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Imperil - Wie spült man es weg?

Hier beantworten wir Fragen zur Agni Yoga Lehre.

Imperil - Wie spült man es weg?

Beitragvon stefu » Mi 26. Mai 2010, 06:44

Hallo zusammen!

Imperil ist eine unschöne Angelegenheit. Dieses Wort bezeichnet das Gift der Gereiztheit, welches sich an Nerven ansetzt und im gesamten Organismus verbreiten kann. Es ist nicht nur belastend, sondern sorgt meiner Erfahrung nach auch für ein leichteres Hinzukommen neuen Imperils, da es seinerseits wieder für mehr Gereiztheit sorgt. Je mehr, desto mehr - sozusagen.

Welche gut umsetzbaren Hinweise gibt die Lehre zum aktiven Vorgehen gegen Imperil?
Werden auch äußere und innere Anwendungsmöglichkeiten bestimmter Präparate empfohlen, um dieses lästige Übel "auszuwaschen" bzw. zusätzlich zum geistigen Weg anzugehen?
Ist jemand hier, dem es gelungen ist, aus Gereiztheit mit Erkenntnissen der Lehre eine Umwandlung zu erzielen - und mag seinen Weg hier berichten?

Ich bin für alle Hinweise sehr dankbar.
Und hoffe inständig irgendwann hier meine Lösung dieses persönlichen Übels von mir - welches sich zeitweilig immer wieder laut Gehör verschafft - schildern zu können.
Es ist mitunter sehr entmutigend und erzeugt bei mir auch ein Gefühl von Peinlichkeit den Meistern gegenüber trotz aller Erkenntnisse immer wieder an einem so primitiven Übel zu scheitern.

Lieben Gruß
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Re: Imperil - Wie spült man es weg?

Beitragvon stefu » Mi 26. Mai 2010, 21:49

Hallo zusammen!

Im Buch Herz fand ich gerade folgende Aussage im Paragraphen 534: "Als gebräuchliches Gegenmittel bei Gereiztheit und Aufregung empfehle Ich Milch in jedweder Form. Speisesoda verstärkt die Wirkung der Milch."

Speisesoda ist Natron (Natriumhydrogencarbonat).

Das ist schon mal ein Anfang, denke ich.
Vielleicht sind noch weitere Präparate in der Lehre gegen Imperil bzw. dessen Ursache (Gereiztheit) benannt. Ich würde mich über diese und geistige Ansätze aus der Lehre sehr freuen.

Lieben Gruß
stefu
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Re: Imperil - Wie spült man es weg?

Beitragvon megran » Fr 28. Mai 2010, 07:24

Hi Stefu,

es wird in der Lehre noch darauf hingewiesen, dass Pfefferminze ein gutes Mittel ist um den Körper zu reinigen.
Es werden noch andere Sachen, wie Baldrian und Moschus genannt, die helfen die Nerven zu beruhigen. Wie Gelassenheit mittels Ernährung gefördert werden kann, steht in Tsongs Heft 17. Bis auf Pfefferminztee, den ich machmal trinke, habe ich diese Sachen aber noch nie ausprobiert.

Mir persönlich hilft auch Meditation um gelassener zu werden. Entweder einfach nur stilles sitzen (Zen-Meditation) oder Taiji. In letzter Zeit experementiere ich auch etwas mit Matras. Sie helfen auf andere schöne Gedanken zu kommen, z.B. dieses hier: http://www.wildmind.org/mantras/figures/sabbesatta. Manchmal hilft auch etwas Sport z.B. eine Runde Joggen.
Das sind leider keine Hinweise aus der Lehre. Aber es funktionier ;) .

Nochwas: auch beruhigend und reinigend wirken Räuchstäbchen.

Liebe Grüße
megran
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Re: Imperil - Wie spült man es weg?

Beitragvon Tsong » Fr 28. Mai 2010, 08:18

Ein großes Problem. Ich leide auch noch unter Ungeduld, die hin und wieder in Gereiztheit mündet.

Physische Mittel wie Milch oder Soda sind sekundär, entscheidend ist, die geistigen Ursachen zu bekämpfen.

Es gibt zwei falsche Haltungen und eine richtige: Nicht denken: „Ich kann nicht ...“, denn das stimmt nicht: Alles ist möglich, wenn Du nur willst. Nicht denken: „Ich muß mir ... abgewöhnen“, denn das ist negativ und nicht wirklich motivierend. Richtig ist: „Ich will ...“ – aber dann nicht weiter: „... mir Gereiztheit abgewöhnen“, weil das wieder negativ ist, sondern: „Ich will ein besseres, würdigeres Leben führen“, oder: „Ich will ein guter Schüler sein“, oder: „Ich will ein Meister werden“, o.ä..

Dein Bestreben sollte sich also nicht so sehr auf die Gereiztheit selbst richten, die Du überwinden willst – mit dem ständigen Gedanken an sie machst Du sie nur noch stärker! Besser ist es, die positiven Geisteszustände anzustreben, die Gereiztheit gar nicht erst aufkommen lassen, wie Ruhe, Harmonie, Gelassenheit, Freude, Begeisterung, Geduld. Also das Denken ändern.

Eine neue geistige Haltung gegenüber den Angriffen auf Deine Schwächen einnehmen. Gereiztheit ist ein Gefühl persönlicher Betroffenheit, das sich ausläuft, wenn Du das Persönliche überwindest, nicht an Dich, sondern an die Sache denkst.

Du mußt Dich selbst prüfen, wodurch bei Dir typischerweise Gereiztheit entsteht – dann kannst Du eine Gegenstrategie entwickeln. Was macht Dich ungeduldig, läßt Dich aus der Haut fahren, nimmt Dir Ruhe und Gelassenheit? Wenn Du das analysierst, kannst Du Deine Gedanken umstellen und erkennen, daß das alles Nichtigkeiten sind, die Deinen hohen Geisteszustand nicht gefährden sollten.

Bei mir ist der Grund häufig der Ärger über die Unvollkommenheit der Welt und meiner Mitmenschen. Da hilft mir der Gedanke, daß ein Meister ihr mit Mitgefühl statt mit Ärger begegnen würde: Bei HR I/1, 129 heißt es: „Entwickeln Sie ein aktives Mitgefühl für alles, was noch unvollkommen ist.“ Ich bemühe mich, diese Einstellung einzuüben.

Laß’ uns darüber im Gespräch bleiben. Es ist extrem wichtig, daß wir Erfahrungen austauschen und weitergeben, die wir beim Umsetzen der Lehre machen, das ist viel wertvoller als theoretisch/abstrakte Abhandlungen.

Ein paar Zitate, die weiterhelfen:

Messet eure ganze Unzufriedenheit, Gereiztheit und Schwäche in Gedanken am Maß des Weltenplanes und achtet, ob ihr nicht eine kleine Stelle für eingebildete Stimmungen findet. (BGM II, 234)

Denket darüber nach, wie schön die Sonne ist, die sich hinter der Sphäre der Erde verbirgt; dadurch könnt ihr euch vor Gereiztheit bewahren. (BGM II, 293)

In erster Linie lernt in Einsamkeit denken und erkennt die Verantwortung des Denkens. Wahrlich, der Gedanke reißt die stärksten Mauern nieder. Zweifel, Gereiztheit und Selbstbemitleidung können bewusst vertrieben werden. (AY 340)

So lernen wir, uns über das, was uns gestern grämte, zu freuen und gelassen zu sein. (Hier 81)

Gereiztheit ist gewiss der größte Schaden für die Feuer. Es wird geraten, bei Anzeichen von Gereiztheit zehnmal tief Atem zu holen. Das Einatmen von Prana hat nicht nur eine psychische, sondern auch eine chemische Bedeutung, denn Prana ist segensreich für die Feuer und erstickt Gereiztheit. (Hier 272)

Wir gebieten, nicht gereizt zu sein, aber nur Herzensgröße wird vom Gift der Reizbarkeit bewahren. (Herz 277)

Gerade Großmut [wörtliche Übersetzung: Seelengröße] wird vor Reizbarkeit bewahren. (FW I, 518)

Gelassenheit ist weder Hartherzigkeit noch Gleichgültigkeit. Wenn die Menschen die Geschichtschroniken lesen, so erregen sie sich nicht, weil es Schriften ferner Vergangenheit sind; und die Lebenserfahrung lehrt, dass sich fast alle empfangenen Mitteilungen auf die Vergangenheit beziehen. Erfahrung gibt einem auch ein, dass die Zukunft die Gedanken über Gereiztheit und Störung hinauslenken kann. Daher macht allein die Zukunft von Leidenschaft frei. Ihr entspringt wirksame Gelassenheit. (Br I, 285)

Unsere Schwester hat sich vor weit zurückliegender Zeit die Fähigkeit angeeignet, jederzeit zu der nützlichsten Arbeit zu streben. Solch eine Eigenschaft kann nicht schnell erworben werden. Man muß sie in unterschiedlichen Erscheinungsformen bestätigen, damit sie zu einer Quelle der Freude wird. Diese Quelle vermittelt Befreiung von Gereiztheit. (Br II, 34)

Ist doch Reizbarkeit nichts anderes als Willensschwäche. (Br II, 63)

Urusvati weiß, was Freude am Erfolg ist. Diese Freude ist lichtvoll, doch noch lichtvoller ist geistige Freude. Die Menschen haben für die geistige Freude keine genaue Bezeichnung, doch am ehesten bezeichnet man sie mit feuriger Freude. Unter der Einwirkung feuriger Freude spüren wir die Feurigkeit der gesamten Natur, und dieses Verstehen trägt uns leichter als alles andere in die Überirdische Welt.
Wahrlich, dort kann man verstehen, wie segensreich die feurige Freude ist. Sie erweitert geradezu das Bewußtsein, und die besten Aufspeicherungen sammeln sich bei dem feurigen Magneten. Das Wesen des Menschen erneuert sich, und der sogenannte alte Mensch verbrennt. Man muß verstehen, wie notwendig solche Erneuerung nicht nur für die Überirdische Welt, sondern auch für das irdische Leben ist. Dabei ist es möglich, die Begeisterung unter den alltäglichsten Umständen zu erfahren.
Man könnte Urusvati fragen, wie sie es aufgefaßt hat? Wie die Welle dieser Freude den Geist erfüllte und die Verbindung mit den Höheren Welten eröffnete? Urusvati kann bestätigen, wie sehr Schwermut und Gereiztheit dafür ungeeignet sind. Es ist nicht leicht, sich inmitten irdischer Unruhen vor solchen üblen Gefährten zu schützen, doch geistiges Entzücken entflammt den Körper.
Man darf feurige Anspannung unmöglich mit Zorn oder Gereiztheit vergleichen. Vor feuriger Begeisterung fallen alle Hindernisse. Jeder vermag mit dem Licht in Verbindung zu treten, doch muß man sich vor allem das Licht wünschen.
Der Denker wandte sich immer wieder an Seine Schüler mit den Worten: "Laßt uns freudig sein, laßt uns lichtvoll sein!" (Br II, 810)

Urusvati weiß von der Kunst des Gleichgewichts. In ihrer Unwissenheit versucht die Menschheit, diese hohe Kunst mit allen Maßnahmen zu stören. Unter vielen Schädlingen wollen wir zwei häßliche Zwerge nicht vergessen - Schwermut und Gereiztheit.
Wie aber kann man sie als Zwerge bezeichnen, wenn sie so schädlich sind? Die Ursache dessen ist einfach, denn jeder, auch ein Mensch von geringer Leistungsfähigkeit, vermag sie zu überwinden, wenn er es nur will. Wahrlich, nichtig sind die Ursachen für Gereiztheit und Schwermut. Jeder kann sich schämen, wenn er sich erinnert, wie er Willensschwäche bei sich zuließ.
Auch auf dem Weg in die Überirdische Welt wird er die sich auferlegte Last bedauern. Beim Übergang in die Höheren Sphären kann man die Last nicht mehr begutachten. Besonders belastend sein werden nichtige Aufspeicherungen, die man auf der Erde als unbedeutend angesehen hat. Wie ein Nebel werden sie sich auf das verdüsterte Bewußtsein legen. Nur schwer wird der Mensch es dann verstehen, wie unvernünftig es war, das kostbare Gleichgewicht zu stören.
Dummköpfe meinen, Gleichgewicht sei etwas Kaltes und Totes. Sie verstehen nicht, daß das Gleichgewicht von angespannten Schwingungen und dem Rhythmus der Aufstiegsbewegung bestimmt ist. Doch solange sie auf der Erde nicht erkennen, wie schädlich eine Verdüsterung ihrer Erkenntnisfähigkeit ist, werden sie in den Überirdischen Bereichen umherirren. Daher laßt uns bei jeder Gelegenheit an den Schaden von Gereiztheit und Schwermut erinnern.
Der Denker sprach: "Wer in Gereiztheit und Schwermut fällt, kann nicht über die Unbegrenztheit nachdenken." (Br II, 835)
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Re: Imperil - Wie spült man es weg?

Beitragvon stefu » Fr 4. Jun 2010, 13:21

Hallo zusammen!

Herzlichen Dank für Eure Antworten. Eine Erkältung erschwerte mir das Arbeiten am PC, weswegen ich erst jetzt antworte - bitte entschuldigt.

Zurzeit nutze ich das volle Programm der Imperil-Bekämpfung.
Tagsüber verdampft hier Minzöl. Abends nehme ich einige Tropfen Baldrian-Tinktur ein. Und zwischendurch – meist morgens – etwas Natron.

Diese sekundären Mittel, wie Tsong sie nennt, sehe ich neben ihrer direkten Wirkung (die zu meinem Erstaunen wirklich spürbar ist) auch als eine Art „Knoten im Taschentuch“. Der Geruch von Minzöl erinnert mich daran, dass es reinigend wirkt und ich die Umgebung nicht mit meinen negativen Gedanken beschmutzen sollte. Die Einnahme von Soda macht mir bewusst, dass ich auch meine inneren Brände geistig zu löschen habe. Baldrian ruft mir wieder ins Gedächtnis, wie wichtig es ist, gelassen und harmonisch zu bleiben in jedweder Situation – abgesehen davon, dass ich so gut schlafe, wie schon länger nicht mehr.

Zudem unterstützt insbesondere der Ansatz von Tsong meinen Wunsch Imperil abzubauen. Nicht „ich will die Aggressionen loswerden“, sondern „ich will harmonischer werden“. Nicht „ich will mir das Aggressive abgewöhnen“, sondern „ich will ein besseres der Lehre würdigeres Leben führen“ …

Bisher klappt es schon ganz gut (im direkten Vergleich zu vorher). Doch die Zeitspanne ist noch zu kurz, zumal ich gestern wieder einen Rückschlag hatte. Allerdings war es mir möglich – anders als sonst – diesen Rückschlag recht schnell in eine andere Bahn zu lenken und mich zügig zu beruhigen. Allerdings merkte ich zugleich, wie der „Imperil-Junkie“ stefu seinen Drang stärker ausleben wollte; es kostete einiges an Kraft dies zu überwinden; doch es ging.

Ich werde meine Erfahrungen hier in einen oder zwei Monaten hier schreiben.

Was ich bisher sagen kann, ist, dass der Weg, den Tsong beschreibt – sich selbst prüfen, wodurch die Gereiztheit entsteht – ein sehr harter ist, da er Wahrheit sich selbst gegenüber erfordert. Und zugleich wirkt es auch recht erniedrigend, wenn ich erlebe, welche Banalitäten Auslöser sind. Sprichwörtlich aus einer Mücke einen Elefanten machen.

Mir hilft sehr das Zitat HR I/1, 129, welches Tsong anfügte: „Entwickeln Sie ein aktives Mitgefühl für alles, was noch unvollkommen ist.“
Es sind bei mir diese Unvollkommenheiten bei anderen, die einen Großteil der Aggression verantworten. Und dabei merke ich – wenn ich ehrlich zu Werke gehe mit mir – dass diese Unvollkommenheiten nichts als eine Art Spiegel oder Lehrwerkstatt für mich sind.
Solange ich unvollkommen bin und Hilfe bzw. Mitleid statt Gespött und Aggression wünsche, darf ich doch nicht anderen mit einer Massenladung Imperil begegnen. Und wenn ich einst in einigen Inkarnationen vollkommen bin, werde ich es nicht mehr nötig haben sondern voll von Mitgefühl sein. Insofern ist dieser Weg des Mitgefühls, statt Ärger, der einzig richtige; auch wenn es manchmal (dank meiner Unvollkommenheit) schwerfällt.

Und ich kann nur sagen und bestätigen, dass bei mir auch Folgendes zutrifft: „Ist doch Reizbarkeit nichts anderes als Willensschwäche.“ (Br II, 63)

Wie geschrieben halte ich Euch auf dem Laufenden und freue mich natürlich über jeden, der hier auch seine Erfahrungen mitteilt. Scheint mir dies doch ein Thema zu sein, was die meisten von uns wohl direkt oder indirekt betrifft.

Lieben Gruß
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Re: Imperil - Wie spült man es weg?

Beitragvon Tsong » Di 8. Jun 2010, 11:09

Man sollte sich am Anfang nicht zu viel vornehmen. Schon ein Tag ohne das Laster ist ein großer Schritt!

Ein Hilfsmittel sind Gelübde (siehe die Hinweise dazu in FW I, 421 und Br II, 867): Ich schrecke vor ewigen Versprechen zurück, weil ich fürchte, vielleicht nicht stark genug zu sein, um sie einzuhalten, und dann alles durch einen Bruch des Gelöbnisses noch schlimmer zu machen. Was ich aber praktiziere, sind Gelübde am Morgen, die für einen Tag gelten: „Ich verspreche, heute keine Schokolade zu essen.“ Das läßt sich einhalten. Und wenn man dann im Laufe des Tages in Versuchung kommt, ist das Gelübde so mächtig, daß es den Willen stärkt, um erfolgreich zu widerstehen. Das müßte ich dann noch ausdehnen: Auf 3 Tage, auf eine Woche ….

Für Gereiztheit ist das schwieriger, weil sie einen so zu übermannen pflegt, daß gar keine Zeit zum Nachdenken bleibt. Da kann man sich wohl nur vornehmen, gleich beim allerersten Auftreten gegenzusteuern: Wenn einem einmal ein unbedachtes Wort herausrutscht, kann man das durch eine liebevolle Entschuldigung schnell wieder aus der Welt schaffen. Richtig schlimm wird es eigentlich erst, wenn man sich verbeißt, sich von der Stimmung davontragen und es zu einer längeren, häßlichen Auseinandersetzung kommen läßt. Also sich selbst und den Mahatmas, die uns beobachten, versprechen, es nicht so weit kommen zu lassen, sondern ganz schnell zu liebevollem Mitgefühl zurückzukehren.
Tsong
 
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Re: Imperil - Wie spült man es weg?

Beitragvon stefu » Di 8. Jun 2010, 20:43

Hallo zusammen!

Der Hinweis eine Art Tages-Gelübde aufzustellen, ist wichtig und richtig.
Ich praktiziere dies auch – wenngleich ich es (bis gerade) noch nie als eine Form von Gelübde betrachtete. Betrachtete ich es zuvor mehr als eine Wette mit mir selbst. Doch richtig betrachtet ist es tatsächlich ein Gelübde. Ich ging nur nie davon aus, dass es auch tageweise möglich ist, sondern bin immer von längeren Fristen ausgegangen.
Und tatsächlich ist es so, dass diese Form des Gelöbnisses dann wirklich bestärkend wirkt. Wenn man – sagen wir – fünf Stunden durchgehalten hat, dann wäre es schade wegen eines Schwächemoments sein Gelübde zu brechen. Und in diesen Momenten macht einen gerade dieser innerlicher Eid stark.

Meine Erfahrungen damit sind sehr positiv. Wenngleich ich natürlich auch zugebe, gerade bei längeren Fristen oftmals ins Straucheln geraten zu sein; weswegen ich die Form der Tages-Gelöbnisse für eine gute und wichtige Ausgangsbasis halte.
Eine sehr gute Freundin von mir, die sich u. a. dadurch auszeichnet, ihren Willen geschärft zu haben, erreichte ihre Ziele stets, in dem sie von einem auf den anderen Tag einen Deal mit sich selbst einging. Ihre Erfahrung ist auch für uns vielleicht bedeutungsvoll: Es sei leicht einen Tag lang durchzuhalten, sagte sie mir stets. Und wenn man einen Tag schaffte, so kann man auch den nächsten wieder durchhalten – es ist ja wiederum nur ein Tag. (…) Und wenn man auf diese Weise bereits vierzehn Tage durchgestanden hat, und einen die Lust überkommt seine eigenen gesteckten Grenzen zu überschreiten, dann hilft es einem, dass es ein Verrat an die zuvor durchgestandenen Tage sei … Und letztlich werde alles, was man einige Wochen durchhält zur Gewohnheit.
Das Wort „Verrat“ kam mir damals zu hart vor; doch wer selbst die Erfahrung an sich verspürt eine Eigenschaft auf diese Weise anzugehen – sei es der Verzicht auf Süßigkeiten oder Cola oder das Ablegen einer negativen Eigenschaft – wird verstehen, wie kraftvoll einen gerade die bisher überbrückte Zeit werden lässt.
Doch ist das, was sich hier so schön liest in der Praxis ein hartes Stück Arbeit an sich selbst – soviel kann ich versichern. Und ich mache keinen Hehl daraus, das ich auch mehrfach scheiterte an diversen Dingen; doch jedes Bemühen ist immer wieder eine Saat zu einer schönen Blumenwiese. Und letztlich wird am Ende nicht zählen, wie oft ich am innerlich Boden des Scheiterns lag, sondern dass ich immer wieder aufstand.

Mit Gereiztheit mag es dornenreicher sein. Wie meiner Ansicht nach mit allen Emotionen, die tief mit unserer Seele verwurzelt sein können. Daher finde ich den Hinweis von Tsong auch so wichtig, ein Gegensteuern vorzunehmen.
Eine – wie ich finde – wichtige Übung hierzu ist auch, jedem auftretenden negativen Gedanken sofort einen Positiven hinterherzusenden. Mitunter bin ich entsetzt, welche Gedanken sich im Alltag in meinem Denken einschleichen, ohne ausgesprochen zu werden. Und jedes Mal bewusst positive, aufbauende und entgegengesetzte Gedanken auszusenden, ist für das Angehen der Gereiztheit auch eine prima Übung.

Ich möchte hier auch eine passende Geschichte vorstellen:
Aus: "Die Kuh, die weinte" von Ajahn Brahm hat geschrieben:Die Gerichtsverhandlung
Um seiner Wut freien Lauf zu lassen, muss man sie erst vor sich selbst rechtfertigen und sich davon überzeugen, dass eine solche Reaktion der Situation auch angemessen ist. Eine derartige geistige Verfassung ist wie eine Gerichtsverhandlung, die sich im eigenen Kopf abspielt.
Der Angeklagte wird im Geiste dem Richter vorgeführt. Der Staatsanwalt sind Sie. Natürlich sind Sie felsenfest von der Schuld des Angeklagten überzeugt, aber Sie müssen ihn überführen und dem Richter — also Ihrem Gewissen — Beweise liefern. Also fangen Sie mit einer klaren Rekonstruktion des "Verbrechens" an. Sie werden folgern, dass der Tat des Angeklagten Boshaftigkeit, Falschheit und grausame Absichten zugrunde liegen, und Sie graben tief in seiner Vergangenheit, um Ihr eigenes Gewissen davon zu überzeugen, dass der Angeklagte wirklich keine Gnade verdient.
Bei einem echten Prozess steht jedem Angeklagten ein Anwalt zur Seite, der Punkte zu seiner Verteidigung anführen darf. Doch bei dieser Verhandlung, die in Ihrem Kopf stattfindet, geht es Ihnen ausschließlich darum, Argumente zur Rechtfertigung Ihres Zorns anzuführen. Sie wollen weder Mitleid erregende Entschuldigungen noch unglaubwürdige Erklärungen oder gar eine schwache Bitte um Vergebung hören. Der Anwalt der Verteidigung ist zum Schweigen verdonnert. Mit Ihrer einseitigen Argumentation entwerfen Sie ein überzeugendes Bild. Das reicht Ihnen völlig, denn nun kann Ihr Gewissen laut brüllen: SCHULDIG! Sie fühlen sich jetzt im Recht und dürfen auf den Delinquenten richtig wütend sein.
Vor vielen Jahren konnte ich genau diesen Vorgang in meinem eigenen Kopf verfolgen, wenn ich aufgebracht war. Doch irgendwann kam mir dieser Prozess unfair vor, und so beschloss ich, vor dem nächsten Wutanfall innezuhalten, um den Verteidiger zu Wort kommen zu lassen. Ich ersann mögliche Entschuldigungen und plausible Erklärungen. Dann dachte ich daran, wie schön Vergebung sein könnte, und plötzlich entdeckte ich, dass mir mein Gewissen keinen Schuldspruch mehr erlaubte. Es war unmöglich geworden, das Verhalten des anderen unfair zu beurteilen. Meiner Wut war der Nährstoff entzogen. Sie verhungerte und starb.


Lieben Gruß
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Re: Imperil - Wie spült man es weg?

Beitragvon Tsong » Mi 9. Jun 2010, 12:26

Ich bin auch manchmal erschrocken über meine eigenen Gedanken. Das geht so weit, daß ich mir den Tod eines lieben Menschen wünsche, nur weil er mich mal ärgert - natürlich nicht im Ernst, aber daß der Gedanke überhaupt aufkommt, ist schon schlimm.

Astrologisch gesehen: Meine Venus steht im Skorpion, was bedeutet, daß ich dazu tendiere, die mir Nahestehenden manchmal ganz schön zu stechen.

Jedem negativen Gedanken sogleich einen positiven hinterherschicken - oder ihm entgegensetzen -, das finde ich eine gute Ãœbung, werde das mal ausprobieren.
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Re: Imperil - Wie spült man es weg?

Beitragvon Tsong » Mo 28. Jun 2010, 13:08

Kleiner Nachtrag: In Hier 211 heißt es sehr schön, daß man einen Gedanken als ein Wesen der geistigen Ebene nicht vernichten kann - man kann ihm aber ein ähnliches Wesen von größerem Potential entgegenstellen ("bekämpfen" ist wohl nicht ganz richtig übersetzt). Also ist stefus Vorschlag genau richtig, gleich einen positiven, möglichst stärkeren Gedanken entgegenzusetzen, wenn einem einmal ein negativer Gedanke entflogen ist.
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Re: Imperil - Wie spült man es weg?

Beitragvon Landon » Di 27. Jul 2010, 16:46

Ich habe hier noch einen wichtigen Abschnitt in AUM gefunden:
AUM 295. ...Man kann bemerken, dass ein böser Gedanke Imperil - ein physischer Stoff - erzeugt,

... Beachtet die Tatsache, dass Imperil aus Ichsucht geboren wird und auf die breite Masse wirkt. Das heißt, dass Ichsucht nicht nur für den Egoisten selbst verbrecherisch ist, sondern auch für die Menschen im Allgemeinen.


Meine Frau hat einen Sohn der ADHS hat und uns ziemlich das Leben zu Hölle gemacht hat.
Er hat sich nie an Regeln gehalten, aggessives Verhalten, ständige Beleidungen, schulschwänzen usw. waren die Tagesordnung.
Ich habe damals alles versucht. Reden, Schlagen, Psychologe, Polizei usw.
Hatte alles keine Verbesserung gebracht.
Ich war ständig gereizt bis zu einem ganz bestimmten Tag.
Kurz vor diesem Tag ist eine extreme "Schlüsselszene" passiert, wo ich komplett ausgeflippt bin und der Stiefsohn dies auf Handy aufgezeichnet hatte.
Das hatte er mir später vorgespielt (also mir förmlich den Spiegel vorgehalten).
Ich bin wahrhaft erschrocken über mich selbst.
Ich bin damals zu dem geworden was ich nie sein wollte.

Nach diesem Ereignis suchte ich eine weitere Möglichkeit.
Und ich habe schlussendlich versucht mich in ihn hineinzuversetzen.
Ich habe mir vorgestellt "ich bin er" - mit all seinem Verhalten/unwissenheit/Aggressionen.
Ich habe ihn sozusagen in mir "integriert", mit dem Herzen aufgenommen.
Kurz danach hatte ich eine ziemlich Erleuchtung und ich spürte diese "All-Liebe" von der Jesus sprach.
Vieles wurde mir bewusst und es war der Startpunkt für eine weitreichende Entwicklung die bis heute anhält.
Meine Gereizheit war danach erstmal aufgelöst.
In den folgenden Situationen wo nochmals solch eine weit weniger intensive Gereizheit aufkam, habe ich dann mit ähnlichem Stil "bekämpft" und bis heute treten sehr sehr selten kaum noch Situationen auf wo ich gereizt bin.
Sobald ich gemerkt habe, dass ich innnerlich eine Person verurteilt habe, habe ich das Gedanklich recht schnell wieder aufgelöst.
Das wurde mit der Zeit immer weniger und somit wurde meine Gereizheit bis auf ein minimum reduziert.

Ich kann aus meiner Sicht nur empfehlen, dass man versucht den anderen zu verstehen.
Vielleicht waren wir ja früher "vor unseren Erkenntnissen" eine ähnliche Person?
Bei mir kam es zustande weil ich es nicht wahrhaben wollte dass er sich so verhält.
ich betone "nicht wahr-haben" wollen...

AUM 234
... Seid nicht betrübt, wenn ihr auf Verneiner und Verdammer stoßt, dies ist ebenso unvermeidlich wie die Tatsache des Vorhandenseins von Licht und Finsternis.
Gefühlwissen wird euch eingeben, wo die Finsternis so sehr verankert ist, dass weitere Überzeugungen vergeblich sind.
Es ist ratsam, nur auf gutem Boden zu säen.
Landon
 
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