Liebe Freunde des Forums,
heute will ich einen Gedanken mit Euch teilen, der mir in den letzten Tagen „zuflog“, den ich sehr wichtig finde und der mir sehr geholfen hat:
Habt ihr endlich gelernt, euch über Hindernisse zu freuen? (AY 72)
So oder ähnlich heißt es mehrfach im Agni Yoga.
Man kann das leicht als eine moralin-saure Ermahnung lesen – wie etwa die, jeden Sonntag zur Kirche gehen, morgens kalt duschen, Vater und Mutter ehren zu sollen, und dergleichen. Man denkt an seine Großmutter, die einem viel gesagt hat, von dem man wusste, dass es richtig war, was man aber trotzdem nicht befolgt hat.
„Es heißt immer nur: du musst, du sollst - ich kann das nicht mehr hören“, sagte mir mal jemand, der sich mit den Schriften des Agni Yoga nicht so recht anfreunden wollte.
Damit ist die Aussage des Mahatma aber nicht ausgeschöpft. Der entscheidende Gesichtspunkt ist ein ganz anderer:
Unser wahres Selbst, unsere ewige Individualität (die Seele) freut sich, wenn sie lernen und wachsen darf!
Wir alle sehen die Begeisterung der kleinen Kinder dafür, größer werden, es den Erwachsenen gleichtun, lernen, in die Schule gehen, Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen erwerben zu dürfen.
Genauso geht es unserer ewigen Individualität: Sie ist geradezu begeistert von der Möglichkeit, ihr riesiges Potential ausschöpfen, immer größer werden, von einer kleinen zu einer Großen Seele (Mahatma), zu einem kosmischen Giganten aufsteigen, eine unbegrenzte Entwicklung bis hinauf in nie geahnte Höhen durchmachen zu können!
Wenn Ihr diese Begeisterung nicht fühlt, steigt hinab in die Tiefen Eurer Seele, wo sie verschüttet liegt, und setzt sie frei!
Deshalb freut sich die ewige Individualität über Hindernisse (wie z. B. weiter auch über Kampf und Disziplin): Sie spürt, dass jede Schwierigkeit eine Gelegenheit zu weiterem Aufstieg ist; dass sie größer dasteht als zuvor, wenn sie das Hindernis überwunden hat.
Als Platon in die Sklaverei verkauft wurde, erklärte er: „Danke, offensichtlich kann ich einige alte Schulden begleichen.“ (Br I, 273). Hier seht Ihr keine Ermahnung, kein „du musst“ oder „du sollst“. Hier seht Ihr das lebendige Beispiel einer Großen Seele, die sich tatsächlich, ehrlich und von ganzem Herzen für ein furchtbares Schicksal bedankt – weil sie weiß, dass ihr hier eine Möglichkeit geboten wird, noch größer zu werden.
Platon ließ sich in Sklaverei geben, um so den irdischen Weg schneller beenden zu können. (Br II, 179) Das ist die neue Denkweise des neuen, unsterblichen Menschen: Er hört auf die Stimme seiner Seele, nicht auf das Verlangen seiner vergänglichen Natur.