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Disziplin 4: Gedankenkontrolle

Disziplin 4: Gedankenkontrolle

Beitragvon Tsong » Di 5. Mai 2009, 09:11

Erneut kommen wir zusammen, um den Aschram aufzusuchen und uns zu Füßen des Lehrers niederzusetzen. Habt Ihr Euch bemüht, auszuführen, was Ihr beim letzten Mal gehört habt? Seid Ihr bereit, neue Weisungen entgegenzunehmen?

Der Lehrer lehrt: Es gibt nur einen Weg, ständige Wachsamkeit im Alltag zu verwirklichen: Kontrolle der Gedanken. Gut ist, jede Stunde seine Gedanken zu kontrollieren. Besser ist, dies in jedem Augenblick zu tun:

Man muss seine Gedanken überwachen, um den höchsten Wert auszusenden. (FW II, 240)

Man darf die Flamme hohen Denkens nicht einmal für eine Stunde in sich löschen. Herrlich ist es, wenn jemand hohes Denken unter allen Umständen in sich zu hüten vermag. (Br II, 651)

Wiederholet jede Stunde: „Nichts kann mich daran hindern, zum Lehrer zu eilen.“ (BGM II, 266)

Möge die Bekräftigung des Lehrers zu jeder Stunde wiederholt werden. (Hier 372)


Das heißt: Fragt Euch jede Stunde, ob Ihr in den voraufgegangenen 60 Minuten so gedacht, gesprochen und gehandelt habt, wie es Eurem höheren Ich, Eurer unsterblichen Seele angemessen ist: „Habe ich in der letzten Stunde meine göttliche oder meine animalische Seite zum Ausdruck gebracht? Bin ich auf dem Pfad geblieben, oder habe ich mich abbringen lassen? Habe ich mich den höheren Sphären weiter angenähert oder mich von ihnen entfernt?“

Wer wirklich ein Schüler der Bruderschaft sein will, möge sich weiter fragen: „Verhalte ich mich so, wie es sich für einen würdigen Schüler eines Mahatma geziemt? Bedenke ich, daß Er mich beobachtet? Erfülle ich gewissenhaft Seine Aufträge und Anweisungen? Werde ich Ihm am Abend bei der Rückkehr in den Tempel noch in die Augen sehen können?“

Natürlich wird das oft nicht der Fall sein. Das ist aber kein Grund, zu verzweifeln. Im Gegenteil ist mit dem Rückfall in überholte Verhaltensmuster eine Gelegenheit verbunden: Mit der Gedankenkontrolle wird der Vorsatz verbunden, es in der nächsten Stunde besser zu machen, den Fehler nicht zu wiederholen. So nutzen wir die Schwierigkeiten zu weiterem Aufstieg!

Es gibt sogar eine vorbeugende Gedankenkontrolle: Wer in bestimmten Situationen immer wieder Schwierigkeiten hat (z.B. beim Essen, oder wenn er bei anderen eingeladen ist, oder im Beruf) kann sich vor dem nächsten Mal gedanklich auf die Herausforderung einstellen: Er kann sich selbst Verhaltensmaßregeln aufstellen, die unbedingt zu befolgen er sich verspricht. So kann er nicht überrascht werden, sondern dem Angriff bewußt begegnen.


Mit dieser Weisung in der Tasche verlassen wir den Aschram, um in der Welt unseren Aufgaben nachzugehen. Der Lehrer gibt uns, indem er zur Gedankenkontrolle rät, eine erste geistige Übung mit auf den Weg, die jeder von uns in seinem Alltag – wo immer er steht - durchführen kann. Vielleicht könnt Ihr über Eure Erfahrungen mit Euren ersten Schritten in der Praxis des Agni Yoga berichten, damit andere von ihnen lernen können?
Tsong
 
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Re: Disziplin 4: Gedankenkontrolle

Beitragvon stefu » Sa 24. Apr 2010, 23:08

Hallo zusammen!

Ich überlegte eine Weile, ob ich hierfür ein separates Thema eröffne, oder ob es hier hin passt. Doch ich denke, thematisch wird es denjenigen, der dies liest, vielleicht ebenfalls eine Hilfe sein können, die Kontrolle über das eigene Denken zu gewinnen.

Die eigenen Gedanken beherrschen zu lernen ist eine zentrale Forderung der Lehre der Lebendigen Ethik. Und diese Forderung wird wohl nicht nur für mich eine immense Herausforderung bilden.

Beispiele:

Agni Yoga, 345 hat geschrieben:Es ist gar nicht so leicht, denken zu lernen. Es ist schwierig, die Anspannung des Gedankens zu entwickeln; doch noch schwieriger ist es, eine hohe Qualität des Denkens zu erlangen. Oft nimmt sich ein Mensch im Geist vor, rein zu denken, doch sein Wesen ist an egoistisches Denken gewöhnt. Dann ergibt sich die am wenigsten erwünschte Gedankenform. Zwei Vögel aus verschiedenen Nestern kann man nicht zu einem vereinen.
Es ist notwendig, das Denken zu üben, nicht nur verstandesmäßig, sondern mit dem Feuer des Geistes, bis jede Zweideutigkeit schwindet. Der Gedanke kann so lange Macht haben, bis er vollständig monolithisch ist. Jede Spaltung vermindert nicht nur seine Kraft, sondern ist auch kosmisch schädlich, weil sie eine Dissonanz in den Raum hineinträgt.
Es ist notwendig, eine bestimmte Zeit für die Beherrschung des Gedankens aufzuwenden. Doch es ist nützlich, sich die Einheit der Substanz des Gedankens wiederholt vor Augen zu führen. Wir freuen uns über die Mannigfaltigkeit des Denkens, doch jeder Gedanke muss so rein sein wie ein Diamant.

Feurige Welt II, 227 hat geschrieben:Gedankenbeherrschung besteht nicht nur aus vertieftem und konzentriertem Denken. Man muss auch wissen, wie man sich von unzeitgemäßen und herabziehenden Gedanken befreit; auf diese Weise wird der beherrschende Gedanke bestätigt. Es ist nicht leicht, sich von von außen zufliegenden Gedanken zu befreien; und es ist schwierig, traurige und belastende Grübeleien abzuwehren. Doch auf die gleiche Art sollte man fähig sein, Gedanken weiterzusenden und jene, die wertlos sind, zurückzulassen. Die Menschen werden von ihren Gedanken meist versklavt, und nichts behindert den Fortschritt mehr als bedrückende unbewegliche Gedanken. Oft werden solch schwere Gedanken von außen zugesandt, und viele wachsame Augen harren in Bosheit auf die Energieunterdrückung. Lernt es, diese sichtbare Last unverzüglich abzuwenden, sie ist
eine der schlimmsten Erscheinungen der Maja. Es vergeht kaum ein Tag, an dem sich Maja nicht wandelte. Auf diese Weise lasst uns in der Gedankenbeherrschung zweifach wachsam sein.


Auf der Suche nach einer Antwort auf das Wie entdeckte ich eine Antwort in einer Lehrrede Gautama Buddhas. Sie ist entstammt dem Majjhima Nikaya - 20. Vitakkasanthāna Sutta, Beseitigung unheilsamer Gedanken. In der Übersetzung von Kurt Schmidt.

Beseitigung unheilsamer Gedanken - Gautama Buddha hat geschrieben:So habe ich es gehört:

Einst weilte der Erhabene in Anāthapindikas Bhikkhuheim im Jetahain bei Sāvatthi. Dort sprach er zu den Bhikkhus:

Wer meditieren will, der soll, je nach den Umständen, auf fünffache Weise seine Vorstellungen überwachen:

Wenn ihm bei einer Vorstellung, die ihm gekommen ist, schlechte, unheilsame Gedanken aufsteigen, die sich auf Wünsche, Abneigung oder Verblendung beziehen, dann soll er, von dieser Vorstellung ausgehend, eine andere Vorstellung hervorrufen, die sich auf Heilsames bezieht, so daß ihm die schlechten, unheilsamen Gedanken schwinden und vergehen. Dann festigt sich sein Denken, es kommt zur Ruhe, richtet sich auf einen einzigen Gegenstand und sammelt sich.

Wie ein geschickter Maurer mit einem feinen Bolzen einen groben Bolzen heraustreibt, so soll er mit einer heilsamen Vorstellung eine unheilsame vertreiben. Wenn er nun eine heilsame Vorstellung hervorgerufen hat und ihm trotzdem wieder schlechte, unheilsame Gedanken aufsteigen, dann soll er seine Aufmerksamkeit auf das Verderbliche dieser Gedanken richten und soll bedenken, daß sie unheilsam und beschämend sind und Leiden zur Folge haben. Tut er das, so schwinden ihm die schlechten Gedanken und vergehen, sein Denken festigt sich, es kommt zur Ruhe, richtet sich auf einen einzigen Gegenstand und sammelt sich. Wie hübsche, gut gekleidete junge Leute, wenn ihnen eine tote Schlange oder ein toter Hund oder ein menschlicher Leichnam um den Hals gehängt wird, sich schämen und sich davor ekeln, so soll er bei unheilsamen Gedanken sich schämen und sich davor ekeln.

Wenn ihm trotzdem wieder unheilsame Gedanken aufsteigen, dann soll er sie nicht beachten, als wären sie nicht da. Beachtet er sie nicht dann schwinden und vergehen sie, sein Denken festigt sich, es kommt zur Ruhe, richtet sich auf einen einzigen Gegenstand und sammelt sich.

Wie ein sehender Mensch, wenn er eine in seinen Gesichtskreis tretende Gestalt nicht sehen will, die Augen schließt oder wegblickt, so soll er unheilsame Gedanken nicht beachten, als wären sie nicht da.

Wenn ihm trotzdem wieder unheilsame Gedanken aufsteigen, dann soll er sie nach und nach schwächer werden lassen und schließlich ganz einstellen. Auf diese Weise schwinden sie und vergehen.

Wie ein Mensch, der schnell geht, denkt: Warum schnell? Ich könnte doch auch langsam gehen, und dann langsam geht; und dann denkt: Warum gehe ich langsam? Ich könnte doch auch stehen bleiben, und dann still steht; und dann denkt: Warum stehe ich? Ich könnte mich doch auch setzen, und sich setzt, und dann denkt: Warum sitze ich? Ich könnte mich doch auch legen, und er legt sich und geht so nach und nach von einer bewegteren Körperhaltung zu einer ruhigeren über; ebenso soll er unheilsame Gedanken nach und nach schwächer werden lassen und schließlich ganz einstellen.

Wenn ihm trotzdem wieder unheilsame Gedanken aufsteigen, dann soll er die Zähne zusammenpressen, die Zunge an den Gaumen legen und sein Denken mit dem Geist niederringen und niederwerfen, so daß die unheilsamen Gedanken schwinden und vergehen. Wie ein starker Mann einen schwächeren am Kopf oder an den Schultern packt, niederringt und niederwirft, so soll er unheilsame Gedanken niederringen und niederwerfen.

Wer sein Denken so in seine Gewalt bringt, den nennt man Meister der Gedankenüberwachung. Er denkt nur, was er denken will. So hat er den Lebensdurst abgeschnitten, die Fessel abgestreift, den Dünkel ganz überwunden und dem Leiden ein Ende gemacht.

So sprach der Erhabene und die Bhikkhus nahmen seine Darlegung mit Freude und Dank an.


Ich empfinde diese Lehrrede Buddhas als hilfreich; wenn ich auch behaupte, dass diese Form der Beherrschung noch einige Jahre des Fortschritts bei mir bedarf. Dennoch betrachte ich diese Zeilen als wertvolle Unterstützung auf dem Weg zur Meisterschaft über die eigenen Gedanken.

Liebe Grüße
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Re: Disziplin 4: Gedankenkontrolle

Beitragvon Tsong » Di 27. Apr 2010, 10:27

Eine sehr hilfreiche Rede Buddhas. Sie zeigt, wie schwer es ist, die negativen Gedanken loszuwerden.

Übrigens: Ich wollte schon immer mehr von Buddha selbst lesen, kannst Du einen Tipp geben: Was sind die besten Ausgaben, als Buch oder im Netz? Es wird eine derartige Fülle von Sprüchen und Reden Buddhas angeboten: Welche sind die wirklich authentischen Quellen?
Tsong
 
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Re: Disziplin 4: Gedankenkontrolle

Beitragvon stefu » So 2. Mai 2010, 17:29

Hallo Tsong!

Ich bin kein Experte in Sachen Buddhismus. Und kann daher keine qualifizierte Aussage machen bezüglich hochwertiger Literatur.

Selbst lese ich hier und dort online etwas. Die Webseite von Wolfgang Greger (http://www.palikanon.com/) machte bei mir stets einen guten und hochwertigen Eindruck. Ich persönlich kann diese Webseite mit gutem Gewissen empfehlen. Die Leistung, die dahinter steckt, zeugt meiner Ansicht nach jedenfalls von einem wahrhaft strebenden Menschen.
Jedoch mangels entsprechenden Kenntnissen kann ich keine Aussagen über Qualität und Authentizität der Quellen machen.

Lieben Gruß
stefu
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Re: Disziplin 4: Gedankenkontrolle

Beitragvon megran » Fr 10. Sep 2010, 14:03

Hallo Zusammen,

nochmal zum Thema Buddhismus: Mir ist das Buch "Grundlagen des Buddhismus" von HIR vor kurzem in die Hände gefallen. Absolut geniale Einführung in den Buddhismus! Ich glaube das gibt es auch auf deutsch beim Spirale Verlag zu kaufen.
Vielleicht können wir beim Spirale Verlag mal anfragen, ob es nicht möglich wäre das Buch im Internet zu veröffentlichen (wie bei Bruderschaft II)?

Ansonsten finde ich noch das Buch "Zen Geist - Anfänger Geist" von Shunruyu Suzuki als Einführung in den Zen-Buddhismus sehr schön. Das ist nochmal eine andere sichtweise auf die Lehren Buddhas.
Zum Thema Gedankenkontrolle sagte Suzuki in diesem Buch:
"Eurem Schaf oder euer Kuh eine große, ausgedehnte Weide zu geben ist der Weg, sie zu kontrolieren."

Liebe Grüße :)
megran
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