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Lektion 4 - Nicht den Drachen füttern

Lektion 4 - Nicht den Drachen füttern

Beitragvon Tsong » Mo 15. Nov 2010, 10:57

Die Lehre vergleicht den animalischen Teil unseres Wesens – unseren „inneren Schweinehund“ - mit einem Drachen. Das höchst einfache Gesetz lautet: Wenn wir dem Drachen Futter geben, wird er immer größer. Wenn wir ihm sein Futter verweigern, wird er immer kleiner und stirbt schließlich ab. Wir können ihn tatsächlich aushungern.

Anders ausgedrückt: Wir müssen in jedem Augenblick überlegen: Nähren und stärken wir den geistigen, unsterblichen, göttlichen Teil unseres Wesens, damit dieser immer größer wird, oder gestatten wir dem Tier in uns zu wachsen?

Das eine schließt das andere aus: Wenn wir unseren Drachen über das hinaus, was er zum Leben benötigt, aufpäppeln oder verhätscheln, schaden wir unserem geistigen Wesen. Zur Zeit sind die Esel (die Werkzeuge, die Körper) groß und die Reiter (die Seelen) klein. Wenn wir die beiden Hälften unseres Wesens in das richtige Verhältnis bringen wollen, muß es genau umgekehrt aussehen: Der Herr möge groß und der Diener klein sein.

Zitate:
Viele Drachen stehen Wache, um jedes Vorankommen zu behindern. Vielfarbig sind diese Ungeheuer! Das widerlichste ist der graue Drache der Alltagsgewohnheit. Er möchte selbst den erhabensten Verkehr zur bedeutungslosen grauen Spinnwebe machen. Jedoch sogar im Alltagsleben verstehen es die Menschen, sich die Frische der Erneuerung zu bewahren. Die Menschen waschen sich täglich und fühlen sich für die bevorstehende Aufgabe erfrischt. Ebenso sollten geistige Waschungen nicht zu staubiger Plackerei werden. Wenige verstehen es, den Drachen der Alltagsgewohnheit zu besiegen. Aber diese Helden verzehnfachen ihre Kräfte und erheben jeden Tag ihre Augen erneut gen Himmel.
Da es Unbegrenztheit gibt, gibt es für den Geist des Menschen nicht einen Augenblick der Alltäglichkeit. Ein einzigartiges Gefühl kann Freude erwecken. Aber Höchster Verkehr kann nicht zu etwas Alltäglichem werden. In Unbegrenztheit gibt es keine Langeweile, aber in menschlichen Beschränkungen.
Lasst es nicht zu, dass der graue Drache triumphiert, er ist nicht wirklich stark, seine Widerwärtigkeit besteht nur in der Hässlichkeit der Gewohnheit. Wo Schmutz und Hässlichkeit verbannt werden, kann der graue Drache nicht bestehen.
Daher ist Sieg über die Alltagsgewohnheit Achtung vor der Höheren Welt. (AUM 319)

Der Mensch macht von den Aufspeicherungen früherer Leben nur selten guten Gebrauch. Des öfteren wandelt sich für ihn eine kleine Gefahr in ein furchterregendes Ungeheuer, und statt sich als erfahrener Beobachter zu erweisen, verwandelt er sich in einen von Furcht getriebenen Flüchtling. Dabei vergißt er, daß das von ihm selbst hervorgerufene Ungeheuer weiterwächst. Irgendwann einmal wird er sich doch umwenden müssen, um das Ungeheuer zu besiegen. Die Führer, denen der Mensch in der Feinstofflichen Welt begegnet, raten ihm, die eigenen Ausgeburten so bald wie möglich zu beseitigen. (Br II, 223)

Urusvati weiß, wo die Drachen der Schwelle leben. Man glaubt, daß sie auf dem Grund irgendwelcher furchterregender Schluchten nisten, irgendwo in der Finsternis, wohin die Menschen selten einen Blick werfen. Doch der Wohnsitz solcher Drachen ist die Schwelle des eigenen Hauses. Der Mensch begegnet ihnen im Alltagsleben sehr oft.
Alles, was über solche Drachen gesagt wurde, ist richtig. Ihr Äußeres ist entsetzlich, sie sind unersättlich und speien ihr Opfer nicht wieder aus. Sie lauern Hereinkommenden auf und bewachen diejenigen, die versuchen hinauszugehen. Sie wechseln ihr Gesicht und zeigen sich selten in ihrer ganzen abscheulichen Größe.
Der Drache der Schwelle ist als Wächter des menschlichen Bewußtseins gezeigt worden. Eine solche Vorstellung hat aus dem Drachen ein abstraktes Symbol gemacht, doch stehen solche Drachen dem Alltagsleben tatsächlich viel näher. Der Mensch nährt sie mit seiner Unzufriedenheit. Es gibt keinen Alltag, der den Menschen zufriedenstellen würde. Ich spreche hier nicht vom Wissensdurst, der ein würdiges Suchen darstellt. Unzufriedenheit mit dem Alltag ist auf niedere Leidenschaften gegründet, und dann herrscht für echte Drachen ein Festtag. Sämtliche Aufspeicherungen des Menschen werden dann zur Nahrung des Drachen.
Nicht erst einmal haben Wir vom böse gestalteten Alltag gesprochen, den sich der Mensch selbst schafft, doch wenn Wir vom Überirdischen sprechen, müssen auch die hinderlichen Umstände erwähnt werden. Über eine einfache Schwelle stolpern die Menschen, fallen oder grämen sich zu Tode. Handelt es sich jedoch um eine böse Schwelle zu einem von Haß bestimmten Alltagsleben, so wird der Schritt über sie gefährlich sein.
Wieviel böses Reden wird an den bösen Schwellen vollzogen. Doch zur Freude der Drachen vermehrt sich das entsetzliche Geschimpfe noch.
Wir haben gesagt: "Räumt den Unrat von der Schwelle." Dieser Unrat nährt den Drachen, er kann dadurch dermaßen wachsen, daß man nicht mehr durch die Tür kommt. Man muß daran denken, daß eine böse Schwelle ein Hindernis vor dem Aufstieg darstellt. Natürlich schreit bereits wieder jemand: "Das wissen wir schon seit langem!" Freund, hättest du es gewußt, so wäre deine Schwelle reiner.
Doch nun genug von der bösen Schwelle. Wir gehen davon aus, daß die Freunde bereits verstanden haben, wie schädlich es ist, die Drachen zu nähren. So kann eine gute Schwelle entstehen, die zu einem vom Guten bestimmten Alltag führt. Mag solch ein Alltagsleben manchem auch noch dürftig erscheinen, doch ist es rein, und der Drache rollt sich zu einer kleinen Eidechse zusammen. So ist es dem Menschen gegeben, große Umwandlungen zu vollziehen.
Der Denker sprach: "Ist es nicht ein Wunder, daß wir das Böse in Gutes umwandeln können?" (Br II, 325)

Urusvati weiß, daß der Mensch nicht nur fähig sein sollte aufwärtszuschauen, sondern auch in seine eigenen Tiefen zu blicken. Das zweite ist nicht leichter als das erste. In der Tiefe des "Kelches" ruht eine alte Giftschlange, die durch jede falsche Bewegung geweckt werden kann: Sie vollbringt Böses, raubt Kräfte, überdeckt gute Absichten. Mit großer Anstrengung kann sich der Mensch von der alten Giftschlange befreien.
In beharrlichem Bemühen ist er fähig, in sich eine Eigenschaft zu entwickeln, durch die er den Winkelzügen der Giftnatter widerstehen kann. Bei Herzensreinheit wird er das Maß spüren, nach dessen Überschreiten die Herrschaft der Giftschlange eintritt. Indem er diese Grenze spürt, schiebt der Mensch eine geplante Tat zunächst auf, und dann treten weitere Zeichen ein. Die Hauptsache ist, sich zweifelhafter Handlungen zu enthalten. Jene Grenze vermag der Mensch wahrzunehmen, ohne dabei die Giftnatter zu wecken. Es ist besser, in seinen Handlungen wählerisch zu sein, als später das Begangene zu bereuen.
Wir haben von zweifelhaften Handlungen gesprochen. Man muß diese Definition sehr vorsichtig handhaben. Der nachlässige Mensch wird aufgrund seiner Faulheit die Mehrzahl von Taten als zweifelhaft ansehen. Er wird nicht der Stimme des Herzens lauschen, sondern sich hinter Heuchelei verstecken, um sich nicht anstrengen zu müssen. Jeder kennt solche Heuchler, die große Worte führen, hinter denen sich jedoch Faulheit und Selbstsucht verbergen. Man kann sich die ganze Tiefe der Hinterlist, die in den Windungen der Giftschlange lebt, nicht vorstellen. Zu wahrer Arbeit taugen solche Heuchler nicht. Über sie wurde vor langem gesagt, daß es sich nicht lohnt, erhabene Worte zu ihnen zu sprechen, wenn die Wahrheit nicht im Herzen lebt.
Ein altes Märchen erzählt von einer Giftschlange, die sich von menschlichem Blut ernährt - ein Symbol, das auf die erwachte Giftnatter hinweist, die sich wahrhaftig vom menschlichen Blut ernährt. Laßt uns nicht vergessen, daß alte Symbole eine wissenschaftliche Bedeutung haben. So vernichten blutsaugende Giftnattern ihre Opfer.
Eine andere Erzählung spricht von einem versteinerten Drachen, der durch ein kleines Steinchen erwachte, das ein törichter Mensch auf ihn warf. Wahrlich, vom kleinsten Steinchen kann die Giftschlange erwachen.
Der Denker sprach: "Schreitet vorsichtig voran, es kann sein, daß wir inmitten schlafender Schlangen gehen." (Br II, 478)

Uns entsteht über die Bildung eines bösen Ungeheuers deshalb Kummer, da Wir vorhersehen, welch komplizierte Schlacht bevorsteht. Es ist unmöglich, mit einem einzigen Schlage alle Köpfe der Hydra mit dem Schwert abzuschlagen. Es wurde gesagt, daß jeder ihrer Blutstropfen einen neuen Sprößling hervorbringt. Dies bedeutet, Maßnahmen solcher Art ergreifen zu müssen, daß das Ungeheuer des Hungertodes stirbt. Man muß seine Ernährung unterbinden, und es wird verschwinden, indem es sich in eine Prise Asche verwandelt. Solche Vernichtung erfordert jedoch Zeit und günstige Bedingungen. Die Menschen können zu solchen Bedingungen leicht beitragen. (Br II, 480)

Urusvati weiß, daß die Denker des Altertums das irdische Leben einen Zweikampf mit dem Chaos nannten. Jeder kühne Krieger legte eine schwere Rüstung an und ging auf die Suche nach dem Drachen des Chaos. Mochte der Krieger auch wissen, daß der Drache ihm auf allen Wegen auflauern würde, doch das Antlitz des Drachen änderte sich, und der Krieger mußte so findig sein, es zu erkennen. Natürlich verfiel der Krieger nicht selten in Trägheit und irrte umher, ohne die vorbestimmte Heldentat zu vollbringen.
Man wird fragen: "Warum mußte der Krieger die Überirdische Festung verlassen? Konnte er den Feind nicht von dort aus niederschlagen? Besaß er etwa weder Pfeil noch Speer? Um die Festung herum nisteten wohl keine Drachen?" Es geht jedoch darum, daß der Krieger die verborgensten Ungeheuer finden muß. Sie halten sich in tiefen Schluchten auf. Je schwerer das Unterfangen, desto lichter ist die Heldentat, desto siegreicher die Rückkehr des Kriegers in seine Festung.
Möge der Mensch intensiv daran denken, daß seine Festung nicht auf der Erde ist. Ebenso muß man daran denken, daß alle irdischen Arbeiten um der Rückkehr in die Überirdische Festung willen vollbracht werden. (Br II, 803)

Jeder Schüler der großen Mysterien muß den blinden Kampf mit den seinen Weg versperrenden Dämonen aufnehmen, er muß jene erbärmlichen elementalen Selbste vernichten, die um ihr Dasein kämpfend aus der Tiefe ihrer Qualen „gib, gib, gib“ ausrufen. Diesen hat er nicht nur entgegenzutreten, um sie abzuwehren, sondern er muß sie mit kalter, leidenschaftsloser Überlegenheit erschlagen, um Raum für das höhere, das uneigennützige Selbst zu gewinnen. (TL I, 16)
Tsong
 
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