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Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Beitragvon Robert Nordlicht » Do 30. Jul 2009, 14:04

Hallo zusammen,

folgendes brisantes Problem beschäftigt mich schon länger. Nun erhoffe ich mir von den russisch-sprechenden Teinehmern des Forums neue Informationen.

Bekanntlich hatten die Roerichs sehr gute Beziehungen zur Sowjetunion, insbesondere Svetoslav Roerich zu den Gorbatschows. Aber auch Nicolas und Helena Roerich hatten intensive Kontakte zu der Regierung Lenins, hier vor allem zum Volkskommissar für das Bildungswesen Lunatscharski.

Ein ausgesprochener Gegner von AY und Theosophie, der russische Anthroposoph Sergej O. Prokofieff schreibt in "Der Osten im Lichte des Westens. Teil 1. Die Lehre des Agni Yoga aus der Sicht der christlichen Esoterik" im Kapitel "Die Mission von H. und N. Roerich im bolschewistischen Rußland" (Seite 50 -66) von der Begeisterung der Roerichs für die entstehende Sowjetunion und für Lenin, der als der große Lehrer bezeichnet wird. Hierbei beruft sich Prokofieff auf Belikow, Knjasewa und Sarnitzkij, Trofimova.

Zitat aus Prokofieff, Der Osten im Lichte des Westens:

Im Zusammenhang damit bemerkt Roerich bereits in Omsk in seinem Reisetagebuch: «9. Juni [1926], Omsk: Wir begeben uns in das OGPU zur Aufbewahrung unserer Waffen. Abermals dieselbe Zuvorkommenheit und Fürsorge. <Womit können wir behilflich sein?> ... 10. Juni: Wir reisen weiter. Der Zug fährt um Mitternacht ab. Der OGPU hat den Befehl gegeben, beim Einsteigen zu helfen ... Der Zug [Omsk–Moskau] kommt um Mitternacht. Der Agent von OGPU geht vorüber und gibt uns mit einem Blick zuverstehen, daß alles in Ordnung ist.»

In der Hauptstadt empfangen sie zwei Mitglieder der bolschewistischen Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten, G. Tschitscherin, und der Volkskommissar für das Bildungswesen, A. Lunatschar-skij. Im Laufe eines mehrstündigen Gesprächs mit den zwei Volkskommissaren spricht N. Roerich eingehend von «der Möglichkeit, das sowjetische Rußland mit Hilfe der Mahatmas mit der großen buddhistischen Welt zu vereinigen»", und er übergibt Tschitscherin eine Schatulle mit geheiligter Erde vom Himalaja sowie den Brief der Mahatmas.

«Ein halber Kommunist und ein halber Buddhist», so bezeichnete Tschitscherin Roerich nach seinem Gespräch mit ihm. In dem Brief aber schrieben die Mahatmas: «Wir senden Erde für das Grab unseres Bruders, des Mahatma Lenin, der sich so sehr um das allgemeine Wohl bemüht hat.» Und es heißt weiterhin: «Im Himalaja wissen wir um das von Ihnen Vollbrachte. Sie schafften die Kirchen ab, die Quelle von Lüge und Aberglauben. Sie vernichteten das Philistertum, die Quelle der Vorurteile. Sie zerstörten das Gefängnis der Erziehung. Sie vernichteten den Samen der Heuchelei. Sie verbrannten das Heer der Sklaven. Sie zerdrückten die Spinnen der Profitmacherei. Sie schlossen die Tore der nächtlichen Lasterhöhlen. Sie befreiten die Erde von den geldgierigen Verrätern. Sie erklärten, daß die Religion die Lehre von dem allumfassenden Wesen der Materie ist. Sie erklärten die Nichtigkeit des persönlichen Eigentums. Sie errieten die Entwicklung der Gemeinschaft. Sie wiesen auf die Bedeutung des Wissens. Sie neigten sich vor der Schönheit. Sie brachten den Kindern die ganze Macht des Kosmos. Sie öffneten die Fenster der Schlösser. Sie sahen die Dringlichkeit, neue Häuser für das allgemeine Wohl zu bauen.»
Weiterhin sprachen die Mahatmas von ihren eigenen Angelegenheiten: «Wir geboten einem Aufstand in Indien Einhalt, als dieser zu früh ausbrechen wollte, während wir anerkennen, daß Eure Bewegung zur rechten Zeit entstand, und senden Ihnen unsere Hilfe und bestätigen die Einheit Asiens. Wir wissen, viel wird in den Jahren 1928-31-36 geschehen und aufgebaut werden. Wir grüßen Euch, die Ihr das allgemeine Wohl sucht!


Soweit Prokofieffs Aufstellungen angeblicher Fakten. Der Rest seines Buches ist oft nur verschwörungstheoretische Polemik. Fakt ist aber, dass N.Roerich Lenin verherrlichend gemalt hat. Kann die Existenz oben zitierten Briefes der Mahatmas bestätigt werden? Welche Haltung hatten die Mahatmas zu Lenin und zum Bolschewismus? (Also nicht so sehr: Was ist eure persönliche Meinung zu Lenin etc, sondern was lässt sich aus den Zeugnissen der Mahatmas
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Re: Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Beitragvon Robert Nordlicht » Do 30. Jul 2009, 14:23

Euer Forum funktionert nicht richtig. Der Text im Eingabefeld springt ab einer bestimmten Textlänge hin und her, so dass man nicht mehr weiter schreiben kann.

....etwas dazu sagen. Wie positiv sahen die Roerichs die Sowjetunion etc ? Gibt es hierfür Belege in der russischen AY-Literatur?


Zitate Prokofieff:

In Erfüllung des Auftrages der Mahatmas führten Roerichs ihre Expedition mit deren Brief und den Geschenken direkt bis zur Grenze Rußlands und befanden sich bereits am 13. Februar in Kashgar, unweit derselben. Es folgte sogleich ein Besuch des sowjetischen Konsulats und eine intensive Lektüre der sowjetischen Zeitungen, unter deren Eindruck Roerich in einem Brief schrieb: «Mit Begeisterung lasen wir die <Iswestija>, was für ein herrlicher Aufbau, und besonders berührte uns die Verehrung, die dem Namen des Lehrers – Lenins – entgegengebracht wird ... Das ist wirklich ein neues Land, und das Morgenlicht des Lehrers leuchtet hell über ihm ...» s9 In Urumtschi, der nächsten größeren Stadt, bleiben Roerichs einige Wochen in Erwartung des sowjetischen Visums. Jeden Abend besuchen sie das sowjetische Konsulat und lesen dem Konsul Auszüge aus dem Buch «Gemeinschaft» über die Beziehung der Mahatmas zu Lenin und der bolschewistischen Revolution vor." Zum Geburtstag Lenins entwirft N. Roerich auf Bitten des Konsuls in einer Nacht eine Skizze zum Postament der gerade aus Moskau eingetroffenen Büste des «Führers».


Und dann fahren die Mahatmas vermutlich in Erinnerung an ihre Begegnungen mit Lenin in der Schweiz fort:
«Wir sahen bereits, wie der Kommunist die Lehre aufnimmt. Wir sahen, wie leicht es ist, mit einem Kommunisten zu sprechen. Für den einen sind wir Mahatmas, für den anderen Wissenschaftler, für den dritten Aufrührer, für den vierten das Komitee der Revolutionäre, aber die Lehre selbst entspricht allen Hoffnungen der Kommunisten. Unsere Bedingungen für die Mitarbeiter: ein entschiedener Wille, unsere Grundsätze auf das Leben anzuwenden, keine Theorie, sondern Praxis.»
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Re: Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Beitragvon Robert Nordlicht » Do 30. Jul 2009, 14:25

Prokieff:

Und in der Entwurfsvariante der «Gemeinschaft», von der kürzlich erste Auszüge veröffentlicht wurden, werden diese Gedanken ganz offen ausgesprochen: «Der große Gotama gab der Welt die vollkommene Lehre des Kommunismus ... Das heutige Verständnis der Gemeinschaft bildet eine vorzügliche Brücke von dem Buddha Gotama zu Lenin. Wir sprechen diese Formel aus, nicht um zu lobpreisen, nicht um zu schmähen, sondern als eine offensichtliche, unumstößliche Tatsache ... Wir wissen, wie Lenin den wahren Buddhismus schätzte. Wir schaffen die Grundlagen des Buddhismus in dem von ihm gegebenen Vermächtnis. Es ist das eine einfache, der Schönheit des Kosmos gleichende Lehre. Sie hält sich von jeder Anspielung auf ein Idol fern, die eines Lehrers des Volkes unwürdig wäre.»
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Re: Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Beitragvon Robert Nordlicht » Do 30. Jul 2009, 14:38

Hier schreibt Prokofieff noch weiteres Interessantes:



In der «Gemeinschaft» heißt es: «Wir können fragen: Welche Merkmale schätzen die Lehrer? Ihr kennt schon die Eigenschaften des Handelns und könnt neue Einstellungen zum Handeln bemerken. Man muß dem Lehrer den Vorzug geben, der neue Wege geht. Da haben die Menschen des nördlichen Landes [Rußland] ein ausgezeichnetes Beispiel – ihren Lehrer Lenin. [Das Wort «Lehrer» schrieb H. Roerich überall und ohne Ausnahme in bezug auf Lenin mit einem großen Anfangsbuchstaben, obwohl das Russische die Großschreibung der Hauptworte nicht kennt.] Er kannte den Wert neuer Wege. Jedes Wort seiner Predigt, jede Handlung trug den Stempel unvergeßlicher Neuheit. Dieser Unterschied von anderen Menschen schuf eine rufende Macht. Er war kein Nachahmer, kein Interpret, sondern ein mächtiger Maurer neuer Erze. Man muß den Ruf des Neuen zur Grundlage nehmen.»"
Und dann fahren die östlichen Mahatmas fort: «Die Festigkeit des furchtlosen Denkens schuf Lenin eine Aureole von links und rechts. Selbst bei Krankheit verließ ihn das feste Denken nicht. Sein Bewußtsein konzentrierte sich wie in einer Höhle, und anstelle von Unzufriedenheit und Klagen nutzte er auf erstaunliche Weise die letzte Zeit. Und er schickte viele schweigende Willens-Emanationen zur Stärkung der Sache. Seine letzten Stunden waren gut. Sogar den letzten Atemzug sandte er dem Volke. Beim Anblick der Unvollkommenheit Rußlands kann man viel um Lenins wegen akzeptieren, denn es gab keinen anderen, der um des allgemeinen Wohles willen eine größere Last hätte auf sich nehmen können. Aber nicht aus Freundschaft, sondern aus Gerechtigkeit half er sogar der Sache Buddhas. Und es gab kein Gebiet, das er wie manch anderer Regent zurückgewiesen hätte. Seine Bücher lieben wir weniger, sie sind ziemlich lang, und das Wertvollste an ihm kommt in seinen Büchern nicht zum Ausdruck. Er liebte selbst seine Bücher nicht. Lenin – das ist Handeln und nicht Theorie.
Und weiter wird von seiner kosmischen Bedeutung gesprochen. «Nehmt das Erscheinen Lenins als ein Zeichen für die Feinfühligkeit des Kosmos ... Achten wir Lenin mit allem Verständnis. Zeigen wir die feste Bejahung des Lehrers, der bei Erfolg und Mißerfolg ein beständiges Brennen bewahrte. Indem er niederriß, schuf er das Bewußtsein des Volkes.» Und dann wird allen Anhängern von Agni Yoga auch angeraten, dem «Führer» zu folgen: «Lenin dachte weit und verstand die Materie. Sie können doch wohl wirklich dem Führer wenigstens ein Stück weit folgen?» «Der Lehrer wird ein natürlicher Führer sein. Man kann sich freuen, daß Lenin als ein solcher Lehrer anerkannt wird.» «Als Schüler Lenins blickt mit Adleraugen, und mit löwenhaftem Sprung nehmt die euch zugeteilte Macht in Anspruch. Zögert nicht!»
Und schließlich teilen die Mahatmas vom Himalaja Roerichs das wohl Wichtigste mit: Sie berichten von ihren unmittelbaren Begegnungen nicht nur mit Lenin, sondern auch mit Marx: «Wir kennen das monolithische Denken. Wir sahen Lenin in der Schweiz. Unser Mitarbeiter sprach mit ihm in Moskau. Er hat seine Anschauungen nicht gewechselt, nicht unentschlossen gedacht. Jeder kannte die Unerschöpflichkeit seiner Behauptungen.» Und weiter über die Kontakte mit dem Begründer des Marxismus: «Wir kennen die Bücher von Marx und Engels, es sprachen sogar unsere Repräsentanten mit Marx. Alle ihre Thesen können wir leicht annehmen. Wir finden [in ihnen] keine Verknöcherung oder Ablehnung der Materie. Es ist töricht, daß der Westen unsere einfachen, von langer Erfahrung erhärteten Thesen nicht angenommen hat.» Und dann beschreibt einer der Mahatmas H. Roerich diese Begegnungen noch eingehender: «Ich sagte schon, daß unsere Repräsentanten Marx in London und Lenin in der Schweiz besuchten. Deutlich wurde das Wort Schamballa ausgesprochen. Zu verschiedenen Zeiten fragten beide Führer gleichermaßen: <Welche Merkmale des Zeitalters hat Schamballa?> Es wurde geantwortet: <Das Zeitalter der Wahrheit und der Weltgemeinschaft.> Beide Führer sagten gleichermaßen: <Möge Schamballa recht bald beginnen.> An den Worten der Führer messen wir die Nachfolger. Wir können in den Marxismus und Leninismus die Enge der Unwissenheit nicht einschließen. Wenn der Unwissende es wagt, sich Marxist oder Leninist zu nennen, sagt ihm streng, das ist ein offensichtlicher Verrat an den Grundlagen der Gemeinschaft. Forscht, wie wird im Osten das Wort Schamballa ausgesprochen? Versucht, wenn auch nur ein wenig, in die Ideologie dieses Begriffes einzudringen. Versucht, den Rhythmus der Rede über Schamballa zu verstehen, und ihr werdet die große Wirklichkeit empfinden, die die Saiten der Menschheit erschüttert.»
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Re: Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Beitragvon Robert Nordlicht » Do 30. Jul 2009, 14:42

Prokofieff bezieht sich hierbei auf eine russische Erstausgabe von "Die Gemeinschaft" 1927, Ulan Bator.

Liebe Forenteilnehmer, die Beantwortung des Problems möglichst mit reputablen Belegen und Nachweisen ist von einiger Bedeutung für meinen Erkenntnisweg. Es wäre schön, wenn ihr dazu etwas schreiben könntet!

Alles Gute
Robert
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Re: Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Beitragvon Tsong » Mo 3. Aug 2009, 08:55

Ein interessantes und wichtiges Problem.
Die Verantwortlichen des Forums sind gerade meist in Urlaub, wir werden uns wohl erst im August intensiver damit auseinandersetzen können.

Vorab ganz kurz folgendes: Es ist wohl richtig, daß die Mahatmas zunächst große Hoffnung in die kommunistische Bewegung gesetzt haben. Rußland wird an vielen Stellen der Lehre als das Zentrum der kommenden Neuen Welt bezeichnet. Bitte nicht verkennen, daß eine Neuordnung der Welt nach spirituellen Grundsätzen - wie die christliche Urgemeinde in Jerusalem zu Jesus' Zeiten - mit einem ursprünglichen, reinen Kommunismus viel gemeinsam hat, z.B.: Eigentum gehört der Gemeinschaft, muß dem Allgemeinwohl dienen und wird von einzelnen, dazu besonders befähigten Mitgliedern nur verwaltet; Armut und Arbeitslosigkeit werden überwunden, indem man die notwendige Arbeit und das gemeinsam Erwirtschaftete gerecht auf alle Mitglieder einer Gemeinschaft verteilt; um das umzusetzen, müssen die Mitglieder der Gemeinschaft, besonders die Kinder, in einem neuen Geist der Selbstlosigkeit und der Unterordnung des Einzel- unter das Allgemeininteresse erzogen werden, usw.
Natürlich darf das alles nicht mit Gewalt durchgesetzt werden, jeder Zwang ist verpönt (wobei Widerstand gegen ein Gewaltregime wieder gerechtfertigt ist).
Die Mahatmas haben sich bald enttäuscht wieder abgewandt, ich denke, spätestens nach den Stalinschen Gräueltaten. Die Einzelheiten werden wir noch klären.
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Re: Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Beitragvon Robert Nordlicht » Mo 3. Aug 2009, 18:53

Also ich gehöre zu den sehr wenigen Theosophisten, denen eine Verbindung eines alternativen Typs der Gesellschaftsordnung (wie er ursprünglich dem Marxismus auch entspricht) mit den Religionen oder noch besser mit der Theosophie nicht unsympathisch ist. Freilich lehne ich Gewalt, die über die Anwendung von Notwehrrechten hinausgeht, entschieden ab. Lenin selbst war aber enorm gewaltätig, und hasste jede noch so geringe Form von Spiritualität. Die Gedankenwelt Lenins ist derjenigen der Theosophie und vermutlich auch des Agni Yoga entgegengesetzt. Sie könnte reformiert werden - dann hat man aber sämtliche Bolschewisten gegen sich (was aber andererseits auch egal ist, denn man hat sie ja sowieso gegen sich). Religiöse Menschen brauchen m.E. ein eigenes Gesellschaftskonzept. Mit militanten Atheisten vom Schlage Lenins kann man nicht mal kurzzeitig Bündnisse eingehen. Der Dalai Lama hat sich vor vielen Jahren auch schon mal prokommunistisch geäußert, aber die atheistischen Finsterlinge interesssiert das gar nicht. Sie wollen keine Bündnisse, sondern langfristig immer die Vernichtung aller Religiösität und auch die physische Vernichtung ihrer Vertreter. Ich vermute, dass die Mahatmas versuchten die große Katastrophe, die aus dem Menschheitskarma entstehen muss, durch ihren Einfluss zu mildern. Aber Lenin "der große Lehrer", der "Mahatma" - das passt nun wirklich nicht. Karl Marx - ein bedeutender Wissenschaftler - das würde eventuell noch passen.

Alles Gute
Robert
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Re: Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Beitragvon Tsong » Mo 7. Sep 2009, 13:17

Nach Rückkehr aus dem Urlaub kann ich noch ergänzen: Die Existenz des Briefes der Mahatmas an die Moskauer Regierung kann bestätigt werden. Skankopien finden sich unter http://www.ay-forum.net/viewtopic.php?p=7574#7574 und http://www.ay-forum.net/viewtopic.php?p=7558#7558.

Weitere Zitate betreffend das Verhältnis der Mahatmas zu Lenin über diejenigen hinaus, die Robert schon zusammengestellt hat, sind uns nicht bekannt. Das scheint ziemlich vollständig zu sein.

Richtig ist auch, daß es eine erste Auflage des Buches „Gemeinschaft“ (Urga = Ulan Bator 1926) gibt, in der Lenin mehrfach erwähnt wird. Sie ist im Netz auf Russisch verfügbar unter http://ay-books.roerich.com/ach/Obsh_Urga.zip. Helena Roerich selbst hat aus der heute allein gebräuchlichen 2. Auflage (Riga 1936) alle diese Erwähnungen getilgt. Die betreffenden Paragraphen sind ansonsten nicht unbedingt geändert, sprechen jetzt aber allgemein von einem geistigen Führer und nicht mehr speziell von Lenin.

Zur Beurteilung: Wenn die Mahatmas, die mehr wissen als wir, Lenin als „Bruder“ und „Mahatma“ bezeichnen, können wir sicher sein, daß es sich um einen großen Geist gehandelt hat. Wir dürfen nicht den Fehler begehen, ihn als einen Verbrecher Stalinscher Prägung anzusehen: Lenin hat die Geschicke Rußlands nur fünf Jahre lang von der Revolution im Oktober 1917 bis zu seinem Tod im Januar 1924 geleitet. In dieser Zeit hat er (praktisch unblutig) das Schreckensregime des Zaren beseitigt und die Herrschaft von Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräten eingeführt: Heute würden wir sagen: Eine Basisdemokratie.

Diese Herrschaft mußte er dann in schweren Kämpfen verteidigen: Gegen Abweichler in der eigenen Partei, gegen andere russische Parteien (Menschewiki und andere) und gegen ausländische Mächte, die sich in den inner-russischen Konflikt einmischten. Es tobte jahrelang ein heftiger, blutiger Bürgerkrieg. Es ging um Leben und Tod. Hier hat es sicherlich Grausamkeiten auf allen Seiten gegeben.

Ich habe mich vor Jahren intensiv mit Lenin und Trotzkij beschäftigt. Das waren Idealisten, die für eine große Sache mit allen Mitteln kämpften und für sich selbst nichts verlangten. Mir ist nicht bekannt, daß Lenin persönlich Schuld an Grausamkeiten oder Verbrechen getroffen hätte. Die Schrecken, die wir heute mit den Begriffen „Bolschewismus“ oder „Kommunismus“ verbinden, begannen erst mit Stalin.
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Re: Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Beitragvon megran » Fr 11. Dez 2009, 21:29

Tsong hat geschrieben:Ich habe mich vor Jahren intensiv mit Lenin und Trotzkij beschäftigt. Das waren Idealisten, die für eine große Sache mit allen Mitteln kämpften und für sich selbst nichts verlangten. Mir ist nicht bekannt, daß Lenin persönlich Schuld an Grausamkeiten oder Verbrechen getroffen hätte. Die Schrecken, die wir heute mit den Begriffen „Bolschewismus“ oder „Kommunismus“ verbinden, begannen erst mit Stalin.


aus Wikipedia:
... In schroffem Gegensatz dazu steht jedoch die verbreitete Auffassung, dass wichtige Elemente des totalitären Gesellschaftsmodells Stalins bei Lenin bereits vorhanden waren, ohne dass ein fundamentaler Gegensatz zwischen beiden in der Wahl des Terrors als Mittel gesellschaftlicher Umgestaltung feststellbar wäre.[74] „Die Grundlagen des stalinistischen Systems wurden zum großen Teil schon unter Lenin gelegt.“[75] Historiker wie Michael Woslenski und Gunnar Heinsohn werfen Lenin vor, durch die Revolution und den Aufbau der sozialistischen Ordnung zahllose Opfer verschuldet zu haben. Woslenski spricht dabei gar von mindestens 13 Millionen [76], Heinsohn von 4 Millionen.[77] Zahlreiche Autoren, darunter Hannah Arendt, Karl Popper, Friedrich August von Hayek und Zbigniew Brzeziński, werfen Lenin vor, durch sein Konzept der elitären Kaderpartei den Weg des sowjetischen Systems in den Totalitarismus bereits vor der Revolution vorgezeichnet zu haben. ...
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Re: Roerich, Mahatmas, Sowjetunion

Beitragvon Robert Nordlicht » So 13. Dez 2009, 19:11

Lieber Tsong, lieber Megran

vielen Dank für eure Antworten, vor allem für die Mühe, die russischen Orginale heraus zu suchen.

Ich kenne ja als Ex-DDR-Bürger Lenin auch nur so, wie er uns viele Jahre präsentiert wurde. Diese Präsentation hat in mir starke Ablehnung verankert. Ich kann inzwischen Präsentation und Wirklichkeit unterscheiden.

Lenin ist ganz sicher eine gewaltige historische Persönlichkeit, durch die ungeheure Kräfte geflossen sind. Er hat die Führung nicht in einer friedlichen Epoche übernommen, sondern inmitten des millionenfachen Sterbens im Weltkrieg. Es ging darum, diese Krise der Menschheit zu bewältigen, mit Hilfe der Menschen, die eben gerade da sind. Man darf auch nicht vergessen, dass die russische Revolution seit ihrem Bestehen einen Wettlauf auf Leben und Tod mit dem Weltiperialismus zu bestehen hatte, der natürlich kein eigenständiges Eurasien will, sondern möglichst die Bodenschätze Russlands ausbeuten wollte. Der Weltkrieg ging in der Sowjetunion bis zum Ende der Union weiter. Ohne Lenin wäre Russland heute ein zweites Afrika.

Trotzdem haben Lenin, Trotzki usw. die Religion bekämpft, wo sie nur konnten. Von einem Mahatma hätte ich erwartet, dass er eine neue Religion + Wissenschaft begründet, in welche er die alten integrierend aufhebt.

Trotzki selbst berichtet, dass Lenin wo er konnte, seinen Mitarbeitern die Notwendigkeit des Terrors einschärfte. Trotzki meinte später, dass es wesentlich weniger Opfer an Menschenleben gegeben hätte, wenn man von Anfang an, weniger gutmütig gewesen wäre. Eine Zweck/Mittel -Abwägung kann ich bei Lenin auch nicht feststellen. Ich habe nicht den Eindruck, dass er öfter das mildeste Mittel angewandt hat. Das könnte ich noch alles mit einer besonderen Kriegssituation erklären.

Aber warum die Herrschaft des totalen Materialismus? Haben die Mahatmas ihr Konzept verändert ? Wollen sie alles, was sie selbst an Spiritualität der Menschheit gaben, auslöschen, weil sich die Menschheit als völlig ungenügend für diese Lehren erwiesen hat? Immerhin ist ja die Menschheit in einer größeren Krise als es bei der alten Atlantis der Fall war. Man braucht sich nur mal den Esoterik-Markt in D ansehen. Das ist aus dem höchsten Wissen der Menschheit geworden, aus dem Geschenk der Meister an uns? Oder man sehe sich die Theos. Ges. an. Einiges ist sehr gut, aber anderes zum Fürchten schlecht. Ich fürchte nämlich, dass die Meister plumpesten Mißbrauch ihrer Lehren ausradieren werden, weil sie es dem Gesetz nach müssen, ähnlich wie bei den antiken Mysterien.

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