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HR I/2, 252 Weisungen

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HR I/2, 252 Weisungen

Beitragvon Tsong » Mo 30. Aug 2010, 09:04

Jede im Leben befolgte Weisung ist ein Schritt der Annnäherung an den Großen Lehrer. (HR I/2, 252, Brief vom 12.12.1934

Mancher, der die Lehre mit ihren Tausenden von Seiten – und noch einiges andere mehr – gelesen hat, sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr und fragt sich, was er denn nun eigentlich tun soll, um voranzukommen. Daher ist es gut, sich immer wieder einmal der Grundlagen zu vergewissern, die – wie bei allen großen Dingen – ganz einfach sind:

Die Lehre wurde gegeben, damit wir sie anwenden. Wenn wir aufsteigen, uns den Mahatmas annähern wollen, müssen wir nur eines tun: gehorsam sein und Ihre Weisungen getreulich ausführen. Das ist an sich höchst einfach.

Der Geistige Pfad ist wie der Aufstieg auf einen Berg, der Schritt für Schritt vor sich geht. Jeder Schritt ist eine ausgeführte Weisung. Wer keine Weisungen mehr ausführt, kommt nicht weiter. Wem es gelingt, jeden Tag – oder jede Woche – eine Weisung zu befolgen, steigt rasch auf. Jeder Tag ist eine nicht wiederkehrende Gelegenheit, einen Schritt voran zu kommen.

Es gibt eine solche Fülle von Ratschlägen, daß ein jeder, wo immer er steht, viele Möglichkeiten hat, aufzusteigen: Der eine muß sich Fleisch, Tabak oder Alkohol abgewöhnen, der andere Gereiztheit, der dritte muß die höhere Verbindung besser pflegen, der vierte den Dienst am Allgemeinwohl nicht vernachlässigen, und so fort.

Etwas überspitzt könnte man sagen: Sucht geradezu nach Weisungen! Achtet, wenn Ihr die Lehre lest, besonders darauf, ob ein Paragraph eine Weisung enthält, die Ihr noch nicht ausgeführt habt, denn darin findet Ihr den weiteren Weg nach oben.

Leider sieht die Praxis anders aus, denn selbst die SchĂĽler fĂĽhren nur etwa ein Zehntel der gegebenen Weisungen aus:

Die Hauptursache für diese Schwierigkeiten liegt weniger in äußeren Umständen als im Mißverstehen der Weisungen, in deren Nichtbeachtung und Ablehnung und besonders in der Uneinigkeit der Mitarbeiter. Möge jeder in sich gehen und herausfinden, wie viele Weisungen nicht aufgenommen wurden, wie viele nur teilweise befolgt und wie viele kostbare Ratschläge überhaupt nicht angewendet werden. Normalerweise sieht und erfüllt ein Schüler kaum ein Zehntel der Weisungen. (HR I/1, 88, 89; Brief vom 21.01.1931)
Tsong
 
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Re: HR I/2, 252 Weisungen

Beitragvon stefu » Di 31. Aug 2010, 22:09

Hallo Zusammen!

Mir geht es genauso, wie Du es beschreibst, Tsong.

Irgendwie sehe ich manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die Lehre ist recht umfangreich und zudem ist das Ideal recht weit von dem entfernt, was ich aktuell als Geist-Seele darzustellen vermag.

Mir hilft es in diesem Fall enorm weiter, mich zu besinnen, dass es sich bei der Lebendigen Ethik nicht um ein wohlklingendes Theorem handelt, sondern eine Lehre ist, die in die Praxis eingebunden werden sollte.

Ein Handicap bei mir war oft, dass ich meinte, dass das maximale Ideal das sei, was ich unbedingt schnell erreichen müsse. Das ist jedoch in einem Erdenleben nahezu unmöglich und führte zur Frustration.

FĂĽr mich war es schwierig zu akzeptieren, dass es so vieles gibt, was in der Lehre beschrieben ist, dass ich in diesem Leben einfach mangels notwendiger Disziplin, Konsequenz und vielleicht auch der notwendigen Ernsthaftigkeit nicht umzusetzen vermag.

Wichtiger, als die Fokussierung auf all das, was unerreichbar scheint, ist es das, was möglich ist, auch wirklich umzusetzen. Viele Mini-Fortschritte bergen am Ende eines Lebens dann vielleicht eine mittlere oder eventuell gar eine größere Höherentwicklung.

Wie Tsong schreibt, schenkt uns jeder Tag neue Möglichkeiten.
Fehlhandlungen, negativen Stimmungen oder unpassende Äußerungen können an jedem Tag geschehen. Es ist wichtig nicht nur traurig zurückzublicken und sich seine Fehler zu bejammern, sondern mit einer positiven Einstellung in die Zukunft zu schreiten. Altes können wir nicht ungeschehen machen. Doch wir haben jeden Augenblick die Gelegenheit neue, positive Änderungen herbeizuführen und damit bessere Ursachen zu setzen.

Mitunter sind es die Kleinigkeiten, die mehr bewirken als die groĂźen Bestrebungen.
Die Lebendige Ethik bietet, wie Tsong bemerkt, viele Hinweise für das alltägliche Leben. Sie beschäftigt sich auch mit den Nichtigkeiten des Daseins. Mit den kleineren Herausforderungen des Alltags. Das würde die Lehre nicht in dieser Fülle, wenn hierin – im Alltag – nicht der Schlüssel für den geistigen Aufstieg läge.

Mir kommt da folgende Begebenheit in den Sinn. Zur Arbeit fahre ich meistens mit dem Zug. Ich las einen Einführungsbrief in die Lebendige Ethik, als eine Frau mit Kinderwagen aussteigen wollte. Sie stieß, behängt mit einigen Taschen, mit ihrem Kinderwagen an mein Bein. Und während ich las, bemerkte ich diesen Stoß und dachte nur, dass etwas mehr Vorsicht nicht schaden könne.
Im nächsten Moment sprang ein Mitreisender auf und bot der Frau Hilfe beim Aussteigen an.
Ob sich jemand hier vorstellen kann, wie schlecht ich mich in diesem Moment ob meiner Gedanken und der nicht dargebotenen Hilfe fĂĽhlte?

Ich schreibe dies, weil es wohl recht stark verdeutlicht, dass es die menschlichen Kleinigkeiten, die alltäglichen Aufmerksamkeiten sind, die uns zu etwas geistig Höheren machen. Und solcherlei Gelegenheiten bieten sich unzählige – Tag für Tag.

Das Schöne: Jede gute Tat wird sofort belohnt; denn das Gefühl, ist unbeschreibbar und motiviert wiederum zu positiven Taten. Oftmals bauen mich gerade diese Kleinigkeiten des Alltags auf, wenn ich anderen mit Kleinigkeiten, die vielleicht schnell wieder vergessen sind, helfen durfte.

Und manchmal entsteht so die Energie für etwas Größeres.

Das, was Tsong aus den Briefen von Helena Roerich zitierte schmerzt, finde ich. Mich schmerzt es, weil es wahr ist fĂĽr meine Person. Ich muss mir leider oftmals schmerzlich eingestehen, dass wenn ich wirklich die Lehre verinnerlichen und annehmen wĂĽrde, ich ganz anders handeln mĂĽsste. Und das tut enorm weh, empfinde ich.

In der Lehre gibt es einen Hinweis, der die Ernsthaftigkeit schnell überprüft. Man solle sich zum Ziel setzen, die drei negativsten Eigenschaften auszumerzen und ins Gegenteil zu verkehren. Leicht zu lesen, doch die ernsthafte Umsetzung wird – zumindest bei mir – von vielen Rückschlägen begleitet.

Und dennoch ist dieser persönliche Kampf für mich nicht nur Qual, sondern zugleich auch Freude. Es ist schwierig zu beschreiben. Doch ich denke jeder, der sich diesem persönlichen Kampf mit seinem niederen Selbst stellt, wird dies nachempfinden können.

Lieben GruĂź
stefu
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Re: HR I/2, 252 Weisungen

Beitragvon Tsong » Mo 6. Sep 2010, 11:28

Dazu auch von mir eine kleine Geschichte:

Alle Eltern kennen die Schwierigkeiten, die es mit Kindern gibt, wenn es ums Aufräumen ihrer Zimmer geht. Das geht, wenn überhaupt, nur widerwillig und halbherzig voran. Weil alles nichts half, habe ich vor ein paar Jahren einmal mit meiner kleinen Tochter gemeinsam ihr Zimmer gründlich aufgeräumt: Herumliegendes ordentlich wegpacken, Überflüssiges wegwerfen, aus den letzten Ecken Staub entfernen und feucht wischen. Nach anfänglichem Unwillen hat meine Tochter schnell tatkräftig mitgearbeitet und war am Ende richtig begeistert über die schöne Ordnung, die sich so deutlich von dem vorhergehenden Chaos unterschied. "Wie schön ist jetzt hier riecht!" meinte sie.

Die Moral von der Geschichte: Auch Reinheit bringt Freude! Das gilt sowohl im physischen als auch im geistigen Sinn.

Wenn wir uns einen kleinen, realistischen Schritt vornehmen, von dem stefu spricht (nur noch jeden zweiten Tag oder nur noch am Wochenende Fleisch essen / Alkohol trinken / Schokolade essen oder dergleichen), fühlen wir uns innerlich gut und wohl, solange wir uns daran halten. Wenn wir dagegen einer Versuchung nachgeben und unsere guten Vorsätze verletzen, ist die physische Befriedigung (z.B. durch ein Stück Fleisch) nur sehr kurz, während uns Scham und Reue viel länger verfolgen.

Die geistige Freude an Wahrheit, Reinheit und Schönheit, am Einklang mit uns selbst und mit unserem Ideal, ist viel größer als der Genuss aus der physischen Befriedigung.
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