Das ist eine interessante Beobachtung.
Zunächst will ich darauf hinweisen, dass das nicht meine Gedanken sind, sondern die aus den Büchern der Lehre. Die betreffenden Zitate für beides (nur ein Weg und doch viele individuelle Wege) findest Du in Heft 13 "Weg und Ziel des Menschen" der "Einführung in Agni Yoga", siehe
http://www.lebendige-ethik-schule.de/hefte.htm.
Es gibt ein "Gesetz der Gegensächlichkeiten", das, umgangssprachlich, die "beiden Seiten einer Medaille" anspricht. Solche Gegensätzlichkeiten findet Ihr viele in der Lehre. Zum Beispiel wird in BGM II, 170 Zufriedenheit als Tod des Geistes getadelt. Wenige §§ später dagegen wird in BGM II, 189 Zufriedenheit gelobt und Unzufriedenheit getadelt. Man muss sich da sein eigenes Bild machen. So ist Zufriedenheit Tod, wenn man in dem Sinne zufrieden ist, das man über das bereits Erreichte hinaus nicht mehr höher hinauf strebt. Andererseits soll man natürlich nicht ständig unzufrieden im Sinne von freudlos herumlaufen, sondern sich selbst und die Lebenslage nehmen, wie sie sind, und das beste daraus machen, was gerade möglich ist.
Nun zu dem Video "Weg und Ziel des Menschen": Es gibt nur einen Weg in dem Sinne, dass ein jeder nach oben, nach Vergeistigung, nach der höheren Evolutionsstufe streben soll - in Richtung der Spitze der Pyramide. In diesem Sinn sind alle anderen Wege falsch, z.B. die, die im Grunde zu den materiellen Dingen oder zur Verwöhnung des niederen Ich führen.
Aber es gibt viele individuelle Wege zu dem einen Ziel: Die Menschen stehen auf verschiedenen Seiten und verschiedenen Stufen der Pyramide. Jeder muss sich von dort aus aufmachen, wo er gerade steht. Jeder muss in einem bestimmten Leben etwas ganz bestimmtes lernen, was fĂĽr andere schon erledigt ist oder noch lange nicht auf dem "Ausbildungsplan" steht.
So gehört zum Beispiel das Abgewöhnen des Rauchens sicherlich zum Geistigen Pfad. Dennoch kann man Frau Blavatsky, die stark geraucht hat, sicher nicht absprechen, dass sie auf dem Weg höher hinausgekommen ist als die meisten von uns. Aber auf ihrem ganz individuellen Wegplan stand das Abgewöhnen offenbar noch nicht - vielleicht, weil sie viel Wichtigeres zu leisten hatte.