspiegelt; durch Belastung des Geistes rufen wir eine körperliche Reaktion hervor. (…) Wer sich im Geist erhebt, sollte geschützt werden, doch dabei verhalten sich die Menschen am wenigsten angemessen. Sie sind bereit, ihn mit den kleinlichsten Wünschen zu belasten, ohne den Schaden ihres Leichtsinns zu erkennen.

 

      384. Man muss die Organisation der psychischen Energie erlernen. Ihr seht, wie Nichtübereinstimmung der Kräfte Ergebnisse verhindert. Und wenn gleichzeitig Ungeduld bekundet wird, kann man sich der Ergebnisse völlig berauben.

      (…)

 

      385. Der Gesegnete wies seine Schüler auf einen Fakir hin, der große Kunst beim Ballwerfen zeigte. Jeder Wurf traf das Ziel, und zwei Knaben eilten, um den Ball aufzuheben und zurückzubringen. Der Gesegnete sprach:

      „Dieser Mensch erlangte Vollkommenheit im Ballwerfen. Jeder von ihm geworfene Ball wird ihm sofort zurückgebracht. So verhält es sich mit dem Geben, wenn es vollkommen ist. Daher lernt, Opfer zu bringen, denn im Opfer sollte Kunst liegen.“

      Auch auf einen schweigenden Menschen wies der Gesegnete und sprach: „Wer kann die Grenze des Schweigens bestimmen? Das richtige Wort zu finden ist schwer, doch noch schwerer ist die Schönheit des Schweigens.“

      So lehrte der Gesegnete das schweigende Opfer.

 

      386. Psychische Energie bedarf der Übung, und ihr seht, wie schwer es ist, sie anzuwenden.

      Es ist schwer, mit Worten zu bestimmen, wo und in welchem Maß der Schüler die Kräfte des Lehrers zu nutzen vermag. Nur ein verfeinertes Verständnis wird die richtige Angemessenheit verleihen. Für das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler kann man keine genauen Regeln aufstellen, doch das Leben bringt die notwendigen Formeln, wie man den einen Pfad (…) zu beschreiten hat. (…)

 

      387. Unter den Experimenten mit psychischer Energie gibt es leicht zugängliche und nützliche. Die Energie an Menschen und Tieren zu erproben, ist mit Gefahr verbunden, weil es nicht leicht ist, einen Rückschlag zu vermeiden. Ist das Objekt schwach, dann ist es schädlich, es zu unterjochen.

      Doch es verbleibt noch eine dritte Gruppe von Wesen, die für Experimente besonders lehrreich ist, nämlich Pflanzen. Dieses Experiment nimmt natürlich einige Monate in Anspruch, doch es wird für die Organisation der psychischen Energie die besten Aussagen zeitigen.

      Nehmt einige Pflanzen derselben Gattung von ungefähr gleichem Alter. Die Art sei dem persönlichen Geschmack überlassen. Bringt diese Pflanzen in demselben Raum unter und beobachtet sie persönlich, ohne eine zu bevorzugen. Nach zwei Monaten teilt die Pflanzen in drei Gruppen auf und stellt sie in verschiedene Räume.

      Zur ersten Gruppe verhaltet euch gleichgültig, der zweiten sendet den besten Willen, und der dritten schickt den Willen der Vernichtung. Diese Sendungen sollt ihr natürlich ganz aus der Nähe ausführen und den Rhythmus von Mahawan benutzen.

      Es ist sehr nützlich, diese Sendungen abwechselnd je sieben Tage zu steigern und zu verringern. Es genügt dreimal am Tag: bei Sonnenuntergang, mittags und morgens. Am Morgen können die Pflanzen gegossen werden, wobei man dem Wasser eine Prise Soda beifügt. Bei Sonnenuntergang sollen sie mit einer Lösung Baldrian gegossen werden.

      So mag man fortfahren, nicht nur die Pflanzen zu prüfen, sondern auch selbst an der rhythmischen Tätigkeit festzuhalten. Für diese Versuche sollten weder Giftpflanzen noch Liliengattungen oder Farne verwendet werden. So kann eine vermehrte Abgabe von psychischer Energie erreicht werden.

      Späterhin kann man natürlich mit interessanten Ergebnissen die Einwirkung der psychischen Energie auf Wasser und Luftströmungen demonstrieren. Doch erfordert dies die nächste Stufe der Anspannung. So kann man im täglichen Leben, ohne die Erde zu verlassen, viel Nützliches hervorbringen.

 

      388. Steine stehen bei Experimenten mit psychischer Energie hinter Pflanzen nicht zurück. Rhythmus zwingt den Sand, verschiedene Muster zu bilden. Die psychische Energie kann Schwingungen mit den gleichen Folgen erzeugen. Das alte Sprichwort, dass der Wille Berge versetzt, beruht auf Schwingung.

 

      389. Sicherlich ist Imperil der Hauptzerstörer der psychischen Energie. Doch dürfen auch die drei Übeltäter Furcht, Zweifel und Selbstbemitleidung nicht vergessen werden. Sobald man die psychische Energie mechanisch wird messen können, wird es lehrreich sein zu sehen, wie diese Verfinsterer den Energiestrom unterbinden. Dieser Energiefluss wird durch Anstrengungen wie Selbstaufopferung und Heldentat unterstützt. Diese abstrakten Begriffe werden für die Anerkennung der Energie des Lebensprinzips zeugen, das messbar und erkennbar ist.

      Ich bestätige, dass die durch den aufgezeigten Rhythmus hervorgerufenen Feuer nicht nur vermehrt werden können, sondern auch zur Stärkung der psychischen Energie nützliche Dienste leisten. Das Feuer des Raumes trifft die Verfinsterer wie ein Schwert.

 

      390. Die Offenbarung von Macht und Energie ist erfolgreich, wenn eine Angemessenheit der Spannung vorhanden ist. Die Anerkennung der psychischen Energie als greifbare Substanz wird dem ganzen Leben eine neue Denkrichtung verleihen.

 

      391. Kürzlich sandte Ich euch eine tibetanische Münze, die in der Mitte des Tisches unter ein Notizbuch gelegt wurde, damit sie leichter gefunden wird. Doch niemand hob das Buch auf. Am Morgen legte das Mädchen die Münze an einen sichtbaren Ort, doch bis zum Abend hat keiner sie erkannt, bis sie nach einem erneuten Hinweis genommen wurde.

      So verhält es sich oft mit den Wirkungen des Karma. Eine Sendung wird gegeben, doch sie muss ergriffen werden. Doch es befinden sich so viele Dinge vor den Augen, dass das Geschenk unbemerkt bleibt.

      Die Wirkungen des Karma sind von zweierlei Art: Entweder sind sie nur mit einer Frist verbunden oder sie werden zu einer Person hingezogen. Manchmal kann sich befristetes Karma in persönliches wandeln, doch in keinem der beiden Fälle darf man den Lehrer tadeln.

      Wie kann man die Gesamtheit aller umgebenden Umstände kennen? Nehmen wir ein Beispiel: Man kann die Bilder der Zukunft für beide Arten des Karma voraussehen, doch wenn äußere Umstände das Karma auf sich nehmen, so bedeutet das nicht, dass etwas, das im Raum bereits geboren wurde, sich auflöst. Es vermag neue Formen anzunehmen, braucht aber nicht vernichtet werden. Auch hier kann eine gut organisierte psychische Energie helfen, indem sie das befristete Karma bei der Persönlichkeit festhält.

 

      392. Die Beherrschung der Feuer ist mit vielen Gefahren verbunden. Es ist nicht leicht, seine Feuer zu offenbaren; hat man sie aber erkannt, ist es schwer, die Eigenschaft des alldurchdringenden Elementes zu meistern. Ein Wesen, das die Feuer erkannt hat, wird auf den Ruf der Flamme erklingen oder flammentönend.

      Das Erdbeben gestern Abend bot ein Beispiel. Das Herz der Schwester Urusvati erbebte gefährlich, denn Erdbeben sind die Folge von Feuer. Durch den Zusammenprall von Feuern verschiedener Qualität wird nämlich das ganze Wesen erschüttert. Doch die Erscheinung des Feuers ist als Schritt der Evolution derart wichtig, dass Ich rate, zur Zeit der Beherrschung dieses Elementes besondere Vorsicht walten zu lassen. Dies stellt einen wesentlichen Teil des Experiments des kosmischen Verkehrs dar.

      Der Pfad des Feuers ist der Pfad der Errungenschaft. Dieser Prozess sollte ohne Eile, ohne Gereiztheit und in Ruhe durchgeführt werden. Man kann annehmen, dass Wir helfen werden, damit die äußeren Umstände nicht stören. Doch sollte man Zeichen des Erfolges nicht als Zeichen des Schreckens betrachten. Die Menschheit liebt es, das Wegräumen von Kehricht als Zerstörung und den Beginn des Aufbaus als Unordnung anzusehen. Daher seid vorsichtig und wirkt ohne Überstürzung. Wir werden die Fristen anzeigen.

 

      393. Es kann kein Hindernis geben, das der menschliche Wille nicht überwinden könnte. Ich sage das weder als Trost noch zur Ermutigung, sondern als eine unabänderliche Tatsache. Die Menschen schärfen schon lange ihren Willen, doch sie verstehen den erforderlichen Grad des Bewusstseins nicht, der dem Willen Vollmacht zu handeln verleiht und wo man sagen kann: Alles ist erlaubt.

      Wem kann man die ganze Habe anvertrauen? Nur dem, der sie weder entstellen noch missbrauchen wird. Dem, der in seinem Bewusstsein fest ist. Dem, der die Lehre kennt. Wie viele rühmen sich der Kenntnis der Lehre und kennen sie doch nicht. Es ist ihnen zu langweilig, die bekannten Worte erneut zu lesen.

      Wie den Falken vom Himmel, so sollte man die Schärfe des Verstehens mit einer feurigen Lockpfeife herbeirufen. Der Falke wurde gelockt, und gehorsam ließ er sich auf die Hand nieder. So wird das wahre Verstehen auf das Feuer des Bewusstseins niedergehen.

      Ohne Feuer kann man die Finsternis nicht durchschreiten. Bedenke, wie unerhört dieser Rat ist! Doch ihr entfacht ja eure Feuer nicht. Ihr seht euch noch nicht einmal um, wo die Quelle des Feuers ist! Verspottet ihr nicht jene, die das Feuer gefunden haben? Ihr wisst auch nicht, dass das Feuer nicht für sich gefunden wird, sondern für die Menschheit.

      Doch jenen, die das Feuer gefunden haben, sage Ich: „Alles ist erlaubt!“

      Ihr wisst, wie man über einen Abgrund schreitet. Gefahr bedeutet für euch Freude. In den Worten der Lehre flammen für euch feurige Zeichen auf und verkörpern das Unaussprechliche.

      Es ist von großem Wert, dass Feuer keine Abstraktion, sondern für das Auge wahrnehmbar ist. Feuer ist das Maß des Allerlaubten. Feuer ist das Zeichen des Allvertrauens.

 

      394. Eifer ist ein notwendiger Begriff. Auch Anerkennung der Hierarchie ist eine seltene Eigenschaft.

      Der Nebel der Menschheit ist groß, und der Gedanke kann mit den unerwartetsten Mitteln hindurchdringen; daher ist es leichter, aus einzelnen Stücken ein Mosaik zusammenzulegen. Man muss keine vollendete Linie fordern. Ihre Teile werden sich unter verschiedenen Stimmungen bilden.[117]

      Man sollte nicht nötigen, noch nicht einmal überreden, man kann nur einen Beitrag leisten, indem man den Kalk des Gefühls stärkt, doch das Gefühl brennt nicht immer.[118]

 

      395. Jedem ist ein Talent gegeben. Man kann durch Vergleiche ein Bild von besonderer Bedeutung zeigen.

 

      396. Im Westen wird oft von Gedankenübertragung auf Entfernung gesprochen, doch man versteht es überhaupt nicht, diese Tätigkeit anzuwenden.

      Ein Beispiel: Um einen Beweis zu liefern, errichtet man zwei Stationen, die gleichzeitig arbeiten müssen, und die dazwischenliegenden Meilen werden errechnet, als ob man die Macht des Gedankens in Meilen messen könnte! Bei diesem Experiment wird das Wichtigste übersehen, nämlich die Wirkung des Gedankens.

      Ihr wisst, dass Meine Antwort euch zu verschiedenen Zeiten erreicht, denn viele magnetische und atmosphärische Bedingungen üben einen Einfluss aus. Kann ein Zeitunterschied von wenigen Minuten Einfluss auf die Wirkung des Gedankens haben? Nach westlicher Vorstellung würde das Experiment schon als misslungen betrachtet werden.

      Die Einwirkung des Gedankens wird vom Westen vollkommen übersehen, der nur nach zählbaren Fakten sucht. Doch wissenschaftliche Forschung wird die Gesetze der Ausbreitung des Gedankens in Verbindung mit dem Komplex der physischen Bedingungen enthüllen.

      Die Entwicklung des Gedankens ermöglicht in Abhängigkeit von verschiedenen Wellen viele Lösungen. Man kann gleichsam Gedankensprünge bemerken, genau wie ein Stein über Wellen hüpft. So erreicht der Gedanke unverhoffte Stellen. Diese Verbreitung des Gedankens legt dem Denker Verantwortung auf.

      Wenn wir gelernt haben, uns über die Weite der Verantwortung zu freuen, werden wir auch die Bedeutung des Gedankens schätzen und es lernen, seine Gesetze zu erforschen. Viele empfindliche Apparate werden es ermöglichen, die Wirkungen des Gedankens festzuhalten. So wird aus dem Chaos ein weiterer Schatz hervorgeholt.

 

      397. Beim Erforschen der Gedankenübertragung lenkt die Menschheit ihre Aufmerksamkeit auf alle sie begleitenden Erscheinungen, wohltätige wie auch negative. Die Wirkungen des Gedankens verbreiten sich weit über das Vorstellungsvermögen hinaus. Zuerst werden die Menschen verstehen, wie sehr sie einander schaden, wenn sie die Kräfte eines anderen rauben und überlasten.

      Einer der Gründe, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen, war sich zu verbergen, um die psychische Energie zu hüten. Einer Unserer guten Mitarbeiter ließ sich für tot erklären, um aus dem Blickfeld der Menschen zu verschwinden. So entlastet, sagte er: „Es scheint, man hat mich vergessen!“

      Dann kann man beobachten, wie Gedanken — außer den unpersönlichen, räumlichen — an einem vorüberfliegen. Unpersönliche Gedanken enthalten aber gewöhnlich nichts Schädliches. Ich sage nicht, dass man persönlichen Gedanken entsagen soll, doch man muss sich der ganzen Verantwortung bewusst werden.

      Eine äußere Bedingung der Erziehung zur Verantwortung wird ein strenges Leben für Kinder sein. Auch das Bewusstsein der Wiedergeburt wird helfen. Doch herkömmliche Staatskunst und Religion bedrohen diese Verantwortung ernsthaft.

      Wenn ihr die Umgebung ohne Vorurteile beobachtet, werdet ihr zu dem Schluss gelangen, dass Unsere Methoden sich von den herkömmlichen Gesetzen unterscheiden. Wenn man einen Aufruf zum Feuer in das Leben hineintragen muss, kann dies mit den Maßnahmen herkömmlicher Staatskunst nicht erreicht werden. Indes wisst ihr: Wenn man das Gewöhnliche durch das „Übernatürliche“ ersetzt, verunstaltet man das Leben nicht, sondern verleiht ihm Schönheit und Weite.

 

      398. Das richtige Verhältnis zwischen den Ausbrüchen der Individualität und der Unerschütterlichkeit des Gesetzes ergibt die goldene Mitte, die in der Tiefe eines jeden erweiterten Bewusstseins schimmert.

      Wie viele notwendige Beobachtungen kann man selbst ohne feine Apparate anstellen! Liefert der Vergleich zwischen den atmosphärischen Bedingungen und dem Zustand der Menschheit den Regierenden nicht einen Schlüssel für vernünftige Erwägungen? Zeigen magnetische Stürme nicht die Unterschiede in den gesellschaftlichen Regelungen auf? Sonnenflecken, der Vollmond, der Durchgang von Planetenkörpern und viele gleich mächtige Umstände beeinflussen die Grundfunktionen feinfühliger Organismen. Sogar Pflanzen und Tiere reagieren auf kosmische Erscheinungen. Ist es möglich, dass der Mensch, der Herrscher, keine Aufmerksamkeit verdient?

      Selbst die Einwirkungen von Erdbeben und Meteoren werden nicht studiert. Wäre es nicht wichtig, neben der Erforschung der Zusammensetzung der Meteore ihre Wirkungen auf die psychische Energie der Bevölkerung zu beobachten?

      Beobachtet die Einwirkung unterirdischer Gase, von denen es weit mehr gibt, als man allgemein annimmt. Aber die Polizisten der Wissenschaft richten ihre Aufmerksamkeit nur auf die gröbsten und offensichtlichsten Ereignisse, während die viel wichtigeren Einwirkungen auf die Massen unbeachtet bleiben.

      Das Beobachten der psychischen Energie der Menschheit ist wichtiger als das Messen von Feuchtigkeit oder das Berechnen von Hitze. Die menschliche Macht verdient, dass man sich mit ihr beschäftigt.

 

      399. Die Methode Unserer Lehre wird gewöhnlich von zwei Seiten getadelt. Die Anhänger des Alten können Unsere Beachtung der gegenwärtigen westlichen Wissenschaft nicht verzeihen. Die Anhänger des Westens können die Verehrung der Alten Weisheit nicht verzeihen.

      Der Westen hat die Sprache der Symbole vergessen. Hört man im Westen von einem „himmlischen Drachen“, lächelt man. Doch wenn wir an die „Serpent Solaris“[119] erinnern, schwindet das Lächeln. Besonders wenn sich die Sonnenschlange in die Schlange des Solarplexus verwandelt und ein Märchen zu einer physiologischen Tatsache wird. Denn wenn die Schlange des Sonnengeflechts erwacht, werden alle vier Formen der Himmel zugänglich. Die Symbolik der Alten Weisheit beruht auf dem Vergleich des Makrokosmos mit dem Mikrokosmos. Deshalb sucht den menschlichen Organismus und seine Möglichkeiten in den abstraktesten Bildern.

      Im Westen begegnen Wir einer Menge von herkömmlichen Ausdrücken, doch dies bringt Uns von deren Sinn nicht ab. Man muss nur das Vorurteil vertreiben.

      Oft hören Wir Klagen über die Wirkungslosigkeit Unserer Lehre. Gewöhnlich beklagen sich diejenigen, welche die Lehre nicht anwenden. Kann eine versiegelte Arznei Hilfe bringen? Außerdem können sich nicht viele der Kenntnis der Lehre rühmen. Entweder sie verstehen sie in ihrer veralteten Denkart oder sie lesen nur Bruchteile, ohne diese sinnvoll zu verbinden. Bevor man die Lehre beurteilt, sollte man sie anwenden. Leichtfertigkeit ist international.

 

      400. Warum geschieht das Eintreten für die Lehre gewöhnlich so schüchtern und verschämt? Natürlich deshalb, weil die Probleme des Daseins die Menschheit nicht beunruhigen. Die Fragen des Lebens gehen nicht in den Alltag ein. Ungewöhnliche Erscheinungen hält man für Fehler der Natur. Die Gesetzesformen werden von Kleinmut geschmiedet. Der Fetisch oder die Verneinung stehen wie ehedem als Wächter des Menschen da. Die Lehre des Lebens findet sich entweder in der herkömmlichen Biologie oder sie wird vom Weihrauch der Tempel ausgelöscht.

      Man sollte endlich dem Aufmerksamkeit zuwenden, was uns umgibt, insbesondere jetzt, wo man eine außergewöhnliche Anspannung des kosmischen Prozesses beobachten kann. Die feinfühligen Apparate unseres Organismus arbeiten mit der gleichen Anspannung. Die Spannung der Atmosphäre veranlasst die Menschen, sich sorgsam und aufrichtig den kosmischen Kräften zuzuwenden. Darüber gibt es nichts zu spotten, da ihr überhaupt nicht wisst, wovon die Rede ist. Genauso könntet ihr über die Formeln der höheren Mathematik lachen, wenn sie euch nicht helfen, ein Mahl zuzubereiten.

      Wir bedauern es nicht, für solche Binsenwahrheiten Zeit aufzuwenden, denn alles ist nützlich, um die Menschen zur psychischen Energie zu führen. Es ist unsinnig, sich vorzustellen, der Mensch müsse überredet werden, eine Macht zu gebrauchen, die er seit langem besitzt. Das ist die Psychologie eines Wilden, der alles fürchtet, was seinem Großvater nicht bekannt war. Nichtsdestoweniger wirkt der räumliche Gedanke!

 

      401. Die Lehre wird durch seelenloses Wiederholen zersetzt; auch muss man die Qualität des Rhythmus verstehen. Gewiss, jedem Kristall liegen Anziehung und Pulsieren zugrunde. Doch Pulsieren, anders gesagt Rhythmus, ist die Offenbarung des Lebensprinzips, daher kann ein gegebener Rhythmus sowohl lebendig als auch tot sein. Der lebendige Rhythmus, vergeistigt durch das Bewusstsein, ergibt als Resultat Verbindungen von feinen Energien. Doch der Rhythmus der Lippen ergibt einen toten, die weise Stille störenden Schlag und richtet daher nur Schaden an.

      Hütet euch vor seelenlosen Wiederholungen! Wahrlich, sie zersetzen die kostbarsten Steine des Geistes. Wenn eine Tätigkeit nur auf Furcht oder Habsucht beruhen würde, könnte selbst ein Skelett einen weit nützlicheren Rhythmus schlagen. Dann wäre der Heerestrommler ein erfolgreicher Rhythmiker.

      Kann man Feuer vom Wedeln des Schweifes eines Hundes erwarten, der ein Almosen erwartet? Denkt daran, wenn ihr euch mit den feinsten Energien befasst und wenn ihr beabsichtigt, die Erscheinung des Feuers zu berühren und ins Leben zu rufen.

      Als Ich euch mit den Rhythmen des Raumfeuers vertraut gemacht habe, erwartete Ich allerdings den Einsatz eines geistigen Bewusstseins und ein Streben frei von niederen Beweggründen.

      Schon lange wurde über die beiden Arten von Feuer gesprochen: das schöpferische und das zerstörende Feuer. Während das erste leuchtet, wärmt und erhebt, verascht und versengt das zweite. Doch Ich habe euch nur zum schöpferischen Feuer hingelenkt. Ihr habt an euch selbst gesehen, wie man sich dem Feuer nähern kann, und selbst das Tageslicht hat die Boten des Raumes nicht gestört. Und die Sterne begannen, sich mit Zeichen zu umgeben. Man muss diese feurigen Zeichen hüten und lernen, die besten Sendungen des Bewusstseins zu sammeln.

      Weder ein Faustschlag noch Drohungen, sondern leichtbeschwingter Aufstieg führt zu den Toren! Hütet euch vor Seelenlosigkeit des Alltags!

      (…)

 

      402. Noch ein anderer Feind bedroht die Lehre: Misstrauen. Es unterbindet die wichtigsten und nächstliegenden Errungenschaften. Es ist erstaunlich, wie unfähig die Menschen sind, mit allem umzugehen, was für sie neu ist! Die Selbstachtung der Menschen ist so schwach und ihre Vorstellung so ärmlich, dass sie sich gewöhnlich sogar fürchten, etwas zuzulassen, das außerhalb ihres Alltags liegt.

      Anstatt zu beobachten ist es leichter, zu verneinen. Möget ihr vernichtet werden, alle ihr Verneiner! Ohne euer dürftiges Denken wird die Sonne heller scheinen und die Festung des Wissens sich erheben.

      Wie verletzend ist es, das kleinliche, graue Misstrauen ohne ein Anzeichen von Wagemut zu sehen! Misstrauen nistet auf Kehricht. Wir beharren immer auf Wissen, das auf Erfahrung beruht. Wir bestätigen, wie langsam sich die Mittel und die Ergebnisse anhäufen. Doch Wir lassen es nicht zu, dass ein denkender Mensch die Möglichkeiten der Erkenntnis verwirft. Wie oft hat jemand Erkenntnis von materiellen Belohnungen abhängig gemacht! Kleine Kinder unter sieben Jahren handeln ebenso.

      Man kann beobachten, wie manchmal ein Mensch, der mit der Lehre in Berührung kam und wunderbare Möglichkeiten erwarb, fortfährt, von einem Bettleralmosen zu träumen.

      Lasst uns die Lehre als große Lebensfreude bewahren!

 

      403. Die Hauptsache ist: Sagt den Neuankommenden nicht, die Lehre des Agni Yoga sei leicht. Wahrlich, sie ist nicht leicht. Es gibt viel Anspannung und Gefahr in ihr. Niemand sollte sich von dem Gedanken an Leichtigkeit und Süße irreführen lassen. Die Beherrschung der Feuer speichert sich langsam auf. Jede vorzeitige Hast bedroht einen mit Brand. Eine sehr hohe Beherrschung wird vor der nächsten Stufe niedrig sein.

      Ihr wisst, wie schwer es ist, Fohat zu sehen, und welche langjährigen Aufspeicherungen erforderlich sind, um diese Energie sichtbar zu machen. Was aber wird ein schwacher Geist sagen, wenn er erfährt, dass es außer Fohat noch Para-Fohat gibt, das von Pan-Fohat genährt wird? Diese Energien können nur ein starkes Bewusstsein mit Freude und Liebe erfüllen.

      Es gibt nicht viele bevollmächtigte Baumeister, die selbstaufopfernd die Gedanken aus dem Raum in den Kelch des Herzens aufnehmen. Sie fürchten sich nicht, von den Feuern der fernen Welten versengt zu werden. Es belastet sie nicht, die Schwermut der umgebenden Unvollkommenheit zu tragen. Es nähern sich ihnen vielfältig strahlende Feuer, und Funken des räumlichen Bewusstseins halten Zwiesprache mit ihnen, indem sie schweigend Gedanken entzünden und Antwort auf Fragen geben. Nicht leicht ist der Baldachin des Segens, doch er ist der Eingang zum Höchsten Palast.

      In vielen alten Lehren wird vom Symbol des Auftrags zum Aufbau gesprochen. Es sollte wörtlich verstanden werden. Um einen Agni Yogi herum werdet ihr immer Aufbau finden. Die größte Schwierigkeit des Aufbaus wird die Stufe der Überwindung der Unvollkommenheit sein. Die Erscheinungen des Lichts sind nicht leicht, doch dafür erleuchtet das Raumfeuer die fernen Welten.

      Führt Schwache nicht heran, denn sie können den Schatz nicht festhalten. Es ist besser, nur wenigen zu vertrauen. Sie werden die Entscheidung für eine richtige Bewegung übernehmen. Sie werden Schwierigkeiten lieben und keinen Verrat üben.

 

      404. Im Westen sind zahlreiche Yogis, Schlitzohren, Lehrer, Magnetiseure und Okkultisten aufgetaucht, bei denen sich alles um die Erscheinungen des Willens dreht. Glänzend vermehren sie ihr Geld und lehren jeden gegen günstige Bezahlung, wie man die materiellen Bedingungen verbessern, die Menschen für sich einnehmen, in der Gesellschaft Einfluss erlangen, seine Geschäfte führen, zahllose Befehle erteilen und aus seinem Leben einen rosigen Garten machen kann.

      Dadurch, dass sie den Willen entwickeln, scheinen einige dieser Lehrer dem richtigen Weg zu folgen, doch sie weisen nicht auf das Ziel dieser Wanderung hin, und damit tragen sie nur dazu bei, die hässlichen Lebensbedingungen noch zu verschlechtern.

      Ist ein mächtiger Wille, der für die Festigung veralteter Vorurteile arbeitet, nicht ein wahrer Schrecken? Wie viel Energie wird aufzuwenden sein, um den Schaden auszumerzen, der durch die geistige Verderbtheit dieser Neookkultisten angerichtet wurde! Die Imitatoren des Hatha Yoga werden noch den geringsten Schaden verursachen.

      Vor allem ist die Lehre nicht verkäuflich – das ist ein uraltes Gesetz. Die Lehre gibt das Ziel der Vervollkommnung aus, andernfalls wäre sie der Zukunft beraubt. Die Lehre meidet persönliche Bequemlichkeit, andernfalls wäre sie Egoismus. Die Lehre sieht die Verschönerung des Daseins vor, andernfalls würde sie in Hässlichkeit versinken. Die Lehre ist immer selbstverleugnend, denn sie weiß, was Allgemeinwohl bedeutet. Die Lehre verehrt Wissen, andernfalls wäre sie Finsternis. Die Lehre tritt nicht mit ausgedachten Ritualen auf, sondern auf der Grundlage der Erfahrung. Ich denke, die Lehre verfolgt ihren Weg jenseits der Hülsen von Relikten.

      Freude ist eine besondere Weisheit.

 

      405. Man muss Wunder vermeiden, denn die Anwendung der psychischen Energie wird die höchste Offenbarung eines geläuterten Rationalismus sein.

 

      406. Denkt darüber nach, was Gefahr ist. Die sogenannte Gefahr ist nichts anderes als Angst um unseren gegenwärtigen Zustand. Doch wenn wir wissen, dass jeder Zustand vom Bewusstsein geschaffen wird, das unzerstörbar ist, kann es keine physische Furcht geben. Die Gefahr, vor der man gewöhnlich warnt, wird durch das Bewusstsein aufgelöst. Deshalb ist das Wachstum des Bewusstseins die wichtigste Grundlage für den Fortschritt.

      Anstelle von Gefahr werden nur Hindernisse übrigbleiben, die jedoch nur ein Mittel für die Entwicklung von Energie darstellen. Wäre der Berg völlig glatt, könnte man den Gipfel nicht ersteigen. Gesegnet seien die Steine, die beim Aufstieg unsere Schuhe zerschleißen! So vergewissert euch, dass es keine Gefahren gibt.

      Jede Veränderung der Zustände bedeutet einen Ausbruch des Bewusstseins, und aus Ausbrüchen bildet sich das Pulsieren des Kosmos.

      Arm ist das Bewusstsein, das die vorübergehenden Zustände nicht beherrscht. Unser Schild ist die Unverwundbarkeit. Jedes Fleckchen von Furcht ist eine Zielscheibe für den Pfeil des Feindes. Haben wir diese schändlichen Flecken weggewaschen, werden wir unzerstörbar wie die Körper der fernen Welten.

      Die Entwicklung des Agni Yoga wird zu einem Schild des Denkens. Das allesdurchdringende Feuer verleiht, wenn erkannt, eine äußerst reine Kraft und füllt die Quelle der Erneuerung.

      (…)

 

      407. (…)

      Gebt euch nicht Gedanken des Kummers hin. Diese Gedanken sind wie Rost am Schwert des Siegers. Es kann dort keinen Kummer geben, wo die Esse der Lebensschöpfung nahe ist. Lest die Puranas[120] dem toten Buchstaben nach, und die Bücher der Weisheit werden euch wie ein Friedhof erscheinen. Doch wo Feuer ist, wird es keinen Kummer geben.

      Das Leben des Raumes beobachten, bedeutet Wissen, bedeutet, sich dem Leben des Kosmos anzuschließen. Das menschliche Leben kann sich von den Gesetzen der psychischen Energie nicht loslösen. Noch sinnloser ist es, sein eigenes Bewusstsein zu unterdrücken. So wie es schwer ist, auch nur einen Tag ohne Wasser zu sein, so ist es auch für unser Bewusstsein schwer, ohne Erleuchtung von den fernen Welten zu bleiben. An das Denken über ein erhabenes Leben kann man sich ebenso gewöhnen wie an Speise und Trank.

      Die auf Erfahrung gegründete Lehre verleiht jedem Denker die Freude der Anwendung. Lasst uns daher nicht schmälern, was unermesslich groß ist und nahe dem Fluss des Bewusstseins steht. Lasst uns nicht das in vorgezeichnete Grenzen einschließen, was als Atem der Mutter der Welt ausströmt. Lasst uns aussprechen, wie freudvoll es ist, ohne Furcht vor einem falschen Weg der Erneuerung zu dienen. Indem wir mit dem Offensichtlichsten und Greifbarsten beginnen und den unabänderlichen Gesetzen folgen, wenden wir für die Lehre des Lebens die beste Besorgtheit an.

      Weder ein Tag noch eine Stunde sollten vergehen, ohne die Lehre anzuwenden. Hütet den Yoga als den Weg des Lichts, in dem Wissen, wie freigebig die Funken seines Glanzes sind! Lasst uns die Verbindung nicht unterbrechen, sondern fortführen. So wie die Sonne nicht ermüdet, so wird Agni nicht verlöschen!

      (…)

 

      408. Drei Mäuse näherten sich einem Einsiedler, angezogen von seiner Bewegungslosigkeit. Er sprach zu jeder von ihnen:

      „Du haust im Mehl, obwohl dessen Vorräte für deine ganze Art ausreichen, du hast dich nicht gebessert.

      Du hast als Wohnsitz Bücher gewählt und nicht wenige von ihnen zernagt, doch du bist nicht gebildeter geworden.

      Du lebst inmitten heiliger Gegenstände und bist nicht erhoben worden.

      Wahrlich, Mäuse, ihr könnt Menschen werden. Wie Menschen entwürdigt ihr die gegebenen Schätze.“

 

      Drei Löwen kamen zum Einsiedler. Er sprach zu jedem von ihnen:

      „Du hast eben einen Wanderer getötet, der zu seiner Familie eilte.

      Du hast einer blinden Frau ihr einziges Schaf geraubt.

      Du hast das Pferd eines wichtigen Boten umgebracht.

      Löwen, ihr könnt Menschen werden. Legt eure furchterregenden Mähnen an und beginnt Krieg. Wundert euch nicht, wenn sich die Menschen als grausamer erweisen als ihr.“

 

      Drei Tauben kamen zum Einsiedler geflogen. Er sprach zu jeder von ihnen:

      „Du hast fremdes Korn gepickt und es als dein eigenes erachtet.

      Du hast eine Heilpflanze ausgerissen und wirst als ein heiliger Vogel verehrt.

      Du hast in einem fremden Tempel genistet und im Namen des Aberglaubens andere genötigt, dich zu füttern.

      Wahrlich, Tauben, es ist Zeit, dass ihr Menschen werdet. Aberglauben und Scheinheiligkeit werden euch reichlich füttern.“

 

      409. Der Lehrer lenkt euch dahin, gegen Laster nicht loszudonnern, vielmehr können Vergleiche mit Beispielen niederer Wesen einfachen Gemütern helfen. Wahrlich, viele Tiere spüren die psychische Energie besser als die Menschen.

      Die Menschen rühmen sich ihres Verstandes, doch warum hält sie dieser Verstand nicht von ihren abscheulichen Taten ab?

 

      410. Die Hauptsache ist, unerwartete Kreise zu erschließen. Es ist nicht weise, sich auf Hütten zu beschränken und Paläste zu meiden. Es wäre engherzig, sich in Palästen festzusetzen und die Hütten zu vergessen. Beschränkt euch nicht!

 

      411. Jedes Blatt behütet das Wohl der Menschen. Entzündet die Feuer der unbegrenzten Erkenntnis. Jeder Stein ist bereit, die Sicherheit des Menschen zu bewahren. Findet die Vernunft, um mutig zu streben.

 

      412. Ich schätze jede eurer guten Stimmungen. Mit guten Steinen kann man aufbauen. Der Lehrer freut sich, wenn Er einen neuen Umstand geben kann. Man muss nur daran denken, dass ein Beginn oft der Unordnung gleicht. Die Menschen unterscheiden kaum zwischen den Zeichen des Glücks und des Unglücks, des Erfolgs und des Misserfolgs, der Freude und des Leides.

 

      413. Der Platz des Lehrers im besten Winkel des Hauses ist kein Aberglaube. Dies ist der Platz dessen, der zum Mahl geladen ist. Er kann jeden Augenblick eintreten, und das wird zeigen, dass Er erwartet wird. Dieses stete Zeichen der Erwartung und Bereitschaft ist wie ein Ruf aus dem offenen Fenster. Inmitten des Aufbaus und der Kämpfe lasst uns Zeit erübrigen für ein flüchtiges Lächeln.

      Die Lehre wächst spiralförmig wie alles, was existiert. Wohl dem, der die Aufeinanderfolge des spiraligen Feuers versteht. Die Spitze der Flamme wurde von den Alten als flache Spirale dargestellt. Dieses Element drückt den Anfang der Bewegung besonders deutlich aus. Könnt ihr behaupten, dass ihr euch mit Agni Yoga befasst, wenn ihr noch nicht einmal das Entfachen des inneren Feuers erkannt habt?

      Reines Streben bewirkt das Auflodern des Feuers. Man muss diese Anfänge und die sie begleitenden Bedingungen beachten. Dafür sollte man einen echten Beobachtungssinn entwickeln. Es ist nicht leicht, Beobachtungsfähigkeit zu erlangen. Die Bedingungen, die diese Erscheinungen begünstigen, sind sehr individuell: Kälte oder Hitze, Klang oder Stille, Licht oder Finsternis. Selbst solche Gegensätze zeitigen gleiche Ergebnisse.

      Man muss eine Vielzahl von Bedingungen beobachten. Wenn die Menschen, die das (…) Feuer erlangt haben, alle ihre Beobachtungen niederschreiben würden, würden sie vielen Neuanfangenden sehr helfen. Die allgemeine Arbeit verlangt vor allem den Schutz der Individualität. Und gerade wenn anscheinend sämtliche Methoden gefunden sind, kann die einfachste nahegekommen sein. Man kann staunen, welche unerwarteten Einzelheiten manchmal die Flamme entzünden. Eine Bedingung ist unabänderlich: Feinfühligkeit für Erschütterungen sowie eine aufrechte Haltung des Rückgrats. Übrigens kann bei chronischer Verkrümmung Moschus helfen. Das Einnehmen von Moschus wirkt auf Phosphor, der den gestörten Feuerstrom wiederherstellt.

 

      414. Die Lehre des Agni Yoga erfordert, ständig entflammt zu sein. Manchmal ist ein Ausruhen von den Erscheinungen erforderlich, doch die innere Flamme ist unauslöschlich. Auf das Symbol der Unauslöschlichkeit wird in vielen Lehren als eine Stufe der Erkenntnis hingewiesen. Man muss sich an die Erscheinung des ständigen Feuers gewöhnen. Ein äußerer Hinweis wird kein wahrer Anstoß sein. Unsere Flamme brennt wie ein Freudenfeuer, und es ist unwürdig, sie zu hindern!

      Das Entfachen der Feuer wird eine Menge kleiner Einzelheiten und verlockender Experimente mit sich bringen. Die Lehre mag die Richtung vorsehen, sollte aber nicht mit toten Ritualen binden. Bedenkt, dass der Niedergang der bedeutendsten Mysterien begann, sobald die Riten kompliziert und tot wurden. Die Lehre sollte so frei leben wie das Feuer des Raumes.

 

      415. Bildet, bildet die Mitarbeiter! Die größte Gefahr für die menschliche Arbeit ist Stillstand. Es bedarf eines weiten Bewusstseins, um den Rhythmus der Tätigkeit aufrechtzuerhalten.

      Wenn die Stunde der Tat naht, geben sich die Menschen gewöhnlich nebensächlichen Gedanken hin, und das Ergebnis ist, dass sie einen für Spatzen geeigneten Pfeil gegen einen Tiger senden. Dies ist nicht nur unzweckmäßig, sondern auch Aufgeben der Aufmerksamkeit. Ist nicht ein Mensch, der sich der Aufmerksamkeit beraubt hat, niedriger als ein Tier?

      Ein Wesen, das geistig unbeweglich ist, wird kein Archat sein. Der Lehrer spricht zu euch manchmal über die Notwendigkeit des Ausruhens, doch es wurde nie gesagt, dass Rast einem geistigen Tod gleicht. Wer sich selbst begrenzt hat, hört und sieht nicht.

      Man berichtet uns von unbeweglichen Archaten, doch diese Unbeweglichkeit ist nur äußerlich. Vielen verfallen in eine angenehme Stimmung, wenn sie einen Grund finden, der ihre Untätigkeit rechtfertigt. Doch ein Ruf zur Tat verdirbt ihnen völlig das Bewusstsein.

      Kann man solche Menschen an das Element Feuer heranlassen, das seiner ganzen Natur nach Wachsamkeit erfordert? Dieses Feuer ist ein Scherzo[121] und eine Fuge[122]. Andante[123] kann sich nur auf verglühende Kohlen beziehen. Natürlich, verschiedene Flammenwellen klingen mit verschiedenen Rhythmen zusammen, doch ein Agni Yogi wird nie ein Faulenzer sein.

 

      416. Jedes Zeitalter wählt die ihm entsprechende Lehre. In einer solchen Stunde nehmen alle früheren Lehren ein ganz entstelltes Bild an. Die Menschheit selbst versucht, die unsinnigsten Herabsetzungen der Anbetung ihrer Vorväter anzunehmen. Doch keine Phase der Lehre schließt die vorhergehende aus. Diesem Umstand wird wenig Beachtung geschenkt, weil die Priester jeder Lehre ihr Wohlergehen auf die Verneinung der vorhergehenden Lehren aufbauen.

      Doch die ununterbrochene Fortdauer dessen, was die Menschen Religion nennen, ist leicht zu beweisen. In dieser ununterbrochenen Fortdauer ist der Strom ein und derselben Energie spürbar. Indem wir sie psychische Energie nennen, sprechen wir von der gleichen Sophia[124] der Welt der Hellenen oder der Sarasvati[125] der Inder. Der Heilige Geist der Christen offenbart genauso Zeichen von psychischer Energie wie der schöpferische Adonai[126] Israels und Mithra[127], der von Sonnenmacht erfüllte. Gewiss zweifelt niemand daran, dass das Feuer des Zoroaster* das Feuer des Raumes ist, das ihr erforscht.

      Die psychische Energie verbindet das Feuer mit der Materia Matrix, und die Lehre des Agni Yoga ist nichts anderes als die Offenbarung der heutigen Anwendung der Energie, des Stromes, der mit Satya Yuga naht. Dies ist kein Wecken schlummernder Möglichkeiten, sondern die der Zeit entsprechende Erleuchtung. Darum sage Ich: Die Lehre wird weder für Geld gegeben noch aufgezwungen, sie bezeichnet das Neue Zeitalter. Wenn ihr sie nicht annehmt oder verneint, ist das eure Sache, aber ihre Verkündigung ist unvermeidbar.

      Man kann diese Epoche richtig oder verzerrt verstehen, doch ihr Herannahen ist unbezweifelbar. Man kann den Aufbau von Jahrhunderten in einem Augenblick zerstören, doch Wahnsinn kann nur Wahnsinn gebären. Und sind jene nicht wahnsinnig, die versuchen, ohne Verstand zu existieren, denn welcher Verstand wird nicht von psychischer Energie genährt? Warum die Quelle im Dunkel der Unbewusstheit suchen, wenn es leicht ist, das unauslöschliche Feuer zu entfachen und sich in vollem Bewusstsein zu nähern?

 

      417. Die Lehre über die Erlöser findet Anwendung in allem, was existiert. Wahrlich, so wie es möglich ist, mittels Teraphimen* Einfluss zu nehmen und sich zu nähern, so kann man gleicherweise durch das Bewusstsein das Karma anderer auf sich nehmen. Bei kleinen Experimenten konntet ihr beobachten, welche Fortschritte ihr im Übernehmen des Schmerzes anderer gemacht habt, sofern dieser den Bereich der Nerven betraf. In gleicher Weise kann man die Wirkungen des Karma anderer auf sich nehmen. Schließlich kann man das Kollektivkarma auf sich nehmen, und somit ist der Begriff Erlöser kein Aberglaube. Dafür ist es nur notwendig, die Zweckmäßigkeit der Aufnahme zu verstehen.

      Karma ist die komplizierteste Erscheinung. Von der zufälligen Tat bis zu den Grundlagen der Beweggründe ist alles vielfaltig und vielfarbig. Man sollte gründlich abschätzen, wann es möglich und von Nutzen ist, sich in das Karma anderer einzumischen. Doch man kann sich vorstellen, dass es Fälle eines selbstaufopfernden und nützlichen Eingriffs in das Schicksal anderer gibt.

      Die Zweckmäßigkeit des Einmischens kann man gemäß den Feuern beurteilen. Die Feuer sind die besten Anzeichen für den Entschluss; in ihnen verbindet sich das innere Bewusstsein mit dem räumlichen, und nichts verleiht bei Verständnis der umgebenden Bedingungen eine solche Lebenskraft, wie die vielfarbigen Meilensteine der Feuer.

      Ihr seht, wie die abstrakten Begriffe Erlöser und Raumfeuer Wirklichkeit werden!

 

      418. Die Lehre meidet das Leben nicht. Der Lehrer kommt nicht von außen. Um die verschiedenen geistigen Eigenschaften der Mitarbeiter zu fördern, wenden Wir verschiedene Methoden an. Man kann nicht für alle Krankheiten nur ein einziges Heilmittel anwenden. Wir werden einen erwiesenen guten Wert nicht wegen eines einzigen Auswuchses verwerfen.

 

      419. Wir kennen den Teraphim. Wir wissen, dass ein Teraphim astral und materiell sein kann. Die astrale Welt steht höher als die materielle und ein astraler Teraphim höher als ein materieller. Nur sehr entwickelte Wesen können einen astralen Teraphim haben. Materielle Teraphime können jedem bewussten Geist dienen.

      Ein Teraphim ist wie ein Modell der Erscheinung selbst. Ein Seefahrer kann die Ereignisse auf seinem Schiff anhand eines Modelles des Schiffes besser beurteilen. Indem sie das Bild schauen, kommen die Menschen gleichsam mit dem Abwesenden in Berührung. Selbst die armseligste Beschwörerin verlangt vor allem ein Bild oder einen vertrauten Gegenstand. Diese Gegenstände lenken ihre psychische Energie und helfen wie ein Leuchtturm oder ein Wegweiser, die Einwirkung zu verstärken.

      Bei materiellen Teraphimen muss man für jeden Fall ein besonderes Bildnis haben. Doch der astrale Teraphim hat den Vorzug, dass er allein genügt und je nach Notwendigkeit das Bild aufnimmt. Daher ist er wie ein Wegweiser in Verbindung mit den Errungenschaften des Bewusstseins.

      Der astrale Teraphim ist ein Kristall der psychischen Energie, so wie der materielle ein Produkt des materiellen Strebens ist. Der Hauptakt vollzieht sich bei der Anfertigung des Teraphims, weil gerade dann die psychische Energie am meisten angespannt ist. Obwohl der astrale Teraphim vorzuziehen ist, kann man auf die Technik der Anfertigung eines materiellen Teraphims hinweisen.

 

      420. Der materielle Teraphim wird in Form eines skulpturartigen Bildes oder eines beliebigen Gegenstandes angefertigt, dem etwas beigefügt wird, das der Person gehört, die der Beschwörung unterliegt. Häufig wurde beim Tod des Besitzers der Teraphim mit ins Grab gegeben, wie im alten Ägypten und bei den Grabmälern der Mayas und Etrusker. Sahen die Bestattungsriten eine Einäscherung vor, wurde auch der Teraphim dem Feuer übergeben. Im Tempel Israels befand sich ein Teraphim für den allgemeinen Gebrauch, doch bei jeder Beschwörung wurde etwas unter den Teraphim gelegt, das dem zu Beschwörenden gehörte.

      So sind in verschiedenen Ländern viele Teraphime verstreut, und auf jedem von ihnen sind viele psychische Sendungen aufgeschichtet. Bei diesen Aufschichtungen von psychischer Energie ist es interessant, die Lebensfähigkeit dieser Energie zu beobachten. Man kann tatsächlich sehen, wie der Teraphim die Kraft über Jahrtausende bewahrt — so wie ein Korn lebt und unendliche Kraft offenbart.

      Unter den Experimenten mit psychischer Energie ist das Experiment ihrer Unauflöslichkeit und Unzerstörbarkeit sehr wichtig. Der Teraphim liefert den besten Beweis, wenn dabei zugleich Hellsehen angewendet werden kann.

      Für einen künftigen Versuch kann man einen unschädlichen Teraphim anfertigen, dem man einen langfristigen Befehl eingibt. Der Teraphim wird einer bestimmten Person oder dem, der ihn an sich nimmt, eine Botschaft überbringen. Dabei müssen zwei Bedingungen beachtet werden. Man muss wissen, dass die Anfertigung des Teraphims lange dauert und auch seine Wirkung nicht augenblicklich eintritt. Die Lehre vom Teraphim und von beschworenen Gegenständen stammt aus dem tiefsten Altertum, als die Atlantier die psychische Energie kannten.

      Wie fertigt man einen Teraphim an? Man muss eine Räumlichkeit finden, wo die psychische Energie des Beschwörers den Raum ausreichend gesättigt und sich auf den Gegenständen abgesetzt hat. An einer bestimmten Stelle wird ein Bild beliebiger Art aus Wachs, Lehm oder Kalk hergestellt. Hat man das Bildnis fertiggestellt, bedecke man es mit einem silbernen, kristallenen oder gläsernen Schrein oder einem Lederschutz.

 

      421. Wie ihr wisst, wurden bei Beschwörungen auch Gesänge angestimmt, die sich aus ganz seltsamen, zuweilen bedeutungslosen Worten zusammensetzten. Jedoch nicht der Sinn, sondern der Rhythmus ist wichtig. So besteht Sphärenmusik nicht aus Melodien, sondern aus Rhythmen. Wenn ein entwickelter Geist die Sphärenklänge kennt, versteht er die Macht des Rhythmus. So sind beim Aufladen eines Teraphims Wille und Rhythmus von Bedeutung.

      Es ist unwichtig, mit welchen Worten dem Teraphim ein Auftrag übertragen wird. Wichtig sind die Aufeinanderfolge der Aufschichtungen, die Aufrichtigkeit der unmittelbaren Übertragung und der Rhythmus, der Mahawan entsprechen kann. Nur ein wenig entwickeltes Bewusstsein bedarf fremder Befehle. Doch ein entwickeltes Bewusstsein kann Worte in Übereinstimmung mit dem Strom der psychischen Energie improvisieren.

      Es ist nutzlos, sich mit auswendig gelernten Worten zu binden; es ist besser, vom Rhythmus durchdrungen zu sein, wenn jeder Muskel beim Streben mit den Nerven verschmilzt. Der Mensch schwingt als unteilbares Ganzes, und die Kraft des Befehls wird durch Auflegen der Hände auf den Teraphim aufgeschichtet. Beim Schaffen eines Teraphims sollte man von einheitlichem Streben erfüllt sein. Nicht weniger als dreimal täglich sollte man den Teraphim aufladen.

      Um den Willen besser aufzuschichten, sollte man die Oberfläche des Teraphims nicht zu stark polieren; es ist besser, ihn mit einem Gewebe zu bedecken und Räucherungen mit Harzsubstanzen vorzunehmen. Eukalyptus ist gut.

 

      422. Soll man vereinfachen oder komplizieren? Sogar ein Kind wird sich für ersteres aussprechen.

      Von Beschwörung sprechend, kann man den komplizierten Weg wählen, indem man die feinsten Schattierungen der Bedeutung von Klang und Farbe sammelt; dieser Weg ist alt und unbeweglich. Die Technik der Anhäufung von Klang und Farbe ist umfangreich. Doch wenn er den kompliziertesten Mechanismus erfunden hat, wird sein Schöpfer dann nicht nach Möglichkeiten der Vereinfachung suchen?

      Das gleiche gilt für die Anwendung der psychischen Energie. Die Mehrheit hat sie völlig vergessen, die Minderheit hat ihre Anwendung bis zu kaltem Fanatismus geführt. Doch das der psychischen Energie zugrunde liegende Feuer hat mit Kälte nichts gemein.

      Agni Yoga lenkt die Menschheit dem einfachsten Weg entlang. Ein einziger Ausbruch eines Bhakti Yogi überflügelt einen langsamen Gnana Yogi.

      Ebenso führt das Entfachen des Feuers zur richtigen Bestimmung. Feuer verfeinert die Zentren und verleiht eine Feinfühligkeit, welche die Richtung kennt; ebenso wie die feinsten Gefäße im Feuer gegossen werden. Beim Gießen der besten Bildnisse wird die alte Form vernichtet. Doch diese Bildnisse werden hochwertiger sein als die aufbewahrte Form.

      Daher geben Wir der Menschheit als Geleitwort den Wunsch mit, einfach die Feuer des Strebens und der Errungenschaft zu entzünden. Dieses Allheilmittel beraubt niemanden um etwas und kann studiert und gefunden werden. (…)

 

      423. Welches Verhältnis besteht zwischen physisch gespeichertem Moschus und dem Phosphor des Geistes[128]? Auch Moschus ist eine Ablagerung von Feuer, doch eines unbewussten Feuers. Doch selbst der unbewusste Kristall des Feuers birgt den Schatz.

      Wird nicht das reine Feuer des Raumes eine lebendige Verbindung mit den höheren Welten sein? Wird sich nicht diese einfache Frage in einem unvoreingenommenen Bewusstsein erheben?

      Wenn wir jedoch einen Teraphim als eine Ablagerung von psychischer Energie bezeichnen, so wird auch dieser alte Begriff leicht zu verstehen sein. Fürchten wir uns daher nicht, die Gaben der Pandora[129] herauszunehmen, und vielleicht werden sie für einen erleuchteten Wanderer eine andere Bedeutung haben.

      (…)

 

      424. Das Maß des Erfolgs wird der Grad der Notwendigkeit sein. Ihr könnt versichert sein, dass man ohne Notwendigkeit den Abgrund nicht überschreiten wird. Je unabweisbarer die Notwendigkeit, desto näher die Stufe des Sieges. Möge die dringendste Notwendigkeit sich erheben.

      Das Maß des Verständnisses ist der Grad der Liebe. Man kann die Zeilen wörtlich auswendig lernen und trotzdem tot bleiben, wenn das Wissen nicht von Liebe erwärmt wird.

      Wahrlich, wenn man lernt, sich die Emanationen des Gefühls einzuprägen, wird man sehen, dass es gerade die Liebe ist, die vor allem das Feuer des Raumes anzieht. Derjenige, der sagte „Liebet einander“, war ein wahrer Yogi. Daher begrüßen Wir jedes Aufflammen von Liebe und Selbstaufopferung. Wie ein Hebel Räder in Bewegung setzt, so ruft Liebe die stärkste Reaktion hervor. Verglichen mit dem Leuchten der Liebe, spiegelt der stärkste Hass nur einen schändlichen Fleck wider. Denn Liebe ist die wahre Realität und Kostbarkeit.

      Ich spreche nicht abstrakt über die Liebe, sondern als Physiologe. Ich meine, wenn Notwendigkeit der Antreiber ist, ist Liebe der Erleuchter.

 

      425. Woher kommen die Anwendung und die Tätigkeit des Feuers von Kundalini? Aus der gleichen Quelle: dem Feuer der Liebe. Die Widerspiegelung des Wesens auf dem Schirm[130] nennen wir die Quelle der Wahrheit. Wie freudvoll ist es, die Wellen des Feuers wahrzunehmen, die wachsen wie ein bezaubernder Garten.

      Ich liebe es so sehr, wenn das Feuer der Liebe leuchtet und man jedes Hindernis überwinden kann!

 

      426. Die Menschheit hat oft unnötig ihre Kleider geändert. Bald kürzte sie sie maßlos, bald schleifte sie ganze Schleppen hinter sich her. Die Ärmel schleiften am Boden oder verschwanden gänzlich. Bald war das Oberteil weit, mal das Unterteil höchst umfangreich. Als ob es nicht gleich wäre, in welchem Ärmel die Hand ihrem Nachbarn an die Kehle greift. Die Verkleidung war nicht erfolgreich. Lasst uns die Dinge nehmen, wie sie sind.

      Dabei wollen wir uns merken, Enthusiasmus nicht zu zerstören, woher er auch kommen mag. Wir wollen die Wahrheit nicht verbergen, doch für jede Begeisterung ihren Platz finden. Wird bei großen Maßstäben etwa irgendeine Begeisterung hindern? Für alles findet sich sein Platz. Auf Begeisterung zu bauen, ist leichter und dauerhafter. Wie Liebe, so entflammt auch Begeisterung die Feuer. Sammeln wir alle Feuererzeuger und merken wir uns, wie kostbar jeder Funke ist. Licht und Finsternis — vergessen wir nichts, das aus Licht ist!

      Wir bieten Lebensspender aus dem Pflanzenreich, doch lehnen wir nicht all das ab, was unbeachtet in uns selbst liegt.

      (…)

 

      427. So wenig es den Menschen gelang, die Kleidung zu wechseln, so wenig gelingt ihnen die Bequemlichkeit des Lebens. Die grundlegende Bequemlichkeit erfordert eine Verbesserung der Bedingungen und eine Vereinfachung der Einzelheiten des Lebens. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, die Menschen sind bestrebt, zu komplizieren und jede Möglichkeit des Wachstums des Bewusstseins zu unterbinden. Es ist nicht übertrieben, jedes Wachstum des Bewusstseins wird als unzulässig betrachtet.

      Familien und Staaten brechen zusammen, wenn die Bewusstseine sich offenbaren. Die Lehre des Lebens drängt sich verwaist in den Hinterhöfen, während auf den Plätzen der Umzug des Todes dröhnt.

      Man möge nicht glauben, dass Wir veraltete Metaphern wiederholen. Selbst die beschränktesten Menschen fürchten manchmal das Gespenst der Überproduktion von Gegenständen. Natürlich, wenn man das Leben mit den alten Methoden fortsetzt, muss es zu Überproduktion kommen. Nur zweckmäßige Vereinfachung kann dem Leben Würde verleihen und den natürlichen Reichtum bewahren. Man kann nicht die Aufspeicherungen der kosmischen Anstrengungen vernichten und leichtsinnig auf irgendeine unverdiente Energie hoffen!

      Für jede neue Energie muss man sich vorbereiten. Jede Mutter denkt an ihr zukünftiges Kind; es ist unmöglich, nicht an die Energie zu denken, die in uns selbst liegt! Über die unveräußerliche Möglichkeit muss man nachdenken.

 

      428. Zu Zeiten von Atlantis und in den Riten der Druiden vollführte der Oberpriester seinen Umlauf der Sonne entgegen, während alle übrigen in einem Kreis entsprechend dem Lauf der Sonne herumgingen. Darin war das Symbol des geringen und des großen Wissens enthalten. Das geringe Wissen wird von den gewöhnlichen Energien mitgerissen, doch das große Wissen, das vor den Strom der kosmischen Kräfte hintritt, erzeugt gewöhnlich neue Energien aus dem Chaos. So weise waren im Sonnenkult die Stufen des menschlichen Aufstiegs gekennzeichnet.

      Wie ihr wisst, waren dies keine abstrakten Symbole, sondern die Grundlagen wahrer Tat, denn die Zentren, die entgegen dem Lauf der Sonne rotieren, spenden eine besondere feurige Energie.[131]

 

      429. Es ist erstaunlich, wie die Menschen sich ohne Sinn und Verstand alles verderben. Es ist erstaunlich, wie sich die Menschen der ihnen bestimmten Möglichkeiten berauben. Es ist erstaunlich, wie die Menschen ihre aufgespeicherten Grenzen reduzieren.

      Wir sagen: Es ist besser, in Tätigkeit Fehler zu begehen, als untätig zu sein. Wagemut beim Handeln enthält bereits seine Rechtfertigung in sich, indem er die Energie unter Druck setzt und dadurch vermehrt. Wird denn der Atem des Feuers durch Untätigkeit entfacht?

      Indem Wir auf die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns mit Uns hinweisen, ziehen Wir euch in eine Spirale besonderen Drucks. Wahrlich, nur in dieser Spirale kann man aufsteigen, man muss sie hüten wie einen Antreiber der kostbarsten Energie. Nicht im Wunsch, zu unterdrücken oder zu erniedrigen, rufen Wir auf, mit Uns zu gehen, sondern im Wunsch, durch nützliche Taten zu stärken oder zu erheben.

      Feuer, Feuer senke dich herab auf jene, die deine Ströme aus dem Raum anziehen! Für sie ist die Himmelsfeste mineralischer als die Tiefen der Erde. Für sie ist Luft ein Zustand des Steins und der Stein eine durchsichtige Leitung.

      Ihr, die Meinen, schreitet mit Uns durch die Wellen des Feuers; möge es euch nicht versengen und dem Heil dienen!

 

      430. Besonders vor den bedeutendsten Ereignissen wollen die Menschen die Möglichkeiten der Zukunft nicht zulassen. Man kann eine interessante historische Abhandlung über die Vorboten und Schwellen von Ereignissen schreiben. Dabei kann man die gleiche Denkrichtung im Zusammenhang mit den Zyklonen von Erschütterungen verfolgen.

      Gleicherweise spotten die Blinden über die Hinweise der Sehenden. Ebenso geben die Besserwisser an, dass eine Änderung der herrschenden Ordnung unmöglich, nämlich, dass alles dauerhaft und unabänderlich und jedes feinfühlige Wesen einfach ein Lügner sei!

      Wenn ihr sie darauf hinweist, dass das Heil nicht in Leblosigkeit liegt, werden sie zu Feinden. Aber es ist wertvoll, solche Feinde zu erkennen.

 

      431. (…) Das Bewusstwerden der Hierarchie ist keine formelle Disziplin, sondern vernünftige Zusammenarbeit. Sobald der Geist erkennt, dass er in eine endlose Reihe von Antreibern eingetreten ist, erwirbt er das besondere Recht, vorwärtszuschreiten. Wie der Steuermann seinen Mitarbeitern an den Rudern nicht zu gehorchen braucht, so müssen die auserwählten Führer nur dem Ruf des Lehrers folgen. Man muss in allem daran denken, die Energie zu bewahren.

      Unsere Führer haben Uns das Gefäß anvertraut, um das Übel auszulöschen, und Wir übergeben den Auftrag der Reihe derjenigen, die vor Uns hingetreten sind, und vertrauen ihnen die weitere Übertragung an.

      Die Befolgung der Weisungen der Hierarchie erleichtert den Fortschritt in die Unbegrenztheit. Man kann die Gesetze der Materie nicht aufheben. Wie eine Pumpe und eine Fontäne wechselseitig wirken, so kann die Ordnung der Grenzen der beiden Welten durch das allgegenwärtige Feuer erleuchtet werden.

      Es wäre ein Irrtum, Meine Worte als poetische Hymnen zu betrachten. Man muss sie als den Ruf eines Erbauers aufnehmen, für den es nicht wichtig ist, der Höchste zu sein, für den es aber wichtig ist, den Auftrag der Herrscher zu erfüllen.

      Urusvati hat das sogenannte Rad des Buddha[132] gesehen. Dies ist das Wesen des Teraphims der fernen Welten. Sein Wesen ist in dem Fundament der Welt enthalten, das ein Blütenstempel genannt werden kann. An seinen Enden befinden sich die Sphären der Polarität, entsprechend den beiden grundlegenden Gesetzen. Im Zentrum befindet sich das (…) Rad der psychischen Energie. Und der Kreis des rotierenden Regenbogens ist die Offenbarung aller Stadien des räumlichen Feuers.

      Diese Erkenntnis ist eine Stufe zur Beherrschung des Feuers, und indem man sich dieses Bild vorstellt, kann man die Annäherung des Feuers hervorrufen und sein gefährliches Wesen in eine heilende Eigenschaft verwandeln. Der Kreis enthält die Swastika[133].[134]

      (…)

 

      432. Der Lehrer weiß, welche Stunde die beste ist. Besonderes Wissen ist erforderlich, um, ohne Karma zu verletzen, das Verständnis des Laufs der äußeren Ströme zu ermöglichen. Die Weisungen müssen sich wie Pfeile um die Zielscheibe herum legen, ohne die Mitte des Kreises zu durchstoßen, die Eigentum des Menschen ist.[135] Der Nebel kann nicht mit Unwissenheit erklärt werden, sondern mit (…) Fürsorge. Wir wünschen euch, erfolgreich zu sein, doch dies ist nur bei Zusammenarbeit möglich.

 

      433. Man kann seine Tätigkeit durch Sättigung des Raumes verstärken. Man kann Sendungen durch den persönlichen Willen eines Einzelnen verstärken, doch das erweiterte Bewusstsein wird diese Sendungen verstärken, indem es sie mit dem Bewusstsein des Lehrers verbindet.

      Eine Eigenschaft des erweiterten Bewusstseins ist es, niemals das Vergangene zu bedauern, weil jeder Augenblick weiter ist als die ganze Vergangenheit. Gleicherweise trauert ein solches Bewusstsein den durchschrittenen Orten nicht nach, denn jeder neue Ort, der im Bewusstsein aufblitzt, ist schöner als die früheren. So ist das Bewusstsein eines neuen, schönen Ortes in Verbindung mit dem Wissen des Lehrers die Gewähr für Schöpfung.

      Kann es einen schöneren Weg geben für die Gründung des Bollwerks der Lehre des Lebens? Der Stern führt. So schreitet unbeirrbar voran!

      (…)

 

      434. In allen alten Lehren wird gesagt: „Wende dem Lehrer nicht den Rücken zu.“ Dieses Gebot kann sklavisch oder verehrend verstanden werden. Eine vernünftige Verehrung ist wie eine Blume des Lichts. Man kann sie nicht erzwingen, nur ein erweitertes Bewusstsein ermöglicht die Erfahrung, geistige Werte zu hüten. Wie soll man einem Blinden eine ganze steinige Böschung schildern? Wie soll man einen Tauben durch einen Ruf warnen? Doch die Erfahrung des Lebens wird die Bedeutung des Gebotes „Wende dem Lehrer nicht den Rücken zu“ aufzeigen.

 

      435. Freude liegt nicht im Aufstellen von Gegenständen, sondern im Finden neuer Konstellationen. Ein feinfühliges Auge nimmt die Annehmlichkeit neuer Konstellationen wahr, daher ist es kein Fehler, wenn der Aufmerksame eine Belohnung erhält.

      Die Offenbarung Unserer Strahlen hält die Menschenmassen mit Macht zurück. Doch wie gering ist die Zahl der Menschen, die erkennen, wie ungewöhnlich die Bedingungen sind!

      Es ist lehrreich zu beobachten, wie die Menschen alles bekämpfen, was für sie ungewöhnlich ist. Wir besitzen bemerkenswerte Aufzeichnungen darüber, wie die Menschen alle ungewöhnlichen Zeichen vernichtet haben. Welch selbstlose Vernichtung! Wo doch die wohldurchdachten Zeichen die Rettung der Menschheit bedeuten.

      Alle Anhänger alter Konstellationen haben sogar äußerlich das gleiche einheitliche Wesen — sie sind wie der Wüstensand.

      (…)

      (…)

 

      436. Man kann viele Mitarbeiter nennen, doch man muss ihren Vorrat an Hingabe abwägen. Das Streben zu Uns geht mit der Erwartung einer Belohnung einher; kann man aber einen Lohn zuteilen, wenn Unser Werk selbst schon eine Belohnung ist?

      Die Anspannung der Kräfte stellt bereits ihr Wachstum dar. Wachsamkeit ist das Licht der Erfahrung. Verfolgung bedeutet Entwicklung von Energie. Beachtet, wie die Umstände sich so bilden, dass im Augenblick äußerster Not ungewöhnliche neue Verhältnisse in Erscheinung treten können. Die Unerfahrenen nennen sie Zufälle, doch die Wissenden werden die Spirale der Schöpfung erfassen.

      (…)

 

      437. Jeder neue Zustand des Körpers gleicht einem neuen Ort, an dem wir unseren Platz noch nicht gefunden haben.

      Die Menschen glauben, dass es eine gefahrlose Zeit geben könne, doch sogar jemandem, der auf einem Feld schläft, kann ein Meteor auf den Kopf fallen. Man sollte jede Gefahr des inkarnierten Daseins verstehen.

      (…)

      (…)

 

      438. Der sogenannte Willensbefehl ist eine Sendung von psychischer Energie, die als Produkt des Elementes Feuer die schwächeren Ausstrahlungen durch feurige Einkreisung lähmt. Das heißt, dass zur Stärkung der Aura nicht nur ein reines Bewusstsein, sondern auch die Annäherung des Raumfeuers erforderlich ist.

      Die Taube wurde als Symbol der Reinheit betrachtet, die Schlange als Symbol der Weisheit und der Löwe als Symbol des Feuers der Furchtlosigkeit.

      Das Raumfeuer erfüllt nämlich den Menschen mit sichtlichem Mut, ohne an einen vorübergehenden Zustand gebunden zu sein. Das Element Feuer ist das bestrebteste; dort, wo es erkannt wird, gibt es keine Freude an der Vergangenheit. Wer das alles durchdringende Feuer verstanden hat, wird leicht sehen, dass Wir Uns durch Feuer kundtun.

      Die Lehrer hatten nie viele Schüler. Man erinnert sich an die geringe Zahl von sechzehn oder zwölf — oder sogar noch weniger. Das weist darauf hin, wie schwer es ist, sich dem Feuer des Raumes zu nähern und es zu assimilieren.

      Doch dafür ist Feuer für die Sättigung des Raumes unersetzlich. Wer über psychische Energie nachdenken kann, muss bereits vom Feuer des Raumes wissen. Es wäre unsinnig anzunehmen, dass sich das Element Feuer irgendwo außerhalb unser selbst befände und seine Erkenntnis aus Trägheit aufgeschoben werden könne. Nein, das Feuer tobt um uns herum. Man kann es zum Freund oder zum Feind haben.

      (…)

 

      439. Es wird nicht schwer sein, in naher Zukunft das Austreten des Astralkörpers wie ein gewöhnliches Austreten zu erzielen. Man kann das ungeordnete Austreten des Astralkörpers, das viel häufiger stattfindet, als man gewöhnlich denkt, leicht in ein System bringen. Die Lehre sieht die Nutzung aller verfügbaren Kräfte vor, warum dann nicht die Anwendung des feinstofflichen Körpers im Leben in Betracht ziehen?

      Der Hinweis auf den feinstofflichen Körper ist uralt. Gewöhnlich wird seine Tätigkeit aus dem physischen Leben völlig ausgeschlossen, aber sein Austreten findet trotzdem statt. Das heißt, dass es nur um eine Sache des Bewusstseins und der Erfahrung geht.

      Natürlich sollte man, wie bei psychischen Experimenten, nichts übereilen, da zwei Naturen betroffen sind. Viele tausend Jahre lang haben die Menschen diese beiden Naturen getrennt, deshalb sollte ihre Harmonisierung in zweckmäßiger Weise durchgeführt werden. Im Leben selbst sollte man eine Haltung annehmen, die diesen beiden verschiedenen Zuständen Rechnung trägt.

      Wenn beispielsweise der physische Körper unbeweglich verharrt, sollte er nicht berührt und die Ruhe nicht gestört werden. Wenn der Blick nach innen gerichtet ist, darf man kein Licht herantragen und die Temperatur nicht verändern. Diese Bedingungen sind bei beiderseitiger Harmonisierung gar nicht schwer zu erfüllen.

      Der Mensch selbst sollte erkennen, dass er den feinstofflichen Körper dem physischen Alltag hinzufügt. Geduldig wird er die Offenbarung des Astralkörpers beobachten. Dieser wird lange Zeit unabhängig vom Intellekt wirken, doch dann wird er in Harmonie mit dem höheren Bewusstsein treten. Dies ist kein Experiment, sondern die Anziehung von Kräften, die der Intellekt vertrieben hat. Doch auch der Intellekt muss zur nächsten Stufe aufsteigen. So einfach kann man sich der neuen Stufe des Daseins zuwenden.

      Narkotika und Fleischnahrung tragen natürlich nicht zur Harmonisierung des Physischen mit dem Astralen bei. Gewiss erübrigt es sich zu sagen, dass es keine Gewaltanwendung geben darf, denn alle Tätigkeiten der Harmonisierung müssen in angemessener Weise verlaufen.

 

      440. (…)

      Das Haupthindernis liegt darin, dass die Menschen gewöhnlich nicht nur Ergebnisse wollen, sondern die anzuwendenden Methoden selbst vorschreiben. Dabei müssen gerade die Methoden der Offenbarung individuell sein. Die leichteste Methode für den einen wird für den anderen die schwerste sein. Doch selbst der Staatsapparat ist auf Gleichförmigkeit der Ausführung ausgerichtet, und deshalb gehen die besten Kräfte zugrunde. Man sollte unerbittlich Ergebnisse fordern, doch ihre Erreichung dem Ausführenden überlassen.

      In der Geschichte der Menschheit kann man einige kurze Perioden wahrnehmen, in denen die Ereignisse einen glücklichen Ausgang nahmen. Man kann sicher sein, dass gerade dann eine individuelle Offenbarung angewendet wurde.

 

      441. (…)

      Vor den Augen erfahrener Seefahrer erscheinen zwei Meere. Ihr Auge unterscheidet zwei Strömungen: eine ziert die Oberfläche, ist aber ohne Bedeutung; die andere stellt eine Macht dar und bringt entweder Rettung oder Vernichtung, obwohl sie auf der Oberfläche nicht sichtbar ist.

      Es ist schwer, dem Schaum der Ereignisse keine Beachtung zu schenken und die Grundströme zu erfassen. Leichter ist es, sich an den Erscheinungen der Natur zu schulen. Wie viel Energie wird bewahrt, wenn man die Phantome der Oberfläche meidet. Unsere Lehre strebt nach Erkenntnis der gegenwärtigen Erscheinungen der Natur und betrachtet den Menschen als einen Teil von ihr.

      Ihr mögt schon beobachtet haben, dass sich Unsere Hinweise auf die Tiefe der Ereignisse beziehen. Ich spreche oft von Vertrauen, nicht weil Ich es bezweifle, sondern weil das Sichtbare einen hindert, die inneren Ströme wahrzunehmen. Jeder wird sich entsinnen, wie er Zufälliges und Grundlegendes verwechselt und damit vollkommen willkürliche Vorstellungen geschaffen hat.

      Das gleiche kann vom Element Feuer gesagt werden. Der Unverständig meint: „Unsere Großväter lebten ohne jedes Feuer und wurden als ehrenhafte Bürger zu Grabe getragen. Was habe ich mit Feuer zu tun? Lasst das die Sache meines Kochs sein.“

      Doch der Weise denkt: „Woher kommen die unerklärlichen Epidemien, welche die Lunge, die Kehle und das Herz verzehren? Über allen Ursachen gibt es etwas, das die Ärzte noch nicht entdeckt haben. Nicht die Lebensbedingungen, sondern etwas von außen Kommendes rafft die Massen dahin.“

      Dieser Pfad aufmerksamer Beobachtung kann zu einer vorurteilslosen Schlussfolgerung führen.

      (…)

      (…)

 

      442. Es ist gewiss das Vernünftigste, dann Nahrung zu sich zu nehmen, wenn der Körper sie benötigt. Es ist ausreichend, zweimal am Tag Nahrung zu sich zu nehmen; angesichts der Lebensbedingungen ist diese Regel allerdings schwer zu befolgen, deshalb kann man dem Magen zu bestimmten Stunden Arbeit geben. Das schädlichste ist, zu unregelmäßigen Zeiten und ohne Bedürfnis Nahrung zu sich zu nehmen. Ein geregeltes Leben ist nichts, für das man sich schämen müsste, denn man muss sich gegenüber dem in Jahrtausenden geschaffenen Apparat behutsam verhalten.

      Es ist richtig anzunehmen, dass der Mensch nur eine sehr geringe Menge Nahrung benötigt, ihre Qualität jedoch muss ausreichend sein. Man sollte die Säuren von künstlich Zubereitetem meiden. Ranzige Butter ist weit schädlicher als getrockneter Käse. Schreibt die Garantie nieder, wie leicht es ist, sich mit Nahrung nicht zu belasten.

 

      443. Man berichtet euch von Stätten, an denen es viele Götter gibt; man berichtet euch von Stellen, an denen es unterirdische Feuer gibt; nutzt diese Mitteilungen.

      Was bedeutet eine Stätte der Götter? Bedeutet das nicht, dass es an diesem Ort besondere Bedingungen für das Astrale gibt? Dort, wo die Ströme des Feuers nahe sind, können lebhafte Manifestationen des Astralen auftreten, welche die Phantasie der Menschen in Staunen versetzen. Steht denn das unterirdische Feuer nicht in Beziehung zu dem Feuer des Raumes?

 

      444. Sind Schwierigkeiten nicht der Totenstille vorzuziehen? Ist der Wirbelwind nicht die Folge von Bewegung? Die Lehre der Beseitigung von Schwierigkeiten ist die Lehre des Strebens zum Guten.

      (…)

 

      445. Die Erwähnung des Astralen muss man auf die künftigen Experimente der Verdichtung des Astralkörpers beziehen. Unter irdischen Bedingungen wird die psychische Energie geschult, um das Bewusstsein mit einer neuen Körperart vertraut zu machen. Diese Veränderungen bilden sich aus unmerklichen Aufspeicherungen, die nur wenige Menschen besitzen.

      Ich habe bereits auf das Experiment mit dem Astralkörper hingewiesen, der in der Evolution seinen Platz einnehmen muss.

 

      446. Um den Erfolg des Lebens in der Erweiterung des Bewusstseins zu sehen, muss man einen bereits erprobten Geist besitzen. Die Menschen sind dermaßen gewöhnt, ihr Leben auf Dinge mit irdischer Bestimmung zu gründen, dass selbst die Grundlagen des Daseins so lange nicht angenommen werden können, wie der Mensch in seinen gewohnten Umständen verharrt. Das heißt, dass die Lebensverhältnisse auf ungewöhnliche Art gebildet werden müssen. Es gibt keine Regel für dieses Ungewöhnliche.

      Das Leben des Geistes bestimmt die Alltagsverhältnisse. Das Unglück der Familien liegt darin, dass das geistige Leben nicht in ihren Alltag eingeht. Man kann das Leben mit den besten Maßnahmen verschönern und den Strom des Geistes erheben. Doch es besteht eine gewisse Lebensart, die zu einer Höhle wilder Tiere wird.

      Dadurch, dass sie die Brücke zur höheren Welt verloren haben, schaden die Menschen nicht nur sich selbst, sondern auch ihrer ganzen Umgebung. Ihre Hunde haben lauter schädliche Gewohnheiten, und ihre Tiere und Vögel sowie ihre Pflanzenwelt sind für die Evolution ungeeignet.

      Man muss dem Menschen aufzeigen: „Gib acht, was du um dich herum erschaffst!“ Das tote oder das lebendige Prinzip hängt von der Einrichtung des ganzen Lebens ab.

      (…)

 

      447. Der Grad der psychischen Energie möge der Qualität und nicht der Stärke nach unterschieden werden. Allgemein gesprochen besitzen die Medien die niedrigste Qualität der Energie, denn sie unterliegt allen umgebenden Bedingungen, selbst[136] den atmosphärischen, und die Lehrer sind wegen dieser Eigenschaft sehr besorgt.

      Dann kommt die lange Reihe von Teilmanifestationen der psychischen Energie ohne geistige Synthese. Manche mögen sehen oder hören, jedoch ohne Vereinigung mit der Lehre.

      Die für die Evolution nötigste Art der psychischen Energie ist natürlich jene der Mediatoren. Weil sie Feinfühligkeit besitzen, bewahren sie immer die Synthese der Lehre. Diese durch die Erfahrungen von Jahrhunderten aufgespeicherte Eigenschaft der Synthese schützt sie vor finsteren Einflüssen.

      Für Medien kann man sich interessieren, doch Mediatoren muss man achten und schätzen.

 

      448. Ein Yogi hält in der Dunkelheit einen starken Magneten oder einen Splitter eines Körpers von den fernen Welten über den Scheitel eines Schülers und fragt: „Was spürst du?“

      Gewöhnlich ist die erste Antwort verneinend: „Ich fühle gar nichts.“

      Der Yogi sagt: „Das ist nicht wahr, es kann keinen solchen Zustand der Aufmerksamkeit geben, dass der Mensch ohne Empfindung wäre.“

      Der Schüler besteht darauf: „Ich fühle nichts.“

      „Das ist nicht wahr, du fürchtest dich nur, das zum Ausdruck zu bringen, was du fühlst und siehst.“

      Nach langem Schweigen spricht der Schüler: „Vielleicht spüre ich Kälte und so etwas wie Flimmern von Sternen.“

      Warum sagen die Menschen „vielleicht“ und „scheinbar“, wenn sie sehen und fühlen? Nur bei direkten Behauptungen nimmt die psychische Energie zu. So kann man seine Wahrnehmungsfähigkeit steigern, denn über uns befinden sich ständig magnetische Ströme und das Leuchten der Hinweise der Blumen des Raumes.

 

      449. Die Anspannung der ewigen Wacht und das Erbeben im Streben rettenden Schaffens erfordern eine besondere Anpassungsfähigkeit des Organismus. Wir schätzen diese Wachsamkeit.

 

      450. Man kann die Reihe der Wiederverkörperungen als eine Reihe voneinander getrennter Leben ansehen, besser ist jedoch, den Wechsel der Wiederverkörperungen als ein einziges Leben zu betrachten. Wahrlich, es gibt nur ein einziges Leben, und vom Augenblick der Beherrschung des menschlichen Bewusstseins an hört das Leben mit all seinen Folgen nie auf, und die umgebenden kosmischen Ströme erwecken gleichartige Gefühle in den verschiedenen Lebensphasen.

      Dies ist einer der bindendsten Lebensumstände, der die angeborene Einheit des Anfangs beweist. Man kann die Zwischenzeiten zwischen den Inkarnationen Schlaf oder Tag nennen, das hängt vom Standpunkt ab. In der Vergangenheit war es vielleicht Schlaf, in der Zukunft wird es vielleicht Tag sein. Das hängt vom Erfolg der Evolution ab.[137]

      Man kann beobachten, wie über viele Jahrhunderte hinweg bei gleichen Schwingungen das gleiche Gefühl auftritt. Diese Beobachtungen sind nützlich, um die Unteilbarkeit des Lebens zu verstehen. Könnten die Menschen die Unteilbarkeit des Lebens eher aufnehmen, würden sie sich Zweckmäßigkeit und Verantwortung aneignen.

      In den ältesten Vermächtnissen wird auf den Tag und die Nacht Brahmas[138] hingewiesen; dies scheint die Lebenszustände zu erklären, doch nach Atlantis kam ein unvernünftiger Todesbegriff auf und das irdische Leben schloss sich in die Muschelschale des Vorurteils ein. Anstelle von Erkenntnis trat Verneinung. Dabei beginnen der Tag und die Nacht Brahmas zwischen jedem Pulsschlag. Zuerst gibt es die Zwischenzeiten des Pulses, dann die Zwischenzeiten des körperlichen Schlafes, weiter die Zwischenzeiten des physischen und des feinstofflichen Zustandes — und so fort bis zum Puls eines Manwantara.

      Der Mensch muss sein Bewusstsein ändern und sich in die Kette der untrennbaren Bewusstseine eingliedern. Der Pfad der Erweiterung des Bewusstseins verleiht die Stufe der Erkenntnis eines jeden Lebensschrittes. Dies schafft jene Ungewöhnlichkeit, von der Wir bereits gesprochen haben. Allein eine solche Ungewöhnlichkeit ist Wahrheit!

 

      451. (…)

Einst sprach ein französischer Würdenträger zu St. Germain*: „Mein Verstand reicht nicht aus, um all den Unsinn zu begreifen, der um Sie herum vor sich geht.“

      St. Germain antwortete: „Es ist nicht schwer, meinen Unsinn zu verstehen, wenn Sie ihm dieselbe Aufmerksamkeit schenken würden, wie ihrem eigenen, und meine Berichte ebenso aufmerksam lesen würden wie die Liste der Tänzer bei Hof. Doch das Übel liegt darin, dass die Ordnung eines Menuetts für Sie bedeutsamer ist als die Unversehrtheit der Erde.“

      In diesem Wort liegt das Übel unserer Zeit. Für allerlei niederträchtige Beschäftigungen haben wir unermesslich viel Zeit, doch für das Wichtigste finden wir nicht eine Stunde.

 

      452. Ich spreche nicht zufällig über das Bewusstsein des Dienstes, dieses Bewusstsein beseitigt nämlich die Atmosphäre der Gewöhnlichkeit und verleiht Harmonie für die Erfüllung der Aufgabe. Durch Disziplin kann man die Nerven heilen, doch das Bewusstsein des Dienstes ist die beste Disziplin.

      Feuer erfordert Maßnahmen der Vorsicht, diese Eigenschaft sollte man entwickeln, und Dienst ist die Methode der Wachsamkeit. Wie Blütenblätter sich bei grober Berührung schließen und welken, so schließt sich der Lotus des Schutzes, wenn eine heftige Bedrohung den Raum angreift. Als fürsorglicher Arbeiter rufe Ich die Mitarbeiter auf, den Schatz zu tragen!

 

      453. Der Cherub[139] wurde mit Flügeln, aber ohne die übrigen menschlichen Gliedmaßen dargestellt. Dies könnte ein Symbol für eine nichtmenschliche Evolution sein. Doch Buddha ist bereits in menschlicher Gestalt dargestellt worden, mit von den Schultern ausgehenden Strahlen. Zur völlig menschlichen Natur kam die Beherrschung der Elemente hinzu, und darin liegt Heldentat. Doch die Menschen können die Heldentat durch die menschliche Natur nicht schätzen. Wenn sie eine Vorstellung über die von den Schultern ausgehenden Strahlen gewinnen, beginnen sie sofort, die Bedeutung der anderen Glieder zunichtezumachen. So ist eine Karikatur eines Cherubs mit leblosen Würsten geschaffen worden — eine völlige Abkehr von der Erde ohne jeden Sinn.

      Deshalb gehen Wir folgendermaßen vor: Zuerst härten Wir durch eine Reihe von Unerwartetem, dann beseitigen Wir das Gefühl des persönlichen Eigentums, und nachher erteilen Wir einen besonders gefährlichen Auftrag; nach diesen Reinigungen wenden Wir Uns der Erde zu, wo sich inmitten scheinbar gewöhnlicher Bedingungen die größte Ungewöhnlichkeit vollzieht. Man mag sich die Beschaffenheit der Flügel vorstellen, wenn sich der Körper in einer unvollkommenen Umgebung befindet; von den Schlägen der Menschen erstrahlen die Flügel in vollem Glanz.

      Als man einen Paradiesvogel fragte, woher er sein glänzendes Gefieder habe, antwortete er: „Viele vergiftete Pfeile glitten an mir ab, und das stärkste Gift ergab die beste Farbe.“ Lasst uns daher den Bogenschützen danken!

 

      454. Wo die Astralwelt nahe ist, kann man viele kleine Phänomene bemerken. Zuerst haben Wir den Zauber der Astralwelt zerstört, damit Maja nicht droht, doch sobald ein richtiger Blickwinkel eingenommen wurde, schenken Wir der Astralwelt wieder Aufmerksamkeit.

      Im Namen der Evolution betrachten Wir den feinstofflichen Körper ohne Abneigung und ohne Verzauberung. Der physische Körper hat den Astralkörper absorbiert, so wie die dicke Rinde die Epidermis[140] des Baumsaftes absorbiert. Der physische Körper hat den Astralkörper verdorben, doch wird dem Astralkörper die Möglichkeit gegeben, sich zu kräftigen, wird er vom Körper gerechte Bedingungen verlangen.

 

      455. Wie ein Segel, vom Wind gebläht, jagt Unser Schiff voran. Man kann sehen, dass jede vergangene Lebenslage einfacher war als die gegenwärtige. Das bedeutet aber nicht, dass die gegenwärtige schwer und schlecht ist – sie ist das Ergebnis der Entfaltung von Tätigkeit.

      Wenn man für den Feind einen Hinterhalt legt, wird der Befehl gegeben, sich still zu verhalten. Dann erhebt nur ein Unwissender seine Stimme, doch die Krieger bewahren Ruhe, denn sie wissen, dass ein Aufschrei ihr Verderben bedeutet.

      Ich bestätige, dass die Lage glänzend sein kann, doch die Feinheit der Prägung krönt die Schöpfung. Der Lehrer freut sich über jede Bewegung in die richtige Richtung. Kann das Gesagte sich auf jeden Schritt beziehen? Ich vermag nur Meilensteine zu setzen — so ist das Gesetz.

 

      456. Schmerz ist eine organische Tatsache und kann nicht von selbst verschwinden. Natürlich kann man Schmerz durch ein Narkotikum oder einen Willensbefehl lindern. Außerdem kann man Schmerz auf ein anderes bewusstes Wesen übertragen. In alten Zeiten wurde die Schmerzübernahme durch eine Gruppe angewendet, wie beispielsweise in Ägypten bei der Erkrankung eines Pharaos, doch die volle Wirkung konnte nicht oft erreicht werden, weil nicht nur Einvernehmen, sondern auch eine elementare Einheit der Gruppe erforderlich war.

 

      457. Bei Kindern kann man oft seltsame, rasche Blicke bemerken, als ob sie etwas Unerklärliches sehen. Im Übrigen sprechen sie manchmal von Feuersbrunst, Sternen oder Lichtschimmern. Erzieher fassen dies natürlich als Krankheit oder Unsinn auf, doch gerade auf solche Kinder muss man die Aufmerksamkeit richten.

      Kleinkinder nehmen bekanntlich leicht Astralgestalten wahr; die besonders feinfühligen sehen die räumlichen Feuer. Solche Organismen sollte man von den ersten Tagen an sorgfältig beobachten. Ihr könnt überzeugt sein, dass in ihnen die Möglichkeiten des Agni Yoga angelegt sind, und wenn man sie in einer reinen Umgebung unterbringt, werden sie musterhafte Möglichkeiten bieten. Vor allem sollte man sie weder beschmutzen noch einschüchtern.

      Wir haben oft genug über die Lebensnotwendigkeit des Agni Yoga gesprochen, und feinfühlige Organismen sollten sicherlich nicht für die Zuschauer vorbereitet werden, sondern für das Leben, als die Beherrscher des vom Schicksal bestimmten Pfades.

      Für eine Mutter sind diese Beobachtungen nicht schwierig, man muss nur wissen, was und warum man beobachtet. Ich spreche nicht von schädlicher Nachsicht ohne richtiges Urteil. Der Beobachter erfasst unmerklich die Fähigkeiten, scheinbar zufällig hinterlässt er Zeichen der Führung. Man kann bemerken, wie freudig sich die Augen eines Kindes weiten, wenn seine Bewegungen und Ausrufe über das Verborgene sorgsam unterstützt werden. Spott ist der schlechteste Erzieher. Feinfühligkeit ist eine Stufe der Kultur.

      Agni Yogis kann man nicht schaffen, sondern ihnen lediglich den Pfad eröffnen – eine kosmische Erscheinung duldet keinen Zwang. Wo aber die Blüte des Feuers bereit ist, sich zu entfalten, hindert sie nicht.

 

      458. Wendigkeit und Findigkeit sind vollkommen verschiedene Eigenschaften. Wendigkeit ist Verteidigung, List und Versteinerung. Findigkeit ist Zukunft, Bewegung und Hingabe. Niemand wird Findigkeit tadeln.

      Wenn ein Schiff seinem Ziel zueilt, ist es da nicht einerlei, ob es über Backbord oder Steuerbord geht? Wenn es gegen den Wind laviert, wird sich niemand über das Zickzack seines schwierigen Kurses wundern, da es doch die Hindernisse überwindet.

      Wendigkeit hingegen ruft Widerwillen hervor. Man kann sehen, dass Wendigkeit keine Bestimmung hat; sie beharrt nur auf dem Gegenwärtigen; sie ist ein Symbol des Unwesentlichen.

      Man sollte das Feuer der Findigkeit schätzen. Wenn wir achtgeben, wenn das Feuer sich entzündet, werden viel bessere Flammen den Mut und die Findigkeit begleiten.

 

      459. Ich bestätige, dass Arbeitsfreude die beste Flamme des Geistes ist. Die Freude wird von verstärkter Tätigkeit der Zentren begleitet. Viele Heldentaten werden durch (…) Freude vollbracht. (…)

 

      460. Man muss die festgesetzte Stunde als Grundlage dessen, was sich vollzieht, verstehen, denn sie steht oft zu Einzelheiten in Bezug, und werden diese nicht wahrgenommen, vergisst man die Grundlage. Und was sollen wir schützen: die Einzelheiten oder die Grundlage? Man muss daran denken, dass Einzelheiten oft die Grundlage vernichtet haben, weil die Menschen sich eher an Phantome halten, als einer Grundlage von weltweiter Bedeutung zu folgen.

 

      461. Heldentat, Synthese und wachsame Scharfsicht drücken sich durch die dreifarbige Flamme aus. Heldentat ist silbern, Synthese grün und Wachsamkeit gelb. Diese Triade wird durch Übung des Bewusstseins unter verschiedenen Lebensbedingungen erreicht. Man kann auf diese Triade hinweisen als auf das Beherrschen der Bedingungen der Selbstaufopferung.

      (…)

 

      462. Ein Teil der alten Mysterien wird „Der Kelch der Heldentat“ genannt. Ein vierkantiger Kelch wurde mit dem Saft des Granatapfels gefüllt. Die Innenfläche des Gefäßes war versilbert und die Außenfläche aus rotem Kupfer. Die Bestätigung der Heldentat wurde vom Erheben des Kelches begleitet. Nachher wurde der Saft in alle vier Seiten ausgegossen, als Zeichen der Bereitschaft, dem Allgemeinwohl uneingeschränkt zu dienen.

 

      463. Zufriedenheit wohnt nicht in Unserem Haus. Wer von Uns könnte zufrieden sein? Die ungestüme Weltenschöpfung selbst begehrt auf gegen Zufriedenheit.

      Liegt in Vollendung wirklich Freude? Wir werden durch die Freude des Beginns angetrieben. Das ist keine Abstraktion. Beginn entspricht Bewegung, und die Linie der Fortsetzung bildet sich durch die Trägheit. Der Anstoß des Beginns ist Unser Glockenschlag. Wenn Wir der Welt Unser Beginnen entziehen, wird ein beträchtlicher Teil des Weltgewebes verzerrt.

      Wer kann das Schicksal ändern? Wo gibt es eine Stütze? Nur im Gedanken. Die Menschen glauben dem Gedanken nicht genügend.

      Der Wille des Menschen ist mit sieben Verschlüssen verschlossen. Der Mensch sagt: „Ich habe meine ganze Willenskraft zusammengenommen.“ Doch gleichzeitig hat er sich gefürchtet, gezweifelt, gehasst und geschwankt. So wirkt der Wille nicht. Er kann den Pfeil nur senden, wenn er von jeder Last befreit ist.

      Diese Eigenschaft wurde Gelassenheit genannt, doch das ist nicht richtig; es ist besser, sie als Befreiung zu bezeichnen. Nehmen wir das Beispiel eines Bogenschützen. Wenn er an verschiedene Stellen des Pfeiles Gegenstände mit unterschiedlichem Gewicht bindet, wird der Flug des Pfeils nicht genau sein. Wenn die Menschen lernen würden, ihre inneren Tätigkeiten mit den physischen Erscheinungen zu vergleichen, könnten sie ihr Bewusstsein bedeutend bereichern.

 

      464. Selbst wenn man seinen ganzen Willen zusammennimmt, kann man trotzdem das Feuer des Raumes nicht hervorrufen. Diese Erscheinungen des Elementes sind dem Befehl nicht unterworfen, sondern wachsen durch die Erweiterung des Bewusstseins. Wir nennen das Bewusstsein Unseren Garten, in dem die Früchte der Arbeit heranreifen.

      Die Arbeit an der Erweiterung des Bewusstseins geht auf zwei Ebenen vor sich. Keine dieser Ebenen verbindet sich mit den übrigen Lebenserscheinungen. So wie ein unterirdischer Gang nicht mit dem Pflanzenreich in Berührung kommt und wie ein Meteor nicht vom Wetter abhängig ist. Die Menschen verstehen diese Schichtungen der beiden Ebenen nur schwer.

      Wachsamkeit des Bewusstseins ist erforderlich, doch es gibt nur wenige, die sie besitzen. Jedes Phänomen des Feuers erfordert nicht nur bestimmte physische Bedingungen, sondern hängt auch vom Zustand des Bewusstseins ab. Das Unerwartete der Phänomene ist nicht so schwer zu erklären; es genügt, ohne Vorurteil in sein Bewusstsein zu schauen und die vorausgehenden physischen Bedingungen zu erfassen. Man wird einen Verschluss des Stromes bemerken, der die Erscheinung hervorruft.

      (…)

 

      465. Ihr saht[141] das Erblühen des dritten Auges, doch es ist nicht leicht, das Leuchten der psychischen Energie wahrzunehmen. Wir nutzen die Bedrängung der Atmosphäre, um die Verwirklichung des Bewusstseins zu fördern. Was in den Tiefen des Bewusstseins liegt, sollte hervorgeholt werden. Keine Stufe der Aufspeicherung ist leicht. Man darf das Wachstum der Eroberung der psychischen Energie nicht erzwingen. Der Kreis des dritten Auges ist schwierig. Diese Vereinigung mit dem Raumfeuer vollzieht sich nahe den Drüsen, die mit den Leitungen der Zentren erfüllt sind.

      Drei Flammen, dann der Kelch der Heldentat und das dritte Auge — dies ist ein Teil Unserer Mysterien. Nachher ist eine Ruhe von wenigstens vier Tagen erforderlich.[142]

 

      466. Ich rate zu beobachten, bei welchen Tätigkeiten und Gedanken Sterne in Erscheinung treten, dazu ihre Farbe und Größe; diese Hinweise sind wie der Segen der Welten. Es ist, als ob das räumliche Feuer sich metallisiert, und das Leben füllt sich mit dem Leuchten des Prana der Wirklichkeit. Es bleibt nur noch übrig, die Zeichen ohne Vorurteil zu verfolgen und zu beobachten, mit welchen Gedanken sie in Beziehung stehen.

      Gewiss, für das Psychoauge sind sie ziemlich gewöhnlich, doch man sollte nicht in Gewöhnlichkeit versinken. Nur für Schwache ist tägliche Arbeit an der Lehre langweilig. Die Funken des Kosmos sind unwiederholbar. Man könnte der Beobachtung der Sterne ein ganzes Kapitel widmen.

 

      467. „Und mit Seinem Stab löschte Er alle Zeichnungen im Sand.“[143] In dieser Bewegung kommen die ganze Freigebigkeit des Lehrers, Sein ganzer Reichtum, das völlige Vergessen der Vergangenheit sowie das Streben in die Zukunft zum Ausdruck.

      Doch, wie Ich schon sagte, die Menschen machen alles zu Gewöhnlichem; nicht nur das Persönliche, nicht nur das Staatliche, sondern sogar das Geistige kann nicht ohne völlige Begeisterung fortgeführt werden. Die dem Namen des Lehrers geweihte tägliche Arbeit wird jedoch weder gewöhnlich noch ermüdend sein. Sobald wir vergessen, wofür wir arbeiten, wird Langeweile uns in ein Leichentuch der Verwesung hüllen, und keinem Spaßmacher der Welt wird es gelingen, uns ein Lächeln zu entlocken.

      Wie kann man sich der täglichen Arbeit des Lehrers erinnern, wenn Seine Schöpfung im Raum aufgewirbelt wird und Wirbelwinde die Aufzeichnungen davontragen? Doch mit einem Lächeln verwischt der Lehrer die Zeichen, denn Er wird nicht müde, die Funken der Heldentat auszustreuen.

 

      468. Vielfarbige Funken schließen uns an das räumliche Bewusstsein an. Doch das Kosmische Feuer kann nicht in vollem Maß offenbart werden, da sonst das menschliche Wesen veraschen würde — ausgenommen jenem, der sich dem Feuer weiht und dessen Wesen alle Stufen der Annäherung an dieses Element durchschreitet.

      Gleicherweise kann einem das Studium der Lebensgrundlagen verschiedenfarbige Zeichen der Grundlagen vermitteln; doch die vollständige Lehre darf und kann nicht dargelegt werden, weil Buchseiten nicht das ganze Leben enthalten können und die Lehre nicht die Absicht hat, mechanische Statuen zu schaffen. Wahrlich, kein einziger Lehrer hinterließ einen vollständigen Kodex der Lehre. Eine solche Vollständigkeit widerspräche der Unbegrenztheit und würde eine völlige Begrenztheit der Anhänger voraussetzen.

      Wir können die Richtung weisen. Wir können aufrufen zu fliegen. Wir können die Arbeit bestätigen. Wir können auf das Licht hinweisen, doch die Mittel und Wege dürfen nicht versklaven. Das erweiterte Bewusstsein wird anzeigen, wo Karma nicht verletzt werden darf. Das Karma nicht zu verletzen, ist die Sorge eines jeden, der die Grundlage der Lehre übermittelt. Eine übermäßige Last aufzubürden ist unverzeihlich. An Möglichkeiten vorüberzugehen ist unwürdig.

      Der Lehrer lenkt den Strom des Bewusstseins. Es mag sein, dass der Schüler die Berührungen nicht bemerkt.

      So sollte jeder in den Bereich der Lehre wie in das Leben eintreten, ohne abzuweichen; doch dafür muss man die Lehre in verschiedenen Geisteszuständen wiederholt lesen. Es wäre verfehlt, der Lehre nur die Zeit der Ruhe oder der Erhebung zu widmen. Das alles durchdringende Feuer ist das beste Symbol der Lehre.

 

      469. Drei Jahrhunderte nach dem Hinscheiden des Gesegneten wurde Seine Lehre bereits zum Gegenstand religiöser Streitigkeit. Kein Jahrhundert war vergangen, als die Christenheit äußerste Unduldsamkeit bekundete. Mit dem letzten Aufruf Mohammeds begann der Fanatismus. Religiöse Streitfragen haben den Sinn der Lehre vernichtet, weshalb Wir jetzt zu besonderer Duldsamkeit aufrufen und jeden Streit ablehnen.

      Man wird fragen: Wie kann man die Lehre schützen, ohne auf Angriffe einzugehen? Der beste Schutz ist, seine Tätigkeit in eine nichtfeindliche Richtung zu entwickeln. Man kann die feindlichen Behauptungen durch Schaffen neuer Festungen zerschlagen. Ihr wisst, dass Wir Feinden nicht ausweichen, doch man sollte um ihretwillen keine Kraft verschwenden.

      (…)

 

      470. Alles, was man mit Hilfe des Glockenzentrums hört und sieht, verdient besonders feinfühlige Aufmerksamkeit. Eine Schicht erhabener psychischer Energie verbindet mit den Feuern des Raumes. Selten kann man diese Feuer in großem Ausmaß sehen. Wie das Himmelsgewölbe vom Leuchten der fernen Welten erfüllt ist, so funkeln die Feuer über dem Scheitel. Dadurch wird die Qualität der psychischen Energie verfeinert. Wir müssen uns über jede Verfeinerung der psychischen Energie freuen.

      Bei der irdischen Inkarnation kristallisieren wir die psychische Energie. Wenn wir in die Astralwelt hinübergehen, müssen wir nicht nur das Bewusstsein des Zukünftigen mitbringen, sondern auch mit dem Kristall der psychischen Energie unser Streben entfachen, andernfalls versinken die Hinübergehenden im Dämmerlicht der Überreste. Daher ist die Aufspeicherung von psychischer Energie so wertvoll.

      (…)

 

      471. Gerade die Qualität der psychischen Energie ist von Bedeutung. Es ist richtig anzunehmen, dass das Potential der psychischen Energie auch in niederen Organismen vorhanden ist. Es verleiht Instinkt, jedoch nicht Bewusstsein. Es entspricht den niederen atmosphärischen Schichten und zirkuliert in ihnen. Es berührt die Zentren der unteren Hälfte des Organismus.

      Man muss deshalb verstehen, die psychische Energie zu beherrschen und sie zur Heldentat auszusenden. Psychische Energie wird durch die Art des Denkens verfeinert. Das Streben zu den Höhen ist die beste Aufgabe für das Glockenzentrum.

      Natürlich kann man sich nicht zwingen, die Gedanken emporzurichten, diese Denkrichtung wird nach längerer Erfahrung zu einer natürlichen. Das bedeutet: Während uns die psychische Energie emporträgt, verfeinert das von ihr erzeugte Bewusstsein die Qualität der Energie. Die Große Schlange beißt sich wieder in den Schwanz und schließt den Kreis.

      Die Verfeinerung der Energie kann sich in den Ausstrahlungen widerspiegeln. Die Fähigkeit, diese Ausstrahlungen zu fixieren, wird die Feier des Sieges des Bewusstseins sein.

 

      472. Wenn sie keine Möglichkeit mehr sehen, fallen die Menschen oft in Verzweiflung. Gewöhnlich vergessen sie einen der Hauptverbündeten: den Fluss der Ereignisse. Wir sagen nicht, dass man das Unbekannte untätig erwarten soll, doch manchmal zeigen sich die erwarteten Möglichkeiten nicht; und manchmal sind sie überwunden und gar nicht mehr vorhanden.

 

      473. Genauso wie wir an die Natur der Astralwelt herantraten, wollen wir auch unsere Beziehungen zu den Rosenkreuzern, Freimaurern und anderen Organisationen festlegen, in denen man das Allgemeinwohl berührt. Viele Mahatmas haben sich an ihnen beteiligt. Und wenn wir an die selbstlosen ursprünglichen Grundlagen dieser Organisationen denken, dürfen wir sie nicht ablehnen. Sofern es sich um aufrichtige Motive handelt, müssen alle Arbeiter für das Allgemeinwohl zusammenhalten; besonders wenn der Geist entwickelt ist und das Bewusstsein nicht schlummert.

      Warum sollten wir nur Verurteilungen Gehör schenken? Nur auf den niederen Stufen werden Worte der Verurteilung ausgesprochen. Sie sind nicht mehr am Platz, sobald das Samenkorn des Strebens in den Kelch fällt.

 

      474. Das Züchten von Bakterien ist nur für das Studium ihrer Natur zum Zwecke ihrer Ausrottung nützlich. Man muss nämlich lernen, sie zu vernichten. Dieses Element schadet den besten Sekretionen und mag als Feind der psychischen Energie betrachtet werden. Wie Rost ein Räderwerk zum Stillstand bringt, so verdunkeln diese Abfallprodukte mechanischer Prozesse das Gefühlswissen.

      (…)

 

      475. Die Lehre kann ihren eigenen Weg gehen, ohne Zwang auszuüben. Man kann darauf hinweisen, wie frei die Lehre sich verbreitet, wenn die Fristen nahen.

      (…)

 

      476. Nicht selten tritt die Astralwelt auf der physischen Ebene in Erscheinung. Wie unvernünftig begegnen die Wesen der physischen Ebene jeder Manifestation, die ihren Gesetzen nicht unterliegt! Ebenso überrascht wird jeder sein, der in die Astralwelt eintritt, ohne sich ihrer bewusst zu sein.

      (…)

 

      477. Die Menschen haben völlig verlernt, die psychische Energie zu begreifen und anzuwenden. Sie haben vergessen, dass jede in Tätigkeit versetzte Energie eine Trägheit erzeugt. Es ist nahezu unmöglich, diese Trägheit anzuhalten, daher setzt jede Erscheinung von psychischer Energie ihre Wirkung der Trägheit entsprechend fort, manchmal sogar dauernd.

      Man kann zwar einen Gedanken ändern, doch die Folgen der vorausgehenden Sendung durchdringen trotzdem den Raum; darin besteht nicht nur die Stärke der psychischen Energie, sondern auch ihre Qualität, die besondere Sorgfalt verdient.

      Nur mit einem erleuchteten Bewusstsein kann man die psychische Energie so lenken, dass unser Pfad nicht durch vorherige Sendungen verunreinigt wird. Oftmals trübt ein zufälliger und wesensfremder Gedanke die Oberfläche des Ozeans der Errungenschaften für lange Zeit. Der Mensch hat seinen Gedanken längst vergessen, doch dieser setzt den Flug vor ihm fort und erleuchtet oder verdunkelt seinen Pfad. Dem Glanz des Strahls schließen sich kleine Lichter an, die ihn bereichern. Am Kehricht saugen sich dunkle und staubige Teile an, welche die Bewegung unterbinden.

      Wenn Wir sagen „Fliegt mit Licht“ oder „Streut keinen Schmutz aus“, warnen Wir vor einer Tat.

      Alles, was über psychische Energie gesagt wurde, bezieht sich auf jede Tätigkeit. Hier gibt es nichts Abstraktes, denn psychische Energie ist in der ganzen Natur vorhanden und kommt besonders im Menschen zum Ausdruck. Wie sehr der Mensch auch versuchen mag, sie zu vergessen, die psychische Energie bringt sich in Erinnerung, und es ist Sache der Aufklärung, die Menschheit zu lehren, wie dieser Schatz zu nutzen ist.

      Wenn die Zeit gekommen ist, um über die physisch sichtbaren Ablagerungen der psychischen Energie zu sprechen, bedeutet dies, dass die Wirklichkeit offensichtlich geworden ist; es bedeutet, dass die Menschen unverzüglich danach streben müssen, die psychische Energie zu beherrschen. Das Feuer des Raumes und die psychische Energie sind miteinander verbunden und stellen die Grundlage der Evolution dar.

 

      478. Wir unterteilen Bakterien in direkte und indirekte Zerstörer. Was gestern gesagt wurde, betrifft vor allem die erste Kategorie. Beim Verschmelzen des astralen mit dem physischen Körper ist die erstere schädlich.

 

      479. L.[144] wird besonders bei der Ablagerung von psychischer Energie benötigt, denn diese Kristalle können im Wesen von L. aufbewahrt werden. Auch kann das Präparat L. die Nervenzentren dort bedecken, wo sich die psychische Energie ablagert. (…) Diese Platten werden ein Allheilmittel für die Menschheit sein. Ich sprach schon vor langem über L.

 

      480. Die L.-Salze sind nicht nur gegen Gicht, sondern bei allen schädlichen Ablagerungen von Nutzen. Das Auslaugen des angesammelten Schmutzes reinigt den Weg für die psychische Energie. Es gibt Quellen, welche diese Energien enthalten; man kann sie zur inneren Anwendung empfehlen.

      Man kann beobachten, wie bestimmte Elemente zur rechten Zeit ins Leben treten.

      (…)

 

      481. Wer sich nicht fürchtet, zwecks Verfeinerung seines Wissens die Grundlagen der Lehre zu untersuchen, ist bereits auf dem richtigen Weg. Wer sich nicht fürchtet, unverstanden zu bleiben, der ist mit Uns. Wer sich nicht fürchtet, Flussbette großer Strömungen zu vereinen, ist Unser Freund. Wer sich nicht fürchtet, das Licht zu sehen, besitzt das Adlerauge. Wer sich nicht fürchtet, ins Feuer zu gehen, ist von feuriger Geburt. Wer sich vor dem Unsichtbaren nicht fürchtet, kann die Dunkelheit durchdringen. Wer sich nicht fürchtet, die Welt zu umreisen, ist den fernen Welten zugewandt. Wer sich nicht fürchtet, die Vermächtnisse der Weisheit zu kennen, wird mit Uns sein.

      Wir haben entsagt und haben erlangt. Wir haben abgegeben und haben empfangen. Wir enthielten uns und befreiten uns von Verlockungen. Der Erkennende schreitet voran wie ein Löwe der Wüste. Wer antwortet dem Brüllen eines Löwen? Nur ein Löwe, der sich von Furcht befreit hat.

      Wo sind die Fesseln? Wo sind die Ketten? Die Erkenntnis der fernen Welten wird die Krone der Errungenschaft schmieden.

 

      482. Es ist richtig, eine Krankheit nicht nach innen zu verdrängen. Diese Wahrheit kennt der Arzt für den Körper, und der Arzt für den Geist müsste sie auch kennen. Wie verborgene Verwesung den ganzen Körper schädigt, so hindert alles, was im Geist nicht überwunden wurde, das Wachstum des Bewusstseins.

      Es ist nicht weise, zu sagen: „Rotte deine Schlechtigkeit aus“; besser ist es, zu sagen: „Möge das Gute dein Wesen erfüllen.“ Die Nacht wird dem Morgen weichen!

 

      483. (…)

      Die verschiedenen Erscheinungen der psychischen Energie muss man ganz einfach beobachten. Sie kann ein Befreier oder ein Versklaver sein, je nachdem, wie sie gelenkt wird. Zu ihrer Lenkung bedarf es keiner besonderen Formeln, nur aufrichtiges Streben ist erforderlich. Doch diese Aufrichtigkeit ist keineswegs leicht, denn unter Aufrichtigkeit verstehen die Menschen etwas ganz Verschiedenes. Sie können jede beliebige Übeltat mit Aufrichtigkeit rechtfertigen, doch wo bleibt die Selbstlosigkeit, welche die Tat läutert? Das Böse ist mit Scheinheiligkeit und Persönlichem verbunden.

      Es bedarf keiner Beschwörungen, allein die Reinigung des Bewusstseins sendet die psychische Energie in die richtige Richtung.

      (…)

 

      484. Das niedrigste der Gefühle ist das der Zufriedenheit. Jedes andere Gefühl vermag Folgen auszulösen, doch Zufriedenheit bedeutet Tod. Es ist nicht leicht, Unzufriedenheit als Segen anzusehen, doch zu dieser endlosen Errungenschaft kann man sich erziehen.

      Wenn wir uns die höchste Errungenschaft vorstellen, wird sie, verglichen mit Vollkommenheit, dennoch hässlich sein. Unsere Arbeiten gründen hauptsächlich auf Unzufriedenheit, als der Quelle des Suchens. Doch für den Neuankommenden wird die Frage am schwersten zu beantworten sein: „Bruder, kannst du ewige Unzufriedenheit erfassen?“

 

      485. Manche Menschen werden als Glücks-, andere als Unglücksbringer bezeichnet. Es gibt dafür viele Beispiele und Beweise. Geben wir zu, dass es so etwas gibt. Betrachten wir es vom psychophysikalischen Standpunkt aus:

      Jenseits der Grenzen des Karma gibt es etwas, das anzieht oder abstößt. Durch eine Reihe von physikalischen Experimenten kann man feststellen, dass die Wechselbeziehung zwischen den Naturelementen einer Konstellation die Bedeutung von Anziehung oder von Abstoßung gibt. Je vollständiger die Grundenergie vertreten ist, desto positiver wird die Folge sein; und ist dieses Element das Feuer, dann fliegen die nötigen Elemente heran wie Motten zum Licht. Das heißt, dass sogar Erfolg nach physikalischen Bedingungen gemessen wird, und es ist nützlich, sein eigenes Wesen zu kennen.

      Wo liegt die Grenze der Einwirkung des Feuers? Sind der Magnet und das Feuer nicht miteinander verbunden? Was nährt das Wesen des Magneten? Bis jetzt besitzen die Menschen keinen Apparat, um die Spannung des Raumfeuers zu messen! Doch es kann Metalle geben, die für feurige Wellen empfindlich machen. Viele Reaktionen, die bis jetzt als die feinsten erschienen, werden bald wegen ihrer Primitivität in Staunen versetzen. Die Menschen haben natürlich vor allem die offensichtlichen Elemente beachtet, doch sie haben noch nicht versucht, die alles durchdringende Energie zu kondensieren.

      Schlagt euren Freunden vor, in diese Richtung zu denken. Den Anfang dieses Experimentes machte ein Urmensch mit zwei Holzscheiten. Doch nach wie vor ist man weit davon entfernt, die Energie zu nutzen. Feuer, als Licht, stärkt das menschliche Wesen.

      Das Wunderbarste und Feinfühligste wird im Feuer gestählt.

 

      486. Die Menschen beobachten die Einwirkung von Metallen auf die psychische Energie nicht, dabei wurde im Altertum in dieser Richtung große Feinfühligkeit gezeigt. Außer dem Magneten wurden einige Legierungen aus je sieben, acht oder neun Metallen erforscht. Wie ihr wisst, wurden viele Bildnisse aus Metalllegierungen hergestellt, und es wurden Anweisungen gegeben, sie mit den Händen zu berühren, um unter dem Anschein der Vergötterung eine wohltätige Wirkung auf die psychische Energie zu erzielen.

      Diese primitiven Formen sind heute nicht mehr gebräuchlich, doch wurden sie durch nichts Vernünftigeres ersetzt. Astrochemie wird anerkannt, Radioaktivität und Magnetismus erregen Aufmerksamkeit, doch all dies ist nur auf den Körper gerichtet, während das Wichtigste, die psychische Energie, vergessen wird.

      Beachtet, welche Wirkung farbige Gläser auf den psychischen Zustand haben, umso stärker werden Metalle und ihre Verbindungen wirken.

      Man wird der psychischen Energie Aufmerksamkeit schenken müssen.

 

      487. Mancher wird sagen: „Wozu sich mit Agni Yoga und psychischer Energie befassen, wenn wir über drahtlose Kommunikation und alle Arten von Erfindungen verfügen?“

      Die drahtlose Kommunikation übermittelt jedoch nur Gedanken, wogegen die psychische Energie diese nicht nur augenblicklich übermittelt, sondern der Mensch sie auch zur sofortigen Ausführung empfängt. Wir irren nicht, wenn Wir sagen, dass die halbe Welt suggerierte Befehle ausführt und es für die psychische Energie keine Entfernung gibt.

      Wieder wird jemand sagen: „Doch dann ist psychische Energie für die Regierungen gefährlich.“

      Wir antworten: „Gewiss sind alle nicht angewendeten Energien gefährlich, doch sie sind vorhanden, und es naht die Zeit, um sie bewusst im Leben anzuwenden. Jeder verfügt über einen Vorrat an psychischer Energie, doch wenn sie nicht genutzt wird, verwandelt sie sich in eine hässliche Ablagerung, Sklerose genannt, obwohl man sie weise anwenden könnte.“

      (…)

      (…)

 

      488. Wenn man euch ein für ein Kleid zugemessenes Stück Stoff gibt, wird es euch nicht gelingen, aus der Hälfte ein ganzes Kleid anzufertigen. Gleicherweise werdet ihr, wenn ihr nur die Hälfte eines Rates befolgt, kein vollständiges Ergebnis erzielen.

      Die Menschen lieben es, einen Teil des Ratschlags herauszunehmen, und nachher beklagen sie sich, dass sich ihre Hoffnungen nicht erfüllen. Ein vernünftiger Rat ist eine Medizin, deren Zusammensetzung man nicht ändern darf.

 

      489. Ein bekannter Rischi* saß in Schweigen und sein Antlitz ließ Bestrebung erkennen.

      Man fragte ihn: „Womit beschäftigt sich dein Geist?“

      Der Rischi antwortete: „Ich baue gerade einen Tempel.“

      „Und wo befindet sich dein Tempel?“

      „Zwanzig Tagesmärsche von hier, die Baumeister sind in großer Not.“

      „So baust du sogar, während du untätig bist?“

      Der Rischi lächelte: „Ist Tätigkeit nur in den Händen und den Füßen?“

 

      490. Es ist sehr wertvoll, wenn ein räumlicher Gedanke zur Mitarbeit herangerufen werden kann. Wenn nicht nur das Feuer begleitet, sondern auch die Sterne an den Taten teilhaben. Auf der einen Stufe spannen wir unseren Willen an, auf der nächsten kommen wir mit den räumlichen Feuern in Berührung und der räumliche Gedanke dient als Semaphor[145] und Megaphon. In diesem Zustand brauchen wir nicht viel Willen zu vergeuden. In unserer Nähe befindet sich ein unerschöpflicher Vorrat an Energie, die uns dient, wenn es zugelassen wird.

      Wenn in einem Manuskript ein Funke Stellen durchstreicht, die weggelassen werden sollten, und ein blaues Licht etwas unterstreicht, was Zustimmung verdient, bedeutet das, dass wir einen mächtigen Mitarbeiter erhalten haben. Diesen Zustand kann man nicht mit Gewalt hervorrufen, nur Erfahrung bringt uns dem räumlichen Gedanken näher. So schreiten wir — nach dem Feuer und dem räumlichen Gedanken — fort zum Bewusstwerden der fernen Welten. Bei Uns herrscht große Freude, wenn jemand das Meer des Raumes betritt.

      (…)

 

      491. Asbest, einige Glimmerarten[146], Mangan und Sodaablagerungen werden für das Leben überhaupt nicht genutzt. Welche Krankheiten kann man auf Sodafeldern heilen? Welche Präparate ergibt Asbest? Welche Umwandlungen bietet Glimmer? Über Mangan habe Ich bereits gesprochen.

 

      492. Agni Yoga naht zur rechten Zeit. Wer sonst hätte gesagt, dass eine Grippeepidemie durch psychische Energie geheilt werden muss? Wer würde den neuen Arten von Seelen-, Gehirn- und Schlafkrankheiten Beachtung schenken? Weder Lepra noch die alte Form der Pest noch Cholera braucht man zu fürchten; dagegen gibt es Vorbeugungsmittel; man muss aber über die neuen Feinde nachdenken, die durch das gegenwärtige Leben geschaffen werden. Gegen sie kann man nicht die alten Mittel anwenden, doch durch Erweiterung des Bewusstseins ergibt sich ein neuer Zugang.

      Man kann verfolgen, wie im Lauf von einem Jahrtausend die Wellen der Krankheiten verliefen. Nach diesen Tabellen kann man eine interessante Liste von menschlichem Fehlverhalten zusammenstellen, denn Krankheiten zeigen natürlich die negative Seite unseres Daseins.

      Ich hoffe, dass rege Köpfe darüber beizeiten nachdenken. Wenn das Haus bereits in Flammen steht, ist es zu spät, eine Pumpe zu bauen.

 

      493. Man muss die Zukunft tiefschürfend erkennen. Arbeit endet nicht mit den schon vom Schicksal bestimmten Werken, sondern setzt sich endlos fort. Das Streben nach Unendlichkeit ist das schönste Streben.

 

      494. Ich freue Mich, wenn ihr versteht, dass Hindernisse Möglichkeiten sind.

      Misserfolg ist eine Anerkennung durch die Finsteren. Wie sehr müssen wir jedes Zeugnis der Finsteren bewahren, sie sind für das Wachstum der Werke nur von Nutzen! Wie Schmutz die Erde düngt, so verwest Finsternis für die Blumen des Lichts. Der umgebende Regenbogen schützt, aber die Finsternis lässt ihn erst sichtbar werden.

 

      495. Krebs ist eine Geißel der Menschheit und muss sich unvermeidlich verbreiten. Die Hauptmaßnahmen gegen Krebs sind Vorbeugungsmittel. Wer weder Fleisch noch Wein, Tabak und Narkotika zu sich nimmt, wer die psychische Energie rein hält, wer sich von Zeit zu Zeit einer Milchdiät unterzieht, wer den Magen reinigt und das Wasser L.[147] verwendet, braucht nicht an Krebs zu denken.

      Im Anfangsstadium dieser Krankheit ist eine Operation möglich, doch sie ist sinnlos, wenn der Mensch nach seiner Genesung zu seiner früheren Lebensweise zurückkehrt. Gewiss, Ultraschall kann den Tumor zerstören, doch welchen Sinn wird dies haben, wenn die Ursache der Vergiftung nicht beseitigt wird? Es muss ein gesünderes Leben geführt werden. Es ist nicht weise, Kuren für Leichname zu erfinden! Man muss vielmehr der Lebensqualität der Kranken Beachtung schenken.

      (…)

      Für gewöhnlich nimmt man an, dass Krebs erblich sei. Das muss natürlich so verstanden werden, dass ein vergifteter Organismus einen ebensolchen gebiert. Man muss unverzüglich die Kinder schützen, unter ihnen gibt es nicht wenige außerordentliche.

      (…)

 

      496. (…)

      Sehr feinfühlige Apparate erkennen, wenn die Saiten gespannt sind – darin besteht wahre Zusammenarbeit. Es gibt tatsächlich Augenblicke, wenn der Schild der Welt erglüht und keine lebende Substanz ihm gleichkommt. Die Aktivierung der psychischen Energie wird anzeigen, wann es notwendig ist, den Sturm vorübergehen zu lassen. Diese Fähigkeit kommt nicht plötzlich; deshalb werden feinfühlige, fähige Mitarbeiter immer geschätzt werden.

      Bei Uns herrscht nur Freude, wenn Wir einen Menschen finden, der die Bezeichnung „der volle Kelch“ verdient — ihm kann man vertrauen! Es gibt viele Beispiele, wo sich Gerufene selbst nach vielen Zeichen abwandten. Sie verfielen der Nichtigkeit, sie zerfielen lebendig und traten zurück in die Dunkelheit.

 

      497. Erkennt, wie nützlich es ist, Unseren Rat zu befolgen und ohne Bedauern zu wissen, dass die Emanationen des Sturmes die Zentren anspannen. Doch unter dem Schirm der Dukkar[148] lassen wir den Sturm vorübergehen. Der Lehrer hat viele Schildwachen.

      (…)

 

      498. Das Licht von Abhidharma[149] ist die Verbindung des Feuers der höheren Sphären mit der Ausstrahlung des Bewusstseins. Wir haben an einem Beispiel gezeigt, wie sehr das Licht von Abhidharma gegen die vergifteten Ausstrahlungen der niederen irdischen Schichten schützt. Die dunkle Flamme giftiger Gase wird durch das Licht von Abhidharma zurückgedrängt und unschädlich gemacht, doch dazu muss man das Raumfeuer und seine eigenen Emanationen kennen.

      Wahrlich, für nützliche Ergebnisse ist Erkenntnis erforderlich. Die einfachste Wahrheit bedarf der Wiederholung; ansonsten wird sie mit dem Abfall verschüttet.

 

      499. Jede vernünftige Tat ist eine unzerstörbare Errungenschaft. Die Bejahung der Lehre ist eine unbesiegbare Rüstung. Erkenntnis ist das Beherrschen der Funken des Lichts. Der Raum ist eine Ansammlung von Körpern. Zeit ist das Wahrnehmen von Strahlen; wie sich das Ausgedehnte in Unwahrnehmbares wandelt, so unsichtbar ist die Zusammensetzung des Sauerstoffs — der Geburtsstätte der Macht des Feuers.

 

      500. Ihr konntet bemerken, dass eine telepathische Übertragung ungewöhnlich schnell vergessen wird. Dies liegt am Wesen der Übertragung, die besondere Zentren berührt, die am gewöhnlichen Hören nicht beteiligt sind. Man kann sich daran gewöhnen, diese Mitteilungen im Gedächtnis festzuhalten, doch ihre Technik wird nichtsdestoweniger eigenartig bleiben.

      Gleicherweise hängt die Sendung von Mitteilungen nicht von einer erzwungenen Willensanspannung ab, sondern von der Klarheit des Bewusstseins in Verbindung mit dem Licht von Abidharma. Daher hängt die Erscheinung der Übertragung von der Reinheit des Bewusstseins und von dem Sauerstoff ab, der vom Raumfeuer angezogen wird.

      Man sollte die chemische Verschiedenheit menschlicher Emanationen beobachten. Doch die gewöhnlichen Experimente in Gedankenübertragung sind untauglich. Der Sender wiederholt im Geist: „ich sende“, und der Empfänger trübt sein Bewusstsein durch den Gedanken: „ich empfange“.

      Bei Mitteilungen in die Ferne sollte man die Sendungen dem psychischen Zustand des Empfängers anpassen. Es ist sogar besser, ihm geläufige Ausdrücke zu verwenden, um eine Reaktion der Ermüdung zu vermeiden. (…)

 

      501. In welchem Haus wird die psychische Energie wachsen? Natürlich in dem Haus, das in die Zukunft strebt. Das ist weder einfach noch leicht. Die Menschen sind zu sehr auf die Gegenwart ausgerichtet. Wird gegen Belohnung gesprochen, so wird der auf die Gegenwart Gerichtete noch nicht einmal die Lebenswichtigkeit dieser Anweisung begreifen. Doch wer in die Zukunft strebt, wird über die Bedingungen der Belohnung gar nicht sprechen, und jede Belohnung wird für ihn nur das Schuhwerk für die nächste Reise sein. Dann werden die Wegfeuer angezündet und die psychische Energie wächst.

      Alles entwickelt sich doch durch Erfahrung. Erfahrung wird durch Eindringen in die Zukunft gedanklich verarbeitet; sie ist dem sinnlosen Dahinvegetieren entgegengesetzt.

      Die höchste Erfahrung ist die Erfahrung an sich selbst. Sie ist zentrifugal und zentripetal. Diese einfachen Wahrheiten müssen wiederholt werden. Im Darbieten des eigenen Geistes für die Rettung der Menschheit sind nämlich sowohl Opfer als auch Errungenschaft enthalten. Unverbundene Gegensätze ergeben keinen Kreis, und ohne Kreis gibt es keine Rotation des Systems. Jede Spirale stellt von oben und von unten einen Kreis dar, doch jede Kompliziertheit der Vorstellung schwindet, wenn wir in die Zukunft streben.

      Man sollte den Pfad der psychischen Energie nicht verkomplizieren. Sie wird dem feinfühligen Ohr selbst zuflüstern, wann unnötiger Schlaf verkürzt und wann unnötige Nahrung und unnötiges Trinken verringert werden sollen. Jede Energie nährt doch, und die psychische Energie besonders.

      Eine zeitweilige Schwächung der Gliedmaßen sollte einen nicht beunruhigen, die vergifteten Ströme der Erde wirken vor allem auf die Gliedmaßen. Doch das natürliche Wachstum der psychischen Energie kann die Mittel des Körpers ersetzen und helfen, das Gleichgewicht zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren zu finden.

 

      502. Man kann voraussehen, dass jemand beginnen wird, psychische Experimente mit Pflanzen durchzuführen, ohne Resultate zu erzielen. Man kann sich vorstellen, dass er die Lehre wegen ungenauer Hinweise tadeln wird, ohne den Zustand seiner eigenen psychischen Energie zu bedenken.

      Man darf keine Ungenauigkeiten der Hinweise vermuten, wenn Ich sage, dass die psychische Energie nicht nur verstärkt, sondern auch verfeinert werden muss. Sie wird sich verstärken unter den Wellen des Feuers, wenn die Aura sich infolge von Anspannung purpurn zu färben beginnt. Sie wird beginnen sich zu verfeinern durch Wachsamkeit, Scharfsicht und Feinheit des Denkens. Wie kann man einen verfeinerten Gedankenstrom genauer bezeichnen, wenn die Formeln der Zukunft in Begeisterung ertönen?

      Wahrlich, viele Menschen gehen an diesen Formeln vorüber und meiden die durch das Streben des Geistes verursachten schmerzhaften Stigmata[150]. Die Stigmata stellen nämlich den besten Beweis der Feinfühligkeit dar.

      Nicht grobe, auffallende Erscheinungen, sondern die Flügel eines kosmischen Gedankens lassen sich wie die zarteste Berührung auf dem Scheitel nieder und wecken das Streben von Kundalini. Diese Gedanken mögen flüchtig unwägbare Spuren hinterlassen, doch sie schärfen die Zentren wie Nadeln, die Elektrizität sammeln. Sind unsere Zentren nicht wie Nadeln von Nadelbäumen?

      Wer den Pfad der Verfeinerung der psychischen Energie betreten hat, wird nicht von ungenauen Hinweisen sprechen.

 

      503. Wohin kann man das Denken richten? Wohin kann man den Willen lenken? In den Raum, aus dem belebende Energie kommt. Lasst uns zu ihr hinstreben!

 

      504. Vollmond begünstigt gewöhnlich telepathische Manifestationen. Doch es gibt Umstände, die diese Bedingung ändern. Vor allem üben bestimmte Phasen der Sonnenflecken Einfluss aus. Ihr konntet bemerken, dass telepathische Manifestationen in Verbindung mit dem Chemismus planetarer Strahlen zunahmen, doch Sonnenflecken beeinflussen die verschiedensten Seiten des Seins. Kälte, die verheerende Ausmaße erreichen kann, Hitze von Eruptionen und Erdbeben sind ebenfalls Begleiterscheinungen der Veränderungen der Sonnenaura.

      Man muss dieses Prinzip im Auge behalten, weil die Kälte ansteigen und die Erdbeben stärker werden können. So kann eine vorübergehende Erscheinung zu einer endgültigen werden.

 

      505. Der Yogaschüler muss sich an eines gewöhnen: An den unvermeidlichen Argwohn von Seiten der Menschen. Man sollte den Leuten wegen ihres Verhaltens keinen Vorwurf machen. Wenn er ein Asket im allgemein anerkannten Sinn wäre, würden sie sich leichter mit ihm abfinden. Wenn er das Aussehen eines Magiers hätte, würde man ihn aus Angst hinnehmen. Doch sein Wesen lässt sich mit einfachen Worten nicht erklären, und seine Arbeit für die Evolution der Welt lässt sich nicht in eine der festgesetzten Verordnungen einreihen.

      Wie werden sich die Menschen mit der Erneuerung ihres Lebens abfinden? Dies ist es ja, was sie vor allem fürchten.

      Wer den Pfad des Agni Yoga beschritten hat, quält sich glücklicherweise nicht über Argwohn. Er müht sich und gibt sich ganz der Sache der Evolution hin. Er schreitet ohne Zweifel einher, weil er weiß, dass Zufriedenheit nicht sein Los ist.

 

      506. Außer kosmischen Bedingungen beeinflusst Aufregung telepathische Manifestationen. Diese völlig verständliche Unausgeglichenheit aufgrund persönlicher und umgebender Angelegenheiten mischt sich in den Faden der Kommunikation ein. Gleicherweise trägt der übermäßige Wunsch, die Mitteilung vorwegzunehmen, ein Erbeben in die feurige Leitung hinein.

      Trotzdem kann sich kein physischer Apparat mit der psychischen Energie vergleichen. Die Wellen physischer Apparate können die Atmosphäre in bestimmten Schichten überfüllen, was ohne die Heranziehung der psychischen Energie zu neuem Unheil führen wird.

      Wie können die Menschen nur annehmen, dass physische Wellen ihre Natur nicht beeinflussen? Unsichtbare und unhörbare Wellen wirken stärker als ohrenbetäubende Explosionen. Doch viele Gefahren werden schwinden, sobald die unerschöpfliche Quelle der psychischen Energie erkannt wird. Sogar das Prinzip an sich der Bewusstwerdung der psychischen Energie ist für die Menschheit nicht leicht.

 

      507. Das Abtöten von psychischer Energie ist, gleich Unwissenheit, ein Verbrechen. Die Morde, die durch unorganisierte psychische Energie vollbracht wurden, sind unzählbar. Darüber muss man nachdenken! Daraus, dass man sie nicht erkennt, folgt nicht, dass es sie nicht gibt.

 

      508. Intellekt ist nicht Weisheit. (…) Gefühlswissen ist Weisheit, Intellekt ist Verstand. Weisheit entscheidet, weil diese Entscheidung bereits lange herangereift ist. Der Intellekt ist die Schwelle zur Weisheit, und wenn er geschärft ist, verschmilzt er mit der Sphäre der Synthese.

      Vernunft und spezialisierter Verstand sind die Eckpfeiler des künftigen Hauses. Ein Mensch, der einen spezialisierten Verstand besitzt, kann sich eine glänzende Zukunft bereiten, doch er wird so lange inkarnieren, bis sein Verstand seine Spezialisierung verliert. Wenn der Intellekt seine Spezialisierung verliert, ist er bereits weise.

      Jede Spezialisierung ist für die irdischen Bedingungen bestimmt. (…) Die Synthese des Geistes eröffnet alle Sphären. Geistige Anspannung speichert räumliche psychische Energie. Geistige Anspannung kann in beliebige Sphären der Astralebene führen.

 

      509. Die Frage, wie man psychische Energie ansammelt, ist vollkommen berechtigt. Vor allem geschieht dies durch das Bewusstsein oder durch Selbstaufopferung und Heldentat. In allen Fällen bleibt die psychische Energie unveräußerlich. Wenn sie durch das Bewusstsein aufgespeichert wurde, wird sie sich verfeinern, doch bei anderen Aufspeicherungen kann es Fälle geben, in denen die Energie sich im Embryostatus sammelt und die Bedingungen für ihre Manifestation abwartet. Bei allen Erscheinungen der psychischen Energie kann man irgendeine instinktive helle Tat aus der Vergangenheit vermuten.

 

      510. Bewusstsein wird durch langsame Erfahrung gespeichert. Ein einfaches Experiment kann zeigen, wie dieser Richter unsere Handlungen verwandelt. Man kann einen wenig entwickelten Menschen zu einer Handlung veranlassen und beobachten, wie er sie ausführt. Wenn man ihn dann durch eine Willenssendung des Bewusstseins beraubt und ihn zwingt, dieselbe Handlung auszuführen, wird der Vergleich verblüffend sein.

      (…)

 

      511. Noch vor kurzem wurde der Gedanke auf Phänomene der sogenannten Offenbarungen von Energie gelenkt. Doch jetzt kann man an die Erneuerung des Lebens und an Schritte in die Zukunft denken. Man muss seinen ganzen Mut zusammennehmen, um das Wunderbare zu vergessen und diesen Begriff in die Wirklichkeit zu übertragen. Das ist schwer, doch muss man die Begrenzung der herkömmlichen Begriffe überwinden.

      Ebenso schwer ist es, nicht ins Gewöhnliche zu verfallen, denn die Bewegung in Richtung Evolution ist immer ungewöhnlich, weil die Verbindung der Teile des Daseins dem Vergangenen nicht ähnlich ist.

      Kann man inmitten von Hass in der Endzeit des Kali Yuga* Leben aufbauen? Doch muss die ganze Aufgabe des künftigen Satya Yuga bereits jetzt, inmitten von Feindseligkeit und Zerstörung, zum Ausdruck gebracht werden.

      (…)

 

      512. Bei jedem Experiment kann man den Widerstand der niederen Materie bemerken. Mit Hilfe von Reinigung und Ausstoßung gelingt es, die schädlichen niederen Teile zu entfernen. Das menschliche Dasein ist den allgemeinen Gesetzen unterworfen. Erhebt sich nicht bei jeder fortschrittlichen Tat der stumpfsinnigste Widerstand? Wird man nicht gezwungen, Inkonsequenz und Verwesung durch Anspannung des Feuers zu vernichten? Wie bei einem Versuch im Laboratorium muss man alle toten Prozesse aussondern.

      Wollt ihr erproben, wer den niederen Einflüssen ausgesetzt ist, so schlagt in einer Versammlung eine Tat für das Allgemeinwohl vor. Ihr könnt sicher sein, dass jene, die Einspruch erheben, sich nicht von der toten Materie befreit haben. Leichter als die Schichten des Bodens geben die Menschen von sich Zeugnis. Wenn ihr daher die feurigen unter ihnen auswählt, achtet auf die Prüfungen, die sie nicht zögern werden vorzuweisen.

      Auch bei einer psychischen Reaktion wird der Prozess sich steigern. Gleicherweise wird ein Mensch die eingeschlagene Richtung vertiefen. Es gibt wenige, die ihr Wesen verbergen können.

      Durch Entwicklung des Feuers kann man unfehlbar die einem begegnenden Erscheinungen beurteilen. Aus dem Gefühlswissen, auf das seit langem hingewiesen wird, blitzt das Feuer der angespannten psychischen Energie auf. Was könnte sich vor ihr verbergen?

 

      513. Als Wir von der Internationalen Regierung sprachen, gerieten viele in Verwirrung. Wenn sie erfahren, dass dies die Regierung des Wissens ist, werden sie es begreifen?

 

      514. Es ist schwer zu erkennen, wo aus Verzweiflung und wo aus heftigem Verlangen gehandelt wird. Sogar die Flamme wird die gleiche sein.

 

      515. Wie kann sich blaues Feuer in purpurnes verwandeln? Die Anspannung der psychischen Energie wird rubinrote Pfeile aussenden, und ihr Wachsen wird die Bläue des Bewusstseins durchdringen.

      (…)

 

      516. Uru und Svati[151] sind in der Kosmogonie zu finden. Die Zeichen des nahenden Wassermanns und die Verbindung mit Saturn werden wiederholt. Man kann wiederum sehen, wie sehr die Kosmogonie der Atlantier den rechten Weg verfolgte. Nicht nur der Chemismus der Strahlen wurde erkannt, sondern auch die wirkliche Zusammenarbeit der Gestirne. Gerade dem nähert sich die Menschheit nach langen Irrfahrten wieder.

      Noch eine einfache Sache muss aber erkannt werden: Die Bevölkerung der kosmischen Körper bedeutet nicht irdische Formen. Die Menschen können sich selbst nicht in anderen Erscheinungen vorstellen, doch welche Freuden müssen aus der Erkenntnis der Zusammenarbeit (…) erwachsen! An ganz allgemeine Bedingungen sollte man leicht herangehen.

 

      517. Beim Studium der Aufspeicherungen von psychischer Energie kann man bemerken, dass die Energie wie der Puls des Kosmos wirkt — Ebbe und Flut sammeln die Macht. Es ist nicht weise, nur die Flut zu erwarten, wie könnte sich dann eine Aufspeicherung bilden? Wie feinstes Garn wird das Gewebe der Zusammenarbeit der Zentren geschaffen, die durch einen feurigen Faden verbunden sind. Wie ein vielschichtiges Leuchten des Universums strahlt die psychische Energie mit Feuer. Man kann sie Atma nennen. Uru und Agni sind nötig, um das Svati des Bewusstseins zu verleihen.

      Jemand fragt: „Wenn die Erkenntnis der psychischen Energie bis an den Rand des Universums führt, kann man diese vielschichtige Energie nicht umgehen?“ Es ist unmöglich, ganz unmöglich, das zu umgehen, was sich uns von selbst naht.

 

      518. Die Menschen verlieren viel, wenn sie Erfüllung nur durch ihre eigenen Methoden erwarten. Wie werden sie über die fernen Welten denken? Man wird viele Listen und Tabellen ändern müssen.

 

      519. Ihr bemerkt, dass Wir manchmal selbst über wichtige Umstände nur kurz sprechen und sie kaum erwähnen. Das bedeutet, dass man zur gegenwärtigen Stunde die Wellen des Raumes nicht verkomplizieren darf. Diese Bedingung wird wenig beachtet, was nicht wiedergutzumachenden Schaden verursacht. Achten wir daher die Bedeutung des Kristalls des Gedankens.

 

      520. In den Mysterien Ägyptens gab es einen Vorgang, den man „Das Schärfen des Schwertes“ nannte. Der Prüfling befand sich in tiefer Finsternis; der Große Hierophant[152] trat auf ihn zu und enthüllte ihm einige der Mysterien; Licht beleuchtete den Hierophanten, und dann versank wieder alles in Finsternis.

      Es näherte sich ein Priester, „Versucher“ genannt. Aus der Finsternis fragte die Stimme des Versuchers: „Bruder, was hast du gesehen und gehört?“

      Der Prüfling antwortete: „Der Große Hierophant beehrte mich mit seiner Anwesenheit.“

      „Bruder, bist du überzeugt, dass es der Große selbst war?“

      „Meine Augen haben gesehen und meine Ohren haben gehört.“

      „Doch das Bild könnte trügerisch und die Stimme gefälscht gewesen sein.“

      Daraufhin war der Prüfling entweder verwirrt und wurde verworfen, oder er war mit Standhaftigkeit erfüllt und sprach: „Augen und Ohren kann man täuschen, aber nichts kann das Herz irreführen. Ich sehe mit dem Herzen und höre mit dem Herzen, und nichts Unreines berührt das Herz, denn das mir anvertraute Schwert ist geschärft.“

      Dann trat abermals der Große Hierophant heran, wies auf einen mit einem roten Trank gefüllten Kelch und sprach: „Empfange deinen Kelch und trinke daraus, leere ihn, um das Geheimnis auf dem Grund zu schauen.“

      Auf dem Grund war ein Bildnis eines auf dem Rücken mit ausgestreckten Armen und Beinen liegenden Menschen, eingekreist von einer Schlange, mit der Inschrift: „Du selbst bist, der alles abgibt und alles empfängt.“

      So lautet die eine Lehre zu allen Zeiten, doch die Finsternis der Unwissenheit nötigt, ihren Sinn zu vergessen.

 

      521. Unsere Aufträge sind immer gefährlich, weil sie gegen den mächtigsten Feind gerichtet sind.

      Es gibt keine Wahrheit außer der Wahrheit. Nur so kann man den Kelch empfangen und zum Ziel tragen.

      Man kann unter antiken Gegenständen Symbole der Erkenntnis finden.

      Wanderer, bist du frei von Fur