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Neues Buch über Nikolaus Roerich!

Neues Buch über Nikolaus Roerich!

Beitragvon Tsong » Di 21. Aug 2012, 11:18

2011 ist im Osburg Verlag, Berlin, ein Buch von Ernst v. Waldenfels erschienen: „Nikolai Roerich – Kunst, Macht und Okkultismus“ (über 500 Seiten kosten € 26,90).

Erfreulich ist, daß N. Roerich damit auch in Deutschland in den Fokus des Interesses rückt. Der Autor hat sich große Mühe gemacht und aus einer Vielzahl von auf Deutsch nicht zugänglichen Quellen eine Unmenge von Einzelheiten über das Leben Roerichs zusammengetragen. Das Buch ist spannend und flüssig zu lesen.

Insgesamt ist dieser erste Versuch einer deutschen Biographie aber leider als gescheitert anzusehen:

Roerich ist zunächst und vor allem Maler. Als solcher wird er verehrt. Seine Gemälde hängen in den Museen von New York, Moskau, St. Petersburg und vielen anderen Orten. Jede Würdigung seiner Malerei fehlt aber in dem Buch. Das ist, als ob man eine Biographie von Tizian oder van Gogh schriebe, ohne ihre Bilder zu erwähnen. Man fragt sich, ob der Autor überhaupt jemals ein Bild von Roerich gesehen hat; wenn ja, scheint es keinen Eindruck auf ihn gemacht zu haben.

Zum zweiten wird Roerich in die Geschichte eingehen als der erste Bote des Agni Yoga. Seine Gedanken, Worte, Schriften, Gemälde, Pläne und Handlungen kann man überhaupt nur vor dem Hintergrund dieser Lehre verstehen und angemessen würdigen. Auch über den Inhalt dieser Philosophie schweigt sich das Buch vollkommen aus. Das ist, als ob man eine Biographie von Luther schriebe, ohne den geistigen Inhalt der Reformation auch nur zu erwähnen. Vermutlich hat der Autor kein einziges der Bücher des Agni Yoga gelesen.

Schließlich wird man Nikolaus Roerich als den Ehemann und unermüdlichen Unterstützer seiner Frau Helena Roerich im Gedächtnis behalten. Auch bei der Würdigung dieser großen Frau versagt die Lebensbeschreibung völlig: Sie zitiert zwar ausgiebig aus den geistigen Gesprächen zwischen Frau Roerich und den Mahatmas, machst sich aber über diese lustig und stellt sie als die Einbildungen einer Nervenkranken dar. Das ist, als ob man Mohammed für verrückt erklären würde, weil er auf dem Berg Hira die Stimme des Erzengels Gabriel hörte und Sure für Sure den Koran empfing.

Der Autor hat offensichtlich keinen Sinn für Okkultismus (warum schreibt er dann über einen Okkultisten?). Weil er sich vieles nicht erklären kann, was über die Grenzen der materiellen Wirklichkeit hinausgeht, meint er, das Ehepaar Roerich als Scharlatane und Hochstapler verunglimpfen zu dürfen – womit aber nur er selbst einen kapitalen Bock geschossen hat; offenbar fehlt ihm jeder Sinn für geistige Größe.

Fazit: Wer die Roerichs liebt und verehrt, findet in dem Buch eine Beschreibung gerade ihres alltäglichen Lebens mit seinen ungeheuren Aufgaben, Lasten, Sorgen und Nöten – er muß sich an den verqueren Wertungen des Autors ja nicht stören. Einem Anfänger aber ist von der Lektüre abzuraten, weil sie insgesamt einen vollkommen falschen Eindruck von diesen großen Persönlichkeiten erweckt.
Tsong
 
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Re: Neues Buch über Nikolaus Roerich!

Beitragvon Weltenbummler » Mo 8. Okt 2012, 11:16

Interessantes Buch, ich habe das jetzt auch gelesen: Das Leben der Familie Roerich geschreiben im Stil eines SPIEGEL-Reporters.
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